Zuckrig angehaucht über Hundsrücken und Hornisgrinde


Publiziert von Schubi , 9. Januar 2020 um 21:40.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 5 Januar 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 355 m
Abstieg: 355 m
Strecke:8,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW: Wanderparkplatz an der Schwarzwaldhochstraße (B 500), direkt nördlich der Einmündung der L 87. ÖPNV: Bus 245, Haltestelle Kaltenbrunnen B500.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Ski- und Wanderheim Ochsenstall, relativ ganzjährig geöffnet: http://www.wanderheim-ochsenstall.de

Zwar lässt der tiefe Winter im Schwarzwald leider noch immer auf sich warten, aber: in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat das Wetter für uns ein bisschen in die Zauberkiste gegriffen. Damit hatten wir sozusagen gar nicht gerechnet, denn ursprünglich dachten wir, dass eine dünne Schicht Schnee gefallen wäre, die Wettervorhersage wenigstens hatte es so angezeigt, und ein paar Sonnenminuten am Nachmittag dazu. Also legte ich uns eine kleine Tour zurecht, nicht zu lang, denn die Freundin war noch verschnupft. Es sollte in den Bereich der uns bis dato noch unbekannten nördlichen Häfte der Hornisgrinde (1164 m) und über einen Nachbarberg, den Hundsrücken (1080 m) gehen.

Umso überraschter waren wir, als wir dann am Sonntag am Nordwesthang der Hornsigrinde in den Wald gingen und höher stiegen: recht plötzlich auf ca 1000 m hat sich um jedes kleinste Detail der Vegetation, vom Heidelbeerstrauch bis zu den Nadeln der Bäume eine (sogar recht dicke) weiße Frostschicht gelegt. Es sah anders aus als der sonst übliche Raureif und wir kamen uns vor wie in einem Märchenwald.

In den höheren Lagen hat der Wind nachts die kühle, aber stark mit Feuchtigkeit gesättigte Luft an die kalte Vegetation getrieben und sie daran wie eine dünne Schicht Puderzucker sofort angefrieren lassen. Erst beim Weiterwandern fiel mir auf, dass der Waldboden komplett frostfrei war und dieser Vorgang seltsamerweise erst knapp darüber einsetzte.

Hier noch meine übliche Soundtrack-Empfehlung zum Bilderbetrachten: wenn dazu mal nicht Sugar Bush vom großartigen Bert Kaempfert passt :-)

Wir starten am einem Wanderparkplatz an der Schwarzwaldhochstraße. Gegenüber in den Wald hinein und bergan, über einige Wegkreuzungen hinweg nun grob in östliche Richtung, durchgehend ansteigend. Den Wegweiser zur Einkehr Ochsenstall ignorieren wir hier noch, wir kehren dort aber etwas später ein. Wir sind nun bald am Nordhang des Hundsrückens angelangt und es öffnen sich schöne Fernblicke in die durchgehend bewaldete Landschaft: im Norden der Hochkopf (1038 m) und Bettelmannskopf (1023 m). Im Nordosten sieht man das tiefe Tal von Hundsbach.

Fast oben angekommen wird der Wirtschaftsweg jetzt zum Pfad und wir stapfen ab hier durch erstaunlich tiefen Altschnee, der aber dankenswerterweise schon fest verharscht ist. Die Vegetation ist nun wilder und man sieht viel Sturmwurf und Schneebruch. Der Pfad umrundet den Hundsrücken fast an seinem höchsten Punkt und ist echt recht verwunschen. Nun in einer Schleife nach Südwesten/Westen und kurz darauf haben wir den höchsten Punkt (1080 m) des Hundsrückens erreicht. Hier befindet sich auf einer offenen Fläche inselartig ein kleines Hochmoor inmitten von Latschenkiefern. Ein stiller, schöner Ort. Zeit für einen Schluck aus der Thermoskanne.

Weiter geht es in westliche Richtung, erst noch eben, dann abfallend auf besagtem Pfad, der sich weiter schön wild durch die dichte Vegetation schlängelt und mit den zahlreichen zugefrorenen Pfützen viel Spaß macht. Bald schon öffnet sich der Blick aber wieder und wir sehen etwas tiefer vor uns unsere Einkehr, den Ochsenstall. Die Wirtschaft ist heute gut besucht, sie liegt in einem Sattel auf 1033 m zwischen Hundsrücken und Hornisgrinde.

Frisch mit Maultaschen und Käseplatte gestärkt geht es nun auf ebenjene hinauf, und zwar auf einem wiederum schön geführten, rustikalen und recht felsigen Pfad durch ihren Nordosthang. Dieser bildet etwas weiter dann die Wand des Biberkessels: ein eiszeitliches Kar östlich unterhalb der Grinde, über das ich bereits mal bei dieser Tour ausführlicher geschrieben habe. Der Pfad macht den ganzen Bogen der Karwand mit und führt hoch an ihre Kante. Iimmer wieder hat man schöne Blicke in die Ferne, bald rücken nun auch der SWR-Funkturm und das Windrad auf der Grinde mit ins Bild. Hier begegenen uns nun auch einige andere Wanderer. Die Hornisgrinde ist halt beliebt ... Aber zum Glück ist es bei weitem nicht so trubelig wie an ihrem südlichen Ende, wo in ihrem anderen Kar der bekannte (und tatsächlich malerisch gelegene) Mummelsse viel Auto- und Bus-Touristen anzieht.

