Feldspat, Quarz und Glimmer. Oder: die Drei Wilden im Granit


Publiziert von Schubi , 6. Juli 2020 um 11:44. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:21 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 380 m
Abstieg: 500 m
Strecke:7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Haltebucht an der L 83 (Sandstraße) bergwärts, ca. 3,5 km östlich von Bühlertal EDIT: man kann auch eine andere Haltebucht noch etwas östlicher nehmen, und spart sich somit Gehen auf der Straße. In Nähe/östlich dieses Startpunkts lägen wiederum auch noch *weitere Granit-Rippen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Wanderparkplatz Gertelbachwasserfälle

In Fortsetzung dieser Runde hier (und auch jener) starteten die Drei Wilden mal wieder in den Granit oberhalb von Bühlertal. Weil wir uns auf Wanderungen immer arg mit der umgebenden Natur identifizieren, haben wir uns diesmal in die Grundbestandteile des Granits mit Hand und Herz sprichwörtlich hineingefühlt: Der grobmotorisch-rustikale Schubi ist Feldspat, die kristallin-elegante Ameliebste ist Quarz und Bergfex Nik übernahm den Glimmer.

Herzliche Touren brauchen herzhafte Untermalung, und so empfehlen wir als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier das funkige Lowdown von Boz Scaggs.

Den Tourenbericht hier haben wir wieder gemeinsam verfasst. Geplant war, die oben verlinkte alte Tour nach Süden zu erweitern. Pfadfinder Nik (der ja schon öfter vor Ort geforscht hat) sah nämlich letztes Mal direkt an der Landstraße ein paar weitere Felsrippen, die erkraxelt werden wollten und die uns (eventuell?!) in einem schönen Parcours nach oben zu den anderen, von Nik bereits erschlossenen Felsgruppen führen würden.

Gesagt, getan, hingfahrn: Ca. 1,3 Kilometer
nach dem Abzweig zum "Wanderparkplatz Bühlertal (Gertelbachwasserfälle)" die L83 hinauf befindet sich eine markante Linkskurve, hinter der auf der Bergseite das untere Ende einer Felsrippe zu sehen ist. Ein Stückl davor befindet sich passenderweise eine Haltebucht, wohin wir mit dem einen Auto fahren (während das andere weiter unten auf erwähntem Wanderparkplatz bleibt). Gleich hinter der Linkskurve steigt man an geeigneter Stelle die Böschung zur Felsrippe hinauf.

In der Folge geht's in freier Routenwahl aufwärts. Dabei kann die Kletterschwierigkeit von überhaupt nicht bis irgendwo variiert werden - wir hatten einen knappen IIIer als Obergrenze. Gleiches gilt für die Wanderschwierigkeit, die sich irgegndwo zwischen T3 und T5 bewegen dürfte. Wir überkraxelten also bestgelaunt und neugierig wollsackverwitterten Granit, erkletterten Zacken, von denen wir nicht wussten, ob's drüben wieder runtergehen würde, und zwängten uns durch enge, teils sehr enge Spalten. 

Nach etwa 50, 60 Höhenmetern löst sich die Einstiegsrippe im Wald auf, und man quert nach rechts, zur (optional schwierigeren) Nachbarsrippe. Hier geht's dann genauso weiter, allerdings spürbar anspruchsvoller. Hier stießen wir auf Begehungsspuren: Offenbar sind wir nicht die einzigen Spinner, die hier gehen, die Route wird ab und zu gemacht. Teils kletterten, teils kämpften, teils wühlten wir uns in wechselnd rustikalem Gelände nach oben. Besonders im Gedächtnis bleiben der untere Teil, wo es für uns klettertechnisch anspruchsvoll und gleichzeitig ausgesetzt wurde, der mittlere Teil, wo sich kurz ein schmales Grätchen herausbildet, und der obere, wo es durch eine ziemlich enge Spalte ging. Alles optional, wie gesagt.

Bemerkenswert ist die vielfältige Vegetation innerhalb der Felsgruppen, ähnlich kleiner Mini-Landschaften. Insbesondere die spitzigen Ilexe bleiben in guter Erinnerung. Es gäbe aber auch jede Menge gemütlicher Plätze zum Verweilen oder Veschpern, aber Hunger und Durscht heben wir uns noch für weiter oben auf. Ausserdem verwöhnen uns solange ja die zahlreichen Heidelbeersträucher mit ihren Blaubeeren. Auch das Blaubeer-Futtern hätte man endlos fortsetzen können ...

