Kein Picknick auf Mount Kenya
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Wir schleichen uns den oberen Darwin Gletscher runter und hören Stimmen. Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf die Südseite des Mount Kenya. Jetzt sehen wir Leute, die, noch weit unter uns, in einer Schneehöhle biwakiert haben. Als wir bei Ihnen ankommen, sind sie gerade beim Aufbruch. Es sind fünf oder sechs Spanier, die Verständigung ist schwierig.
Wir haben den gleichen Weg - runter vom Mount Kenya. Zusammen haben wir vier Seile. Am Abbruch des oberen Darwingletschers richten wir einen Stand ein; binden zwei Seile zusammen und fädeln sie ein. Ein Spanier nimmt die anderen zwei zusammengebundenen Seile in den Rucksack, und ab gehts. Es dauert eine Weile, dann kommt das OK. Erst geht es ca 35 Meter senkrecht runter. Es gibt keinen richtigen Platz zum Stehen; das grüne Eis vor dem Gesicht, geht das Umsetzen in das nächste Doppelseil doch problemlos; nochmal knapp 35 Meter, mehr oder weniger senkrecht, dann sind wir im Gehgelände.
Wir hatten das Buch gelesen, und Peter und ich hatten uns in Nairobi verabredet. 1985 gab es noch viel Eis am Mount Kenya, wir wollen die Route über die Südwand versuchen, rechts vom Diamond Colour, ins Gate of Mist und auf den Batian. Wir mieten einen klapprigen Wagen; die blanken Reifen wollten nicht so richtig durch den Matsch zum Naro Moru Gate hoch. Zur Akklimatisation kampieren wir am Gate, marschieren dann zu den Two Tarns, immerhin schon auf mehr als 4400 Meter. Da stehen schon jede Menge Zelte, meistens Trekker, aber man hört auch hier und da Eisen klimpern. Nachts frieren die Seen zu; die Riesenpflanzen haben Frostschutzmittel getankt.
Wir legen einen Kletterübungstag in der Umgebung ein, es bleibt kalt und ungemütlich. Nach dem Abendbrot marschieren wir noch zum Wandfuß, am Rand des unteren Darwingletschers; es liegt sich unbequem zwischen den Blöcken. Am Morgen erwartet uns trübes Wetter, wir gehen aber los.
Es ist Sommer in Europa, und die Südseite des Mount Kenya ist daher in Winterstimmung. Es liegt viel loser Schnee, deutlich mehr als erwartet. Vom unteren Gletscher geht es in die Felsen, alle etwas eingeschneit, das Sichern kostet Zeit. Über den oberen Darwin Gletscher zum Fuß des Nelion Gipfelaufbau; die Querung zum Gate of Mist ist unangenehm, erfordert viel Sicherungsarbeit. Es beginnt zu schneien. Wir brechen ab, queren etwas absteigend nach Osten, finden Baillies' Bivouac im Nebel.
Wer es googelt, findet, dass das Baillies' Bivi sich in einem 'unusable state' befindet; dass war auch schon vor 35 Jahren so. Es ist kaum 3 qm groß, es gibt keine Tür und keinen Fußboden - wir verbringen die Nacht sitzend auf Eisblöcken, auf genau 5000 Meter Höhe. Die Nacht am Äquator ist lang, zu jeder Jahreszeit, knappe 12 Stunden.
Die Sonne geht auf, quasi über dem Point Lenana. Ein Highlight. Wir könnten von hier auf die Normalroute zum Nelion, aber das guidebook liegt im Zelt bei den Two Tarns; ich habe es vergessen einzustecken.
Es bleiben noch ein paar Tage in Kenya; einen Gipfel, deutlich niedriger, schaffen wir doch noch.
PS. Die Gletscherrouten gelten heute wegen Schwund als nicht mehr möglich.
PS. PS. Die Kamerainfo bezeichnet die Kamera, mit der die Abzüge von damals fotografiert wurden.
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Interessiert an ähnlichen Berggeschichten aus Afrika auf hikr?
