Von Achern über die Hornisgrinde und den Omerskopf nach Bühl
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Wenn man, wie ich, oft mit dem öV unterwegs ist, schnappt man im Laufe der An- und Abreise zwangsläufig einiges davon auf, was mitreisende Fahrgäste bewegt. Auf der Anfahrt in den Süden fielen mir in diesem Jahr mehrere, teils studentische Wandergruppen auf, die ein Thema diskutierten, das auch auf dieser Seite nicht unbekannt ist, nämlich: Wie kann man in kurzer Zeit im Schwarzwald möglichst viele Aufwärtshöhenmeter ablaufen? Ein Thru-Hike auf einem der vielen Weitwanderwege sei ja doch etwas langwierig. Erkenntnis: Neben einigen steilen, teils auch langen Rampen gibt es Bergbahnen, die man für einen schnellen Zwischenabstieg nutzen kann. Vielleicht dreimal hintereinander den Schauinsland hoch...
Ambitionierte Radler haben hin und wieder das Ziel, 8848 Höhenmeter an einem Tag abzuradeln, was auch "Everesting" genannt wird. Auch diese Spezies radelt mangels geeignetem Höhenprofil außerhalb der Alpen und um Zeit einzusparen den gleichen Anstieg mehr oder weniger gerne x-mal hoch.
Nun, wer deutlich mehr als 1000 Höhenmeter aufwärts steigen möchte, muss zwischendurch auch wieder runter. Das liegt in der Natur eines Mittelgebirges. Es gibt aber im Schwarzwald zumindest einige Anstiege, die einen fast durchgehenden Anstieg von knapp über 1000 Höhenmetern am Stück erlauben. Während allerdings am Schauinsland oder am Belchen der Talbereich schnell verlassen wird, ist dies beim Aufstieg zur Hornisgrinde von Achern aus nicht der Fall: Hier sind erstmal 6 bis 7 flache Kilometer Vorgeplänkel in der Ebene und der Vorbergzone zu absolvieren, bei denen schon mal die Frage aufkommt, warum man nicht mit dem Bus an den Bergfuß fährt. Wenn man allerdings, wie ich heute, als Ausgangs- und Endpunkte konsequent Bahnhöfe nutzen möchte oder die 1000-Meter-Plus-Tour auf der Agenda ist, erübrigen sich diese Gedankenspiele.
Auf dem mit blauer Raute markierten "Regionalweg" vom Bahnhof Achern zum Ende nahe des Bismarckturms geht es zwischendurch sogar 60 Höhenmeter bergab, so dass man sich als Purist ohnehin eine andere Aufstiegsvariante zum höchsten Nordschwarzwälder Gipfel suchen muss.
Einige Anekdoten und informatives Wissen hat WolfgangM in seinem
Tourenbericht schon zum Besten gegeben.
Der Wegverlauf der blauen Raute lässt die Innenstadt von Achern aus, so dass man auf den Anblick des Rathauses am Markt leider verzichten und zu Beginn mit der nicht minder beeindruckenden Backsteinfassade des Bahnhofsgebäudes im 80er-Jahre-Stil vorlieb nehmen muss. In etwas umständlicher Routenführung macht der Weg einen Zusatzschlenker an einem modernen Hotel vorbei zum Beginn des Ortsteils Oberachern, um dann an der Illenau die Bebauung von Achern zu verlassen. Die Illenau war ursprünglich eine renommierte psychiatrische Heilanstalt, in der auch der bekannte Pfarrer und Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob im Winter 1894 seine Depression behandeln ließ. Heute befinden sich in den Gebäuden unter anderem die gesamte Stadtverwaltung, ein Museum und ein Bistro-Café.
Der Weg wendet sich ostwärts, und die ersten spürbaren Höhenmeter stehen an, bevor es durch Obstwiesen zur kleinen Siedlung Sandweg geht. Vor einem schönen Fachwerkhaus (Nr. 34) zweigt die Route auf einen steilen Wiesenweg rechts ab. Etwas oberhalb des Sasbachs gelangt man nach Sasbachwalden, das für seine Fachwerkhäuser bekannt ist. Kurz nach dem Wegweiser "Sonnenbrücke" führt eine Straße steil aufwärts. Diese wird aber schnell verlassen, indem man in einen schmalen Weg zwischen Mauer und Hecke einbiegt und in den Kurpark hinabsteigt. Trotz vieler Holzwegweiser läuft man an diesem Abzweig leicht vorbei. Über einige Treppenstufen geht es schließlich in die Ortsmitte.
