Jebel Toubkal (4167) - Rundtour


Publiziert von cardamine , 21. Mai 2024 um 21:03.

Region: Welt » Marokko » Hoher Atlas
Tour Datum: 4 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: MA 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2470 m
Abstieg: 2470 m
Strecke:21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Marrakesch - Asni - Imlil (ca. 1,5 h)
Unterkunftmöglichkeiten:Refuge des Mouflons, Refuge du Toubkal CAF oder Refuge du Neltner

Der Jebel Toubkal ist der höchste Berg des Hohen Atlas, Marokkos und gar ganz Nordafrikas. Diese "Superlative" in Verbindung mit der leichten Erreichbarkeit von Marrakesch und der geringen Schwierigkeit der Besteigung haben zu fast massentouristischen Auswüchsen am Berg geführt.

Organisation
Da man das touristische Potenzial voll ausschöpfen will, gibt es seit 2019 eine Guidepflicht. Für erfahrene Berggänger nervig, bei dem Massenansturm teils unerfahrener Touristen dennoch nachvollziehbar. Es gibt unzählige Tourenanbieter, bei denen man im Voraus oder auch spontan die Besteigung buchen kann. Der Tourenanbieter organisiert die Abholung von Marrakesch zum Startpunkt Imlil, die Reservation der Hütte und den Gepäcktransport via Maultier zur Hütte. Tierliebhaber sollten diesen Service meiden, was dort abläuft, wäre bei uns ein grober Verstoss gegen das Tierschutzgesetz. Die Abläufe am Berg sind eingespielt und auch für «deutschen Geschmack» funktioniert alles effizient und reibungslos.

Übernachtung
Es gibt drei Hütten, das private Refuge des Mouflons, das Refuge du Toubkal des französischen Alpenvereins und die Neltner Hütte. Wir haben im Refuge des Mouflons übernachtet, welches laut Google noch am "besten" sein sollte. Es gibt sogar Zweierzimmer und warme Dusche für ca. 2 €. Über die Sauberkeit findet man im Internet allerhand abschreckendes, meiner Meinung nach ist das Problem aber nicht der mangelnde Putzwille der Belegschaft, sondern dass manche Bevölkerungsgruppen eben echte Saubären sind. Rücksichtnahme auf Zimmernachbarn kennen manche ebenso wenig. Meine Empfehlung: Reserviert euch ein Zweizimmer, wir haben in einem Mehrbettzimmer mit Arabern geschlafen, die absolut rücksichtslos die ganze Nacht geredet und Sachen umgepackt haben, sodass keine Minute Schlaf zustande kam.

Essen und Trinken
Tajine und Minztee bis zum Abwinken, so lässt sich das Essen zusammenfassen. Ok zumindest beim Frühstück bleibt man verschont, dort gibts Schwarztee und Brot mit Marmelade. Zum (späten) Mittagessen und Abendessen gibt es Tajine, in einem Tonkochtopf gegartes Gemüse mit Fleisch oder Fisch mit stets reichlich Koriander. Schmeckt lecker, ist aber für den für den europäischen Magen etwas gewöhnungsbedürftig... Minztee ist für den Marokkaner so wichtig wie der Espresso für den Italiener und wird zum Essen und auch zwischendurch serviert. Essen stellt i.d.R. nicht die Hütte bereit, sondern der Maultiertreiber, der eine Nebenrolle als Koch innehat.

Ausrüstung
Schwere Bergschuhe kann man getrost zuhause lassen, leichte Trekkingschuhe reichen für die Gipfelbesteigung vollkommen aus. Für den Weg zur Hütte fanden wir Trailrunners sehr angenehm. Die Guides gehen alles mit Turnschuhen. Eine warme Jacke ist für den Gipfel sinnvoll, für den Hüttenzustieg kann auch Frau kurze Hose tragen, sie sind in der Gegend dran gewöhnt. Ein Cap zum Schutz vor der aggressiven Sonne ist sinnvoll. Für die Hütte braucht man einen eigenen (warmen) Schlafsack. Wenn es denn mal schneit, was in den letzten 10 Jahren wegen dem Klimawandel immer seltener wird, braucht man ggf. Steigeisen. Stöcke für das Geröll und eine Stirnlampe für frühen Start sollten auch ins Gepäck. Dinge, die man beim Hüttenzustieg nicht benötigt und die das Maultier trägt, sollte man in einem schmutzdichten, leicht abwaschbaren Dufflebag oder ähnliches verstauen.

Schwierigkeit
Die Besteigung ist technisch leicht, mehr Trekking als Bergtour. Der Normalweg ist T2, die Abstiegsvariante durch das Nordtal T3. Die Kraxelei auf den Imouzzer Vorgipfel würde ich zwischen T3+ oder T4- einstufen, die muss man aber nicht machen. Der Toubkal wird in der Regel als 2- oder 3-Tagestour absolviert. Für die 2-Tagesvariante ist eine gute Kondition erforderlich, da beim Abstieg dann 16 km und 2400 Höhenmeter zusammenkommen. Bei Schnee ist der Berg logischerweise anspruchsvoller und Gehen mit Steigeisen sollte man schon mal geübt haben. In Jahren, wo es viel Schnee gibt (die immer weniger werden) kann der Toubkal auch mit Ski bestiegen werden. Akklimatisierung war bei uns kein Thema, wir sind direkt am Tag nach dem Hinflug aufgestiegen und haben auf der Hütte überhaupt nichts von der Höhe gemerkt. Aufgrund der südlichen Lage merkt man die Höhe viel weniger.

