Über den Rossstockgrat zum Rad


Publiziert von justus , 10. Juli 2017 um 21:22.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 5 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 2100 m

Der Westgrat des Rad zieht sich in gerader Linie vom Rossstock herüber. Die Begehung ist nicht wirklich schwierig, aber wegen des doch teilweise bröseligen und ausgesetzten Geländes mental fordernd. Diese Grattour gehört wohl auch zu den seltener begangenen Touren im Glärnischgebiet. Ihre beiden Endpunkte lassen sich auch auf anderen Routen einfacher und schneller erreichen.

Schon auf meiner Tour auf den Bösbächistock (Ursprungsziel war dort auch der Rossstock) habe ich diesen Grat bewundert. Später wurde er mir auch nochmals von Engg Marti (www.engg.ch) empfohlen.


Der Rossstockgrat in seiner ganzen Länge

Mit dem ersten Postauto geht es nach Plätz im Klöntal. Der wenig spannende Aufstieg durchs Rossmattertal verkürzt sich für mich Dank einem netten Älpler. Von Klönstalden bis zur Seilbahn nimmt er mich auf dem Anhänger seines Quad mit. Danke an dieser Stelle! Auf dem Anhänger hat er schon einen weiteren Berggänger aufgeladen, der mit dem Gleitschirm zum Näbelchäppler unterwegs ist. Sicher auch wunderschön an solch einem Tag.

Hinter Chäseren nehme ich wie immer den Alpweg über den Bach. Doch leider ist der vorher noch schön weiss markierte Weg auf einem guten Stück Weg völlig zerstört, da einige Bäume gefällt wurden. Jetzt nimmt man wohl besser nach dem Bach wieder den Weg geradeaus und steigt die Wiese direkt hinauf.

Nun weiter auf dem Zeinenfurggelwanderweg und dann auf den Weg zum Bächistafel. Ich nehme einen Weg der mir ins Glotel zu führen scheint (sehr wahrscheinlich den selben wie PStraub hier). Das ist eine ziemlich nasse, krautige Sache. Wahrscheinlich ist der auf der Landeskarte eingezeichnete Weg, der hinter dem Bächistafel abzweigt besser.

Vom Glotel über Wiesen auf den Rücken zum Rossstock. Zuerst ist der Aufstieg im Gras klar. Später um den ersten richtigen Felsaufschwung (sieht auch wenig fest aus) wähle ich die rechte Seite, wo man bald steil über Schrofen wieder auf den nun schuttigen Rücken kommt. Mit Hilfe dieses Photos oder hier noch besser könnte man versuchen eine Route zu planen. Aber es ergibt sich auch ganz gut vor Ort. (Die Photos auf hikr, die mit diesem Rossstock getagt sind, zeigen übrigens zu 90% den Rossstock im Lidernengebiet)

Über den letzten Schutt zum grasigen Gipfel mit Steinmann und Gipfelbuch (erster und einziger Eintrag vom 2014). Hier raste ich etwas und schaue mir den weiteren Grat an. Es scheint erst in der Nähe von P. 2422 (jetzt P.2420 Glotelstogg) eine Ausstiegsmöglichkeit zu geben. Dort hat es einen steilen Aufschwung wodurch man den restlichen Grat noch nicht einsehen kann.

Hinüber zum Steinmann der glaube ich auf der eigentlichen Rossstock / Rossstogg Kote steht. Hiernach wäre ein besseres Führerstudium gut gewesen. Dort heisst es: "Kurz nach dem Rossstock werden einige brüchige Grattürme direkt überklettert (heikel) oder in der Südflanke umgangen." Nun ja überklettern ist wirklich heikel und ich verbrauche schonmal einiges an mentaler Kraft, auch wenn Türme übertrieben ist, die sind nicht sehr hoch. Hier ein Eindruck wie das aussieht, wobei es auf beiden Seiten genug Luft hat.

Der weiter Grat ist abwechslungsreich und nicht immer brüchig. Jedoch habe ich nicht immer die Psyche um auf dem schmalen Bruch aufrecht zu gehen, so dass die Fortbewegung häufig auf allen Vieren vonstatten geht.

Bis zu dem Punkt an dem man auch auf den Grat ein bzw aussteigen kann, muss man eigentlich nicht klettern sondern läuft auf der Gratschneide. Zweimal war mir sogar der Reitersitz für ein, zwei Meter lieber.

