4000er im Hohen Atlas - Vol. 2


Publiziert von frmat , 15. November 2017 um 16:22. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Marokko » Hoher Atlas
Tour Datum:29 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: MA 
Zeitbedarf: 8 Tage
Aufstieg: 4200 m
Abstieg: 4200 m
Strecke:ca. 50km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Taxi Marrakesch - Imlil (ca. 300 MDH)
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche Gästehäuser in Imlil und Aroumd, empfehlenswert: Hotel du Soleil Imlil (200MDH Ü,F) Refuge Toubkal (CAF) (23€ Ü,HP) Refuge Mouflons (privat) Zelten nahe der Hütten (Zelten und Kochen je 1,5€ p.T.)
Kartennummer:Oxford Alpine Club - Toubkal & Oukaimeden

Die Bergwelt Marokkos ist ein ganzjährig beliebtes Trekkinggebiet. Benni und ich haben vor vier Jahren hier unsere *erste gemeinsame Tour unternommen und dabei den Toubkal sowie drei weitere Viertausender besucht. In wenigen Flugstunden lässt sich von Europa aus eine völlig andere Welt erreichen, was einem v.a. in den Souks von Marrakesch eindrücklich vor Augen geführt wird. Im Frühjahr bekamen wir Lust die Gegend ein weiteres Mal zu besuchen, lässt sich doch vor Ort noch so vieles entdecken. Eine gute Reisezeit ist der Herbst, dann sind die Tagestemperaturen erträglich und es ist auch mit weniger Touristen zu rechnen.

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Im Hohen Atlas gibt es unzählige attraktive Wandermöglichkeiten, wobei der absolut überwiegende Teil lediglich eine Zweitagestour auf den Toubkal unternimmt. Über die anderen Gipfel gibt es im Internet z.Z. leider wenig bis gar keine Informationen. Damit möchten wir ein wenig aufräumen. Ihr könnt euch daher unten (und auch bei unserer letzten Tour vor vier Jahren) die GPX-Tracks zu den einzelnen Viertausendern runterladen.

Das Gebirge zählt (je nach Definition) neun bis elf Gipfel über 4000m. Es sind dies:

Toubkal: 4167m
Timesguida n'Ounakrim: 4089m
Ras n'Ounakrim: 4083m
M'Goun: 4068m
Afella: 4043m
Afella Nordgipfel: 4040m
Akioud: 4035m
Toubkal Westgipfel: 4030m
Imouzzer (= Toubkal Nordgipfel): 4010m
Biiguinoussene: 4002m
M'Goun Südwestgipfel: 4001m

H. Kiendler zählt in seinem Buch "Bergführer Afrika" neun Gipfel, da er Afella N und M'Goun SW keine Eigenständigkeit zugesteht.

Mit Ausnahme des M'Goun-Massivs liegen alle Gipfel im Toubkal-Nationalpark und damit in Schlagdistanz zum Refuge Toubkal.

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Sonntag, 29.10.17: Frankfurt - Marrakesch - Imlil
Der bescheidenste Teil der Reise liegt gleich am Anfang. Wir sind uns einig, dass die sagenhaft schlechte Airline Air Arabia Maroc uns mit unserem bisherigen Negativ-Rekord bei Flügen verwöhnt. Nicht nur, dass die Informationen teils widersprüchlich und viel zu spät eintreffen. Mit sage und schreibe 3,5h Verspätung hebt die völlig verdreckte Maschine gen Süden ab. Glücklicherweise haben sich die Negativerfahrungen für die Reise damit erledigt, der Rückflug war wider Erwarten zufriedenstellend. Nichtsdestotrotz erreichen wir morgens um drei Uhr unsere gute Unterkunft in Imlil und werden sogar noch aufgenommen.

Vorab noch ein Wort zu den Fotos: Bei meiner Kamera müssen jeweils zwei Stunden von der Aufnahmeuhrzeit abgezogen werden.


