Abenteuer Elferkopf


Publiziert von frmat , 27. Juli 2016 um 17:03. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:17 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Der Elferkopf ist der zweithöchste Berg im Kleinwalsertal und steht ganz im Schatten des benachbarten Widderstein. Fans von Weglos- und Steilgrastouren ist indes die Westflanke bekannt, die mehr als 1000Hm ins Gemsteltal einfällt. Die Westflanke beherbergt mehrere Routen:
1) Von der Schönesbodenalpe "obenrum": Auf manchen Karte ist ein Weg verzeichnet, der die Flanke auf ca.1900m quert. Eine klassische Fehlinformation, wie dem Bericht von Ulf zu entnehmen ist. Es existiert wohl kein Weg, stattdessen bekommt man es mit heiklen Grashalden zu tun.
2) Von der Schönesbodenalpe direkt: Dieser Weg wurde vor kurzem von Nik beschrieben. Vom benachbarten *Bärenkopf ist diese Route offensichtlich und als deutliches Steiglein erkennbar.
3) Direkte Westrippe: Die bei Festivaltour erwähnte Route über die Westrippe wird dort als "Rüzlar Schünar" bezeichnet. Die Tour beginnt kurz vor der Tonisgemstelalpe und führt dann über die gesamte Westrippe bis kurz vor den Elfer. Dies ist unser Ziel!

Das ganze hat einen Haken: Als wir am Samstag im Allgäu ankommen hat es bis auf 1900m geschneit und wir machen ein langes Gesicht. Wir suchen nach Alternativen und beschließen nach einem abendlichen Spaziergang durchs Gemsteltal, es zumindest mal zu versuchen. Der Schnee wird von der Sonne bereits weggeleckt und wir sind durchaus zuversichtlich.

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Gesagt getan machen wir uns am nächsten Morgen nicht allzu früh auf den Weg. Zu frühes Loslaufen wäre kontraproduktiv, denn die Westflanke bekommt morgens kein Licht, sodass das Gras noch zu nass ist. Über den unteren Weg laufen wir gemütlich bis kurz vor die Tonisgemstelalpe. Hier kommen zwei Tobel die Flanke hinunter, der kleinere links, der deutlich mächtigere auf der rechten Seite. Dazwischen bildet ein Wald/Wiesenstück ein natürliches Dreieck. Wir nähern uns über die Pferdekoppel der rechten Seite dieses Dreiecks und steigen kurz parallel zum großen Tobel bergan. Links erkennt man schwache Spuren, die sich nach einer ganz kurzen Passage im Dickicht in einen seichten Pfad verwandeln. Einmal auf diesem Pfad, kann man nicht mehr viel falsch machen (T4).

Der Weg wird besser, je höher man kommt. Kurze Schrofen wechseln mit Steilgras ab, bis eine Waldquerung nach rechts zu dessen oberem Ende leitet. Hier verliert sich der Weg im Gras. Über steiles Grün wird ein Jägerstand erreicht (es ist der vierte, den wir bis hierher zählen). Man befindet sich nun auf ca. 1650m und am Beginn der hier deutlich ausgeprägten Westrippe. Weiter folgen wir dieser natürlichen Linie in wechselnder Steigung hinauf. Die Steilheit beträgt bis zu 55°, das Gras ist gut gestuft und ab und an sind schwache Begehungsspuren zu erkennen. Die Schwierigkeiten belaufen sich im Bereich T5.

Da wir auch den Zwölfer besuchen möchten queren wir bei der erstbesten Gelegenheit nach links. Je weiter wir steigen desto heikler wird allerdings das Gelände. Das Gras ist hier von einigen Schneerutschen plattgedrückt, der merglige Untergrund nass und schmierig, und das Gelände steil und nicht gestuft. Ohne Pickel keine Chance, zumal nun auch immer mehr Schneereste auftauchen (T6). Ich habe zwar noch nicht viele T6-Touren unternommen, aber das hier war definitiv das heikelste (wenn auch nicht das schwierigste) Gelände, was mir bisher vorgekommen ist. By the way: Oberhalb des vorhin erwähnten Jägerstandes wäre jeder Fehler final! Wir entschließen uns zurück auf die Westrippe zu steigen und auf den Zwölfer zu verzichten. Eine gute Entscheidung. Auf der Rippe treffen wir wieder auf Trittspuren und erreichen problemlos den Verbindungsgrat zwischen Zwölfer und Elfer (T5). Auch hier liegt noch mehr Schnee als erhofft, sodass an eine Überschreitung zum Liechelkopf nicht zu denken ist.

Die letzten Meter zum Gipfel sind dann wieder heikel. Die wenigen Schneeflecken verwandeln das ansonsten leichte Wandergelände in ein anspruchsvolles. Dementsprechend bedacht nähern wir uns den letzten Aufschwüngen. Die felsige Steilstufe (I) überwunden ist der Weg schließlich frei und der höchste Punkt am Elfer erreicht. Erwartungsgemäß ist der Weiterweg an diesem Tag unbegehbar. Stattdessen treten wir den Rückzug über die Westflanke an.

Über die Westrippe selbst steigen wir vorsichtig hinab bis sich das Gelände links soweit verflacht, dass eine Querung sicher möglich ist. Wir erreichen eine weitere Rippe. Weit unten ist eine Spur zu erkennen, die den links von uns einfallenden Tobel quert. Schritt für Schritt geht es im bis zu 45° steilen Gras hinab, zuletzt auf ein paar Tritten in den Tobel. Jenseitig folgen wir dem Weg so gut es geht, einige Runsen querend und zuletzt durch dichte Latschen hinab zur Schönesbodenalpe (T5). Die Anspannung legt sich und wir sind durchaus ein wenig stolz auf das Erreichte. Der Weg führt uns schließlich problemlos hinab zur Tonisgemstelalpe und nach einem Kaffee einfach (T1) zurück nach Mittelberg.
 

Tourengänger: frmat, Louise86


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