Dann stößt man plötzlich auf Wegspuren und steht wenige Meter weiter vorn unerwartet an einem breiten Waldweg. Es ist der Falkenfelsenweg, der just an dieser Stelle eine vergleichsweise enge Kurve macht. Hier nur ganz wenige Meter nach rechts, und gleich wieder weglos weiter den Hang hinauf.

Hinter den nächsten Ilex-Büschen kann man (evtl. mit ein bisschen Sucherei) eine breite, farnbestandene Rampe entdecken, die über einer senkrechten Wand nach links hinaufführt. Die Rampe ist problemlos zu begehen. Wenn diese endet, wendet man sich in der Fallinie hinauf in zunehmend, bald äußerst steiles Gehgelände. Hier hat man drei Möglichkeiten: Entweder geradeaus in einer engen, trittarmen Verschneidung hinauf (III), unterhalb davon an einem markanten Felsen nach rechts (vermutlich ebenfalls III), oder über schweres Gehgelände (je nach Routenwahl bis T5) schräg links hinauf. Wir wählten - dieses Mal - die letztere Variante.

Nun ist man fast heroben auf dem Grat. Es geht über die letzten Felsen weiter hinauf, bis man den höchsten Punkt erreicht hat. Von hier wenige Meter rechts hinunter. Jetzt ist man in kleinteiligerem, von üppigem Grün durchsetzten Felsgelände. Man umgeht einen hohen Aufschwung rechts. Bald darauf stößt man dann auf alte, zugewucherte Treppenstufen. Kurz danach hat man nochmal die Gelegenheit, eine schräge Spalte unter einem Felsendach zu durchklettern. Nun scharf links über Stufen hinauf zu einem Aussichtspunkt.

Hier haben wir eine erste kleine Pause eingelegt. Die Sicht hinunter ins und hinüber über's Bühlertal ist toll, die sollte man unbedingt genießen. Toll ist vor allem der Blick hinüber nach Frankreich: Hinter Straßburg sind die Vogesen mit Champ du Feu, La Bloss, Mont-Sainte-Odile, Rocher de Mutzig zu sehen, in den Nordvogesen sticht der Grand Wintersberg hervor, rechts davon sind im Pfälzerwald Schlossberg, Jüngstberg, Rehberg und natürlich die Kalmit zu sehen.

Von diesem Aussichtspunkt aus findet man über noch mehr Stufen in der Nordseite der Felsen entspannt hinunter, dann geht es auf einem breiten, mittlerweile mal wieder freigeschnittenen Weg weiter abwärts in einen Sattel.

Hier überquert ein breiter Weg den Bergrücken. Wir haben uns geradeaus gehalten, auf einem markierten Weg, immer am Kamm entlang. Bald sieht man linker Hand die nächsten Felsen. Was tun? Weglos, geradewegs über die Felsen natürlich!

Zunächst eine steile Rampe hinauf, oben hat man dann die Wahl: Eine Verschneidung rechts ist an einer Stelle II, sonst T4, links ist es T4 I. Man gelangt an einem weiteren Aussichtspunkt wieder auf den Normalweg, auf dem wir nun weiter zur Herthahütte (769 m) wanderten.

Das kleine Schutzhüttl ist weg-technisch top erschlossen und deswegen trifft man hier so einige Ausflügler. Wir haben in die senkrechten Felswände hinuntergeschaut, und uns nach kurzem Aufenthalt wieder auf den Weg gemacht.

Nun zunächst auf dem Weg ein paar Meter nach Osten hinunter. Unser nächstes Etappenziel (und damit auch die nächste Veschper) ist jetzt schon nah: das Waldgasthaus Kohlbergwiese. Ist ausgeschildert, und daher problemlos zu finden. Dorthin gelangt man über breite Forstwege. Auf der Kohlbergwiese ist so einiges los, kein Wunder an einem sonnigen Sonntag. Aber der Heidelbeerwein mundet lieblich und stärkt uns für den Rest der Wanderung.

