Zum ersten Schnee: Hundsrücken, Hauersköpfe, Vorderes Sauloch und Hornisgrinde


Publiziert von Schubi , 4. Dezember 2020 um 12:50.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 2 Dezember 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 665 m
Abstieg: 665 m
Strecke:15.6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz an der Schwarzwaldhochstraße (B 500), direkt nördlich der Einmündung der Landstraße L 87
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Ski- und Wanderheim Ochsenstall, ganzjährig geöffnet

In nun schon jährlicher Tradition (*klick und *klack) geht es auch heuer zum ersten Schnee hoch zum Hauptkamm des Nordschwarzwalds. Aufbauend auf bereits gegangenen Touren hab ich mir diesmal einen Schlenker nach Osten zu mir noch unbekannten Bergen vorgenommen (Kleiner und Großer Hauerskopf). Auf der Topo-Karte sind zwischen den Beiden auch noch zwei Tobel in steilem Gelände verzeichnet, das (haha) Hintere und Vordere Sauloch ;o) Vielleicht wären das ja interessante Orte für Wegloses in trockenen Monaten und so beschließe ich, mir wenigstens heut schon mal das Vordere Sauloch von oberhalb anzuschaun.

Als vorweihnachtlicher Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder hier passt Chet Atkins' Jingle Bells Rock übrigens supergut.

Am Dienstag gab es Schneefälle und glücklicherweise kann ich mir für Mittwoch freinehmen. Schon beim Hochfahren Vorfreude beim Eintauchen in die frisch verschneite Waldlandschaft. Start und Ziel ist ein Wanderparkplatz an der Schwarzwaldhochstraße, etwas nördlich der Einmündung der Sasbachwaldener Landstraße. Zunächst auf dem Weg gegenüber in den Wald hinein und nordöstlich/östlich mit guter Ausschilderung bergan zum Ski- und Wanderheim Ochsenstall. Ich werde es heute auch ein zweites Mal passieren. Bis hierhin gab es auch Spuren anderer Gänger, sogar jemand mit Schneeschuhen war schon unterwegs, circa 15 cm hoch liegt der Schnee bei ca. minus 3 Grad. Ab dem Ochsenstall nun stapfe ich als Erster durch den Schnee. Jetzt erneut ansteigend den Westrücken des Hundsrückens (1081 m) hoch. Er ist ein weithin übersehener Berg mit wild-hochmooriger Gipfel und einem urigen Pfad, der mittig drüber verläuft,  letzten Winter war ich zum *ersten Mal hier. In alter Schwarzwald-Tradition ist die höchste Stelle des Bergs eine flache Kuppe und trotz der offenene Hochmoorfläche darf man auf einen Fernblick hier nicht hoffen. Leider senkt sich nun der Wolken-Nebel, der sich laut Prognose im Lauf des Tages hätte lichten sollen, wieder tiefer und schiebt sich in die Bäume. Das ist schade, denn Fernblick- und Tiefblick-Stellen hatte ich für den späteren Tourenverlauf eigentlich schon eingeplant. Aber noch ist Zeit ... und die Hoffnung stirbt ja eh zuletzt. Ganz unabhängig davon geniesse ich die absolute Stille um mich herum.

Jetzt den Ostrücken des Hundsrückens herab, mal pfadig, mal auf Forstweg in leichtem Auf und Ab. Nach einem Sattel mit Wegspinne auf einem Forstweg hoch zum Großen Hauerskopf (988 m), bzw. erstmal an seiner Nordwestseite herum. Dann GPS-geleitet zu seinem höchsten Punkt. Der liegt auf einer Kahlschlag-Lichtung und mir wird klar, warum der Große Hauerskopf seinen Namen trägt :-I  Ok, ich bin in einem bewirtschafteten Forst und der eigentlich Grund war wohl Borkenkäfer-Befall und deswegen großräumiges Abholzen. Nun weglos am Südhang runter bis zum nächsten Forstweg. An der Wegspinne im nächsten Sattel einen wiederum aufgelassenen Forstweg schnurstracks hoch zum Kleinen Hauerskopf (940 m). Auch hier alles angenehm unspektakulär. Und unglaublich still. Neben dem höchsten Punkt des Bergs steht ein Jägersitz und von ihm immerhin kann ich den Blick in den Nebel etwas erhabener geniessen (und praktischerweise dabei auch veschpern ;-) Auf selbem Weg wieder herab und an der Wegspinne rechts runter zum oben erwähnten Vorderen Sauloch. Die Benennung von Fluren und Gewannen treibt ja mitunter schöne Blüten. Ich würde sagen, Vorderes (und natürlich auch Hinteres!) Sauloch sind da definitiv Highlights und vermute, die Waldarbeiter vergangener Jahrhunderte hatten viel Freude daran, sich passende Namen für ihre Forstreviere auszudenken ;-) Vom breitem Forstweg nördlich bergab müsste ein Pfad ins Sauloch abzweigen. Dank GPS finde ich ihn, er ist aber offenbar aufgelassen. Über zahlreiche umgestürzte Bäume wurschtle ich mich trotzdem ein Stück herunter ins Sauloch bis zu einem leise plätschernden Wasserlauf. Ich beschliesse, im nächsten Sommer für eine Tobel-Erkundung wieder zu kommen, denn nebenan liegt ja auch noch das Hintere Sauloch ;-)

