Rossstock - Rad - Bösbächistock - Vorder Gassenstock
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Der scheinbar endlose Sommer erlaubt mir einen weiteren Saisonhöhepunkt in den Glarner Alpen: die Kombination von "Rossgrat" und Rüchigrat. Oder anders formuliert: die Überschreitung von Rossstock, Rad und Bösbächistock als Tagestour. Das ist wildes, landschaftlich spektakuläres Gelände - Tiefblicke und Einsamkeit garantiert. Die Schwierigkeit besteht vorab darin, stundenlang im ausgesetzten und brüchigen T6-Gelände unterwegs zu sein. Schlüsselstellen oder schwierige Kletterei sucht man vergebens, sofern man sich am Bösbächistock nicht versteigt. Am unscheinbaren Vorder Gassenstock hingegen, den ich ganz spontan noch angehängt habe, hätte ich mir beinahe die Zähne ausgebissen.
Um 5:45 geht's los im Klöntal. Zwölf Stunden habe ich mir als Zeitbudget für diese konditionell und mental anspruchsvolle Unternehmung gesetzt mit der Option, in der Zeinenfurggel abzubrechen. Für Touren im Rossmatter Tal nehme ich jeweils das Velo mit, selbst wenn aufwärts einiges gestossen werden muss. Spätestens auf dem Rückweg wird man dankbar dafür sein. Nach einer Stunde erreiche ich Wärben (1383m) und weiter geht's zu Fuss nach Zeinenstafel. Über den (empfohlenen) Winterzustieg zur Glärnischhütte quere ich bis ganz nach Bächistafel, von wo wiederum Wegspuren ins Glotel führen. Ab hier weglos über Kuhweiden an den Gipfelfuss. Ich folge in etwa dem wenig markanten NW-Grat, aber die breite Schrofenflanke lässt viele Varianten zu. Stellt man sich einigermassen geschickt an, kommt man mit einer T6- durch. Nach knapp drei Stunden erreiche ich den Vorgipfel mit Steinmann und Buch, erster Eintrag in diesem Jahr.
Kurze Pause und dann beginnt die tolle Überschreitung des "Rossgrats" zum Rad. Der Übergang zum Hauptgipfel vom Rossstock (2387m) bietet noch keine Schwierigkeiten, aber dann geht's sofort los. Kleine Felstürmchen können südseitig umgangen werden, aber dann - wichtig - gleich zurück auf den Grat. Nun folgt ein abwechlungsreiches Gratpotpourri: Kletterei bis max. II, mal brüchig mal fest, viele Tiefblicke auf beide Seiten, häufig kann aufrecht gegangen werden, dann wieder im Kriechgang, nur kurze Stellen absolviere ich im Reitersitz, Umgehungen sind selten zwingend - insgesamt eine stimmige T6 / II. Nach P. 2420 findet man nordseitig eine breite Terrasse, auf der grossflächige Umgehungen möglich wären. In Nähe vom Rad (2661m) weitet sich der Grat und über Gehgelände erreiche ich den Gipfel. Wow, ich bin restlos begeistert von dieser Überschreitung, habe ich nicht zum letzten Mal gemacht. Mit Vorteil begeht man sie in diese Richtung. Erneut erster Eintrag im Gipfelbuch im 2018, was mich doch überrascht.