Montag. 30.10.17: Imlil - Refuge Toubkal
Noch leicht gerädert und ausgehungert packen wir die Sachen für den Esel zusammen und machen uns ans Frühstück. An dieser Stelle einige Worte zur Ausrüstung: Wer nur auf den Toubkal will sollte mit einer normalen Trekkingausrüstung auskommen. Die Schwierigkeiten überschreiten nirgend den unteren T3-Bereich. Für die Hütte ist in jedem Fall ein warmer (bis 0°C) Schlafsack empfehlenswert, da es je nach Jahreszeit in den ungeheizten Lagern recht kalt werden kann. Stöcke, Stirnlampe und Sonnenschutz gehören auch unbedingt zum Equipment. Oft sind zudem leichten Grödeln (Snowline Chainsen Pro sind echt coole Dinger) eine echte Hilfe, zumindest wenn man noch andere Gipfel im Visier hat. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Hütten mit 3200m schon eine nennenswerte Höhe haben, langsam gehen und viel trinken hilft bekanntlich. Und dann kanns auch schon losgehen.

Wir machen und erst am frühen Mittag auf den Weg, der uns durch einen hübschen Wald und an diversen Souvenir-Ständen vorbei die Steilstufe hinauf nach Aroumd führt. Hier hat sich viel getan, oben empfängt uns unerwarteteweise eine Straße. Überhaupt hat sich die Gegend auf den zweiten Blick zumindest deutlich verändert. Es ist aufgeräumter, moderner und man sieht viel mehr Frauen. Bzw. man sieht überhaupt Frauen. Vor vier Jahren war das noch ganz anders.
Durch das ausgetrocknete Flusstal wechseln wir auf die orog. rechte Talseite und wandern gemütlich über ausgetretene Serpentinen bergan. Nach gut zwei Stunden gönnen wir uns in Sidi Chamharouch eine Pause. Die Hälfte der Wegstrecke liegt nun hinter uns. Anschließend wird das Gelände ein klein wenig ruppiger. Immer wieder müssen wir Eseln mit ihren Führern ausweichen. Wir sind froh, nicht in der Mittagshitze aufsteigen zu müssen und bummeln bewusst langsam die Hänge hinauf, sodass wir kurz nach 17h die Hütten erreichen. Da es um 18:30h Abendessen gibt beziehen wir noch schnell die Lager und legen uns auch früh schlafen. Gesamtgehzeit: ca. 4h


