Piz Morteratsch (3.751 m) - Überschreitung Boval-Tschiervahütte


Publiziert von boerscht , 27. November 2021 um 12:17.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:16 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:21,5 km
Kartennummer:www.map.geo.admin.ch

Bestes Wetter in den Bergen, jedoch in höheren Lagen schon einiges an Schnee. Hmm so ganz will ich die Hochtourensaison noch nicht beenden. Nach kurzem Check welche Hütten denn überhaupt noch offen haben, fällt die Wahl auf die Bovalhütte und die Überschreitung des Piz Morteratsch, welche auch bei Neuschneeauflage hoffentlich kein Problem sein sollte.

Tag 1:

Morteratsch - Chamanna da Boval CAS T3; 1:20 h:

Ganz gemütlich starten wir nach Anfahrt am Nachmittag am großen Parkplatz Morteratsch. Durchs wunderbar goldene, herbstliche Val Morteratsch mit leuchtenden Gletschern von Palü, Bellavista, Piz Bernina und unserem Gipfelziel für Morgen, dem Piz Morteratsch gehts ins Tal hinein. Über die große Seitenmoräne geht der Wanderweg zur Bovalhütte in gemächlicher Steigung hinauf. Die Aussicht auf die umliegende Gletscherlandschaft ist den ganzen Hüttenzustieg über genial und macht richtig Laune aufs Hochgebirge. Einzig die Schneelage hinauf zur Fuorcla Boval bereitet uns von der Hüttenterasse aus gesehen etwas Kopfzerbrechen. Sieht doch ganz schön verschneit und teils eisig aus. Nach Auskunft des Hüttenwartes war seit dem letzten Schneefall niemand mehr oben, bzw. sind zwei Gruppen vorgestern noch umgekehrt. Naja wir wollen es trotzdem versuchen. Eine weitere 2er Seilschaft mit Bergführer will morgen auch rauf, so sind wir zumindest schonmal nicht ganz alleine unterwegs.
Nach gemütlichem Abend auf der Hütte, welche heute den letzten Tag der Sasion offen hat, gehts bald ins Bett.

Tag 2:

Chamanna da Boval CAS - Fuorcla da Boval - Piz Morteratsch WS+, II; 5 h:

Für eine Hochtour recht spät, starten wir gegen halb 7 an der Hütte. Die Stirnlampen brauchts fast nicht mehr, es dämmert bereits langsam. Auf gutem Pfad gehts die ersten paar hundert Höhenmeter hinauf zur Fuorcla Boval. Der Weg verläuft sich in einem Schuttfeld, welches allerdings mit Steinmännchen gut markiert ist. Bereits vor der Leiter beginnt der Schnee. Leider ziehen wir dummerweise die Steigeisen noch nicht an. Über die schmale Leiter gehts hinauf und man steht im Folgenden auf glatt geschliffenen Platten, welche zudem ziemlich vereist sind. Die Sicherung mit Sprossen beginnt nur 2 m weiter ist von hier aus jedoch nur nach einer kurzen Querung zu erreichen, welche fies vereist ist. Wir versuchen eine ganze Weile herum aber wir kommen einfach nicht rüber. Fürs Steigeisen anziehen stehen wir gerade nicht optimal. Also wird etwas improvisiert und das Seil mit Schlaufe um die erste Sprsse geworfen. Mit so montiertem Fixseil gehts dann easy über die vereiste Stelle hinweg und die klettertechnische Schlüsselstelle im Anschluss ist gut mit Tritten entschärft worden. An geeigneter Stelle ziehen wir dann doch die Steigesen noch an. Hätten wir die vorher schon angehabt, wärs alles kein Problem gewesen. Die Stelle hatte uns ordentlich Zeit gekostet und der Bergführer mit Seilschaft hat uns hier überholt.
Nun fast durchgängig in Pulvrigem Schnee, teils bis zur Hüfte tief den ab und zu sichtbaren roten Punkten folgen. Den Bergführer überholen wir bald wieder und nehmen ihm die anstrengende Spurarbeit bis zur Fuorcla Boval ab. Die Kletterei macht mit den Steigeisen an den Füßen richtig Spaß. An vielen Stellen hätte es Borhaken zum sichern, wir verzichten jedoch aufs Seil, geht für uns so gut. Die Kletterei geht nicht über II hinaus ist jedoch heute doch etwas schwieriger, da fast durchgängig lockerer Schnee auf den Felsen liegt.
An der Fuorcla Boval gönnen wir uns erstmal eine längere Pause und genießen die schon hier tolle Aussicht.
Nach kurzem Absteig auf den Gletscher folgt eine recht steile Schneeflanke hinauf in Richtung Piz Morteratsch. Auch hier alles teils bis zur Hüfte im Schnee einbrechend von uns zu spuren. Das geht gut auf die Beine und die Höhe tut ihr übriges beitragen. Bis zum Vorgipfel bleibts durvhwegs recht steil. Wir sind froh als der Grat zum Gipfel des Piz Morteratsch erreicht ist. Der Wind hat den Schnee hier abgeweht und man kann endlich auf einer tragenden Decke entspannt den recht gutmütigen Grat bis zum Gipfel laufen. Der Bergführer mit Kunden ist mittlerweile umgedreht. War aber auch echt anstrenged und vielleicht war auch die Umkehrzeit bereits erreicht.