Zwanzig Minuten Pause, Verpflegung. Ich bin sehr gut in der Zeit und mental und körperlich weiterhin topfit, also ist der Bösbächistock gesetzt und erste Gedanken zum Vorder Gassenstock kommen auf. Zunächst aber der Abstieg in die Zeinenfurggel (2435m). Auf Anhieb finde ich von oben nicht mehr den direkten Durchschlupf durchs Felsband - meine letzte Begehung stammt aus dem 2013 - und quere nach Westen, bis es offensichtlich und einfach runtergeht. Das entspricht ohnehin der Beschreibung im Führer. Abstieg über den rauen Wanderweg durchs Zeinentäli, um anschliessend zum kleinen Schneefeld bei ca. 2200m zu queren, welches den Einstieg markiert. Hier steige ich eine Rinne hoch (T6/II), um alsbald eine Art Terrasse zu erreichen. Diese wird oben durch eine fast senkrechte Felswand begrenzt. Recht weit oben beginne ich mit der Querung nach Osten. Das Gelände ist wenig übersichtlich, aber gut gestuft und lässt viele Varianten zu, im Zweifelsfall lieber etwas höher halten. Die Schwierigkeiten sollten den moderaten T6er nicht übersteigen. Sehr heikel wird es bei Schnee oder gar Eis. Ziel ist die Schutthalde mit dem ewigen Schneefeld in der Gipfelfalllinie. Ab dort sollte die Orientierung kein grösseres Problem mehr darstellen, zumal die Gipfelflanke vielerorts gut begehbar ist. Ich bin ansteigend zum Nordgrat gequert und gut damit gefahren. Zuletzt in Gratnähe erreiche ich den Bösbächistock (2661m), zweiter Eintrag in diesem Jahr. Wahnsinn, noch vor kurzem hätte ich nie gedacht, je auf diesem Gipfel zu stehen. Und nun ging es praktisch von alleine, auch dank den guten Beschreibungen von
justus und
PStraub.
Ich pausiere recht ausgiebig und geniesse das tolle Sommerwetter, dabei voller Vorfreude auf den Rüchigrat. Dieser ist - wie bereits der Rossgrat - ein echter Leckerbissen, dabei deutlich gutmütiger, gehobene T5 würde ich sagen. Man kann praktisch durchgehend dem Grat folgen, aber häufig auch in die grasige Südflanke ausweichen. Aber damit würde man sich nur den Spass verderben. Grösstenteils kann ich aufrecht und zügig gehen und erreiche so bereits nach einer Stunde die Gassenfurggel (2425m). Luftlinie sind das etwa 1.5km, im Vergleich zu 1km am Rossgrat.
Der Abstieg zur Zeinenmatt ist im Block- und Schuttgelände kein Zuckerschleck. Man wünschte sich hier Schneefelder, aber aufgrund der Steilheit kann das wiederum heikel sein. Der Entscheid, noch den Vorder Gassenstock anzuhängen, ist zu diesem Zeitpunkt längst gefallen. Das macht auch deshalb Sinn, weil der Gipfel kaum ein selbständiges Ziel hergibt. Aber dass ich mir am unscheinbaren Ausläufer des Bös Fulens beinahe die Zähne ausbeissen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Zunächst einfacher Aufstieg über Gras und Geröll bis fast in die Dräcklochfurggle. Wenige Meter unterhalb beginnt das im Führer erwähnte Grasband, welches nach Norden quert, dabei wenige Höhenmeter verlierend. Das ist recht ausgesetzt, aber dank einer guten Wildspur gut zu gehen. Dort, wo es endet (in einer kleinen Scharte), beginnt der Schlussaufstieg durch die Gipfelflanke. Zuerst eine kurze Kletterstelle (knapp III), dann weiter über eine steile, aber recht gut gestufte Grasflanke (T6). Und ja, dann folgt der Schlussaufschwung über grasdurchsetzten Fels: das ist steilstes Gelände, T6+ ohne Frage, immerhin furztrocken. Kurzum, diese Route kann ich nicht guten Gewissens weiterempfehlen. Oben auf dem First vom Vorder Gassenstock (2137m) wartet nicht mal ein Gipfelbuch auf den erschöpften Alpinisten. Stattdessen verputze ich den letzten Proviant. Übrigens, die Kote P. 2137 befindet sich auf dem benachbarten, wenig höheren Felsturm, also eigentlich habe ich den Gipfel gar nicht bestiegen... ;-)
Zurück über die Flanke und das Grasband stehe ich bald ich in der Dräcklochfurggle (nicht kotiert). Von hier lässt sich unschwierig über Geröll und Gras Richtung Dräckloch absteigen, wobei zuunterst ein Felsband umgangen werden muss (s. LK). Dem Wanderweg folgend ist es nur noch ein Katzensprung zurück nach Wärben, wo mein treuer Drahtesel bereits auf mich wartet.
