Von Maloja über den Pass Da Casnil Sud zum Lägh da l'Albigna


Publiziert von Hanseat , 24. August 2020 um 01:13.

Region: Welt » Terra Incognita
Tour Datum: 7 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 905 m
Strecke:Maloja - Pass da Casnil Sud - Capanna da l'Albigna - Bergstation Albignabahn

Dies ist mein erster Tourenbericht bei Hikr.org und ich füge damit gleich mal eine noch nicht vorhandene Wegbeschreibung hinzu. Die Tour ist zwar als Hüttenübergang nicht selten begangen und der Pass da Casnil Sud findet sich schon in eingen Tourenbeschreibungen. Der ostseitige Wegverlauf zum Pass da Casnil Sud wurde jedoch vor einigen Jahren verändert. Wenn man die aktuelle und die alte Version der Schweizer Landeskarte vergleicht sind die Unterschiede deutlich sichtbar (Tipp: online sind die historischen Karten abrufbar). Der Aufstieg beginnt von Maloja kommend knapp einen Kilometer früher als bei der alten Route. Den alten Weg kenne ich nicht. Der neue ist aber sehr lohnenswert, wenn man etwas schwierigere Alpinwege sucht. Für ungeübte ist der Weg nicht geeignet.

Der lange Weg durchs Fornotal
Ich beginne die Tour gegen 07:30 an der Bushaltestelle Cad'Mate in Maloja. Die ersten Meter führen noch entlang der Straße aber schon vor der ersten Kehre zweigt ein bequemer Weg nach Orden ab. Von hier an ist man um diese Zeit noch im Bergschatten. Erst sehr viel später im Fornotal komme ich wieder in die Sonne. Bis dahin wähle ich eine direkte Route. Über die Punkte 1793 m, 1893 m, 1930 m und 1911 m komme ich zunächst zügig auf einfachen aber teils steinigen Wanderwegen zum Lägh da Cavloc. Hier mache ich ein paar Fotos halte mich aber nicht unnötig auf. Denn bis zum richtigen Anstieg muss ich erst mal rund 8 km zurücklegen. Der Weg führt unspektakulär weiter bis zum Abzweig Richtung Muretto Pass. Hier komme ich kurz mal in die Sonne aber es weht talabwärts ein frischer Wind. Der Weg bleibt einfach ist aber etwas mühsamer als zuvor. Denn auf dem Schotter kommt man nicht gut voran. Unterhalb des Punkts 2232 m komme ich endlich richtig in die Sonne. Fast 2 Stunden bin ich bereits unterwegs. Von nun an führt der Weg teilweise durch einfaches Blockwerk. Das Wegkreuz an dem sich der Weg zur Forno Hütte und auf den Pass da Casnil Sud teilen ist kurz nach passieren des des Punkts 2232 m erreicht.

Aufstieg zum Pass da Casnil Sud
Ich gehe noch einige Meter auf der nun Weiß-Blau-Weiß Route durch grobes Blockwerk bevor ich auf einer  Insel die erste Rast mache, um mich für den Aufstieg zu stärken. Hier lohnt es sich die folgenden weithin sichtbaren Wegmarkierungen einzuprägen. Denn einen ausgetretenen Weg gibt es erst mal nicht mehr. Je weiter man aus der Ebene im Tal heraus kommt desto mehr wird das grobe Blockwerk durch losen Schutt und spärliche Vegetation abgelöst. Wegspuren sind Teilweise zu erahnen aber nicht wirklich vorhanden. Kein Wunder bei dem losen Gebrösel in zunehmend steilerem Gelände. Trittsicher sollte man ab hier sein. Vom frischen Wind im Tal ist hier nichts mehr zu spüren. In der prallen Sonne bin ich nach kurzer Zeit stark am Schwitzen.

