Prolog - Via Attrezzata Colle Sagnette


Publiziert von Nik Brückner , 15. September 2024 um 14:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 6 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 550 m
Strecke:10,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto von Crissolo hinauf zum Parkplatz am Pian del Re
Unterkunftmöglichkeiten:Pian del Re, Rifugio Quintino Sella

Der Monviso ist ein faszinierender Berg. Der südlichste Gipfel über 3500 Metern in den Alpen, der nächsthöhere Berg ist 60 Kilometer entfernt. Der Viso selbst überragt das meiste in seiner Umgebung um 800 Meter. Man sieht ihn von weitem, sehr weitem, angeblich sogar vom Mailänder Dom und vom Mont Ventoux. Ich habe ihn auf meiner Tour mit Judith7 von Wien nach Monaco zum ersten Mal gesehen, am 13. 7. 2015 von der Punta Sella aus. Die ist 120 Kilometer entfernt! Wie beeindruckend er ist, wird auf diesem Foto deutlich, das ich von der immerhin noch 60 Kilometer entfernten Melone aus aufgenommen habe.
 
Knapp einen Monat nach der Punta Sella, am 7. 8., sind wir dann daran vorbeigelaufen. Vorbeigelaufen! Ja, denn die Bedingungen waren nicht ideal. Der Berg zieht sich nachmittags meist ohnehin zu (und wird deshalb gern auch Nonviso genannt), und damals kam wohl auch noch mehr dazu. So dass wir ihn stehen ließen, links von uns, als wir die 26 Kilometer vom Rifugio Jervis nach Casteldelfino unter die Vibrams nahmen.


Aber dann schaut man zurück, tagelang, wochenlang, und diese unverkennbare Form, diese gigantische Pyramide brennt sich ins Gedächtnis ein. Hätte man's vielleicht doch probieren sollen? Hätte man überhaupt was gesehen? Wäre man hochgekommen?

Neun Jahre ist das jetzt her, und das ist kaum zu glauben. Die Zeit vergeht, aber der Monviso nicht. Und ich ließ nicht locker, irgendwann den WoPo1961 ins Auto, und wir fuhren hinunter nach Crissolo. Den Monviso besteigen. Und das ging, nach drei Eingehtouren, einem unfreiwilligen Pausentag, viel Bangen ums Wetter (kleiner WoPo-Tip: Falls das Wetter mal nicht passt, immer ganz viel Wetterberichte studieren!! Denn EINER sagt immer gutes Wetter voraus :-) und die Bedingungen am Berg, so:



Zwei Tage braucht man, normalerweise. Einen Tag für den Aufstieg zum Rifugio Quintino Sella, und einen Gipfeltag. (es geht auch deutlich schneller...) Erneut starteten wir am Pian del Re (2020 m).

Dort befindet sich ein mittelgroßer Parkplatz, ideal für Wanderungen, Bergtouren und Klettereien. Pauschalpreis: 10 Euro pro Tag, man kann für mehrere Tage im Voraus zahlen. Es gibt einen Parkscheinautomaten, der Bargeld nimmt, und kein Rückgeld gibt.


Und wieder ging es hinüber zur PoquelleSorgente del Po (2030 m).

Der Po ist der längste Fluss Italiens. Er fließt von den Cottischen Alpen aus ostwärts durch Norditalien. Die Länge des Flusses beträgt entweder 652 km oder 682 km, wenn die Maira, ein Nebenfluss am rechten Ufer, mit einbezogen wird.
 
Die Quellgewässer des Po werden von einer Quelle gebildet, die aus einem steinigen Hügelhang am Pian del Re sickert. Der Po verläuft dann entlang des 45. Breitengrads nach Norden, bevor er in einem Delta endet, das in die Adria in der Nähe von Venedig ragt.