Danach wartet am Hundeberg der erste giftige Anstieg. Über steile, aber mittels Treppen, Brücken und Stufen gut gangbar gemachte Abschnitte werden die folgenden 150 Höhenmeter der Gaishölle mit kleineren Wasserfällen des Brandbachs überwunden. Auf der vielbefahrenen Straße hinauf zum Gasthaus Bischenberg und nach Abkürzung der großen Kehre oben wieder ein Stück entlang der Straße nach Osten, dann im Wald hoch zur Hohritt, früher ein Hotel, mittlerweile, wie in noch stärkerem Maße das ehemalige Sanatorium Breitenbrunnen, seit Jahren, im Grunde schon Jahrzehnten, ein Lost Place mit morbidem Charme. Auch das Kolpingwerk ist dort schon längst ausgezogen. Tja, und gescheite Felsen sucht man auf dem "Felsenpfad" vergebens. Insgesamt also ganz schön unheimliche Orte, die man schnell hinter sich lassen möchte. Passend zu diesem Ambiente noch mein Erlebnis auf der gleichen Tour Ende Oktober 2021. In der Flanke des Schindelkopfs setzte sich plötzlich, für mich unerkennbar und unerwartet, eine Wildschweinrotte mit 20-25 Tieren in Bewegung, die nach Verlassen ihres Ruheortes im Wald in wahnsinniger Geschwindigkeit keine 100 Meter vor mir für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse sorgte. Ob die wohl schon Stammgäste in einer der Bauruinen sind?
Oberhalb der Schwarzwaldhochstraße heißt es dann, die letzten 250 Höhenmeter vorwiegend auf einem arg steinigen und teils steilem Pfad zurückzulegen, der selbst am Rand alles andere als gut begehbar ist und jede Menge Stolperfallen parat hält. Ich bin froh, dass ich mich für Trailschuhe mit gutem Profil entschieden habe.
Über die Hornisgrinde muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Die Sicht über dem Nebelmeer ist gut, aber nicht exzellent. Es gab für mich hier oben schon mehrere Tage mit toller Alpensicht. Aber da ich noch nicht einmal drei Stunden inklusive großzügiger Zwischenstopps unterwegs war, setze ich mich am Bismarckturm einige Zeit zum Vespern, Schauen und Genießen hin. Noch bin ich unschlüssig über meine Abstiegsroute. Ich habe einige Varianten abgespeichert, etwa den Westweg nach Forbach. Da beansprucht allerdings die Rückfahrt mehr Zeit als vom Rheintal aus. Nur die Bühlertalfelsen lasse ich außen vor, da diese an der Nebelgrenze sicherlich feucht und damit wenig spaßig sein werden. Also drehe ich erstmal zwei Mini-Runden, eine auf dem Hornisgrinde-Rundweg und eine über den Hundsrücken, bevor ich auf dem Westweg zur Unterstmatt absteige, wo man sich dann wieder vom ganzen Trubel verabschieden darf.
Auf schönem Weg, wenn auch nahe der Kreisstraße, leicht fallend zum Parkplatz Wittig und weiter sehr moderat hinauf zum Omerskopf, dessen Gipfel aufgrund des dichten Waldpelzes nur sehr begrenzten Ausblick bietet. Während ich an den beiden Aussichtspunkten des "Felsenblicks" noch die wärmende Sonne genießen kann, tauche ich kurz nach Passieren der Straße in den Nebel ein, und das heißt: Heute gibt's keine Sicht am Hardstein und am Mantelstein. Im weiteren Abstieg frieren mir fast die Pfoten ab. Ein steiler Abstieg führt nach Gebersberg und auf dem Ortenauer Weinpfad hinunter nach Neusatz. Dann wird's wieder etwas angenehmer von den Temperaturen. Die Sonne kommt gelegentlich durch die Nebeldecke. Ein netter und einsamer Abschnitt durch Weinberge, Wiesen und Wald wird durchwandert. Unterhalb der Burg Windeck weist mich die gelbe Raute am Hennegraben nach links. Geradeaus würde es über Riegel ebenfalls schnell Richtung Bühl gehen. In Rittersbach ist dann endgültig die Zivilisation erreicht. Beinahe schnurgerade leitet die Markierung über den Bannweg in die zunehmend dichtere Bebauung und ins Zentrum von Bühl mit seinem sehenswerten neugotischen Münster St. Peter und Paul von 1872-1876. Der 63 Meter hohe Turm, der unweigerlich an denjenigen des Freiburger Münsters erinnert, sticht schon bei der Anfahrt von Karlsruhe her ins Auge und setzt auch auf den letzten 1,5 Kilometern die Orientierungsmarke.
An der Südseite der Kirche vorbei flaniere ich durch den Stadtgarten in die Gartenstraße, bevor meine heutige Tour am Bahnhof von Bühl endet.
