Weisshorn-Überschreitung - Nordgrat-Ostgrat
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Besteigungsbericht: 13.08 - 14.08.2013
Weisshorn-Überschreitung: Nordgrat - Ostgrat
Route:
Zinal - Cabane de Tracuit - Bishorn - Grand Gendarme – Weisshorn – Frühstücksplatz – Weisshornhütte – Randa
Dieses Tourenziel stand ja bereits seit langer Zeit auf meiner Wunschliste ganz oben.
Doch bisher gab es in den vergangenen Jahren immer wieder triftige Gründe, warum wir dann schlussendlich doch andere Ziele dem Weisshorn vorzogen.
Doch nun schien endlich der lang gehegte Wunsch der Weisshorn-Überschreitung wahr werden zu können.
Die Verhältnisse am Berg waren momentan optimal; d. h. kein Blankeis auf dem obersten Abschnitt des Ostgrates, welches in solchen Fällen den Abstieg sehr gefährlich werden lassen würde.
Ferner gab es gut gemeldete Wetterverhältnisse, wenn gleich der Tag des Hüttenaufstieges mich bis in die Abendstunden daran zweifeln liess.
Mit PTT und SBB fuhren wir also am Morgen von Saas-Fee nach Zinal und nahmen ab 11Uhr die 1600Hm des Hüttenaufstieges in Angriff, welchen wir in knapp 3h bewältigten.
Die neue Hütte, die erst in diesem Jahr neu eröffnet wurde, war schon von weither sichtbar. Eine moderne Holz/Glas-Konstruktion mit einer hochglänzenden Aluminiumverkleidung und Sonnenkollektoren, bietet einen deutlichen Komfortgewinn gegenüber dem bisherigen Bauwerk, welches bis auf ein Restfundament komplett entfernt wurde.
Gegen Nachmittag zogen immer dichtere Wolken und Nebelfetzen um die neue Cabane Tracuit und eine freie Sicht auf die Corone Imperial wurde mir nur abschnittsweise gewährt.
Was wäre das ärgerlich, wenn wir auf diesem Traumgrat am Weisshorn schlechte Sicht haben sollten, dachte ich so stumm vor mich hin.
Da für Weisshorn-Aspiranten bereits um 2 Uhr das Frühstück bereit steht, gingen wir nach dem guten und reichhaltigen Nachtessen alsbald auf unser Zimmer und legten uns früh zur Ruhe.
Und auch ich, der sonst oft mit Einschlafproblemen auf den Hütten zu tun hat, brauchte diesmal nicht sehr lange, um einzuschlafen. Um 1:30 Uhr war ich aber bereits wach und nutze die letzten Minuten bis zum offiziellen Wecken um 1:45Uhr, um mich langsam auf Betriebstemperatur zu bringen.
Nach dem Wecken ging es bei uns dann (wie immer) sehr schnell und schnörkellos zur Sache:
Anziehen-Zimmer räumen-Frühstück-Toilette-Materialaufnahme-Abmarsch
Um 2:15 standen wir also startbereit vor der Hütte, stockdicker Nebel hüllte die Umgebung ein und die Stirnlampen bohrten sich mit ihrem Lichtstrahl nur wenige Meter in die weisse Nebelmasse hinein.
Na gut, es ist so wie es ist, dachte ich enttäuscht und wir betraten nach wenigen Minuten als erste Seilschaft des Tages den Turtmanngletscher, um den Anstieg Richtung Bishorn anzugehen.
Dank stabiler Trittschneedecke konnten wir bis zum Gipfel des Bishorns auf Steigeisen verzichten und auf ca. 3500m durchbrachen wir die Wolkenschicht endgültig und über uns wurde ein blitzblanker Sternenhimmel sichtbar. Tief in den Tälern war das Funkeln der Lichter sichtbar, ansonsten war es infolge der Uhrzeit noch stockdunkel.
Ich war erleichtert zu sehen, dass das Wetter uns wohlgesonnen sein würde und nach wenig mehr als 2 Std. war auch schon der Gipfel des Bishorns ohne Schwierigkeiten erreicht.
Nun lag dieser wunderschöne Nordgrat in seiner vollen Länge vor uns, sehen konnten wir dies zwar zu diesem Zeitpunkt nur schemenhaft, doch das sollte sich bald ändern.