Zeiten
3:00 Rossstock
1:30 Rad
1:50 Bösbächistock
1:00 Gassenfurggel
1:20 Vorder Gassenstock
1:20 Klöntal
Um 5:45 geht's los im Klöntal. Zwölf Stunden habe ich mir als Zeitbudget für diese konditionell und mental anspruchsvolle Unternehmung gesetzt mit der Option, in der Zeinenfurggel abzubrechen. Für Touren im Rossmatter Tal nehme ich jeweils das Velo mit, selbst wenn aufwärts einiges gestossen werden muss. Spätestens auf dem Rückweg wird man dankbar dafür sein. Nach einer Stunde erreiche ich Wärben (1383m) und weiter geht's zu Fuss nach Zeinenstafel. Über den (empfohlenen) Winterzustieg zur Glärnischhütte quere ich bis ganz nach Bächistafel, von wo wiederum Wegspuren ins Glotel führen. Ab hier weglos über Kuhweiden an den Gipfelfuss. Ich folge in etwa dem wenig markanten NW-Grat, aber die breite Schrofenflanke lässt viele Varianten zu. Stellt man sich einigermassen geschickt an, kommt man mit einer T6- durch. Nach knapp drei Stunden erreiche ich den Vorgipfel mit Steinmann und Buch, erster Eintrag in diesem Jahr.
Kurze Pause und dann beginnt die tolle Überschreitung des "Rossgrats" zum Rad. Der Übergang zum Hauptgipfel vom Rossstock (2387m) bietet noch keine Schwierigkeiten, aber dann geht's sofort los. Kleine Felstürmchen können südseitig umgangen werden, aber dann - wichtig - gleich zurück auf den Grat. Nun folgt ein abwechlungsreiches Gratpotpourri: Kletterei bis max. II, mal brüchig mal fest, viele Tiefblicke auf beide Seiten, häufig kann aufrecht gegangen werden, dann wieder im Kriechgang, nur kurze Stellen absolviere ich im Reitersitz, Umgehungen sind selten zwingend - insgesamt eine stimmige T6 / II. Nach P. 2420 findet man nordseitig eine breite Terrasse, auf der grossflächige Umgehungen möglich wären. In Nähe vom Rad (2661m) weitet sich der Grat und über Gehgelände erreiche ich den Gipfel. Wow, ich bin restlos begeistert von dieser Überschreitung, habe ich nicht zum letzten Mal gemacht. Mit Vorteil begeht man sie in diese Richtung. Erneut erster Eintrag im Gipfelbuch im 2018, was mich doch überrascht.
