Weisshorn (4506m) via Nordgrat
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Träume (Prolog)

Sicht vom Brunegghorn auf den Weisshorn Nordgrat am 24. Juli 2009
Am 24. Juli 2009 stand ich bei schönstem Wetter auf dem Gipfel des
Brunegghorn 3833ms. Statt fairerweise für den soeben bestiegenen Berg hatte ich für einen Moment nur noch Augen für das majestätische Weisshorn und dessen imposanten Nordgrat. Das weckte den Traum einer Weisshornüberschreitung über den Nordgrat in mir, dies schien jedoch damals unmöglich für mich zu schaffen. Ich liess mich sogar einmal zur Aussage verleiten, dass ich meine Bergschuhe anschliessend an den Nagel hängen würde, sollte ich jemals das Weisshorn über den Nordgrat besteigen.
Mit der Zeit wurden jedoch meine Bergtouren ernsthafter und schwieriger und so gelangte ich erstmals nach meiner
Matterhornbesteigung 2013, spätestens jedoch nach dem
Zinalrothorn via Rothorngrat zur Gewissheit, dass der Weisshorn-Nordgrat mit "meinem" Stammbergführer Jean-Paul Imboden für mich im Bereich des Möglichen liegen sollte.
In den folgenden Jahren gab es immer wieder Gründe, dass wir die Tour aufs Weisshorn verschieben mussten (Wetter, Verhältnisse, Verletzungen etc.), aber letztlich bewahrheitete sich der Ausspruch, dass sich das Warten auf den perfekten Moment in der Regel lohnt.
Tourenbericht
Am Samstag 11. August 2018, traf ich mich mit Jean-Paul in Visp am Bahnhof, von wo aus wir mit Zug und Postauto nach Zinal fuhren.
Der Aufstieg zur Tracuithütte ist landschaftlich sehr schön, lang und bei der für den Sommer 2018 typischen Hitze floss der Schweiss bereits in Strömen. Die relativ neue Tracuithütte ist ziemlich gut gelungen, das Highlight ist auf jeden Fall der Esssaal mit Panoramafenstern und sensationeller Aussicht auf die umliegende, imposante Bergwelt.
Nach einer komplett schlaflosen Nacht war ich froh, dass der Wecker so früh klingelte. Bekanntermassen nehmen Weisshorn-Anwärter ihre Tour mitten in der Nacht in Angriff und so sassen 4 Seilschaften um 2 Uhr recht wortlos beim Frühstück und machten sich um 2:30 Uhr auf in Richtung Bishorn. Der Normalweg zum Bishorn ist ziemlich eintönig und auf dem Weg und auf dem Gipfel ist es bei einer Nordgrattour in der Regel noch stockfinster. Ich wage zu behaupten, dass der Bishorn-Gipfel - immerhin offizieller Schweizer 4000er - bei den meisten Weisshornbesteigern recht emotionslos registriert wird, zumindest ging's mir so.
Der Firngrat vom Bishorn ins Weisshornjoch und weiter zu den ersten Felsen ist einfach und auch die ersten Meter im Fels sind genau richtig, um sich klettertechnisch auf Betriebstemperatur zu bringen. Von der ersten Abseilstelle weg wird der Grat dann ziemlich ausgesetzt und luftig, jedoch sind die Kletterstellen bis zur Schlüsselstelle am Grand Gendarme im moderaten Schwierigkeitsbereich. Oft bewegt man sich direkt auf dem Grat oder es hat ostseitig (in Aufstiegsrichtung links) Bänder, auf denen man Schwierigkeiten umgehen kann.
Nach einigem auf und ab und einer imposanten Querung in der Ostflanke des Grats mit ordentlich Luft unter dem Hintern gelangt man schliesslich zur Schlüsselstelle, einer Verschneidung am Anfang des Grand Gendarme. Von dort leiten zwei schöne Seillängen zurück auf den Grat, die im Topoführer mit 4a bewertet sind. Ich hatte immer einen Heidenrespekt vor dieser Stelle und fragte mich, wie ich mich dort wohl anstellen werde. Tatsächlich fand ich sie dann aber wunderbar zu klettern, der Fels ist fest und ein paar Sicherungsmöglichkeiten sind vorhanden, weitere können mit Friends selber gelegt werden. Viel zu schnell waren die lange mit Respekt erwarteten Seillängen auch schon wieder vorbei. Danach geht es kurz auf dem Grat Richtung Grand Gendarme weiter, bis man unterhalb seines Gipfels auf Bändern auf der Ostseite traversiert und schliesslich ein paar Meter zum finalen Firngrat absteigt.
