Wissgandstock (2404m), Rad (2661m) und Rega-Einsatz an der Zeinenfurggel (2435m)


Publiziert von Schlomsch , 28. Oktober 2014 um 18:03.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m

Das letzte schöne und warme Wochenende vor dem Wintereinbruch muss natürlich genutzt werden. So wie ich denken viele: Die Luchsingen-Brunnenberg-Seilbahn erreicht heute mit 501 Fahrten den Rekord seit der Instandsetzung, und selbst die Zeinenfurggel wird mit einem guten Dutzend Tourengängern förmlich überrannt. 

Ich wähle daher die einsamen Ziele Wissgandstock und Rad, wo ich nicht nur heute der einzige Besucher bin, sondern auch der bislang einzige in diesem Jahr. Den Genuss etwas getrübt hat der Lärm des Rega-Helis während ich am Wissgandstock unterwegs bin.
 
Wissgandstock aka Vorderchammstock (2404m)
 
Vom Brunnenberg zur Bösbächialp und weiter auf dem blau-weiss markiertem Weg Richtung Zeinenfurgel wie *hier beschrieben. Heute verlasse ich den Weg auf gut 1700m, und steige direkt zum Wissgandstock-Ostgrat auf. Etwas vor dieser Falte wird so der Grat erreicht. Die Falte überklettere ich (II-III) und quere bequem zum Schneefeld unter der Nordwand.

Das Schneefeld ist pickelhart gefroren. Vor einer Woche, nur mit Pickel bewaffnet, habe ich mühsam Stufen geschlagen. Mit Steigeisen ist das ein Genuss. Danach bin ich direkt zum Ostgipfel, und weiter über den Grat zum Westgipfel wie schon hier. Das Gipfelbuch hat inzwischen 6 Einträge. Davon stammen 4 von mir.
 
Zur Zeinenfurggel geht man vom Wissgandstock her kommend natürlich nicht zum Wanderweg hinüber, sondern klettert durch die tiefste Stelle zwischen Wissgandstock und Bösbächistock links haltend ab (I), und visiert die markante Rippe an, die sich von der Furggel in direkter Linie zum Gletscher hinunterzieht.
 
Rad (2661m) - via Normalroute - revised
 
Die Normalroute habe ich zwischen T4 und T5 in Erinnerung. *Letztes Mal bin ich über die Südostwand aufs Rad und über die Normalroute abgestiegen, was wohl den Blick auf die Schwierigkeiten etwas getrübt hat. Heute schätze ich die Route klar auf T5. (Topos 1, 2)
 
Von der Zeinenfurggel steigt man links haltend ein Stück hinauf, um gleich wieder leicht absteigend auf diesen Felskopf zu queren. Von da links aufwärts kletternd gewinnt man das Schuttfeld in der Westflanke des Rads. Schon bei diesem doch etwas exponierten Einsteig über brüchigen Fels wäre ein T4-Wanderer sicherlich überfordert.
 
Das Schuttfeld traviersiert man hinüber zum ersten von zwei markanten durch einen Trichter getrennten Felsspitzen. Über die erste Spitze hinüber zur zweiten. Jetzt kurz auf dem Grat weiter, dann links haltend und später den Felsen rechts entlang bis über Gras auf die andere Seite gewechselt werden kann. Ab da unschwer alles links den Felsen entlang bis über den letzten Felsriegel.
 
Hier bin ich direkt zum Westgrat geklettert, was schwieriger und vor allem auch brüchiger ist als es aussieht. Also besser Trichter um Trichter querend zum Südgrat, dann wieder links haltend auf den Westgrat. Jetzt über den teils luftigen Grat zum Gipfel. Das Gipfelbuch hat jetzt 7 Einträge, meiner folgt unmittelbar auf den von *Bergamotte :-)

Rega-Einsatz an der Zeinenfurggel (2435m)
 
Bei starkem Föhn bin ich letzte Woche zur Zeinenfurggel, um das nasse Furggelbuch zu ersetzen. Am Rad habe ich dann wegen zu starkem Wind abgedreht. Nur der Wissgandstock war "im Windschatten der Grossen" gut zu machen. Doch zurück zur Zeinenfurggel. 
 
Letzte Woche sind da zwei Wanderer "falsch" aufgestiegen, nämlich vom Schneefeld rechts unterhalb der Furggel direkt durch den steilen Schutt an den Felswänden des Rads entlang. Die waren schon über der Hälfte, und ich noch nicht mal auf dem Schneefeld. Trotzdem habe ich die beiden locker überholt. Die haben mir dann von der Grenzwertigkeit ihres Aufstiegs erzählt, und sich über die fehlenden Markierungen beklagt.
 
So weit, so schlecht. Denn nun führen auch noch deutliche Spuren "falsch" hinauf. Dass sich jetzt ein Zeinenfurggel-Neuling da versteigt, wäre also nicht weiter verwunderlich. Ist mir ja *am Martinsloch auch schon so ergangen. Dass der heutige Rega-Einsatz damit in Zusammenhang steht, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Zu viele Wanderer sind heute auch "richtig" unterwegs.

Jedenfalls steigt ein Wanderer ein gutes Stück "falsch" da hoch, und andere warten unten. Die Gruppe bewegt sich länger nicht weiter. Ich höre noch ein paar Zurufe, und während ich zum Wissgandstock hoch klettere, taucht unvermittelt ein Rega-Heli auf, und erfüllt das enge Tal mit ohrenbetäubenden Lärm. Zuerst dreht der Heli mehrere Runden im Suchflug, so dass ich schon fürchte, es sei jemand abgestürzt.

Aber nein, zum Glück geht es "nur" um die Wanderer dort drüben. Was für ein Problem die haben, kann ich aus der Distanz nicht beurteilen. Leider dauert es eine ganze Weile, bis der erste Wanderer am Seil hängt und abtransportiert werden kann. Endlich entschwindet der Heli Richtung Tal.

Doch nach kurzer Zeit ist er schon wieder da, und nimmt einen zweiten Wanderer mit, was wieder seine Zeit dauert. Schliesslich taucht der Heli noch ein drittes Mal auf. Diesmal will jedoch niemand mehr mit ins Tal. Der lärmige Einsatz dauert insgesamt fast ¾ Stunden.
 
Zu den Markierungen: Diese sind gemäss Furggelbuch am 4.9.2014 gerade erst aufgefrischt worden. Warum dabei der Aufstieg vom Schneefeld rechts unter der Furggel durch die Felsen zur Zeinenfurggel nicht ebenfalls markiert wurde, ist mir ein Rätsel.
 
Fazit: Das Rad bleibt dem erfahrenen T5-Tourengänger vorbehalten, der Wissgandstock ist etwas leichter und für den T5-Anfänger ideal. Die Zeinenfurggel schliesslich ist T4, wenn man denn "richtig" geht. Ein paar Markierungen mehr wären sinnvoll.

Tourengänger: Schlomsch


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