Wir stapfen wacker weiter hoch. Leider gibt es zwischenzeitlich nur kurz eine Auflockerung der Bewölkung und jetzt zieht es wieder zu. Im Wetter auf der Hornisgrinde ist halt immer Musik. Die Prognose hat für den weiteren Nachmittag noch etwas Sonne vorhergesagt und so schnell, wie hier oben oft das Wetter wechselt, bleiben wir einfach mal optimistisch. Wir erreichen den kleinen Sattel mittig auf der Grinde, in dem der SWR-Funkturm steht. Nochmals geht es nun durch eine kurze Waldpassage, ansteigend auf dem weiterhin felsigen Pfad.

Der Pfad erreicht das offene Hochplateau der Grinde und der Blick öffnet sich noch weiter nach Osten, soweit es die Wolkenlücken halt zulassen. Auch der beeindruckende Tiefblick ins Biberkessel-Kar (an der Infotafel, etwas südlich vom Bismarckturm) ist heute recht stark von Wolken verstellt. Hier haben wir den südlichen Wendepunkt unserer Wanderung erreicht und nach einer gedanklichen Abfahrt die Lawinenrinne hinunter wir gehen auf gleichem Weg wieder zurück, nun also in nördliche Richtung, machen aber links noch eine kurzen Abstecher zu besagtem kleinen Aussichtsturm (es ist der Bismarckturm) an der höchsten Stelle der Hornisgrinde (1164 m).

Jetzt ist es leider wieder arg nebelig, sogar vom nahen Windrad sieht man nur noch dessen Fuß. Wieder auf dem Weg, auf dem wir schon hochkamen, zurück nach Norden. Wir erreichen erneut den Funkturm und bei ihm gehen wir nun halblinks in nordwestliche Richtung weiter, zum letzten Teil der Tour.

Schon etwas vorher bemerke ich im Licht eine Änderung, es wird heller. Der Weg steigt nun aus dem Sattel wieder leicht an und links im Westen schimmert es plötzlich gelblich: die Wolken über der Rheinebene lichten sich und geben den Blick auf die in warme Nachmittagssonne gebetteten Ortschaften unter uns frei. Da freut sich die Kamera. Jetzt sind wir auf einem "Nebengipfel" angelangt: der Kleinen Grinde (1136 m). Wir nähern uns einem eingezäunten Gelände mit einem weiteren, kleineren Sendeturm sowie einem Hüttengebäude und folgen kurz davor dem links abzweigenden Pfad ("Frauenweg", Richtung Unterstmatt oder Breitenbrunnen). Über eine offene Heidelandschaft und zwischen Latschen hindurch senkt sich der Pfad langsam ab.

Hier nimmt das Drama nun seinen Lauf: auch die Wolken über uns reißen auf und ein dicker gelber Sonnenball strahlt uns leicht nebelgetrübt von hinten an. Er bringt nicht nur die Eiskristalle auf der gefrosteten Vegetation allerschönst zum Glitzern, sondern auch die verbliebenen Wolken zwischen uns und der Rheinebene zum Aufleuchten, und zwar in einer fast schon kitschigen Farbskala von Gelbgold bis Schattenblau. Wir bleiben stehen und staunen nicht schlecht. Meine Lebensgefährtin aktiviert sogar mal die Kamera ihres Smartphone, und das will was heißen ;-) Ein fantastisches Naturschauspiel, schönerweise in der Ecke der Hornisgrinde, die wir bis dato noch nicht kannten. Da nahmen wir den nebelverhangen Bismarckturm gern in Kauf, und einen winterlichen Sonnenuntergang auf ihm haben wir ja neulich bereits erlebt.

Bei so viel Leben in Licht und Wetter kann man sich irgendwie gar nicht vom Ausblick trennen, aber wir haben noch ein Stück Weg vor uns und langsam zieht es auch wieder zu. Timing! Nein: Glück :-) Also dem Weg bergab in den Wald in den Wald hinein folgen, nächstmöglichst links und nach 20 m nochmal links auf einen Forstweg. Ein letzter Fernblick nach Westen. Aber größtenteils schimmert das gelbe Abendlicht nun zwischen den blau gefrosteten Nadelbäumen hindurch. Dann nach ca. 1000 m auf den Abzweig eines Fußpfads nach rechts, in nordwestliche Richtung achten und da hinunter. Der ist nochmal richtig schön steinig rustikal, aber die Abenddämmerung schreitet schnell voran und wir müssen uns den Weg ein bisschen ausleuchten. Hier ist bestimmt auch tagsüber etwas Trittsicherheit gefragt. Über eine Wegkreuzung hinweg geht es noch und da sind wir schon an der Schwarzwald-Hochstraße angekommen, wo unser Wagen auf uns wartet.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: abwechslungsreiche Winter-Nachmittags-Runde in uns noch unbekannte Ecken, gemütliche Einkehr inklusive. Die Wetterlaunen an der Grinde beschenkten uns nicht nur mit frostigen Impressionen sondern auch mit einer eindrücklichen Abendstimmung. Wenn man um den Jahreswechsel herum gegen 13:30 Uhr loswandert (mit Einkehr), hat man am offenen Hang der Kleinen Grinde dann gegen 16:30 den schönen Sonnenuntergang mit Fern- und Tiefblick.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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