Piz Morteratsch - Vadrettin da Tschierva - Chamanna da Tschierva SAC WS-, T4-; 2 h:

Am Gipfel des Piz Morteratsch dann die erhoffte tolle Aussicht auf den Biancograt zum Piz Bernina. Herrlichstes Wetter ohne eine einzige Wolke am Himmel und praktisch Windstill. Ein Traum. Nach langer Gipfelpause und vielen Fotos gehts wieder an den Abstieg. Wir wollen die Überschreitung ins Val Rosegg machen und steigen so über den Vadrettin da Tschierva zur Tschiervahütte ab. Dieser Weg ist deutlich einfacher als der Aufsteig von der Bovalhütte und kommt praktisch ohne jegliche Kletterstelle aus. Der Abstieg ist lanfschaftlich jedoch mindestens genau so schön. Schnell ist die Tschiervahütte erreicht, welche bereits geschlossen hat und nichtmal einen Winterraum, oder Schutztaum geöffnet hat.

Chamanna da Tschierva SAC - Restaurant Roseg - Pontresina T3; 2:15 h:

Der Absteig von der Tschiervahütte bis ins Val Rosegg erfolgt auf gutem Wanderweg, zieht sich jedoch nochmals ganz schön in die Länge. Die Landschaft ändert sich von karger, vergletscherter Hochgebirgslandschaft wieder in goldenen Lärchenwald. Auch das Restaurant Roseg hat heute den letzten Tag der Saison noch geöffnet, entsprechend gut besucht ist es. Nach Mittagessen wollen wir mit der Kutsche hinab nach Pontresina fahren. Leider hatten wir jedoch keine Kutsche im Vorhinein reserviert und es sind für den heutigen Tag komplett alle Fahrten ausgebucht. Mist. Auf den Latsch durchs Val Roseg nach Pontresina haben wir nach der och recht anstrengenden Tour und mit den dicken Bergschuhen echt keine Lust mehr. Auch die Nahfrage im Gasthaus ob es noch Bikes zu leihen gibt ergibt nichts. Wir fragen noch ein Filmteam die gerade mit Sprintern rutner fahren ob sie zwei Plätze haben, doch auch da ist kein Platz mehr für uns.
Also müssen wir wohl gezwungenermaßen doch laufen. Kurz nach dem Gasthaus überholt uns die rappelvolle Kutsche im Schrittempo. Kurzerhand springen wir am letzten Wagen aufs Trittbrett auf und fahren als Trittbrettfahrer mit...Die älteren Damen im Wagen sind ziemlich erfreut richtige Bergsteiger zu sehen und quetschen uns über die Touren in der Gegend aus. Kurz vor Pontresina springen wir ab und es geht mit dem Zug zurück nach Morteratsch.

Tourengänger: boerscht
Communities: Photographie


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