Dienstag, 31.10.17: Refuge Toubkal - Tizi n'Tadat/Biiguinoussene - Refuge Toubkal
Gegen halb zehn brechen wir zu einer ersten Akklimatisierungstour auf. Die Karte zeigt westlich der Hütte einen Pfad zum ca. 3800m hohen Pass "Tizi n'Tadat" an. Von hier aus wollen wir versuchen den Gipfel der Biiguinoussene (gesprochen BiggiNUSSn) zu erreichen. Im Netz finden sich spärliche Informationen aber auch eine sehr grobe Aufstiegsskizze (s. auch eine solche von uns bei unseren Fotos zum Aufstieg von der Hütte zum Pass und von dort zum Gipfel).
Zunächst queren wir den Hang auf deutlicher Pfadspur und steigen im Geröll zu einer Geländekante (in den Topos = "Absatz, Beginn Rinne") an (Steinmann, 30Min, T2). Hier öffnet sich der Blick in die Schlucht des Baches, der zum Tizi n'Tadat führt. Wir bleiben zunächst am Grund der Schlucht und kraxeln über grobe Blöcke empor. Kleine Steinnmännchen weisen den Weg, der durch dorniges Kraut teilweise recht unangenehm zu begehen ist. Die Wegspuren werden immer undeutlicher. Nach ca. 100Hm (30Min, T3+) wird der Talgrund nach rechts verlassen und dort im steilen Geröll über Rinnen und Bänder aufgestiegen. Eine weitere Wegbeschreibung ist kaum möglich. Man bleibt grundsätzlich auf der rechten (i.S.d.Auf.). bzw. orog. linken Talseite, diversen Felsstufen ausweichend und erreicht so die steilen Felswände des Tadat auf ca. 3600m. Bis hierher verlangt das Gelände einen guten Orientierungssinn und Erfahrung in Geröll und leichten Felsen (1,5h, T4, I). Nun queren wir nach links und mühen uns über teils heikle Schrofen und eine abschließende Geröllrinne hinauf zum Tizi n'Tadat (30Min, T4+). Wir sind uns einig, dass die eingezeichnete Pfadspur in der Karte übertrieben ist. Als "Weg" kann man das vorgefundene nicht bezeichnen. Vielmehr handelt es sich um seltene und nicht durchgehende Pfadspuren, die unerfahrene Wanderer nicht in dieses Gelände lotsen sollte.
Während die anderen beschließen es für heute gut sein zu lassen, mache ich mich an den letzten Abschnitt zum Gipfel der Biiguinoussene. Dazu quere ich den markanten Felsturm auf der Westseite und treffe nun wieder auf deutliche Pfadspuren und einen mit Steinmännchen markierten Weg, der mich ohne große Orientierungsprobleme auf ca. 3920m führt (Stockdepot). Hier schlägt mein Foto aus dem Netz einen Aufstieg rechterhand vor (später in etwa meine Abstiegsroute), jedoch führen die Spuren nach links. Ich entscheide mich für die Spuren, quere ein breites Band mit Geröllauflage und treffe bald auf eine von grobem Schutt gefüllte, rutschige Rinne, die rechterhand zum Gipfelaufbau leitet. Nach wenigen Metern wird mir die Sache jedoch zu heikel und ich tausche die Rinne gegen einfache, feste Felsen (T5, II, Schlüsselstelle). Unvermittelt stehe ich in einer Gratscharte auf dem aus mehreren Türmchen bestehenden Gipfelgrat, Nach rechts klettere ich über einen südlichen Vorgipfel unschwierig zum höchsten Punkt der Biiguinoussene (Steinmann, 30Min ab Tizi n'Tadat). Ein recht selten besuchter Gipfel ist erreicht.
Nach einigen Fotos geht es über den nördlichen Vorgipfel (Steinmann) und ein System aus Bändern und einfachen Felsstufen wieder hinab zum Stockdepot. Klettertechnisch mag der Abstiegsweg leichter sein, jedoch machen die Schneereste und die Brüchigkeit der Felsen das Ganze recht heikel (T5, I), sodass ich froh bin, bald wieder den Pass zu erreichen (20Min ab Gipfel).
Während des Abstiegs kann ich die anderen gelegentlich unten in der Flanke beobachten. Schuttreißen erleichtert den Weg talwärts enorm, bereits nach wenigen Minuten sind wir wieder vereint unterwegs. Der restliche Abstieg fordert an einigen Stellen nochmal unsere Aufmerksamtkeit, ist von oben jedoch deutlich einfacher zu finden. Am Nachmittag sind wir zurück an der Hütte (1,5h ab Pass).  Gesamtgehzeit: ca. 5h