Von hier aus zieht der markierte Wanderweg dann links hinauf zu einem Wasserfall, der aus dem Lago Fiorenza (2153 m) gespeist wird, einem wunderschönen Bergsee, an dessen linkem Ufer es nun weitergeht

(WoPo: Moooment! Ich möchte noch eben die kleine und feine Geschichte erzählen von Nik und seinen Wasserflaschen!! Beim Einparken auf dem Pian del Re sagte er noch, dass er nicht vergessen darf Wasserflaschen in den Rucksack zu packen. Nach der 3. Kehre auf dem Weg zum Lago Fiorenza kam`s, wie es kommen musste: dem guten Nik fiel siedendheiß ein, dass die kostbaren Wasserflaschen immer noch im Auto und nicht im Rucksack waren. Hurtigen Schenkels ging`s deshalb für IHN wieder hinab... und nochmals zum (un)geduldig wartenden WoPo hinauf. HM? Was soll ich dazu sagen: für so`n Wasserfläschchen wäre ich nicht nochmal abgestiegen. Bei gewissen anderen Getränken sähe der Sachverhalt möglicherweise anders aus :-))

Hihi! Stimmt, genau so war's, WoPo! :oD


Am Südufer teilt sich der Weg: Rechts geht's zum Lago Superiore, halblinks zum Rifugio Quintino Sella.

An dieser Stelle enthüllte der Monviso eines der wenigen Male in dieser Woche sein Haupt und zeigte uns, was wir am nächsten für ein Gigant dieser Berg ist. 1700 Meter über uns ragte sein Gipfel über die Wolken.

Der Weg führt weiter in einen Sattel und dort rechts weiter hinauf.

Und von dort aus war nun der Berg sogar fast in seiner Gesamtheit zu sehen. Eine mächtige Pyramide! 

Ein letzter Blick hinunter zum Lago Fiorenza, dann folgten wir dem Pfad weiter bergan - und nachdem ein Rechtsabzweig ignoriert wurde - bald wieder bergab zum zweiten See des Tages, dem trüben Lago Chiaretto (2261 m).

Der Hüttenzustieg folgt dem Ostufer. Hier ignoriert man einen Linksabzweig zum Pian della Regina. Dann führt der Weg den anfangs noch grünen, weiter oben zunehmend steinigen Hang hinauf. Dort, wo von rechts eine steinschlaggefährdete Variante herüberkommt, biegt man links ab, dann zieht der zunehmend steinige Weg in den breiten Sattel zwischen Monviso (rechts) und Viso Mozzo (links) hinauf. Eigentlich ein weites, mit zahllosen Blöcken gefülltes Hochtal, durch das man noch lange auf immerhin gut ausgebautem Weg wandert, bis man schließlich den höchsten Punkt zwischen Parkplatz und Hütte erreicht hat, den Colle del Viso (2650 m). Von hier aus sind es dann nur noch zehn Minuten zum Rifugio Quintino Sella (2640 m).

Pian del Re - Rifugio Quintino Sella: markierter Wanderweg (T3), 2,5h


Eine fantastische Hütte! Toll eingerichtet, perfekt ausgestattet, ein sehr nettes Team. Und eine ungewöhnlich vielfältige Auswahl an Speisen und Getränken gibt es obendrein. Die haben sogar eine Weinkarte - und gleich mehrere Aperitifs. Einer davon: der Monviso Spritz....
 
(Da weiß man sofort, dass der Brückner`s Nik keine Ahnung von einem gepflegten Bier hat! Wer NUR Weinkarte und Spritz-Zeug nennt und das FRISCH gezapfte Bier unerwähnt lässt, wird mit einem weiteren WoPo-Kommentar bestraft)

Nach einem gemütlichen Mittagessen machten wir uns dann daran, jenen Teil unserer morgigen Route auszukundschaften, den wir im Dunkeln würden gehen müssen: den Klettersteig Via Attrezzata Colle Sagnette hinauf zum, naja, zum Colle Sagnette.

Dazu geht's erst einmal in wenigen Minuten hinunter zum Lago Grande di Viso (2590 m) und von hier aus, sich stets rechts haltend, zum Beginn der Via Attrezzata Colle Sagnette auf ca. 2713 Metern. Hier hat man die Wahl, denn der erste Abschnitt ist umgehbar. Ketten helfen geradeaus einen bröseligen Rücken hinaufDie Umgehung links ist ein einfacher, guter Weg.