Nun wieder hoch zur Wegspinne und dann westwärts auf Forstwegen, die mich in den südlichen Hängen (parallel zum Hinweg) der begangene Berge zurück zum Ochsenstall bringen. Diese Passage zieht sich ziemlich, auch Tiefblicke (die wahrscheinlich sonst möglich wären) in das unterhalb liegende Kar des Kleinen Biberkessels bleiben mir aufgrund des Nebels leider verwehrt. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und ich versuche, langen Fortsweg-Hatschern einfach etwas Meditatives abzugewinnen, schön gewachsene Bäume zu entdecken oder mich wenigstens schonmal auf das nächste Veschper zu freuen. Nach einer ganzen Weile begegnen mir Langläufer, die heute einfach mal selber spuren. Am Ochsenstall gibt es derzeit einen "Fensterverkauf". Super, da wärme ich mich doch mit einem Glühwein auf. Es folgt südlich der schöne rustikale Pfad entlang der nördlichen Karwand des Biberkessels, hoch auf das Gipfelplateau der Hornisgrinde. Na, streng genommmen ist man oben erstmal auf der Kleinen Grinde (1136 m) und nach dem Sattel mit dem SWR-Funkturm geht es nochmal ein paar Meter rauf zur höchsten Stelle der Hornisgrinde mit 1164 m. Auch wenn die Tour bisher größtenteils windstill war: das Gipfelplateau ist offen und sehr wetter-exponiert, also zieht es hier oben natürlich mal wieder. Aber entsprechend schön gefrostet ist die Vegetation rundum, und das ist ein zusäzlicher Blickfang zum eh schon filigran auf allen Zweigen verteilten Neuschnee. Die Äste der Bäume leuchten dadurch weiß vor den blaugrauen Nebelwolken und die Kamera hat gut zu tun. Als höchster Berg des Nordschwarzwalds und mit leider viel Infrastruktur zieht die Grinde natürlich reichlich Besucher an. Aber bei dem frischen und trüben Wetterbedingungen heute habe ich nur wenige Begegnungen.

Es geht kurz auf den Bismarckturm auf dem höchsten Punkt des Berges, und dann entlang der Abbruchkante, die die Wand des Biberkessel-Kars (östlich unterhalb) bildet, zum Wegpunkt Dreifürstenstein. Hier statte ich "meiner" Windwurf-Fichte von 2018 einen Besuch ab und laufe dann westlich zum Aussichtspunkt an der Grindehütte. Auch hier: keinerlei Fern- und Tiefblicke. War eh klar :-( Ich wende mich nach Norden und gehe paar hundert Meter auf dem Hauptweg bis ein Pfad links runter zum Waldrand abzweigt, wo ich wiederum auf einen querlaufenden Pfad treffe. Der bringt mich rechts/nördlich nun durch viel Wildnis erst durch eine Waldpassage und dann herrlich rustikal-felsig die Nordwestflanke der Grinde hinunter. "Normalerweise" hätte man hier auch schöne Blicke ... aber, hey, ein bisschen heben sich die Nebelwolken nun und ich kann immerhin bis zum nächsten Bergrücken unterhalb blicken. Trittsicherheit ist gefragt, unter der Schneedecke sist der Pfad felsig. Ein Wegrand-Fels lädt zum letzten Veschper und ich geniesse nochmal die Atmosphäre dieses Wintertags. Der Pfad taucht wieder in den Wald ein und führt nach Querung mehrerer Forstwege direkt herab zum Startpunkt.

Fazit: eine erfrischende Runde mit vielen schönen Eindrücken war's. Und auch unspektakuläre Berge wie die Hauersköpfe haben mal einen Besuch verdient. Die Grinde ist für Wetter-Drama immer gut zu haben. Und die Saulöcher kommen auf die Weglos-To-Do-List für den Sommer, vllt. wird's im unteren Bereich noch felsiger.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 4. Dezember 2020 um 14:44
Tolle Aufnahmen!
Der Nebel behindert zwar die Fern- oder Ausblicke, jedoch machen sich die weichen, ins Nichts verlaufenden Hintergründe bei vielen Deiner ausgesucht tollen Motive mehr als gut. Ich bin begeistert!
Chapeau, das so herauszuholen

VG, Markus

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Dezember 2020 um 15:04
Hey Markus.
Danke dir für's Kompliment. Dort oben ist durch die Wetter-Exponiertheit eigentlich immer eine recht besondere Stimmung, und es lohnt, bei jeglichem Wetter mal herumzustapfen. Ob mit oder ohne Kamera, mit oder ohne Fernblick.
Schönen Gruß, Frank


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