Grießberg Runde / Überschreitung vom Rauheck


Publiziert von derMainzer , 21. September 2023 um 09:26.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:17 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1163 m
Abstieg: 1279 m
Strecke:20,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit RB 6 von München bis Bahnhof Garmisch- Partenkirchen. Im Bahnhof GAP Fußweg ca.5 min zur Haltestelle SEV. Dort Schienenersatzverkehr mit Bus bis zur Haltestelle Griesen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Vom Bahnhof Garmisch- Partenkirchen mit RB 6 nach München.
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels und Pensionen in Garmisch- Partenkirchen, Hammersbach, Unter- und Obergrainau.
Kartennummer:AV BY 7 Ammergebirge Ost - Pürschling, Hörnle

☠ Vorsicht, das ist keine normale Berg- bzw. Wandertour

Teilweise extrem absturzgefährdetes und steiles ausgesetztes Gelände!
 

Das Rauheck und Zunderköpfel sind zwei Tourenziele, welche mir noch in der Kramergruppe von den Ammergauer Alpen fehlten. Beide Gipfel sollten am Tourentag, den 17.09.2023 durch eine Überschreitung abgeschlossen werden. Leider machte mir das heiße Wetter einen Strich durch die Rechnung. Den mitgeführten Sonnenschutzhut sollte man auch aufsetzen, dazu später noch mehr.
Im Alpenvereinsführer Ammergauer Alpen / 3. Auflage 1990 wird das Rauheck unter der Route Nr. 575 zusammen mit dem Rauhenstein geführt. Dort steht geschrieben, das von der Hohen Ziegspitze nach Westsüdwest ein langer Kamm zieht, der ein paar auffallende Felsköpfe trägt. Man kann auf Steigspuren den ersten und höchsten der Köpfe erreichen. Ein Weiterweg ist wegen der dichten Latschenfelder überaus mühsam. Den letzten Satz lasse ich aus, weil damit schon eigentlich alles beschrieben worden ist, bis auf die Überschreitung. So viel zur der DAV-Tourenbeschreibung der Autoren Seibert und Lutz. *Andy84 und *hefra haben bereits auf Hikr den Weg zum Rauheck beschrieben.
Den Gratverlauf vom Rauheck hatte ich schon mehrmals im Visier gehabt. Es stellte sich nur die Frage, ob eine Überschreitung problemlos möglich wäre. Von anderen Tourenzielen habe ich vom Gratverlauf Fotoaufnahmen gemacht, welche aber nicht aussagekräftig waren. Recherchen im Internet und Google Earth zeigten mir, dass der Gratverlauf begehbar wäre, allerdings sich bei ca. 1450 hm eine Felsbarriere einen in den Weg stellt. Erst durch den Kurzbericht von *hefra hat sich für mich eine zufriedenstellende Antwort ergeben, ja eine Begehung vom Gratverlauf ist möglich. Kombiniert habe ich die Tour mit dem Jagersteig, den *Andy84 bereits beschrieben hat. Dieser fehlte mir auch noch. Somit sollte es eine schöne Runde am Grießberg ergeben.