Fazit: Für November durchaus eine lange Wanderung, die aber nur bis zur Hornisgrinde anstrengend ist. Danach gibt es kaum noch Höhenmeter und eine nach Verlassen des Westwegs recht ruhige Variante. Beim Abstieg vom Omerskopf ist Trittsicherheit erforderlich. Als Vorbereitung für 12 Stunden-Touren bestens geeignet. Für Nordschwarzwald-Verhältnisse landschaftlich abwechslungsreich.
Ambitionierte Radler haben hin und wieder das Ziel, 8848 Höhenmeter an einem Tag abzuradeln, was auch "Everesting" genannt wird. Auch diese Spezies radelt mangels geeignetem Höhenprofil außerhalb der Alpen und um Zeit einzusparen den gleichen Anstieg mehr oder weniger gerne x-mal hoch.
Nun, wer deutlich mehr als 1000 Höhenmeter aufwärts steigen möchte, muss zwischendurch auch wieder runter. Das liegt in der Natur eines Mittelgebirges. Es gibt aber im Schwarzwald zumindest einige Anstiege, die einen fast durchgehenden Anstieg von knapp über 1000 Höhenmetern am Stück erlauben. Während allerdings am Schauinsland oder am Belchen der Talbereich schnell verlassen wird, ist dies beim Aufstieg zur Hornisgrinde von Achern aus nicht der Fall: Hier sind erstmal 6 bis 7 flache Kilometer Vorgeplänkel in der Ebene und der Vorbergzone zu absolvieren, bei denen schon mal die Frage aufkommt, warum man nicht mit dem Bus an den Bergfuß fährt. Wenn man allerdings, wie ich heute, als Ausgangs- und Endpunkte konsequent Bahnhöfe nutzen möchte oder die 1000-Meter-Plus-Tour auf der Agenda ist, erübrigen sich diese Gedankenspiele.
Auf dem mit blauer Raute markierten "Regionalweg" vom Bahnhof Achern zum Ende nahe des Bismarckturms geht es zwischendurch sogar 60 Höhenmeter bergab, so dass man sich als Purist ohnehin eine andere Aufstiegsvariante zum höchsten Nordschwarzwälder Gipfel suchen muss.
Einige Anekdoten und informatives Wissen hat WolfgangM in seinem

Der Wegverlauf der blauen Raute lässt die Innenstadt von Achern aus, so dass man auf den Anblick des Rathauses am Markt leider verzichten und zu Beginn mit der nicht minder beeindruckenden Backsteinfassade des Bahnhofsgebäudes im 80er-Jahre-Stil vorlieb nehmen muss. In etwas umständlicher Routenführung macht der Weg einen Zusatzschlenker an einem modernen Hotel vorbei zum Beginn des Ortsteils Oberachern, um dann an der Illenau die Bebauung von Achern zu verlassen. Die Illenau war ursprünglich eine renommierte psychiatrische Heilanstalt, in der auch der bekannte Pfarrer und Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob im Winter 1894 seine Depression behandeln ließ. Heute befinden sich in den Gebäuden unter anderem die gesamte Stadtverwaltung, ein Museum und ein Bistro-Café.
Der Weg wendet sich ostwärts, und die ersten spürbaren Höhenmeter stehen an, bevor es durch Obstwiesen zur kleinen Siedlung Sandweg geht. Vor einem schönen Fachwerkhaus (Nr. 34) zweigt die Route auf einen steilen Wiesenweg rechts ab. Etwas oberhalb des Sasbachs gelangt man nach Sasbachwalden, das für seine Fachwerkhäuser bekannt ist. Kurz nach dem Wegweiser "Sonnenbrücke" führt eine Straße steil aufwärts. Diese wird aber schnell verlassen, indem man in einen schmalen Weg zwischen Mauer und Hecke einbiegt und in den Kurpark hinabsteigt. Trotz vieler Holzwegweiser läuft man an diesem Abzweig leicht vorbei. Über einige Treppenstufen geht es schließlich in die Ortsmitte.
