Rund um den Bettelmannskopf: Kleine Grinde, Hundsrücken, Hochkopf sowie eine Tobel-Durchschreitung


Publiziert von Schubi , 25. Juni 2021 um 12:05.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:13 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 660 m
Abstieg: 660 m
Strecke:18,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Unterstmatt an der Schwarzwaldhochstraße
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Ski- und Wanderheim Ochsenstall

An einem neulichen, heißen Juni-Sonntag wollten wir der Hitze entfliehen und so hab ich uns eine Tour zurechtgezimmert, die weitestgehend auf den Höhen bleibt oder uns durch schattige Waldhänge führt. Am aller-schattigsten sollte es auf einem weglosen Tourenabschnitt werden, nämlich bei der Durchschreitung eines namenlosen Tobels am Nordosthang des Hundsrückens. Dort finden sich einige tief eingeschnittene Bachläufe im Distrikt "Känerloch". Gedachter Mittelpunkt unserer Runde ist der Bettelmannskopf, den wir letzten Winter auf den Langlauf-Skiern umrundet haben (und der eigtl. nur die östliche Rücken-Fortsetzung des Hochkopfs ist). Unsere Zeitplanung haben wir so angelegt, dass wir den Sonnenuntergang auf dem schönen, offenen Gipfel des Hochkopfs genießen würden können. Von da war es nicht mehr weit zurück zum Start-/Zielpunkt.

Als Soundtrack zum Tourenbericht empfehlen wir diesmal Eldorados gemütliches Tex Mex.

Start- und Zielpunkt der Rundtour ist Unterstmatt. Hier findet man aufgrund mehrerer Skipisten viel Parkfläche und auch zwei (eher auf Massenabfertigung von Bikern und Ski-Touris ausgerichtete) Einkehrmöglichkeiten. Die viel schönere Einkehr auf dieser Tour (nach ca. dem ersten Drittel) jedoch bietet der nur zu Fuß erreichbare Ochsenstall. Zu Beginn arbeiten wir uns am Westhang des Murkopfs in die Höhe und im Sattel dahinter dann auf die (Nord-)Westflanke der Kleinen Grinde. Bald öffnet sich der Wald und man hat herrliche Fernsichten in die Rheinebene. Auf der Kleinen Grinde (1136 m) waren wir vorletzten Winter und haben dort ein frostiges *Wolken-Sonnen-Drama erleben dürfen. Den Hornisgrinde-Hauptgipfel sparen wir uns diesmal jedoch. Wir wenden unsere Laufrichtung kurz vor dem SWR-Funkturm in einem spitzen Winkel nach Nordost und steigen den schönen Pfad zum Ochsenstall herab. Dabei geht man am oberen Rand des tiefen Biberkessel-Kars entlang. Wie alle Pfade, die an den Flanken der Hornisgrinde entlang zu ihrer Hochfläche führen, ist dies Pfädle herrlich felsig-wurzelig und natürlich viel empfehlenswerter als der asphaltiert-breite Weg nach oben. Weiter unten müssen wir uns über Akku-Mountainbiker wundern die wiederum sich wundern, dass sie hier wegen der Felsstufen im Pfad nicht hochkommen ... Die extreme Zunahme von E-Bikes finde ich inzw. recht nervtötend und sie bringt mMn viel Unruhe in die Natur. Eigentlich sähe ich einen Common Sense angebracht dergestalt, dass man sich in der Natur doch ausschliesslich mithilfe der eigene Körperkraft bewegen sollte (so wie es auch die Alpenvereine postulieren). Denn: wie soll das alles weitergehen? Rückstau beim Pfadbeginn? Ständiges Stehenbleiben und Durchwinken? Das ist für mich keine Erholung in "ruhiger" Natur mehr. Unten nach einer kurzen Waldpassage dann Einkehr im Ochsenstall, bei zwei Stück Kuchen sitzen wir im schönen Aussenbereich.