Der Firngrat vom Ende des Grand Gendarme bis zum Gipfel ist ein Traum in weiss, schmal und steil und bei den Traumbedingungen, die wir hatten, unschwierig zu gehen. Kurz nach dem Start des Firngrats wird dieser noch einmal durch ein paar Felsen unterbrochen, die mit Steigeisen einfach überstiegen werden können. Ab ca. der Mitte des Firngrats in den richtig steilen Stellen hatte ich dann noch eine kurzzeitige Schwächphase, ich vermute, dass meine Akklimatisierung für eine Tour, bei welcher man sich über eine so lange Zeit auf so grosser Höhe befindet, nicht ganz optimal war (wenn ich
WoPo1961 glauben darf, der mich manchmal 'Jungspund' nennt, kann's nicht an der Kondition oder am Alter liegen :-)). Wir mussten zwar das Tempo etwas drosseln, waren aber trotzdem in 6 3/4 Stunden nach dem Aufbruch in der Tracuithütte auf dem Gipfel.
Der Abstieg auf der Normalroute ist lang, wenn man am selben Tag noch nach Randa absteigen will, ist er sehr lang. Der Firngrat war gerade noch in einem guten Zustand, aber der letzte Schnee, der das Blankeis überdeckt wird nach ein paar zusätzlichen Hitzetagen definitiv Geschichte sein und dann wird der Abstieg noch länger und anstrengender. Nach dem Firngrat geht es wieder auf den Felsgrat, wo man einige Türme - unter anderem den bekannten Lochmatterturm - abklettern oder abseilen muss. Vom Frühstücksplatz bei Pt. 3914 weg befindet man sich dann auf einer Rippe, die sich vom Frühstücksplatz zuerst in südöstlicher, später südlicher Richtung bis runter zum Schaligletscher erstreckt. Diesen Teil fand ich am mühsamsten, mit der nun doch fortschreitenden Müdigkeit in den Beinen in blockigem und teils sehr bröseligem und feucht-rutschigem Gelände. In diesem Abschnitt ist der Wegverlauf oft nicht klar und betreffend Wegfindung die schwierigste und aus meiner Sicht unattraktivste Passage einer Weisshorntour.
Weiter ging es via Wasserfassung zur Weisshornhütte, wo wir eine willkommene Pause machten und ich es mir nicht verkneifen konnte, mir bereits das obligate
WoPo1961-Gedenkbier zu genehmigen. Das Hüttenteam war mir auf Anhieb sympatisch und ich wäre auch wegen meiner Müdigkeit gerne noch länger geblieben. Der Abstieg nach Randa dauerte nochmals 2 Stunden, kam mir in der Hitze aber deutlich länger vor. Die lachenden Gesichter meiner Frau und meiner Kinder am Bahnhof Randa waren dann aber mehr als Belohnung für die vergangene Anstrengung.
Infos
Die Tour ist selbstredend sehr lang, Richtzeiten gemäss den gängigen Führern sind 8 Stunden von der Hütte zum Gipfel und 4 Stunden vom Gipfel zur Hütte. Für den Abstieg nach Randa muss man noch ungefähr 2 Stunden einrechnen.
Unsere Zeiten (inkl. Pausen):
Tracuithütte - Gipfel 6 3/4 Stunden
Gipfel - Weisshornhütte 4 Stunden
Weisshornhütte - Randa 2 Stunden
Die Tour ist für erfahrene, ausdauernde und gut akklimatisierte Hochtourengänger mit guter Bergschuhklettertechnik bis in den 4. Grad und effizientem Seilhandling sicherlich machbar. Der Schlüssel scheint mir, möglichst speditiv voranzukommen. Ab und zu schaffen es Nordgrat-Seilschaften offenbar knapp aufs Nachtessen in die Weisshornhütte oder treffen sogar noch später ein. Man darf also davon ausgehen, dass man mit Ineffizienz oder trödeln extrem viel Zeit verlieren kann.
Epilog
Lange habe ich davon geträumt, oft musste ich es verschieben, aber den Tag der Überschreitung werde ich nie mehr vergessen. Es hat dann schlussendlich einfach alles perfekt gepasst, das Wetter, die Verhältnisse, die Begleitung "meines" Bergführers Jean-Paul und das Empfangskomitee am Bahnhof Randa. Das Warten hat ein Ende und das Warten hat sich definitiv gelohnt!
PS: Natürlich werden meine Bergschuhe nicht an den Nagel gehängt, so leicht werden mich
WoPo1961 und
anho nicht los :-))