Danach wartet am Hundeberg der erste giftige Anstieg. Über steile, aber mittels Treppen, Brücken und Stufen gut gangbar gemachte Abschnitte werden die folgenden 150 Höhenmeter der Gaishölle mit kleineren Wasserfällen des Brandbachs überwunden. Auf der vielbefahrenen Straße hinauf zum Gasthaus Bischenberg und nach Abkürzung der großen Kehre oben wieder ein Stück entlang der Straße nach Osten, dann im Wald hoch zur Hohritt, früher ein Hotel, mittlerweile, wie in noch stärkerem Maße das ehemalige Sanatorium Breitenbrunnen, seit Jahren, im Grunde schon Jahrzehnten, ein Lost Place mit morbidem Charme. Auch das Kolpingwerk ist dort schon längst ausgezogen. Tja, und gescheite Felsen sucht man auf dem "Felsenpfad" vergebens. Insgesamt also ganz schön unheimliche Orte, die man schnell hinter sich lassen möchte. Passend zu diesem Ambiente noch mein Erlebnis auf der gleichen Tour Ende Oktober 2021. In der Flanke des Schindelkopfs setzte sich plötzlich, für mich unerkennbar und unerwartet, eine Wildschweinrotte mit 20-25 Tieren in Bewegung, die nach Verlassen ihres Ruheortes im Wald in wahnsinniger Geschwindigkeit keine 100 Meter vor mir für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse sorgte. Ob die wohl schon Stammgäste in einer der Bauruinen sind?
Oberhalb der Schwarzwaldhochstraße heißt es dann, die letzten 250 Höhenmeter vorwiegend auf einem arg steinigen und teils steilem Pfad zurückzulegen, der selbst am Rand alles andere als gut begehbar ist und jede Menge Stolperfallen parat hält. Ich bin froh, dass ich mich für Trailschuhe mit gutem Profil entschieden habe.
Über die Hornisgrinde muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Die Sicht über dem Nebelmeer ist gut, aber nicht exzellent. Es gab für mich hier oben schon mehrere Tage mit toller Alpensicht. Aber da ich noch nicht einmal drei Stunden inklusive großzügiger Zwischenstopps unterwegs war, setze ich mich am Bismarckturm einige Zeit zum Vespern, Schauen und Genießen hin. Noch bin ich unschlüssig über meine Abstiegsroute. Ich habe einige Varianten abgespeichert, etwa den Westweg nach Forbach. Da beansprucht allerdings die Rückfahrt mehr Zeit als vom Rheintal aus. Nur die Bühlertalfelsen lasse ich außen vor, da diese an der Nebelgrenze sicherlich feucht und damit wenig spaßig sein werden. Also drehe ich erstmal zwei Mini-Runden, eine auf dem Hornisgrinde-Rundweg und eine über den Hundsrücken, bevor ich auf dem Westweg zur Unterstmatt absteige, wo man sich dann wieder vom ganzen Trubel verabschieden darf.
Auf schönem Weg, wenn auch nahe der Kreisstraße, leicht fallend zum Parkplatz Wittig und weiter sehr moderat hinauf zum Omerskopf, dessen Gipfel aufgrund des dichten Waldpelzes nur sehr begrenzten Ausblick bietet. Während ich an den beiden Aussichtspunkten des "Felsenblicks" noch die wärmende Sonne genießen kann, tauche ich kurz nach Passieren der Straße in den Nebel ein, und das heißt: Heute gibt's keine Sicht am Hardstein und am Mantelstein. Im weiteren Abstieg frieren mir fast die Pfoten ab. Ein steiler Abstieg führt nach Gebersberg und auf dem Ortenauer Weinpfad hinunter nach Neusatz. Dann wird's wieder etwas angenehmer von den Temperaturen. Die Sonne kommt gelegentlich durch die Nebeldecke. Ein netter und einsamer Abschnitt durch Weinberge, Wiesen und Wald wird durchwandert. Unterhalb der Burg Windeck weist mich die gelbe Raute am Hennegraben nach links. Geradeaus würde es über Riegel ebenfalls schnell Richtung Bühl gehen. In Rittersbach ist dann endgültig die Zivilisation erreicht. Beinahe schnurgerade leitet die Markierung über den Bannweg in die zunehmend dichtere Bebauung und ins Zentrum von Bühl mit seinem sehenswerten neugotischen Münster St. Peter und Paul von 1872-1876. Der 63 Meter hohe Turm, der unweigerlich an denjenigen des Freiburger Münsters erinnert, sticht schon bei der Anfahrt von Karlsruhe her ins Auge und setzt auch auf den letzten 1,5 Kilometern die Orientierungsmarke.
An der Südseite der Kirche vorbei flaniere ich durch den Stadtgarten in die Gartenstraße, bevor meine heutige Tour am Bahnhof von Bühl endet.
Fazit: Für November durchaus eine lange Wanderung, die aber nur bis zur Hornisgrinde anstrengend ist. Danach gibt es kaum noch Höhenmeter und eine nach Verlassen des Westwegs recht ruhige Variante. Beim Abstieg vom Omerskopf ist Trittsicherheit erforderlich. Als Vorbereitung für 12 Stunden-Touren bestens geeignet. Für Nordschwarzwald-Verhältnisse landschaftlich abwechslungsreich.
Tourengänger:
quacamozza

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (1)