Dann gilt es nach dem bisherigen Bruch durchzuatmen, denn ein paar Meter muss man klettern (II). Die Rasenbänder auf der linken Seite sahen mir nicht gut aus.

Einzige länger Kletterstelle

Im weitern Verlauf wechseln Gehpassagen mit Kraxelstellen. Ich bin gut gefahren mit dem Versuch mich nie in eine der Flanken abdrängen zu lassen, auch wenn es manchmal Grasbänder hat. Nur ein oder zwei offensichtliche Umgehungen waren nötig, sonst immer obenauf.

Desto näher man dem Rad kommt, desto einfacher wird es. Am Ende kann man ganz entspannt oben auf dem Grat bzw einem Band leicht unterhalb laufen, bis man auf den Südgrat trifft und bald auf dem Rad steht. Hier bin ich (nach Gipfelbuch) auch der erste im 2017.

Nach längerer Rast über die schuttige Südflanke zur Zeinenfurggel. Da ich doch ziemlich lang gebraucht habe, werden alle weiteren Pläne verworfen. Der Weg über die Zeinenfurggel ist neu markiert, so dass die Markierungen in vernünftigem Abstand sind. Doch im oberen Teil führt der Weg jetzt über die ausgewaschenen Steine in der Mitte hinunter, was im Abstieg vielleicht weniger angenehm ist, als mit Stöcken den Schnee oder Schutt hinabzufahren.

Alles auf dem Wanderweg bis zur Bösbächibeiz, wohin einen die neuen Markierungen nun direkt führen. Um diese Zeit ist es dort schon ruhiger und ich entspanne noch auf der Terasse und trinke etwas.

Dann, erst auf dem Wanderweg und später auf dem alten direkten Weg, nach Luchsingen hinunter.

Noch drei 360 Grad Photos für einen Eindruck:

Rossstock 1. Gipfel
Rossstock 2. Gipfel
Rad

Dieser eigentlich nicht sehr lange Grat kam mir schwieriger vor als der Rüchigrat, an dem man eigentlich nie klettern muss. Wenn man ein bisschen schneller wäre liesse sich das zu einer schönen Rundtour kombinieren. Von den zig recht ähnlichen Photos habe ich eine Auswahl getroffen, die den Charakter gut wiedergibt. Der Weg ist ja eh klar. Wenn man Rossstock oder Rad besteigen möchte und sich im Gelände wohlfühlt, dann kann man diese Tour durchaus empfehlen.

Tourengänger: justus


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2017 um 12:26
Herzliche Gratulation zum Hikr-Erstbeschrieb dieser Route! Damit dürftest Du MItglied in einem sehr exklusiven Club geworden sein. Das Ganze tönt doch eher haarig, vor allem weil's nicht einfach ein, zwei heikle Stellen sind, sondern man längere Zeit auf Messer's Schneide wandelt. Und ich kenne ja Deine Free-Solo-Fähigkeiten.
Der Gipfel steht bei mir schon lange auf der Liste, aber vermutlich werde ich wieder über die Normalroute absteigen.

justus hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juli 2017 um 12:58
Danke! Dort hinten fehlt mir auch noch der Vorder Gassenstock, das liesse sich kombinieren.

ciao,
justus

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juli 2017 um 15:20
Beim Vorder Gassenstock lasse ich Dir gerne den Vortritt... ;-)

PStraub hat gesagt: Krasse Tour ..
Gesendet am 11. Juli 2017 um 16:42
.. Gratulation !

Ich wusste gar nicht, dass es auf dem Rossstock ein Gipfelbuch (sicher schon bald voll ..) hat.

Über die unsinnige Glotelstock-Umbennenung bezw. -Verpflanzung habe ich mich hier schon mockiert.

Gruss Peter

justus hat gesagt: RE:Krasse Tour ..
Gesendet am 19. Juli 2017 um 09:07
Ja, wenn die Leute nicht kleiner schreiben, muss man Ende Jahr das Buch sicher ersetzen :)

Die Neuordnung der Flurnamen werden sicher noch ein paar Jahre Verwirrung stiften, wenn man alte Beschreibungen/Berichte liest.

ciao, justus

maesae hat gesagt: übler Grat! Gratulation
Gesendet am 13. Juli 2017 um 08:13
huiuiui... sieht deftig aus, brösmeliger Grat auf allen Vieren.... wie so ein Hund ;-) das wär nichts für mich, da warst du ja am Samstag vergleichsweise im Wohlfühlgelände unterwegs.

Gruess und weiterhin gutes Gelingen!
mäsä


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