Zwanzig Minuten Pause, Verpflegung. Ich bin sehr gut in der Zeit und mental und körperlich weiterhin topfit, also ist der Bösbächistock gesetzt und erste Gedanken zum Vorder Gassenstock kommen auf. Zunächst aber der Abstieg in die Zeinenfurggel (2435m). Auf Anhieb finde ich von oben nicht mehr den direkten Durchschlupf durchs Felsband - meine letzte Begehung stammt aus dem 2013 - und quere nach Westen, bis es offensichtlich und einfach runtergeht. Das entspricht ohnehin der Beschreibung im Führer. Abstieg über den rauen Wanderweg durchs Zeinentäli, um anschliessend zum kleinen Schneefeld bei ca. 2200m zu queren, welches den Einstieg markiert. Hier steige ich eine Rinne hoch (T6/II), um alsbald eine Art Terrasse zu erreichen. Diese wird oben durch eine fast senkrechte Felswand begrenzt. Recht weit oben beginne ich mit der Querung nach Osten. Das Gelände ist wenig übersichtlich, aber gut gestuft und lässt viele Varianten zu, im Zweifelsfall lieber etwas höher halten. Die Schwierigkeiten sollten den moderaten T6er nicht übersteigen. Sehr heikel wird es bei Schnee oder gar Eis. Ziel ist die Schutthalde mit dem ewigen Schneefeld in der Gipfelfalllinie. Ab dort sollte die Orientierung kein grösseres Problem mehr darstellen, zumal die Gipfelflanke vielerorts gut begehbar ist. Ich bin ansteigend zum Nordgrat gequert und gut damit gefahren. Zuletzt in Gratnähe erreiche ich den Bösbächistock (2661m), zweiter Eintrag in diesem Jahr. Wahnsinn, noch vor kurzem hätte ich nie gedacht, je auf diesem Gipfel zu stehen. Und nun ging es praktisch von alleine, auch dank den guten Beschreibungen von


Ich pausiere recht ausgiebig und geniesse das tolle Sommerwetter, dabei voller Vorfreude auf den Rüchigrat. Dieser ist - wie bereits der Rossgrat - ein echter Leckerbissen, dabei deutlich gutmütiger, gehobene T5 würde ich sagen. Man kann praktisch durchgehend dem Grat folgen, aber häufig auch in die grasige Südflanke ausweichen. Aber damit würde man sich nur den Spass verderben. Grösstenteils kann ich aufrecht und zügig gehen und erreiche so bereits nach einer Stunde die Gassenfurggel (2425m). Luftlinie sind das etwa 1.5km, im Vergleich zu 1km am Rossgrat.
Der Abstieg zur Zeinenmatt ist im Block- und Schuttgelände kein Zuckerschleck. Man wünschte sich hier Schneefelder, aber aufgrund der Steilheit kann das wiederum heikel sein. Der Entscheid, noch den Vorder Gassenstock anzuhängen, ist zu diesem Zeitpunkt längst gefallen. Das macht auch deshalb Sinn, weil der Gipfel kaum ein selbständiges Ziel hergibt. Aber dass ich mir am unscheinbaren Ausläufer des Bös Fulens beinahe die Zähne ausbeissen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Zunächst einfacher Aufstieg über Gras und Geröll bis fast in die Dräcklochfurggle. Wenige Meter unterhalb beginnt das im Führer erwähnte Grasband, welches nach Norden quert, dabei wenige Höhenmeter verlierend. Das ist recht ausgesetzt, aber dank einer guten Wildspur gut zu gehen. Dort, wo es endet (in einer kleinen Scharte), beginnt der Schlussaufstieg durch die Gipfelflanke. Zuerst eine kurze Kletterstelle (knapp III), dann weiter über eine steile, aber recht gut gestufte Grasflanke (T6). Und ja, dann folgt der Schlussaufschwung über grasdurchsetzten Fels: das ist steilstes Gelände, T6+ ohne Frage, immerhin furztrocken. Kurzum, diese Route kann ich nicht guten Gewissens weiterempfehlen. Oben auf dem First vom Vorder Gassenstock (2137m) wartet nicht mal ein Gipfelbuch auf den erschöpften Alpinisten. Stattdessen verputze ich den letzten Proviant. Übrigens, die Kote P. 2137 befindet sich auf dem benachbarten, wenig höheren Felsturm, also eigentlich habe ich den Gipfel gar nicht bestiegen... ;-)
Zurück über die Flanke und das Grasband stehe ich bald ich in der Dräcklochfurggle (nicht kotiert). Von hier lässt sich unschwierig über Geröll und Gras Richtung Dräckloch absteigen, wobei zuunterst ein Felsband umgangen werden muss (s. LK). Dem Wanderweg folgend ist es nur noch ein Katzensprung zurück nach Wärben, wo mein treuer Drahtesel bereits auf mich wartet.
Zeiten
3:00 Rossstock
1:30 Rad
1:50 Bösbächistock
1:00 Gassenfurggel
1:20 Vorder Gassenstock
1:20 Klöntal
Tourengänger:
Bergamotte

Communities: T6
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