Route und Verlauf
Tag 1: Imlil - Refuge du Toubkal (12 km, 1400 Hm, ca. 5 h)
Nachdem wir von unserem Hotel in Marrakesch nach Imlil gebracht wurden, gab es den obligatorischen Begrüssungsminztee mit unserem Guide Ibrahim. In Imlil wurde noch Wasser und Toilettenpapier geshoppt (im Tourenpreis nicht inbegriffen und auf der Hütte viel teurer) und zusammen mit unserem Hüttengepäck aufs Maultier verladen. Dann ging es los, zunächst durch grünen Laubwald das Dorf aufwärts, vorbei an einem Wasserfall, ein beliebtes Ausflugsziel, und dann hoch in das Dorf Aroumd. Bis dorthin könnte man auch mit dem Auto fahren und eine Stunde sparen, aber die Guides wollen einen die schöne Wegstrecke nicht verpassen lassen. Nach Aroumd geht es über ein Schotterfeld und letzte Obstplantagen in den Toubkal-Nationalpark hinein. Kurz hinter dem Nationalparkeingang befindet sich eine Kontrollstation, wo man die Pässe zeigen muss und sichergestellt wird, dass man einen Guide dabeihat. Dahinter geht es durch Zypressen talaufwärts, der Weg ist gut ausgebaut und nach 2 Stunden ist die Häuseransammlung Sidi Chamarouch erreicht, wo unser Maultiertreiber schon das Mittagessen vorbereitet hatte. Viele Marokkaner kommen für einen Tagesausflug dorthin, um an den Wasserfällen zu sitzen. Nach der Siedlung wechselt der Weg die Hangseite, nun geht es immer rechterhand des Flusses bergauf. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Häuschen, wo man Erfrischungen kaufen könnte. Nach 5 Stunden inklusive Mittagessen erreichten wir die burgähnlich aussehenden Hütten, wo wir in der untersten, dem Refuge des Mouflons, Quartier bezogen.

Tag 2: Jebel Toubkal - Refuge du Toubkal (9 km, 1070 Hm, ca. 6 h)
Da wir eine weitere Nacht auf der Hütte geplant hatten, durften wir "spät" starten, d.h. um 7 Uhr (diejenigen, die nach Imlil absteigen, müssen schon um 3 Uhr los). Zunächst wird der Fluss auf einem Steg überquert, auf der anderen Uferseite gibt es die erste und einzige Kletterstelle. Danach führt ein breiter Weg diagonal einen Schutthang hinauf in das Tal zwischen Toubkal West und Hauptgipfel. Dort geht die Hangneigung etwas zurück. Wir blieben auf der linken Wegspur, die rechte sei steinschlaggefährdet, erklärte unser Guide. Obwohl wir recht flott unterwegs waren, stellte er uns vor die Wahl: Entweder Toubkal West und gleicher Abstieg oder die Runde. Wir hätten gern beides gemacht, aber weil wir noch einen Tag mit ihm hatten, wollten wir uns es nicht verscherzen. An der Tizi n'Toubkal machten wir eine Pause und nahmen dann die letzten 200 Höhenmeter in Angriff. Höhenbedingt nun etwas langsamer, aber dafür, dass wir null Akklimatisierung hatten, doch erstaunlich gut. Nach drei Stunden war das Dach Nordafrikas erreicht. Weil Ibrahim am Gipfel viele Kollegen zum Reden hatte, "durften" wir eine ganze Stunde auf dem Gipfel bleiben. 

Der Abstieg über den Nordgrat ist etwas anspruchsvoller (T3), man muss in steilem Schotter sicher treten können. Wir bestiegen noch den Imouzzer, also zumindest den Vorgipfel, denn zwischen diesem und dem höchsten Punkt klafft ein breiter Spalt. Auch für den Vorgipfel ist etwas Klettergeschick nötig. Ein weiterer Gegenanstieg zum «Flugzeugmotorgipfel» stand an. Vor 40 Jahren kollidierte dort ein Frachtflugzeug, der Motor blieb hängen, während sich die restlichen Teile über den Hang darunter verteilt haben. Beim Abstieg durch das Tal nördlich des Toubkal stiessen wir immer wieder auf Teile des Flugzeugs. Aus dem Tal führt ein Querpfad hinüber zu den Hütten, somit ist fast kein Gegenanstieg notwendig. Um 14 Uhr war das Refuge de Mouflons wieder erreicht, wo wir uns schon ein wenig ärgerten, dass wir den Toubkal West nicht besteigen durften und nun herumhocken mussten. Da blieb nur «Abwarten und (Minz)Teetrinken»...

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine
Communities: Ultras


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