Nördlich des Waldgasthauses führt ein kleiner beschilderter Pfad in den Hang hoch, und der wird uns nun im Zickzack bergan zu einer Granitgruppe führen, die auf vielen Karten als Kohlbergfelsen verzeichnet ist.

Strenggenommen ist sie's nicht, bzw wurde dazu erst nach dem Bau des sich oberhalb befindlichen Hotels Bühlerhöhe, das tlw. auf dem ursprünglichen Kohlbergfelsen gebaut wurde. Der Begriff stand wohl einfach für die gesamte Bergnase, die einst sehr felsig gewesen sein muss. Hier der Blick vom alten Kohlbergfelsen aus. Der Name ist danach scheinbar "zu Tal gerutscht".

Korrekt, wie man uns kennt haben wir seinen Hikr-Wegpunkt als "Unteren Kohlbergfelsen (690 m)" bezeichnet. Der Pfad ist romantisch über eine Treppe mitten durch die Felsgruppe hindurch geführt. Weil unsere Bäuche aber noch voll mit Pommes, Schnitzel und Kuchen sind, lassen wir die Kletterei hier mal aus.

Wir stapfen im Wald weiter bergan und treffen oben auf einen Wirtschaftsweg. Ganz in der Nähe stossen wir nun nochmals auf eine größere, wunderschön verwitterte Felsgruppe, auf der wir die letzte Kraxelei dieser Tour machen: durch eine enge Rinne geht es fix nach oben, so circa im I-ten Grad. Wir nennen ihn aus eben erwähnten Gründen mal den "Nördlichen Oberen Kohlbergfelsen".

Nun ging's südöstlich (im Aufstiegssinn rechts) weiter, und bald schon stößt man rechterhand nochmals auf Granit, der diesmal mit einem Pfädchen versehen als Aussichtsfelsen begehbar ist. Er bekommt von uns den Namen "Südlicher Oberer Kohlbergfelsen".

Herrlichst auch hier nochmal der weite Blick in die Rheinebene und zu den Vogesen drüben im Elsass. Standard-Spiel an solchen Orten: wer entdeckt als erstes den Turm des Straßburger Münsters?

So erfüllt von fleissiger Kraxelei und schönen Fernblicken beschliessen wir, es für heut gut sein zu lassen und uns auf den Rückweg zu machen. Südlich und dann südwestlich über den Kapellenweg, Falkenfelsenweg und schliesslich Briefträgerweg stiefeln wir wieder runter ins Tal. Diesmal zum Wanderparkplatz Bühlertal, wo wir bei der Anfahrt eines der Autos abgestellt hatten. Mit diesem bringen den Nik zu seinem Wagen zurück, der ja etwas oberhalb an der L83 geparkt war.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: Mindestens so schön wie letztes Mal war es, im Bühler Granit! Es macht herrlich viel Spaß, sich über die runden, aber reibungs-rauhen Graniteier nach oben zu wuchten und zu stemmen. Während der erste Teil der Wanderung eine durchgängig amüsante Mischung aus Kraxeleien und Geh-Abschnitten durchs Unterholz war, ging es im zweiten Teil bissel kultivierter und schlendriger zu.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen


Tourengänger: Nik Brückner, Schubi
Communities: Unbekannte Touren


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2020 um 12:04
Sehr schöne Tour kwesn! Wie schön, dass man hier auf Hikr so nette, positive Menschen trifft, mit denen man so vergnügliche Touren machen kann.

Lieben Gruß,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juli 2020 um 12:27
Meine Rede. Echt schön rustikal und gesellig war's wieder!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juli 2020 um 13:15
Liebe Menschen - so erholsam, in dieser Zeit. Und wenn's dann auch noch rustikal wird! Oder "russdigool", wiemer in Franggng sächd!

Lieben Gruß, auch an Amelie,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juli 2020 um 11:31
Die näxta Tour russdigool machmer halt nochherd amol in der Fränggischn Schweiz.
Grüßla, auch an die Waldelfe!
Frank

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juli 2020 um 11:36
In der Fränggischn Schwaaids woä ich scho lang nimmer! Dess bfuggd's!

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2020 um 17:30
Nätte Idee habdr do ghett, iar G'büschkraxla

Heazliche Griaß
Nyn

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juli 2020 um 10:03
Ja, das hat viel Spaß gemacht! Und schmutzig... ;o}

Gruß,

Nik


Kommentar hinzufügen»