Der Weg führt nun nah an den unteren Rand einiger Felsplatten, die man aus dem Tal gut sehen konnte. Anschließend quert man unterhalb von Punkt 2403 m eine Rinne die etwas Wasser führt. Dort wird der lose Schutt durch Felsen steile und felsdurchsetzte Grashänge abgelöst - wobei mehr Fels als Gras vorhanden ist, der Weg folgt aber den Grasabschnitten. Über zahlreiche Geländestufen schraubt sich der Weg in die Höhe. Stellenweise ist es etwas ausgesetzter und man kann auch mal die Hände zu Hilfe nehmen. Aber man hat immer guten Stand. Bei Nässe würde ich diesen Weg dennoch nicht gehen wollen. Denn eine ausgetretene Wegspur ist auch hier nicht immer vorhanden und auf dem Gras könnte es rutschig sein. Rasch kommt man an die erste mit Ketten versicherte Stelle die über einige Felsplatten führt. Die Ketten sind hier zunächst noch bei trockenen Verhältnissen nicht zwingend notwendig. Später entschärfen sie einige Stellen ungemein und bei Nässe wäre man schlecht beraten sie nicht zu nutzen. Es folgen weitere Kletterstellen mit und ohne Ketten. Überwiegend ist es I-er Gelände aber gelegentlich ist auch mal eine knappe II dabei. Zwischendurch gibt es zwei Stellen die mit Hilfe von Klammern im Fels überwunden werden.

In ca. 2640 m Höhe gelangt man zu einer flacheren Passage. Hier ist der Weg vorübergehend einfach und man kann die Aussicht auf den Forno Gletscher genießen. Bald muss man jedoch wieder grobes Blockwerk überwinden. Von hier erahne ich den Taleinschnitt an dessen Ende der Pass da Casnil Sud liegt. Doch statt endlich den Pass zu sehen stehe ich plötzlich auf einer Geländestufe an der der vielleicht schwierigste Abschnitt des Tages beginnt. Es geht wieder bergab. Zunächst wenige Schritte mit Ketten gesichert. Doch dann kommt's: wie auf einem Klettersteig geht es fast senkrecht über 7 Klammern hinab (zusätzlich mit Kette gesichert). Es folgen einige Meter Traverse, weitere Meter bergab und schließlich ein kurzer Gegenanstieg. Alles ist mit Ketten gesichert. In der Traverse könnten einige Meter ohne Kette begangen werden. Mittendrin fehlen jedoch einige Griffe, sodass ich mit beiden Händen die Kette greife während ich meine Füße gegen den Fels stemme. Zum Glück ist die Sicherung in sehr gutem Zustand. Diese Passage erfordert Schwindelfreiheit und kann für ungeübte eine psychologisch unüberwindbare Hürde sein. Hat man diese letzte Kettenstelle überwunden kommt der Pass da Casnil Sud in Sicht. Einen letzten Blick auf den Forno Gletscher sollte man aber nicht verpassen. Einen besseren gibt es entlang dieser Route nicht.

Unschwierig aber teilweise mühsam über Blockwerk komme ich weiter voran. Bis ich an einige Schneefelder gelange geht es nur leicht bergauf. Das erste Schneefeld überquere ich noch, folge dann aber nach rechts den Markierungen im Blockwerk. Zeitweise ist das mühsam und man muss aufpassen nicht auf einem wackeligen Stein zu stürzen. Die Schneefelder scheinen fast leichter zu gehen zu sein. Doch werden sie nach oben hin immer steiler. Da ich weder Pickel noch Stöcke mitführe meide ich sie soweit sie nicht gespurt sind. Fast ganz oben gibt es einige steile Stellen mit unangenehm rutschigem Geröll. Ich suche die Nähe der Felsen und komme so aber doch gut aufwärts. Schließlich sind noch einige Meter eines sehr steilen Schneefeldes zu queren. Zunächst ist der Schnee gut gespurt. Mitten drin ist der Schnee aber nicht mehr stabil. Anschließend trete ich entlang der steilsten Stelle auf den platt getretenen Rand des Schneefeldes und teils in die Randkluft. Zeitweise greife ich mit den Fingern in eine parallele Felsspalte um meine Position zu stabilisieren. Hier sollte man absolut Trittsicher sein. Kurz danach stehe ich am Wegweiser der den Pass markiert.

