Teufelstättkopf (1758 m) - letztes Licht am Klammspitzkamm


Publiziert von 83_Stefan , 11. Dezember 2017 um 18:30.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:10 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Unterammergau den Wegweisern zum Parkplatz des Pürschlinghauses folgen. Dort gebührenpflichtiger Parkplatz. Ist man bereit, etwas mehr Wegstrecke auf sich zu nehmen, kann man auch direkt im Ort parken.
Unterkunftmöglichkeiten:August-Schuster-Haus (Pürschlinghaus, DAV Sektion Bergland, 1564 m).
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation - UK50-49 Pfaffenwinkel Ammergauer Alpen nördl. Teil.

Sonnenuntergänge am Berg haben einen ganz speziellen Reiz. Nachdem man am Gipfel die mitgebrachte Brotzeit verzehrt hat, folgt ein Nachtisch der ganz besonderen Art: Wenn sich im Westen die Sonne dem Horizont nähert, verursacht die Rayleigh-Streuung - je nach Zusammensetzung der entsprechenden Luftschicht und Winkel - die unterschiedlichsten Farbeindrücke. Auch wer in der Schule in Physik nicht aufgepasst hat, wird hier oben der elastischen Streuung huldigen, denn es ist einfach atemberaubend schön, wenn sich von Minute zu Minute die Farben verändern, vom Tal die Winde aufsteigen und die rote Sonne hinter dem glühenden Horizont verschwindet. Beim Abstieg wirft das fahle Mondlicht dann die sanften Schatten der hohen Berge über die Täler, die Sterne erzeugen die Unendlichkeit des Himmels und Glühwürmchen säumen den Wegesrand. Oh Schiefe der Ekliptik, Weber-Fechner-Gesetz und luciferasekatalysierte Biolumineszenz - wie seid ihr schön!
Wer einen Sonnenuntergang am Berg auch erleben möchte aber noch keine Erfahrung hat, dem sei der Teufelstättkopf ans Herz gelegt. Auf breitem Fahrweg geht es zum bewirtschafteten Pürschlinghaus und dann auf gut ausgetretenem Steig zum Gipfelaufbau. Eine kurze versicherte Stelle noch und dann ist man auch schon oben. Am Rückweg gibt einem das letzte Licht des Tages bis zur Hütte noch etwas Helligkeit und auf dem Fahrweg geht es sich auch problemlos im Dunkeln.


Start am Parkplatz des Pürschlinghauses etwas oberhalb von Unterammergau am Steckenberglift. Der Fahrweg führt durch dichten Wald östlich der Schleifmühlenlaine nach oben. Wer mag, kann einen Abzweig zur Schleifmühlenklamm nehmen, weiter oben wird der Fahrweg wieder erreicht.

Bald gelangt man an eine Abzweigung. Hier hat man die Qual der Wahl: links führt die anfangs recht steile Variante nach oben, der rechte Weg holt weiter aus und ist deutlich flacher. In einer Senke treffen beide Wege wieder aufeinander.

Bald führt der Weg wieder nach links in den Wald hinein und quert stetig ansteigend - an der kleinen Josephskapelle vorbei - den Nordwesthang des Sonnenberggrats. Schon in Sichtweite des Pürschlingshauses gelangt man in freies Gelände und unter dem Gipfelaufbau des Pürschlings hindurch ist bald die Hütte erreicht.

Ab der Hütte geht es auf einem breiten Steig weiter. Er leitet auf einem schwach ausgeprägten Rücken aufwärts und durch eine Mulde gelangt man bald zu einer Verzweigung. Rechter Hand ist hier bereits der felsige Gipfelaufbau des Ziels zum Greifen nah. Auf deutlichem Steig geht es direkt auf ihn zu, eine Rinne leitet versichert (Kette) hinauf zum Gipfel mit dem schönen Kreuz. Blickfang schlechthin ist die gewaltige Zugspitze im Süden, im Norden schaut man über die sanften Trauchberge in die Ebene. Wenn sich die Sonne dem Horizont nähert, hüllt sie die markanten Klammspitzen im Westen in ein surreales Kleid aus verschiedensten Farbtönen, bis sie schließlich verschwindet. Ihr tiefes Rot hallt an der Zugspitze am längsten nach.

Zeitnah nach Sonnenuntergang bietet sich der Rückweg an, damit man die Hütte noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht. Der weitere Abstieg auf dem Fahrweg gestaltet sich im Schein der Stirnlampen als völlig problemlos.

Schwierigkeiten:
Von Unterammergau zum Pürschlinghaus: T1 (Fahrweg).
Weiter zum Teufelstättkopf: T3 (nur am Gipfelaufbau, sonst T2).

Fazit:
Eine 3*-Tour, die sich hervorragend für eine Sonnenuntergangstour eignet. Ab dem Pürschlinghaus ist der Abstieg auch in der Dunkelheit recht gefahrlos möglich. Mit Sonnenuntergang am Gipfel wird die Unternehmung zu einem unvergesslichen Erlebnis und man kann auf dem sonst ziemlich überlaufenen Teufelstättkopf meist absolute Stille genießen.

Mit auf Tour: Francesca.

Anmerkungen:
Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zum Teufelstättkopf:
- von Linderhof: *Teufelstättkopf (1758 m) - wunderschöner Ammergau.
- Rundtour von Linderhof mit Dreisäuler-, Hennenkopf und Laubeneck: *Hennenkopf (1768 m) - große Tour im Klammspitzkamm.
- zweitägige Rundtour mit Klammspitzüberschreitung von Linderhof: *Große Klammspitze (1924 m) - zwei Tage am Klammspitzkamm.
- Rundtour von Oberammergau über Sonnenberggrat: *Teufelstättkopf (1758 m) - Ammergauer Filetspitzen.
- Sonnenuntergangsrunde über Kühalm und Pürschlinghaus: *Teufelstättkopf (1758 m) - ein Sommernachtstraum.

Achtung: Im Winter 2017/2018 ist das Pürschlinghaus geschlossen und bietet weder Einkehr- noch Übernachtungsmöglichkeit!

Kategorien: Ammergauer Alpen, Sonnenuntergangstour, 3*-Tour, 1700er, T2.

Tourengänger: 83_Stefan


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 38152.gpx Tourenskizze (kein GPS)

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 11. Dezember 2017 um 22:57
Sehr gut geschriebene Einleitung! "Oh, Schiefe der Elkiptik"- wirklich amüsant! Schöne Eindrücke!
VG Andreas

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Dezember 2017 um 07:47
Hallo Andreas, vielen Dank! Das hört man natürlich sehr gerne ;-) . Ich sehne mich zurück nach diesen heißen, langen Tagen... aber immerhin: in ein paar Tagen geht's ja schon wieder aufwärts, was die Tageslängen betrifft. Viele Grüße!


Kommentar hinzufügen»