Wir stiegen hier an den Ketten hinauf, nahmen im Abstieg und am folgenden Tag aber die Umgehung.

Kurz nach dieser ersten Stufe kommen beide Einstiegsvarianten wieder zusammen, und zusammen geht es nun einen Serpentinenweg hinauf zum eigentlichen Hauptabschnitt des Klettersteigs in der Felswand oberhalb.

Hier begegneten wir einer Steinbockfamilie: Opa, Mama und ein paar Kleine. Wir beobachteten die Tiere eine Weile, dann stiegen wir weiter auf.
 
Es folgen ein paar erste noch ungesicherte Meter, dann beginnen an einer Infotafel die Kettensicherungen, die von hier aus bis zum Passo delle Sagnette durchlaufen. Die Route quert anfangs leicht ansteigend in die Felswand hineinausgesetztes Gehgelände wechselt sich mit leichten Kletterstellen ab. Bald geht es dann rechts ca. 50, 60 Höhenmeter eine einigermaßen steile, teils ausgesetzte Felsrippe hinauf, das Herzstück des Klettersteigs. Hier macht die Kletterei am meisten Spaß. Schwierig ist das nicht, überall hat es gute Griffe und Tritte im zumeist festen Fels. Wir machten ein Prinzip daraus, die Ketten nicht zu benutzen.
 
(WoPo: Es macht tatsächlich großen Spaß und (Kraxel)Freude, all die hervorragenden Tritte und Griffe zu nutzen, OHNE sich an den Ketten hinauf zu ziehen. Selbst am frühen Morgen im  Stirnlampenschein!! Für mich eines der schönsten Abschnitte der Tour)

Zuletzt folgt eine weitere, nur noch leicht ansteigende Linksquerung mit noch einmal ausgesetzten Passagen, besonders ein kurzer Abstieg in eine Rinne ist ein bisschen unangenehm. Dann ist mit dem Passo delle Sagnette (2991 m) auch das Ende der Via Attrezzata erreicht.

Rifugio Quintino Sella - Passo delle Sagnette: markierter Wanderweg (T3) und Klettersteig (B)/leichte Kletterei II, 1:10h

 
...wo wir dann leider enttäuscht wurden: Während das Bivacco Boarelli an den türkisfarbenen Laghi delle Forciolline gut zu sehen war, verhüllte der höchste Berg der Cottischen Alpen, der "König aus Stein" nicht nur sein Haupt, sondern so ziemlich alles. Von der Südwand, durch die sich die Route zieht, die wir am nächsten Tag nehmen wollten, war nichts zu sehen.

Und so kehrten wir wieder zurück zur Hütte, ein wenig enttäuscht zwar darüber, dass wir das Antlitz des Königs nicht hatten erblicken dürfen, aber gut genug informiert über den Klettersteig, so dass wir am nächsten Tag das Klettersteigset getrost in der Hütte zurückließen. Das ist keine Empfehlung, nur eine persönliche Entscheidung. Uns hat sie am Gipfeltag Gewicht und Zeit gespart, sicherer ist es natürlich mit vollständiger Klettersteigausrüstung. 

 
Also, die Via Attrezzata Colle Sagnette wieder hinunter, weiter ab zum Lago Grande di Viso (2590 m), und drüben hinauf zum Rifugio Quintino Sella (2640 m).

Passo delle Sagnette - Rifugio Quintino Sella: markierter Wanderweg (T3) und Klettersteig (B)/leichte Kletterei II, 1h


Tja, und dann aßen wir zu Abend, quatschten mit Anna aus Turin, und schliefen in eine kurze, recht schlaflose Nacht voller Hoffen und Bangen hinein. Unstetes Wetter, seit Tagen, 30 Zentimeter Neuschnee, dazu die traditionell sehr eigenwilligen Sichtverhältnisse am Viso - würden wir es am darauffolgenden Tag zum Gipfel schaffen? Die Bergführer, die am Nachmittag heruntergekommen waren, hatten gute Bedingungen versprochen...

(Der WoPo könnt ja jetzt schon was verraten.... tuta aba nich :-)

Tourengänger: WoPo1961, Nik Brückner


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