Ein delikater Ammergauer: das Schöberle (1454 m). Von Zugspitzblicken und Latschengassen...


Publiziert von Vielhygler , 1. Juni 2018 um 18:21.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:30 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Garmisch auf der Straße in Richtung Ehrwald kommend befindet sich das Motocross-Gelände kurz nach der Grenze rechts (sieht aus wie eine Kiesgrube). Hier P. in einer Bucht kostenlos möglich.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Für Wild gibt es einen Futterplatz und eine ausgeschilderte Äsungsfläche. Für Wanderer: Diaspora.
Kartennummer:Aktuelle DAV 4/2 Wetterstein (2018)

Das Schöberle: Delikatesse oder Berg? "Gemeinsam ist allen Sorten von "Schöberl", dass es sich um Rührmassen  handelt, die goldgelb gebacken werden", sagt Wikipedia. Die AV-Karte hingegen bezeichnet als "Schöberle" einen Vorberg des  Danielkamms. Recht haben beide, denn das Schöberle ist als Berg auch eine Delikatesse!

Kurzer Steckbrief: das Schöberle (1454 m)...

...gehört zu einer von der Loisach im Osten, der Naidernach im Norden, dem Neuweidtal im Westen und dem Prügel- bzw. Weißlehnbachtal im Süden begrenzten viergipfligen Kleingruppe im Nordosten des Ammergauer Danielkamms.
Chef im Ring ist hier der zentral gelegene Spitzige Brand (1816 m). Im Nordwesten des Gebiets folgt der Höhe nach mit 1526 m der Mittelberg. Im Norden dann der bewaldete Hochschober (1474 m) und schließlich noch im Südosten das Schöberle (1454 m) auf das es heute gehen soll.

Das Schöberle hat auch noch einen zweiten Namen: Kleiner Schoberberg. Die Häufung von Diminiutiven ließe eigentlich vermuten, daß das Schöberle deutlich niedriger sein müsse als der benachbarte und viel hochtrabender benannte Hochschober, doch weit gefehlt: gerade einmal 20 Meter trennen die beiden...

Die Wegbeschreibung bis zum Südostgrat des Schöberles:

Als weglosen Einstieg zum Schöberle habe ich mir seinen Südostgrat auf etwa 950 m Höhe ausgesucht. Südlich von Griesen, von einem Motocross-Tainings-P. (siehe Anfahrt) führt eine in der Karte richtig verzeichnete Forststraße genau dorthin.
Zunächst passiere ich auf dieser Straße (vom Typ her eine "Forst-Landstraße" mit angenehm ebenem Profil) nach dem Gesperrt-Schild und einer weiten Kurve nach fünf Minuten eine nach rechts eben abgehende Straße zu einer Wildfütterung (s. Bild).
Nach weiteren sieben Minuten wird ein Hochsitz linkerhand erreicht. Dort bleibt ein abfallender Karrenweg links liegen. Eine große Wiese mit einem Schild: "Wildäsungsfläche" liegt gegenüber. Ob das Wild das Schild auch lesen kann?
Von hier wird in zehn Minuten bei einem Zaun linkerhand die erste deutliche Straßensepentine erreicht. Es geht leicht kurvig weiter und ich kann nach zwei weiteren Minuten das Schöberle zum ersten Mal sehen. Nun sind es noch vier Minuten weiter an einem Hochsitz vorbei bis zur zweiten deutlichen Straßenserpentine.
Schließlich geht es noch sieben Minuten sanft hinauf zur dritten Serpentine, die sich schon direkt über dem tiefen Graben des Weißlehnbachs befindet. Genau hier erfolgt der weglose Einstieg und es geht den Südostgrat zum Schöberle hinauf.

Im folgenden beschreiben die Bilder und Kommentare den Anstieg zum Schöberle, den Gipfel, die Aussichten und schließlich den einfachen, weglosen Abstieg via Nordostgrat, der direkt zur o.e. Wildfütterung zurückführt...

Abschlußbemerkungen:

Sehr abwechslungsreiche, überwiegend weglose Runde
auf einen schönen, einsamen und aussichtsreichen Ammergauer Gipfel. Über den Gräben die Grate entlang gehend sehr einfach zu finden.
Jahreszeit? Die Tour wäre eine geradezu ideale Schneeschuhrunde, aber das Gebiet ist im Winter leider gesperrt. Laut Auskunft eines Jägers von Dezember bis 15. April. Hier gibt es weitere Infos zu diesen Sperrungen. Als Sommertour aber auch perfekt!
Die Karte? Stimmt ganz zuverlässig, was die Forstwege betrifft. In der neuen AV 4/2 ist sogar das Motocross-Gelände eigetragen. Die südlichen Felsabstürze unterhalb des Gipfels gehörten m.E. in der Kartendarstellung um etwa 40 Hm höher gezeichnet, denn sie enden tatsächlich nicht schon 60, sondern nur etwa 20 Hm unterhalb des höchsten Punkts.
Schwierigkeiten? Beide Grate sind sehr breit und überall einfach zu begehen. Auch in den wenigen, steileren Abschnitten ist das Gras sehr trittfreundlich gestuft. Nur am Felsköpfl südlich unterhalb des Gipfels des Schöberles  geht es im Anstieg wenige schrofige Schritte eine Rinne hinauf (T3+).
Für den An- sowie Abstieg gilt: die Abbrüche von den Graten in die jeweiligen Gräben fallen unterhalb scheinbar friedlich absinkender Grashänge plötzlich vertikal ab. Dies ist nicht überall klar zu erkennen, deshalb: nicht versehentlich im Gras zu weit auf die Grabenseiten geraten: Absturzgefahr! Man kann überall bequem auf der Grathöhe bleiben!
Landschaft? Durchweg schöner grasiger Mischwald ohne jegliche Spuren einer Holzentnahme. Unterwegs schöne Ausblicke über die tiefen Gräben hinweg. Weiter oben kleinräumig latschig, felsig und sehr hübsch. Die großzügig aussgeschnittene Legföhrenterasse (der "Sichtgipfel") direkt oberhalb der Felsabstürze hat ganz freie Ausblicke und verleiht dem Schöberle ein durchaus alpines Gipfelfeeling.
Einsam? Das Gebiet ist touristisch ganz unerschlossen. Keine gelben oder andere Wander- Schilder. Als Erschließung dient nur eine einzige Forststraße, die bei etwa 1000 m endet. Eine Wildfütterung gibt es, viele Hochsitze, das war' s auch schon.
Auf den heute begangenen Graten gab es keinerlei Wegspuren. Auf dem Anstieg am Südostgrat befand sich auch kein Hochsitz mehr. Überraschenderweise waren oben dann einige Latschen ausgeschnitten. Am Abstieg, am Nordostgrat über dem Schobertalgraben gibt es allerdings sehr wohl einen Jägersitz unmittelbar unterhalb des Schöberle-Gipfels. Von diesem Jäger dürften wohl die Latschenausschnitte weiter oben stammen, danke!
Hat es mir gefallen? Ja und wie!

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 1. Juni 2018 um 18:38
Nette kleine Tour auf ein mir bis dato unbekanntes Gipfelchen. Mal schauen wie sich daraus ne größere Runde basteln lässt.

Ach übrigens...die Herbstrunde geht klar! ;-)

Gruß Nico.

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juni 2018 um 21:05
Herbstrunde, super!

Auf deine größere Runde am Schöberle bin ich gespannt. Die kann ich mir vorstellen. Interessant wäre vorher noch die Entwicklung eines GPS-gesteuerten Latschen-Ausschneide-Roboters ;-))

VG Andreas


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