Der erste Abschnitt des Grates hinab ins Weisshornjoch war noch relativ breit, danach wurde er jedoch sofort schmaler und bald schon folgten die ersten Türme des felsigen Abschnittes. Spätestens ab diesem Punkt sollten wir die 4000m-Marke für die folgenden Stunden bis zum Gipfel nicht mehr unterschreiten.
Der gesamte Grat war zu meiner Überraschung viel luftiger und ausgesetzter, als ich es aus den Schilderungen des SAC-Führers vermutet hatte.
In den Felsen des ersten markanten Felskopfes musste dann teils heikel abgeklettert oder abgeseilt werden, um in die nächste Einschartung zu gelangen. Insgesamt wurden so 3 markante Felsköpfe überklettert.
Das Tageslicht bot uns inzwischen die Chance, endlich auch die gesamte Umgebung gut einsehen zu können und der Blick auf den weiteren Anstiegsweg war einfach traumhaft schön anzusehen.
Dominierend im Vordergrund stand dabei ganz klar der grosse Gendarm, der dann auch klettertechnisch die Hauptschwierigkeit aufzeigte. Dank des griffigen und festen Felses konnte aber auch diese „Schlüsselstelle“ schnell und sicher passiert werden und kurz vor dem Betreten des finalen Schneegrates gönnten wir uns noch eine Rast und eine kurze Stärkung.
Tief unter uns lag das Wolkenmeer wie ein brodelnder Kessel auf ca. 3500m Höhe aber darüber war der Blick frei auf die zahlreichen umliegenden und grösstenteils bereits bestiegenen Gipfel.
Vom Rastplatz aus betraten wir dann den Schneegrat direkt in der Einsattelung hinter dem grossen Gendarm und folgten dem scharfen ausgesetzten Firngrat weiter empor Richtung Gipfel.
Trotz der bereits erreichten Höhe von ca. 4300m lief es flüssig und problemlos bis zum Gipfel bei uns weiter.
Den Gipfel des Weisshorns erreichten wir nach nur 6h Marschzeit ab der Hütte und fast zeitgleich mit einer Zweierseilschaft, die über den Schaligrat aufgestiegen war, um 8 Uhr.
Zur Aussicht von einem solch frei stehenden Berg mit 4506m Höhe brauche ich nicht viel zu sagen:
Einfach sensationell und umfassend in alle Richtungen:
Vom Clariden bis zum Mont-Blanc; bzw. vom Tödi bis zum Monte Viso freie Sicht
Auf dem Gipfel habe ich daher auch deutlich mehr Zeit für das Fotografieren als fürs Essen verbraucht. Aber hier oben ist die Tour noch lange nicht gelaufen.
Es warteten nun auf uns noch mehrere Stunden des Abstieges.
Zunächst hinunter über den sehr steilen oberen Ostgrat, wann vom Frühstücksplatz weiter zur Weisshornhütte und von dort noch der lange Marsch hinunter nach Randa ins Mattertal. Insgesamt mussten also 3100 Höhenmeter vom Gipfel bis ins Tal herabgestiegen werden.
Dank des griffigen Trittschnees am obersten steilen Ostgrat konnten wir den Abstieg ganz ohne Eisschrauben nutzen zu müssen, bewältigen.
Die Kletterei im unteren, felsigen Abschnitt stellte keine besonderen Probleme bereit und bald ging es vom Frühstücksplatz dann über den stellenweise unübersichtlichen Abschnitt hinunter auf den Schaligletscher und weiter zum Wasserloch.
Nach weiteren 3h nach Verlassen des Gipfels standen wir dann endlich an der Weisshornhütte und genossen dort eine grosse Portion Rösti mit allem Zubehör.
Meine Knie waren ebenfalls dankbar für den Zwischenstopp, denn von der Hütte bis hinunter nach Randa waren es weitere 1600 Höhenmeter bzw. 2Std. Fussmarsch, in denen sie nochmals intensiv gefordert wurden.
Eigentlich war nach dieser Tour ein paar Tage später noch eine weitere im Gebiet von Chamonix geplant.
Diese musste ich aber leider streichen, da ich mir in der Zwischenzeit bei anderen Aktivitäten einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hatte.
An Bergsteigen war daher leider nicht mehr zu denken.

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