Sicht vom Brunegghorn auf den Weisshorn Nordgrat am 24. Juli 2009
Am 24. Juli 2009 stand ich bei schönstem Wetter auf dem Gipfel des

Mit der Zeit wurden jedoch meine Bergtouren ernsthafter und schwieriger und so gelangte ich erstmals nach meiner


In den folgenden Jahren gab es immer wieder Gründe, dass wir die Tour aufs Weisshorn verschieben mussten (Wetter, Verhältnisse, Verletzungen etc.), aber letztlich bewahrheitete sich der Ausspruch, dass sich das Warten auf den perfekten Moment in der Regel lohnt.
Tourenbericht
Am Samstag 11. August 2018, traf ich mich mit Jean-Paul in Visp am Bahnhof, von wo aus wir mit Zug und Postauto nach Zinal fuhren.
Der Aufstieg zur Tracuithütte ist landschaftlich sehr schön, lang und bei der für den Sommer 2018 typischen Hitze floss der Schweiss bereits in Strömen. Die relativ neue Tracuithütte ist ziemlich gut gelungen, das Highlight ist auf jeden Fall der Esssaal mit Panoramafenstern und sensationeller Aussicht auf die umliegende, imposante Bergwelt.
Nach einer komplett schlaflosen Nacht war ich froh, dass der Wecker so früh klingelte. Bekanntermassen nehmen Weisshorn-Anwärter ihre Tour mitten in der Nacht in Angriff und so sassen 4 Seilschaften um 2 Uhr recht wortlos beim Frühstück und machten sich um 2:30 Uhr auf in Richtung Bishorn. Der Normalweg zum Bishorn ist ziemlich eintönig und auf dem Weg und auf dem Gipfel ist es bei einer Nordgrattour in der Regel noch stockfinster. Ich wage zu behaupten, dass der Bishorn-Gipfel - immerhin offizieller Schweizer 4000er - bei den meisten Weisshornbesteigern recht emotionslos registriert wird, zumindest ging's mir so.
Der Firngrat vom Bishorn ins Weisshornjoch und weiter zu den ersten Felsen ist einfach und auch die ersten Meter im Fels sind genau richtig, um sich klettertechnisch auf Betriebstemperatur zu bringen. Von der ersten Abseilstelle weg wird der Grat dann ziemlich ausgesetzt und luftig, jedoch sind die Kletterstellen bis zur Schlüsselstelle am Grand Gendarme im moderaten Schwierigkeitsbereich. Oft bewegt man sich direkt auf dem Grat oder es hat ostseitig (in Aufstiegsrichtung links) Bänder, auf denen man Schwierigkeiten umgehen kann.
Nach einigem auf und ab und einer imposanten Querung in der Ostflanke des Grats mit ordentlich Luft unter dem Hintern gelangt man schliesslich zur Schlüsselstelle, einer Verschneidung am Anfang des Grand Gendarme. Von dort leiten zwei schöne Seillängen zurück auf den Grat, die im Topoführer mit 4a bewertet sind. Ich hatte immer einen Heidenrespekt vor dieser Stelle und fragte mich, wie ich mich dort wohl anstellen werde. Tatsächlich fand ich sie dann aber wunderbar zu klettern, der Fels ist fest und ein paar Sicherungsmöglichkeiten sind vorhanden, weitere können mit Friends selber gelegt werden. Viel zu schnell waren die lange mit Respekt erwarteten Seillängen auch schon wieder vorbei. Danach geht es kurz auf dem Grat Richtung Grand Gendarme weiter, bis man unterhalb seines Gipfels auf Bändern auf der Ostseite traversiert und schliesslich ein paar Meter zum finalen Firngrat absteigt.
Der Firngrat vom Ende des Grand Gendarme bis zum Gipfel ist ein Traum in weiss, schmal und steil und bei den Traumbedingungen, die wir hatten, unschwierig zu gehen. Kurz nach dem Start des Firngrats wird dieser noch einmal durch ein paar Felsen unterbrochen, die mit Steigeisen einfach überstiegen werden können. Ab ca. der Mitte des Firngrats in den richtig steilen Stellen hatte ich dann noch eine kurzzeitige Schwächphase, ich vermute, dass meine Akklimatisierung für eine Tour, bei welcher man sich über eine so lange Zeit auf so grosser Höhe befindet, nicht ganz optimal war (wenn ich

