Bielleser Höhenweg extended - von ganz unten auf den Monte Rosa


Publiziert von LeiOaEisn , 3. November 2023 um 22:48.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 7 Juli 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 14 Tage
Aufstieg: 14400 m
Abstieg: 11400 m
Strecke:127 km

Diese zweiwöchige Wanderung ist für mich eine ganz besondere Tour und bricht auch einige persönliche Rekorde: Der Ausgangspunkt ganz unten im Aostatal liegt knapp 3000 m niedriger als der Endpunkt an der Bergstation der Indren-Seilbahn. Der höchste Punkt, das Schwarzhorn im Monte Rosa, war sogar über 4000 m höher als der Start. Darüber hinaus ist die Route auch sehr abwechslungsreich; erst ein anspruchsvoller Höhenweg, dann mehr oder weniger klassisches Hüttentrekking und zum Schluss echte Hochtouren in Schnee und Eis.

Die Planungen nahmen ihren Anfang, nachdem ich im DAV-Panorama (4/2022) vom Bielleser Höhenweg (Alta Via delle Alpi Biellesi, AVAB) gelesen hatte; es gibt sogar eine Art offizielle Webseite. Der Weg ist interessant zu gehen und überraschend einsam. Weite Strecken im T3- bis T4-Gelände und ein paar längere Gratkraxeleien wechseln sich mit kurzen, aber anstrengenden versicherten Passagen ab. Dabei nehmen die Schwierigkeiten von Süden nach Norden tendenziell zu. Die Königsetappe ist der 7 km lange Grat am dritten Tag der AVAB.
Die AVAB ist typischerweise von Norden nach Süden beschrieben. Diese Richtung hat die Vorteile, dass mehr Gratklettereien im Aufstieg und mehr Seilpassagen im Abstieg gemacht werden, ausserdem kann man den Klettersteig Ciao Miki am Monte Mars mitnehmen. Andersrum geht es aber auch, sogar konditionell etwas ausgeglichener, auch wenn man vielleicht eine Übernachtung mehr einplanen muss.

Das waren unsere Etappen, die wir zu viert bestritten (Einzelberichte werden noch ergänzt):

1. Aufstieg von Pont-Saint-Martin im Aostatal zum Rifugio Mombarone 2000 m höher. T2.
Der Ort hat den Vorteil, gut mit dem Zug erreichbar zu sein. Einige Wandernde auf der GTA, die ja auch die Bielleser Alpen durchquert, nutzen den Ort als Aus- oder Einstiegsort. Darüber hinaus kann man von Settimo Vittone aus auch bis auf 1500 m (sich) hinauffahren (lassen). Eigentlich beginnt (endet) die AVAB aber in San Carlo / Graglia, von wo aus es Busse nach Biella gibt.

2. Vom Rifugio Mombarone zum Rifugio Coda. T4.
Eine Halbtagesetappe zum Eingehen und teilweise überlappend mit der GTA.

3. Vom Rifugio Coda zum Rifugio Barma. T4, I, KS B/C.
Über den Monte Mars, den höchsten Gipfel der Bielleser Alpen. Klassischerweise wäre die Unterkunft die Capanna Renata, die dieses Jahr wegen der geschlossenen Seilbahn aber auch zu hatte.

4. Vom Rifugio Barma zum Rifugio della Vecchia. T5, I, KS D.
Die Königsetappe, nicht nur konditionell. Die überraschende Schlüsselstelle ist ein praktisch griffloser Kamin mit einem charakteristischen Klemmblock darin und immerhin einem Seil, an dem man sich hochziehen kann. Die Etappe kann auch über den AV1 umgangen werden.

5. Vom Rifugio della Vecchia zum Rifugio Rivetti. T5, I, KS B/C.
Ausgesetzte, teils weglose Traversen und zum Schluss ein zackiger Grat, der auch umgangen werden kann. Am Rifugio Rivetti endet die AVAB und man kann nach Piedicavallo absteigen (T3).

Wir aber setzten unsere Wanderung dem Kammverlauf folgend nach Norden fort. Auch dort geben einige Fernwanderwege Inspirationen zu den Verbindungen zwischen den Hütten. Die Etappen:

6. Vom Rifugio Rivetti zum Rifugio Valle Vogna auf der GTA. T3.
Typisch für die GTA war der Weg eher gemütlich und es war (verhältnismässig) viel los. Einige Gipfelabstecher sind möglich.

7. Vom Rifugio Valle Vogna zum Ospizio Sottile und aufs Corno di Valdobbia. T5, bis zur Hütte T3.
Die Route über den Lago della Balma ist eine Variante des Sentiero Italia (SI), der ansonsten noch das ganze Land umspannt.

8. Vom Ospizio Sottile zum Rifugio Carestia mit den Gipfeln Cresta Rossa und Corno Bianco. WS, II, ohne Gipfel T4.
Der Weg verläuft teilweise auf der Alta Via Tullio Vidoni (AVTV), einem dreitätigen Höhenweg, der das Corno Bianco umrundet.

9. Vom Rifugio Carestia über den Passo delle Pisse zum Rifugio Zar Senni. T5.
Auch dieser Abschnitt folgt der AVTV, einem Weg mit vielen steilen Scharten und Traversen.

10. Vom Rifugio Zar Senni zum Rifugio Gabiet über den Zubecoll und Corno Rosso. T3.
Dieser Übergang folgt fast der Tour Monte Rosa (TMR), die allerdings nördlich über den Col d'Olen führt.

Nach dem klassischen Hüttentrekking widmeten wir uns, nun (planmässig) nur noch zu dritt statt zu viert, dem Erreichen höherer Gipfel auf der Lystal-Seite. Und auch sonnigerer Gipfel, denn der Kamm zwischen Piemont und (Region) Aostatal war oft die Wetterscheide zwischen sonnig (Aostatal) und wolkig bis neblig (Piemont). Dass es immer höher geht, merkten wir nicht nur an den immer mehr Leuten, sondern auch an den Hüttenpreisen. Die Etappen:

11. Vom Rifugio Gabiet zu Orestes Hütte mit Runde über den Tellschospitz. T3.
Die sehr kurze Distanz zwischen den Hütten nutzten wir als Pausentag und zum Besorgen der Hochtourenausrüstung (mit Seilbahn).

12. Von Orestes Hütte übers Hochlicht zum Rifugio Mantova. T4, I.
Beim Aufstieg zur ziemlich hoch gelegenen Hütte war unsere Akklimatisation durch viele Übernachtungen um die 2000 m Höhe praktisch.

13. Vincentpyramide über den Südwestgrat. WS+, II, Eis bis 40°.
Nach einer morgendlichen Gewitterepisode, die wir auf der Capanna Gnifetti aussassen, schaffte ich es trotz stürmischem Wind auf den Gipfel.

14. Balmenhorn und Schwarzhorn. WS+, Eis bis 50°.
Zusammen mit hunderten anderen marschierten wir über die doch recht spaltigen Gletscher zu diesen zwei kleinen Gipfeln. Anschliessend ging es zur Bergstation der Indren-Seilbahn und über drei Sektionen ins Tal nach Staffal. Von dort fährt ein Bus (echt billig) zurück nach Point-Saint-Martin.

So sehr sich die Tour auf die letzten Höhepunkte hin aufgebaut hatte, so schnell war alles wieder vorbei. Für den langen Aufstieg von Pont-Saint-Martin zum Schwarzhorn hatten wir uns 14 Tage Zeit genommen, für die 4000 m runter brauchten wir nicht einmal sechs Stunden!

Tourengänger: LeiOaEisn


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