Start der Tour ist in Grießen an der Bushaltestelle mit den Schienenersatzverkehr dorthin. Von dort geht es entlang der B 23 zum Parkplatz der Oswaldhütte. Aufstieg auf der Elmaustraß'l bis zu 1.040 hm zum rechten Abzweig eines Forstweges. Diesen folgt man zu einer kleinen Lichtung auf 1.181 hm. Hier zweigt rechts ein Pfad/Steig ab, der zu der ehemaligen Grießbergalm (1.428 hm) führt. Jetzt ist es eine Jagdhütte. Diesen folgt man aber nur bis zu der ersten Spitzkehre hinter den Felswänden und sucht sich dort die günstigste Stelle zum Einstieg in den steilen Gratverlauf aus. Dieser ist im unteren Bereich extrem steil und teilweise auch fast senkrecht, eine Stelle mit Felsschrofen durchsetzt, deshalb die Bewertung mit Stelle I/UIAA. Man benötigt dort die Hände. Nach dem Aufstieg durch die steile Südflanke kam ich an die besagte Felsbarriere mit der Überraschung des Tages. Ab dort gab es eine durchgängige Pfadspur bis zum Gipfel vom Rauheck. Am Rauheck selbst angekommen gab es erstmal eine ½ h Pause mit Fotoaufnahmen vom Panorama der umliegenden Berge. Vom Rauheck führt eine Pfadspur entlang der Felsköpfe in Richtung des Rauhenstein. Diese ist aber nicht durchgehend freigeschnitten. Die Latschengasse endet im Latschenverhau. Hier musste ich erstmals meine Route ändern. Ziel war jetzt den Pfad/Steig von der Grießbergalm in ca. 50 m Luftlinie zu erreichen. Der in der Karte von Alpenvereinsaktiv hinterlegte gestrichelte Pfadverlauf existiert nicht mehr durchgehend. Die dortigen Jäger haben diesen zuwachsen lassen. Sehr wahrscheinlich will man die Bergsteiger vom Rauheck fernhalten. Den mitgeführten Sonnenhut habe ich aus Vorsicht vor Verlust im Latschenverhau am Rucksack befestigt. Das war nicht besonders umsichtig, nach der LKK4 und steilen Südflanke war ich am besagten Pfad/Steig angekommen, schon mehr als deutlich erschöpft. Das führe ich auf den mangelnden Sonnenschutz für den Kopf zurück. Deshalb wurde der Rauhenstein ausgelassen und es folgte der Abstieg zur Grießbergalm. Dort gab es erstmal eine ½ h Pause. Hinter der Jagdhütte führt direkt der Jägersteig zum Kammverlauf vom Hoher Ziegspitz, das nächste Zwischenziel. Dieser Pfad/Steig ist vielleicht zu Beginn als leicht anzusehen, das wird sich aber bei der Überschreitung diverser Tobel/Rinnen mit steilen Abbrüchen in der Flanke noch ändern. Auch hier habe den mitgeführten Sonnenhut am Rucksack befestigt. Es waren nicht wenige Latschen, welche in den Jägersteig hineingewachsen waren. Am Übergang der Flanke in den Kammverlauf vom Hoher Ziegspitz gibt es im Tobel einen Wasserfall, der in die Beistallaine führt. Dort kann man sich äußerlich schön erfrischen. Dann geht es weiter zum Kammverlauf mit dem Übergang in den Zieggraben der zum Zunderköpfel führt. Für mich war da erstmal im Schatten unter den Bäumen eine Pause angesagt, bei der ich ca. eine ½ h eingeschlafen bin. Beim Erwachen musste ich feststellen, dass der nicht aufgesetzte Sonnenhut bei mir deutliche Spuren hinterlassen hat. Mir war leicht schwindelig, übel und ich hatte leichte Orientierungslosigkeit, was sich auch später beim Abstieg bemerkbar machte. Ein Zeichen, dass Zunderköpfel ausfallen zu lassen und nach Garmisch- Partenkirchen abzusteigen. Außerdem hatte ich nur noch 1½- Liter Flüssigkeit im Rucksack. Mir war nicht klar, ob das noch bis zur Stepbergalm reichen würde. Ich bin den Pfad über das Jakelberger Köpfel abgestiegen. Eine Beschreibung vom Pfad/Steig findet man beim *Tef. Unten angekommen ist es noch ca. 1½ h Fußweg bis nach GAP.