Mittwoch, 01.11.17: Refuge Toubkal - Toubkal-Überschreitung - Refuge Toubkal
Wie eingangs erwähnt ist der Toubkal das Ziel von 98% aller Hüttengäste. Von denen wiederum starten fast alle um 6h an der Hütte, erreichen den Gipfel gegen 9h und steigen nach dem Mittagessen wieder ab nach Imlil. Dafür müssen die Trekker dann aber meist eisige Gipfeltemperaturen ertragen. Sofern man die Zeit hat macht es weitaus mehr Sinn erst später am Tag aufzubrechen. Schließlich gibt es keinen Gletscher und somit keine Notwendigkeit früh oben zu sein. Dann geht man außerdem nicht nur den Massen aus dem Weg, sondern kann den Gipfel auch meist in der warmen Sonne genießen. Eine dritte Option wäre gegen 2h in der Nacht zu starten, dann ist man pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel.
Wieder blasen wir gegen halb zehn zum Aufbruch. Unser Aufstieg führt die Normalroute über den Südcol hinauf. Der Weg ist durchgehend eine breite Trasse, teilweise markiert und nur selten von echten Kraxelpassagen unterbrochen. Nach gut 2,5h erreichen wir problemlos den Südcol. Benni und ich biegen schon vorher rechts ab und statten noch dem wenig selbstständigen Toubkal Oueste einen Besuch ab (am Schlussgrat kurz T3+, knapp 30Min ab Südcol), schön nach vier Jahren mal wieder hier zu sein. Gemeinsam mit den anderen wandern wir hinauf zum großen Triangulationspunkt auf dem Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos und ganz Nordafrikas (1h ab Westgipfel). Außer uns ist noch eine andere Gruppe da, die jedoch bald den Rückzug antritt. Wir genießen eine Stunde alleine in der wärmenden Sonne an diesem tollen Platz und fühlen uns in unserer antizyklischen Besteigungstaktik vollauf bestätigt.
Benni und ich wollen im Anschluss den Berg überschreiten. Diese Variante wird deutlich seltener begangen, ist dabei aber kaum schwieriger, zumindest wenn man auf den Imouzzer verzichtet. Lediglich der obere Nordgrat ist mit T3+ eine Idee schwieriger einzustufen als der Normalweg von Süden. Die Schneeauflage würzt das Ganze noch ein wenig, jedoch stehen uns auf dem Weg zum Nordcol keine Schwierigkeiten im Wege (30Min, T3+).
Ein Abstecher zum Nordgipfel des Toubkal, dem Imouzzer, erscheint uns allzu verlockend, sodass wir den Spuren im Hang entlang seinem Gipfelgrat zustreben. Leicht ist der Berg jedoch nicht zu haben. Die Gipfelregion besteht aus etlichen Anhöhen und Türmchen, von denen der höchste Punkt von Westen aus gesehen, die dritte Erhebung darstellt (s. Besteigungsskizze bei den Fotos). Der erste Gipfelpunkt ist dabei unschwierig zu erreichen, die beiden nachfolgenden (Vor- und Hauptgipfel) indes deutlich anspruchsvoller. Ob ein Queren auf der Nordseite möglich ist können wir nicht beurteilen, die Schneelage lässt diese Variante als zu gefährlich erscheinen. Wir entscheiden uns daher für die Südseite und klettern in der Flanke durch einen markanten Spalt, wenig unterhalb des Gratfirstes ostwärts. Über leichte Felsen gelangen wir schließlich zum Steinmann auf dem Vorgipfel (T4, I). Während des Übergangs hat es den Anschein, dass der höchste Punkt ohne Schwierigkeiten vom Vorgipfel aus erreichbar sei. Dem ist nicht so. Wir machen ein langes Gesicht, denn die trennende Scharte ist gut 10m tief und nach unten überhängend, so wird man sich wohl auch auf dem Hohen Riffler fühlen, was ich leider nur aus Berichten kenne. Stattdessen geht es am Imouzzer wieder ein kurzes Stück zurück, eine Rinne auf der Südseite gut 15m hinab, dann nach links und über eine weitere unangnehme Rinne in die Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel. Es folgt die Schlüsselstelle: ein kurzes 3m-Wändchen (II+), wobei man sich zunächst ein wenig nach links hinauslehnen muss (und die dort abbrechende Wandflucht in voller Größe genießen kann), ehe zwei, drei kräftige Züge zum Schlussgrat leiten, über den schließlich der Gipfel des Imouzzer gewonnen wird (T5, II+, 5Min vom Vorgipfel, 10Min vom ersten Gipfel). Das ganze geht's anschließend ohne großes Zaudern zurück, wobei spätestens im Nordcol die Anspannung spürbar abnimmt (knapp 1h vom Nordcol zum Imouzzer und zurück, inkl. Auskundschaften der richtigen Route).
Der Abstieg durch das nördliche Tal, vorbei an Wrackteilen eines abgestürzten Flugzeugs, geht flott von der Hand. Schuttreißen gibt's leider nur selten. Dennoch ist der Rückweg in 1,5h gut zu schaffen, sodass wir prünktlich mit den letzten Sonnenstrahlen und kurz vor dem Abendessen wieder am Refuge Toubkal eintreffen. Gesamtgehzeit: ca. 6,5h