Der Abstieg auf der Normalroute ist lang, wenn man am selben Tag noch nach Randa absteigen will, ist er sehr lang. Der Firngrat war gerade noch in einem guten Zustand, aber der letzte Schnee, der das Blankeis überdeckt wird nach ein paar zusätzlichen Hitzetagen definitiv Geschichte sein und dann wird der Abstieg noch länger und anstrengender. Nach dem Firngrat geht es wieder auf den Felsgrat, wo man einige Türme - unter anderem den bekannten Lochmatterturm - abklettern oder abseilen muss. Vom Frühstücksplatz bei Pt. 3914 weg befindet man sich dann auf einer Rippe, die sich vom Frühstücksplatz zuerst in südöstlicher, später südlicher Richtung bis runter zum Schaligletscher erstreckt. Diesen Teil fand ich am mühsamsten, mit der nun doch fortschreitenden Müdigkeit in den Beinen in blockigem und teils sehr bröseligem und feucht-rutschigem Gelände. In diesem Abschnitt ist der Wegverlauf oft nicht klar und betreffend Wegfindung die schwierigste und aus meiner Sicht unattraktivste Passage einer Weisshorntour.
Weiter ging es via Wasserfassung zur Weisshornhütte, wo wir eine willkommene Pause machten und ich es mir nicht verkneifen konnte, mir bereits das obligate

Infos
Die Tour ist selbstredend sehr lang, Richtzeiten gemäss den gängigen Führern sind 8 Stunden von der Hütte zum Gipfel und 4 Stunden vom Gipfel zur Hütte. Für den Abstieg nach Randa muss man noch ungefähr 2 Stunden einrechnen.
Unsere Zeiten (inkl. Pausen):
Tracuithütte - Gipfel 6 3/4 Stunden
Gipfel - Weisshornhütte 4 Stunden
Weisshornhütte - Randa 2 Stunden
Die Tour ist für erfahrene, ausdauernde und gut akklimatisierte Hochtourengänger mit guter Bergschuhklettertechnik bis in den 4. Grad und effizientem Seilhandling sicherlich machbar. Der Schlüssel scheint mir, möglichst speditiv voranzukommen. Ab und zu schaffen es Nordgrat-Seilschaften offenbar knapp aufs Nachtessen in die Weisshornhütte oder treffen sogar noch später ein. Man darf also davon ausgehen, dass man mit Ineffizienz oder trödeln extrem viel Zeit verlieren kann.
Epilog
Lange habe ich davon geträumt, oft musste ich es verschieben, aber den Tag der Überschreitung werde ich nie mehr vergessen. Es hat dann schlussendlich einfach alles perfekt gepasst, das Wetter, die Verhältnisse, die Begleitung "meines" Bergführers Jean-Paul und das Empfangskomitee am Bahnhof Randa. Das Warten hat ein Ende und das Warten hat sich definitiv gelohnt!
PS: Natürlich werden meine Bergschuhe nicht an den Nagel gehängt, so leicht werden mich


Tourengänger:
roger_h

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