Abstieg zur Capanna da l'Albigna
Am Pass mache ich Mittagsrast und genieße den Blick auf den Vadrec dal Cantun. Anschließend führt der Weg westwärts noch ca. 30 Höhenmeter aufwärts. Rasch gelangt man in sehr grobes Blockwerk. Der Weg mach einen Knick nach Norden. Von nun an geht es nur noch Bergab. Kurz darauf, an einem westwärts führenden Rücken, verliere ich kurz die Wegmarkierung aus den Augen. Der Weg führt jedoch unzweifelhaft auf dem Rücken bergab. Auf der nördlichen Seite des Geländerückens befindet sich nicht gerade einladendes Gelände mit Schneefeldern, Geröll und bröckeligen Felsen. So finde ich die Markierung schnell wieder. Zunehmend wird der Weg besser gehbar. Nach einer Wegbiegung gen Südost komme ich an eine kurze Kletterstelle mit guten Tritten aber auch losem Gestein. Etwas weiter folgt die letzte Schwierigkeit in dieser Gehrichtung: eine Felsplatte muss mit Hilfe von einigen Klammern abgestiegen werden. Ich steige von oben seitlich rechts mit einem Spreizschritt auf die erste Klammer. Das geht mit meiner Reichweite so gerade eben. Nächstes mal würde ich versuchen doch von direkt oben zu kommen. Die rechte Seite war verlockend, weil man da besser greifen kann.

Im weiteren Verlauf zur Hütte folgt Gehgelände mit maximal etwas rutschigeren Passagen. Da ich noch etwas Zeit habe Raste ich ein zweites mal und beobachte die Kletterer die vom Piz dal Päl kommen. Von ganz oben ist dieser Gipfel ein unscheinbarer Felsen. Er scheint aber sehr beliebt zu sein.

Weiterer Abstieg zur Seilbahn
Während der bisherigen Tour bin ich kaum mehr als einem Dutzend Menschen begegnet. Zwei davon gingen zur Forno Hütte der Rest kam mir entgegen. Ab der Hütte ändert sich das schlagartig. Die Hütte passiere ich deshalb ohne halt. Von hier an gibt es keine Schwierigkeiten mehr (T2). Einige Turnschuhtouristen haben dennoch Schwierigkeiten im Abstieg. Gelegentlich bleibe ich noch stehen für ein Foto. Der Anblick ist ein trauriger. Der Gletscherschliff auf den Ost- und West-Seiten des Stausees zeugt von längst geschmolzenen Gletschern. Die historische Landeskarte zeigt, dass die Gletscher zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch bis etwa zur Mitte des heutigen Stausees reichten. Die heutigen Reste der Gletscher sind mikrig. Den Stausee selbst sehe ich kritisch, freue mich heute jedoch mit der Seilbahn hinab fahren zu können. Die Arbeiter vom Stausee machen gerade Feierabend und haben Vorrang. Ich habe jedoch Glück und erwische die nächste Gondel, weil noch ein Platz frei ist und von den Gruppen vor mir keiner alleine fahren möchte. So komme ich im Zeitplan an die Bushaltestelle. Da die Seilbahn nur Platz für 8 Personen hat und nur alle ca. 10 bis 15 Minuten fährt sollte man etwas Zeitpuffer einplanen wenn man den Bus erreichen will.

Fazit
Sobald man die 8 km Anmarsch geschafft hat, hat die Tour Landschaftlich was zu bieten. Von der Vegetation her ist die Tour weniger spektakulär. Es blühten einige Blumen am Wegesrand aber nichts Seltenes und auch nicht viel. Zu einer früheren Jahreszeit mag das anders sein. Der besondere Reiz dieser Tour ist für mich der Schwierigkeitsgrad. Im Aufstieg gibt es angenehme Kraxelei und sogar eine Passage mit Klettersteigcharakter. Schwindelfrei sowie Trittsicher muss man sein und man sollte sich in II-er Gelände wohlfühlen damit man Spaß hat. Die Tour ist lang: für die ca 16 km habe ich 07:45 Stunden bei zügigem Tempo im Aufstieg und für meine Verhältnisse wenig Pausen benötigt. Sie sollte auf der Ostseite nur bei guter Sicht und ohne Gewitterrisiko begangen werden (Ketten!). Trockene Verhältnisse sind ratsam. Deshalb und wegen des langen Marsches durch das Fornotal werde ich die Tour nur in Ost-West-Richtung wiederholen.

Gehzeiten ohne Rast:
Maloja Cad'Mate - Wegkreuz Fornotal: 2:10, ca. 450 hm
Pass da Casnil Sud: 2:00, ca. 750 hm
Capanna d'Albigna: 1:45
Bergstation Albigna: 0:35

Tourengänger: Hanseat


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Kommentare (1)


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Daniele66 hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2020 um 20:27
Bei posti molto gettonati....Complimenti Daniele66


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