Donnerstag, 02.11.17: Refuge Toubkal - Tizi n'Ougane (Benni)/Akioud und Versuch Afella (Matze) - Aroumd
Einer geht noch, vielleicht sogar zwei. Dachte ich, schließlich stehen mit Afella und Akioud nur noch zwei 4000er hier, die noch fehlen. In einem langen Tag könnten beide Gipfel kombiniert werden, sodass ich heute bereits um sechs aufstehe und mich eine Stunde später in böigem Wind und beißender Kälte auf den Weg mache. Leider ist Benni heute nicht mit von der Partie, er wird ausschlafen und sich später mit Chris auf den Weg zum Tizi n'Ouagane machen, wo die beiden von einem herrlichen Panorama empfangen werden.

Mich führt der Weg zunächst in die gleiche Richtung. Da weder der Akioud noch die Afella mit Wegen erschlossen sind, heißt es auch heute wieder den Orientierungssinn einzuschalten. Nach 20Min öffnet sich im Westen eine enge Schlucht mit Bach, dies ist der erste einmündende Bach nach der Hütte. Hier geht's rauf. Der Weg ist vergleichbar mit dem Gelände von vorgestern, auch hier steige ich eine zeitlang IN der Schlucht auf, wechsle auf ca. drei Viertel ihrer Länge auf die Hänge rechts und gelange auf diese Weise ohne Probleme auf die weiten Schuttfelder, die von Akioud und Afella herabziehen (T4-, I, 1h ab Hütte). Zu meiner Überraschung treffe ich hin und wieder auf schwache Begehungsspuren, die sich weiter oberhalb immer öfter verlieren. Zwischen beiden Gipfeln befindet sich eine markante Felsbastion, wobei diese sowohl links als auch rechts (dort liegt der Tizi n'Afella) durch Einschartungen vom Akioud (links) und der Afella (rechts) getrennt ist. Wer den Akioud besteigen möchte (s. Besteigungsskizze bei den Fotos) sollte die linke Scharte anvisieren, rechts herum soll es auch möglich sein, was ich aber nicht getestet habe. Die weiten Geröllfelder bereiten keinerlei Probleme, wohl eher der nervige Wind, der mir heute ordentlich um die Nase weht. Der Schlussanstieg hinauf zur Scharte führt über steile Geröllhalden und schließlich eine schmale Rinne (gehtechnische Schlüsselstelle, T5-, 1h). Überhaupt müssen Geröllfetischisten hier einen einzigen Dauerhöhepunkt erleben, fest ist hier fast garnix. Entsprechend vorsichtig mache ich mich nun an die Begehung des Gipfelgrates, zunächst entlang deutlicher Wegspuren rechts vom Grat, weiter oben direkt über die Schneide (T4, I). Schließlich geht es nicht mehr höher und ich stehe in herrlicher Position auf dem Akioud (30Min). Zwei Wanderer sind gerade im Begriff vom Ras n'Ounakrim zum Timesguida zu wechseln, am Toubkal herrscht Hochbetrieb. Nur für den Akioud interessiert sich heute niemand. Na mir solls Recht sein, nur schade, dass Benni heute nicht dabei ist.
Ich gönne mir eine kurze Gipfelrast und steige wieder zu dem Punkt ab, wo ich aus der Schlucht ausgestiegen bin (45Min ab Akioud). Laut einer Kartenskizze soll die Afella über zwei Rinnen auf ihrer Ostseite zu besteigen sein. Das trifft wohl auch zu - im Winter. Letztere Info hatte ich leider nicht, sodass ich zunächst wieder bergwärts steige, in der Hoffnung irgendwo einen Durchschlupf zu finden. Trotzdem muss ich dem heiklen Gelände bereits nach kurzer Zeit Tribut zollen. Alleine ist die Nummer heute nicht zu verantworten. Wie ich später in der Hütte erfahre führt die Sommerroute wohl von Westen um und auf den Berg, da hätte ich lange suchen können (oder mir für 40€ einen Bergführer auf der Hütte anheuern sollen, hmpf). Naja, so ist es dann eine Gelegenheit zum Wiederkommen :) (45Min bis Hütte).