Routenschwierigkeiten der Tour:

  1. Von Bushaltestelle Griesen (SEV) bis Oswaldhütte:
    Der Weg führt hinter der Bahnlinie GAP- Pfronten als Fuß- und Radweg entlang. Der Übergang über die Bahntrasse ist hinter dem Kiosk/Biergarten. Schwierigkeiten T1.

  1. Oswaldhütte bis zum Einstieg 1.040 hm:
Ab der Oswaldhütte kann entweder direkt die Elmaustraß'l aufsteigen oder bis ca. 880 hm einen Pfad, welcher rechts hinter dem Tor abzweigt, folgen. Dieser endet wieder zuletzt in der besagten Elmaustraß'l und dort geht es weiter bis 1.040 hm, wo ein Forstweg rechts abzweigt. Schwierigkeiten T2.

  1. Einstieg Forstweg bis Abzweig Pfad/Steig 1.181 hm:
Den Verlauf vom Forstweg folgt man bis zu einer kleinen Lichtung auf 1.181 hm, wo rechts ein Pfad/Steig abzweigt. Orientieren kann man sich an der auffallenden Geröllrinne. Dort noch bis zu ca. 20 hm zum Einstieg Pfad/Steig. Schwierigkeiten T2.

  1. Pfad/Steig bis zum Einstieg Gratverlauf:
Den Pfad/Steig folgt man bis zur ersten Spitzkehre, wo sich das Gelände nach den Felswänden öffnet. Dort kann man in Grasschrofen auf den ersten Gratansatz aufsteigen. Schwierigkeiten T3.

  1. Einstieg Gratverlauf bis zum umgehenden Felsabsatz auf ca. 1.450 hm:
Dieser Abschnitt ist der schwierigste in dem gesamten Tourenverlauf. Hier geht es auch gleich extrem steil zur Sache. Einen Pfad/Steig sucht man hier vergebens, hier und da vielleicht mal Spuren von Gämsen. Öfters muss man in die rechte Flanke vom Gratverlauf ausweichen, weil sich Latschen und Bäume einen in den Weg stellen. Eine Stelle ist extrem Steil, die Neigung ist größer als 45°. In diesem Gelände ist auch die Stelle I/UIAA an einem Absatz mit Felsschrofen. Schwierigkeiten T5 und eine Stelle I/UIAA.

  1. Felsabsatz auf ca. 1.450 hm bis Gipfel Rauheck 1638 hm:
Ab der besagten Felsbarriere gibt es einen Pfad/Steig, der durchgehend bis zum Rauheck sichtbar ist. Dieser sollte aber nicht unterschätzt werden. Zuerst geht es links an dem Felsabsatz vorbei, der Pfad/Steig führt direkt auf diesen und von dort teilweise in das steile Gelände der rechten Flanke vom Gratverlauf. Weiter oberhalb gibt es nochmal eine Felswand, die in der rechten Flanke tra­ver­sie­rt werden muss. Das Gelände dort ist extrem steil abfallend und der Steig recht schmal. Bis zum Rauheck weiteres Steilgelände mit Grashalden und Schrofen durchsetzt, der Pfad äußerst schmal, mit feiner Geröllauflage belegt. Schwierigkeiten T4.

  1. Übergang vom Rauheck zum Rauhenstein:
Der Pfad/Steig führt als Übergang vom Rauheck zum Rauhenstein direkt in einer Latschengasse in den Gratverlauf unterhalb von den Namenlosen zwei Felsköpfen. Man wird automatisch dorthin gelenkt. Dieser Pfad/Steig endet hinter dem ersten Felskopf in einem Latschenverhau, ab dieser Stelle wird es weglos mit LKK4 oder sogar LKK5. Man kann es nicht beschreiben. Die eigentliche Latschengasse müsste nach dem Satellitenbild von Google Earth weiter unterhalb (ca. 50 hm/geschätzt) verlaufen. Diese endet aber auf dem Bild auch in der grünen Hölle. Vor Ort war von dieser Latschengasse auch nichts zu sehen gewesen. Schwierigkeiten T4, das letzte ⅓ ist weglos. Schwierigkeiten T4 und für das letzte ⅓, LKK 4/5 und T5.

  1. Abstieg Pfad/Steig zur Grießbergalm/Jagdhütte:
Zum Abstieg über diesen Pfad/Steig gibt es nicht viel zu schreiben, der ist auf Hikr mehr als ausreichend beschrieben worden. Lediglich, dass es für den Pfad/Steig keine Bezeichung bzw. Namen gibt. Vielleicht gibt es auf Hikr jemanden, der noch was dazu beisteuern kann. Schwierigkeiten T3.

  1. Jägerpfad/-steig von Grießbergalm zum Kammverlauf Hoher Ziegspitz:
Dieser Pfad/Steig sollte nicht unterschätzt werden. Früher war der wohl ein Verbindungssteig von der Grießberg- zur Stepbergalm hinüber und umgekehrt. Die Älpler haben sich gegenseitig besuchen können. Heute ist das ein Jagersteig und dementsprechend ist dieser auch nicht Instand gehalten worden. Beim Einstieg hinter der Grießbergalm ist es noch eine breite Pfadspur, die endet aber in einem schmalen Streifen. An einigen Tobel, die traversiert werden müssen, wird es deutlich ausgesetzter, teilweise kommen auch die Hände zum Einsatz. Es gibt dort keine Fixseile zum Festhalten, wie diese auf anderen Jagersteigen montiert sind. Die Pfadspur ist auch an diversen Stellen wegerodiert. Die Flanke vom Pfad/Steig ist extrem steil, ein ausrutschen hätte unangenehme gesundheitliche, wenn nicht sogar tödliche Folgen.
Dieser Pfad/Steig sollte nur von erfahrenen Alpinisten begangen werden. In der Gesamtbewertung liegt dieser Jagersteig von mir bei T4, allerdings gibt es für mich aber auch Stellen, welche durchaus mit T5 hätten bewertet werden können, evtl. sogar Stellen I/UIAA.
Schwierigkeiten T4!