Lunae Montes - Viertausender in Afrika (Tanzania, Rwanda, Uganda, Kenya)
Wadaba - Ein Gipfelkreuz am Horn von Afrika (Somalia)
Hoch und Heilig - Ol Doinyo Lengai - the Mountain of God (Tanzania)
Sapitwa- don't go there (Malawi)
Skiabfahrt im Sandkasten (Namibia)
Bisoke, ohne Gorillas (Rwanda)
Wir haben den gleichen Weg - runter vom Mount Kenya. Zusammen haben wir vier Seile. Am Abbruch des oberen Darwingletschers richten wir einen Stand ein; binden zwei Seile zusammen und fädeln sie ein. Ein Spanier nimmt die anderen zwei zusammengebundenen Seile in den Rucksack, und ab gehts. Es dauert eine Weile, dann kommt das OK. Erst geht es ca 35 Meter senkrecht runter. Es gibt keinen richtigen Platz zum Stehen; das grüne Eis vor dem Gesicht, geht das Umsetzen in das nächste Doppelseil doch problemlos; nochmal knapp 35 Meter, mehr oder weniger senkrecht, dann sind wir im Gehgelände.
Full Disclosure: No Picnic on Mount Kenya is der Titel des Alpinklassikers von F.Benuzzi; er beschreibt wie sie als Kriegsgefangene in Kenya 1943 ausbüchsen um den Mount Kenya zu besteigen. Wer es kann, sollte das Buch in Englisch lesen, in Deutsch hat es den völlig unsinnigen Titel 'Gefangen vom Mount Kenya'.
Wir hatten das Buch gelesen, und Peter und ich hatten uns in Nairobi verabredet. 1985 gab es noch viel Eis am Mount Kenya, wir wollen die Route über die Südwand versuchen, rechts vom Diamond Colour, ins Gate of Mist und auf den Batian. Wir mieten einen klapprigen Wagen; die blanken Reifen wollten nicht so richtig durch den Matsch zum Naro Moru Gate hoch. Zur Akklimatisation kampieren wir am Gate, marschieren dann zu den Two Tarns, immerhin schon auf mehr als 4400 Meter. Da stehen schon jede Menge Zelte, meistens Trekker, aber man hört auch hier und da Eisen klimpern. Nachts frieren die Seen zu; die Riesenpflanzen haben Frostschutzmittel getankt.
Wir legen einen Kletterübungstag in der Umgebung ein, es bleibt kalt und ungemütlich. Nach dem Abendbrot marschieren wir noch zum Wandfuß, am Rand des unteren Darwingletschers; es liegt sich unbequem zwischen den Blöcken. Am Morgen erwartet uns trübes Wetter, wir gehen aber los.
Es ist Sommer in Europa, und die Südseite des Mount Kenya ist daher in Winterstimmung. Es liegt viel loser Schnee, deutlich mehr als erwartet. Vom unteren Gletscher geht es in die Felsen, alle etwas eingeschneit, das Sichern kostet Zeit. Über den oberen Darwin Gletscher zum Fuß des Nelion Gipfelaufbau; die Querung zum Gate of Mist ist unangenehm, erfordert viel Sicherungsarbeit. Es beginnt zu schneien. Wir brechen ab, queren etwas absteigend nach Osten, finden Baillies' Bivouac im Nebel.
Wer es googelt, findet, dass das Baillies' Bivi sich in einem 'unusable state' befindet; dass war auch schon vor 35 Jahren so. Es ist kaum 3 qm groß, es gibt keine Tür und keinen Fußboden - wir verbringen die Nacht sitzend auf Eisblöcken, auf genau 5000 Meter Höhe. Die Nacht am Äquator ist lang, zu jeder Jahreszeit, knappe 12 Stunden.
Die Sonne geht auf, quasi über dem Point Lenana. Ein Highlight. Wir könnten von hier auf die Normalroute zum Nelion, aber das guidebook liegt im Zelt bei den Two Tarns; ich habe es vergessen einzustecken.
Es bleiben noch ein paar Tage in Kenya; einen Gipfel, deutlich niedriger, schaffen wir doch noch.
PS. Die Gletscherrouten gelten heute wegen Schwund als nicht mehr möglich.
PS. PS. Die Kamerainfo bezeichnet die Kamera, mit der die Abzüge von damals fotografiert wurden.
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Interessiert an ähnlichen Berggeschichten aus Afrika auf hikr?
Lunae Montes - Viertausender in Afrika (Tanzania, Rwanda, Uganda, Kenya)
Wadaba - Ein Gipfelkreuz am Horn von Afrika (Somalia)
Hoch und Heilig - Ol Doinyo Lengai - the Mountain of God (Tanzania)
Sapitwa- don't go there (Malawi)
Skiabfahrt im Sandkasten (Namibia)
Bisoke, ohne Gorillas (Rwanda)
Tourengänger:
detlefpalm

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