Da wir keine Lust hatten dem Schnarchkonzert einer weiteren Nach beizuwohnen, schnüren wir alsbald das Ränzlein und nehmen den Abstieg bis Aroumd unter die Füße (3h, T2). Am Vorabend haben wir bereits mit Mohammad, dem Hüttenwart, einen Schlafplatz im Gästehaus seines Brudes ausgedealt (200MDH Ü,HP). Überhaupt ist der Rückweg durch das Berberdorf ein Muss. Die engen Gassen, die Moschee, die stolzen Menschen. All das bietet ein einmaliges Ambiente und bietet einen tollen Einblick in diese archaisch wirkende Welt. Wir werden freundlich empfangen, lecker bekocht und genießen die erste richtige Dusche nach den Tagen am Berg. Gesamtgehzeit: ca. 7h


Freitag, 03.11.17 - Sonntag, 05.11.17: Aroumd - Imlil - Marrakesch - Frankfurt
Schließlich steigen wir noch die wenigen Höhenmeter nach Imlil ab, besuchen den Wasserfall und einen kleinen Laden, wo wir natürlich erstmal zum Tee eingeladen und vollgeschwatzt werden. Anstandshalber kaufen wir eine Kleinigkeit. Im Hoteil du Soleil wartet schon unser Gepäck. Nach dem Kaffee geht's im Taxi zurück nach Marrakesch, wo wir diese Reise gemütlich ausklingen lassen.

Tourengänger: frmat, Benniben


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Geodaten
 38034.gpx Imlil - Refuge Toubkal
 38035.gpx Refuge Toubkal - Biiguinoussene
 38036.gpx Refuge Toubkal - Toubkal-Überschreitung
 38037.gpx Refuge Toubkal - Akioud

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Kommentare (3)


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dominik hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2017 um 21:15
Schöner Bericht! Wir waren zum gleichen Zeitpunkt südlich von Dir mit dem VW Büssli unterwegs und haben aus der Entfernung die Schneereste am Toubkal bewundert :-)

frmat hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2017 um 21:42
Hi Dominik, besten Dank.
Ja mitm Bus stell ich mir das sehr lässig vor! Was habt ihr denn genau gemacht? Hoffe, ihr hattet wenigstens euer Angelzeug inkl. Bleigewichte dabei ;)
Sportliche Grüße

boerscht hat gesagt: Afella
Gesendet am 26. Juni 2022 um 09:35
Ich war letzte Woche im hohen Atlas unterwegs mit dem Plan alle 4000er dort zu besteigen…hat letztendlich aufgrund von Wetter und Magenproblemen nicht ganz geklappt.
Die Überschreitung von Akioud zum Afella ging jedoch auf. Ohne Bergführer gebe ich dir hier recht, ist der Weg fast nicht auffindbar. Auf den Afella Süd sind wir den SW Grat geklettert. Teils tolle Kaminkletterei (3+) in erstaunlich festem Fels durchzogen von nicht so tollen Schuttrinnen. Wegführung abenteuerlich…auch der Abstieg ziemlich direkt in die Scharte zwischen Akioud und Afella. Die Westliche Umgehung und Aufstieg von Norden auf die Afella Gipfel ist sicherlich einfacher, jedoch mit viel Schutt und ordentlich zusätzlichem Anstieg/Strecke verbunden.
Bericht folgt hoffentlich demnächst mal wenn ich dazu komme :)

Danke für die Idee der 4000er in Marokko!
Gruß Adrian


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