  1. Abstieg Kammverlauf Hoher Ziegspitz über Jakelberger Köpfel:
Diesen Pfad/Steig hat schon *Tef auf Hikr beschrieben. Mittlerweile findet man diesen auch auf anderen Internetforen und sogar ein Influencerfilm existiert auf Youtube. Für mich ist der Pfad/Steig allerdings T3, man muss beim Abstieg in der steilen Flanke aufpassen, ausrutschen sollte man nicht. Auch ist Orientierungssinn erforderlich, gerade im Mischwald verliert sich der Pfad/Steig unter dem Laub. Das Jakelberger Köpfel wurde von mir überstiegen, viel zu sehen gibt es dort nicht. Das Jakelberger Köpfel ist für mich eher ein Gebietspunkt statt einem Gipfel. Schwierigkeiten T3.

  1. Weg nach Garmisch- Partenkirchen:
Der Weg zurück nach Garmischen- Partenkirchen läuft bis nach Grainau an der B23 entlang. Dieser Weg ist ein Fußgänger und Radlweg, also Vorsicht vor den E- Bikern, die einzige Gefahr auf diesem Abschnitt. Wenn man die Tour im Sommer geht und im Rucksack noch genügend Gewichts- und Platzreserven vorhanden sind, sollte man nicht vergessen die Badesachen mitzunehmen. Man kann sich an einigen Stellen in der Loisach schön abkühlen. Schwierigkeiten T1.

Fazit:

Die Aussage von Mark Zahel, das die Ammergauer Alpen das Eldorado der wilden Wege sind, hat sich auch auf dieser Tour wieder mal bestätigt. Diese Runde ist eine Tour, welche sich problemlos mit dem ÖPNV erreichen lässt. Man kann noch etliche Varianten dazu nehmen, Konditionsstarke Alpinisten können sogar über den Kramerspitz bis nach Garmisch- Partenkirchen absteigen. Da gibt es so viele Möglichkeiten.
Bei dieser Tour handelt es sich um eine klassische Bergtour. Die höchsten Anforderungen bewegen sich in den Schwierigkeitsbereichen T5 und I/UIAA. Der Gratverlauf auf das Rauheck erfordert stabile Wetterverhältnisse in den Ammergauer Alpen. Das gilt auch für den Jägersteig. Bei einem Wetterumschwung ist ein schneller Rückzug nicht möglich. Notabstiegsmöglichkeiten sind dort nicht vorhanden.

Der Zeitbedarf der Tour bezieht sich bei mir immer auf die reine Gehzeit ohne die Pausen.

Die Tour sollte selbstverständlich nicht bei Nässe begangen werden.

Auch ist die Tour an heißen Sommertagen nicht gerade empfehlenswert.

Tourengänger: derMainzer


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2023 um 18:47
Hui..eine spannende Tourenkombi mit viel Abenteuer. Ganz so, wie ich es liebe....

Am Sonntag, den 17. war es echt sehr warm - bin da auch berggestiegen und gezielt gleich mal >1000m höhere Gipfel rauf. Sonnenhut war aber da auch Pflicht! Bericht dazu folgt....

VG, Nyn

derMainzer hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. September 2023 um 16:11
Griaß di Nyn,

ja, das war mir auch eine Lehre. Allerdings war mir der Sonnenschutzhut zu teuer, um diesen in dem Latschenverhau und auch auf den Jägersteig zu verlieren. Vielleicht sollte ich in solchen Bereichen eher auf die Variante vom Nik Brückner mit Kopftuch bedeckt zurückgreifen. Das müsste für solche Abschnitte ausreichend sein. Ein Abenteuer war es auf alle Fälle, trotz dem ausgefallenen Zunderköpfel.

Pfiat di
derMainzer


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