How not to become a mountaineer


Publiziert von detlefpalm , 4. Mai 2020 um 11:47.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 8 August 1978
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   I 
Zeitbedarf: 3 Tage

Diesmal war Peter mitgekommen, nach Salecina, zu einem Politik-Seminar. Sein Vater hatte ihn auf die Berge mitgenommen, als er noch Kind war; zu jener Zeit konnten Väter noch unwidersprochen bestimmen wie Kinder ihren Urlaub zu verbringen hatten. Peter hatte eine 20 Meter lange 8 mm grüne Reepschnur gefunden, im Schrank. Die war zwar jetzt schon so alt wie sie lang war; dafür wog sie fast nichts. Wir übten, wie man sich ohne Brustgurt oder Sitzgurt in ein Seil einbindet.  Bei drei Leuten blieb nicht viel von der Reepschnur übrig, wenn man sich eingebunden hatte.

Nach spätem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Passo Casnile, von Maloja. Wir haben die letzte Abfahrtszeit der Bahn vom Albigna Stausee notiert, dann schließt das Zeitfenster. Alles geht gut. Nur die nassen Jeans erweisen sich als lästig, beim Klettern über die Blöcke auf der Ostseite. Auf dem Casnile Pass ist es eisig; ich habe die dicksten Schuhe und gehe vor, um Tritte zu kicken. Wir schaffen die Bahn, so gerade noch.

Nach dieser Schnupperrunde gehen wir direkt zur Sache: Piz Morteratsch. Wir starten am Morgen in Pontresina, laufen durch‘s Rosegg  Tal, sind am frühen Mittag an der Tschierva Hütte. Kurze Pause und weiter. Peter weist F. und mich in die Gletscherbegehungskunde ein. Jeder hält drei Schlaufen in der Hand, und wenn jemand fällt, haut man die Spitze des Eschenholz-Pickels in den Schnee. An der Bovalscharte biegen wir zum Piz Morteratsch ab, der Hang liegt schon im Nachmittags-Schatten. Weil sie nur Leichtbergschuhe haben, kriegen die anderen zwei die Zehn-Zacker, ich bekomme die Grödel. Die funktionieren nicht so richtig auf dem Eis, also kehren wir um, und steigen zur Boval Hütte ab, laufen noch bis Morteratsch, da kriegen wir einen Lift zu unserem Auto in Pontresina. Wir sind uns einig, dass wir unser Zeitmanagement optimieren müssen.

Dritter Akt: Wir kurven ins Trentin, in Madonna di Campiglio kaufe ich mir von meinem letzten Geld Steigeisen, aus richtigem Eisen, mit Frontalzacken. Den Adamello machen wir noch mit der Reepschnur. Bei der nächsten Tour, im nächsten Jahr, habe ich dann ein richtiges Seil.

- - - - - - - - - - - 
Interessiert an ähnlichen 'Geschichten' ?

Tourengänger: detlefpalm


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»