Nun den Westhang des Hundsrückens herauf, ein weiteres uriges Pfad-Erlebnis: es geht durch Heidelbeere, Heide, Rasenbinse, vorbei an Berg- wie Latschenkiefern. Hier ist man (im Gegensatz zur benachbarten Grinde) eigentlich immer alleine. Es folgt eine Passage durch wilden, unbewirtschafteten Wald, oben am Rand des Hochmoors (darin auch der höchste Punkt des Hundsrückens mit 1080 m) entlang und weiter auf der Ostflanke wieder sanft bergab, zunächst noch pfadig, dann auf breiterem Weg. Nach einer längeren Kuchen-Verdauungs-Rast im Waldgras nun ab dem nächsten Sattel auf Forstwegen den Nordosthang des Hundsrückens runter bis zum "Einstieg" in den erwähnten namenlosen Tobel. Er ist einer von mehreren Bächen im Distrikt Känerloch. Weiter östlich kämen sogar noch weitere Mini-Schluchten mit den schönen Namen "Vorderes/Hinteres Sauloch". Dort war ich *letzten Winter mal und eigtl. stehen die auch noch auf der To-Do-List, aber zu viel Unterholz wollmer heut net machen ... Wir sind gespannt auf unseren weglosen Touren-Abschnitt und steil wurzelig-geröllig geht es die Tobelflanke ins dunkle Ungewisse hinab. Unten am Bachlauf angelangt wurschteln wir uns nun, mal rechts, mal links von ihm wacker durchs Gehülz, hieven uns über Fallholz oder tänzeln (haha) drunter durch. Es gibt einiges zu entdecken, so z.B.: vom Wasser glattgeschliffenes Gestein, Fels-Aufschlüsse in den Tobelwänden, Moose und Botanik aller Couleur, Buntsandstein, der im Wasser kräftig rötlich leuchtet, und natürlich das Bächle selbst, das hier munter herabkullert. Lange Ärmel und Hosen sind an Orten wie diesen allerdings Pflicht. Trotz aller Verrenkungen macht die Herausforderung der "Weg"-Findung in kurzen Unterholz-Sichtweiten und an speziellen Orten wie diesem hier einen rechten Spaß! Auf der Höhe, wo von rechts ein zweiter Tobel einmündet, flacht das Gelände auch linkerhand etwas ab. Wir nutzen dies als Ausstieg und gehen auf einem aufgelassenen Forstweg und anschliessend über neuere Wege runter ins Tal des Hundsbach. Er ist recht breit und begleitet uns, mal laut rauschend, mal ruhiger, nun ein ganzes Stück. An diesem Weg können wir eine der größten Weißtannen des Nordschwarzwalds bewundern, die Franz-Oberle-Tanne. Sie ist stolze 41 m hoch (bei einem Umfang von 4,15 m) und ca. 250 Jahre alt. Vermutlich hat sie schon viele staunende Wanderer wie uns gesehen. Für ein Maßstabs-Foto stell sich die Ameliebste an den Fuß des Baums und umarmt ihn lieb, verschwindend klein wirkt sie gegen ihn. Irrtümlich hielt ich den Baum für die noch höhere "Große Tanne", diese steht aber wohl weiter östlich bei Hundsbach-Aschenplatz und ist leider kaum mehr auf Karten verzeichnet.

An der schön gelegenen Saulochhütte veschpern wir, queren dann den Hundsbach und arbeiten uns am Südhang des Bettelmannskopfs im Zickzack hoch, um auf den Bettelmannshaldenweg zu gelangen, auf dem winters die Untere Bettelmannskopfloipe entlangführt, auf ihr langlauften wir letzten Winter noch. Forstwegig nun in großen Bögen nach Norden/Nordwest, bis wir im Osthang des Pfrimmackerskopfs sind und diesen hochstapfen, zum Schluss durch die Heidelbeeren auf einem nicht mehr existenten Weg (sind aber nur ca. 300 m). Oben treffen wir auf den markierten, weithin bekannten Westweg und ihm folgen wir nun in südliche Richtung, und zwar den gesamten Bergrücken entlang, welchen Pfrimmackerskopf und Hochkopf zusammen bilden.

Bald ist ein Aussichtspunkt erreicht, der einen tollen Blick auf Bühlertal und die Rheinebene bietet. Weiter südlich geht dieser markierte Weg in einen heimelig geführten, schmalen Pfad über, der nun auf die Hochfläche des Bergzugs leitet und uns dort auch bis zu seinem höchsten Punkt bringen wird. Dabei gehen wir über eine der im Nordschwarzwald typischen Grinden und ihre sehr vielfältige Vegetation, gebildet von Heidekraut,Torfmoosen, Heidelbeeren, Rasenbinsen, Pfeifen- und Borstgräser, unterbrochen von vereinzelten Latschenkiefern, Birken und Ebereschen. Weitere, sehr informative Fakten zum hiesigen Hochmoor findet man übrigens hier. Dieser Tourenabschnitt ist definitiv nochmals ein Highlight, auch weil die Sonne nun schon tief steht und die urige Hochmoor-Landschaft in ein rötlich-warmes Licht taucht. Der Bewuchs öffnet sich schliesslich wieder und gibt prächtige Fernblicke frei, zunächst auf die südlich benachbarte Hornisgrinde, dann auch weiter nach Westen, in die Rheinebene. Wir überlegen, auf dem Bänkle am höchsten Punkt des Hochkopfs (1038 m) nochmal zu veschpern, entschliessen uns dann aber, die tolle Aussicht und den Moment des Sonnenuntergangs von etwas unterhalb zu geniessen, wo man auch mehr von der Rheinebene sieht. Kamera und Smartphone haben viel zu tun, aber nachdem die Sonne schliesslich hinter der Horizontlinie der Nordvogesen abgetaucht ist, machen wir uns auch auf, denn der Wind wird frischer. Jetzt nur noch ca 1,5 km den Pfad entlang, der im Zickzack auf dem Südhang des Hochkopfs herab führt, bis direkt an unsereren in Unterstmatt abgestellten Wagen.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: große Runde mit vielfältigen Erlebnissen und Eindrücken, jedoch auch mit langen Abschnitten auf breiten Forstwegen dazwischen. Der namenlose Tobel war ein tolles i-Tüpfelchen (nur hier T3+, liesse sich natürlich auch umgehen). Die urigen Grinden-Landschaften von Hundsrücken, Hochkopf und Pfrimmackerkopf sind definitv eine schöne Alternative zu inzwischen doch arg überlaufenenen Grinden-Bergen wie Hornisgrinde oder Schliffkopf.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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