Madone di Camedo und sein neues Gipfelkreuz


Publiziert von Seeger , 29. August 2016 um 13:06.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:28 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Biela 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2181 m
Abstieg: 2181 m
Strecke:13.9km: 1. Tag : Bignasco 481m – Piodau 784m – Fontanella 994m – Cranzünell, Corte di Fondo 1398m – Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m. 2. Tag : Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m – Cresta del Madone 2000m – Costone di Camedo 2121m – Madone di Camedo 2445.9m – Cranzünell, Corte di Cima 2040m – Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m – Cranzünell, Corte di Fondo 1398m – Fontanella 994m – Piodau 784m – Bignasco 481m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:FAHRT von Locarno. cff logo Bignasco. Genügend Parkplätze in Bignasco beim Baugeschäft vor der Brücke links hinten.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Cranzünell, Corte di Mezzo hat Wasser und ein einfaches Matratzenlager (Schlafsäcke vorhanden, kein Geschirr und Herd). Hotels in Bignasco: Posta und Turisti
Kartennummer:1291 Bosco Gurin

Alles begann in der Schlosserwerkstatt von Herrn Dado in Cevio. Er schwärmte von der Erfüllung seines Lebenswunsches, mit seinem Enkel ein Eisenkreuz auf den Madone di Camedo aufgerichtet zu haben. Er zeigte mir Fotos. Ich wollte es unbedingt besuchen und es hoch über dem Maggiatal bewundern. Und es ist zu bewundern: Mit 45° gedrehten Eisenprofilen und –Stäben ist es ein Kunstwerk.  Filigran und massiv ragt es in den Himmel und über das Maggiatal in meiner Bergwelt.

Aber eben: Der Madone di Camedo ist nicht leicht zu erreichen, es sei denn, man habe die Kondition eines zaza in seinem Bericht, oder gmonty siehe dort, ciolly hier, lorenzo, hier und hier. 2000m über dem Talgrund – das schaffe ich nie! Oder vielleicht doch? Mit einem Biwak im Val Cranzünell sollte es gehen…

1. Tag 
Vollbepackt mit Schlafsack, Essen für zwei Tage und genügend Wasser steige ich frühmorgens von  Bignasco 481m(beim Baugeschäft links hinten,  vor der  Brücke abzweigend,  findet man nicht leicht den Anfang des Weges. Über den Häusern links beginnt er mit einer modernen Granitsteintreppe. Dann direkt hoch in den Wald) über  Piodau 784m mit der alten Kapelle nach rechts zu der alten Siedlung von Piodau, welche total vom Wald verschluckt ist und schon bessere Zeiten erlebt hat. Steinmännchen entlang schlängelt sich der Waldweg – oh Glück, es ist am Morgen schon heiss – an Fontanella 994m vorbei und zum Flusseinschnitt. Rechts sind die Wände von Chignöö zu sehen.
Der Fluss ist leicht zu queren. Dann steige ich den Wald über viele Treppenanlagen hinauf nachCranzünell, Corte di Fondo 1398m. Eigentlich hätte der neue Brunnen (2009) Wasser führen müssen.  Dies bringt mich in Wassernot. Ich habe deshalb im Kartenausschnitt „Route“ alle möglichen sicheren (der Bach hat Schaumresten) Wasservorkommen gekennzeichnet.
Beim Aufstieg von Corte di Fondo nach Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m passiert man einen Einschnitt, in welchem die Treppenanlage beinahe zerfallen ist. Diese zu erstellen wird eine riesige Aufgabe der  Fondazione Val Bavona werden! Diese hat die Aufgabe angepackt, das Cranzünell und Cranzünasc zu fördern.
Dank dem Jäger aus Brissago ist es mir möglich, hier zu übernachten. Im Matratzenlager im südlichsten Haus, mit fliessend Wasser davor, richte ich mich ein und geniesse den wunderschönen ruhigen Ort und das Einnachten der Täler und Berge.

 2. Tag
Im Morgengrauen erwache ich rechtzeitig zum Geniessen des Tagesanbruches. Ich lasse Utensilien, welche ich zur heutigen Tour nicht brauche, in Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m zurück und steige entlang dem Weg zum Corte di Cima bis auf etwa 1820m. Wie auf der neuesten Karte vermerkt zweigt dort ein herausgemähten Weg nach links ab, vorerst nach unten,  und quert das Tal. Aber unerwartet hört er vor einem mit Erlen beglückten Bächlein auf. Basta! Somit bleibt mir nichts anderes übrig, als den besten Durchschlupf gegen oben zu finden. Entlang dem Felsgürtel kämpfe ich mich zur Cresta del Madone 2000m hinauf. Zeitraubend. Dort treffe ich auf den Weg, der  vom Corte di Cima herkommt und so kann ich den Talkessel unterhalb dem Madone ohne Probleme erreichen.
Der einfachste Weg auf den  Costone di Camedo 2121m ist von dort ein ganz links Ausholen. Doch erspähe ich eine begrünte Rinse, welche direkt zu diesem Punkt hinaufführt. Gesagt, getan.  Mit vielen Steinmännchen gesichert (Beim Abstieg war ich sehr froh, diese gesetzt zu haben) klettere ich den  vielen Wildspuren entlang und bin erstaunt, an der Schlüsselstelle einen zerfallenen Stacheldraht-Hag zu aufzufinden. Dieser diente wahrscheinlich dazu, die Ziegen von einem Abhauen zu hindern.Auf dem Grat erwartet mich der Blick ins Val Bosco/Val Rovana.
Zwischen zwei steil abfallenden Felswänden folge ich dem breiten Grat zum Madone di Camedo 2445.9m. Unbeschreiblich ist die Freude, es geschafft zu haben. Da steht es: Das rund 5m hohe neue Kreuz 2000hm über dem Maggiatal, einzigartig und mit viel Können ausgeführt. Diese Welt – diese Rundsicht – dieses Kreuz! Ich bin total happy.
Nach der Erfüllung dieses Wunschtraumes erwache ich wie aus dem Schlaf gerüttelt. Diese 2000hm muss ich heute wieder absteigen! Für mich und meine Knie eine Belastungsprobe. Doch habe ich mir vorgängig das Szenario durchgerechnet. Beim  Abstieg mit 300hm/Stunde wäre ich vor Einnachten in Bignasco, inklusive Besuch von Corte di Cima im Cranzünell.
Adieu Madone, adieu Kreuz.

Ich steige zum Costone di Camedo 2121m zurück und finde dort meine gesetzten Steinmännchen, welche mich zur Schlüsselstelle weisen. Nun hinunter zur Cresta del Madone 2000m. Hier folge ich dem anfänglich erkennbaren Weg nach Cranzünell, Corte di Cima 2040m. Bei einer Quelle kann ich unterwegs die Wasservorräte ergänzen. (Siehe Karte). Im Corte angekommen muss ich feststellen, dass die von mir 2009  besuchte Hütte zu einem Holzlager umfunktioniert wurde. Logisch: Daneben ist eine Ruine zu einem tollen Jägerhaus mutiert. Sicher erfreulich. Aber verriegelt. Wie gut, dass ich im Corte di Mezzo übernachtet habe.

Der Weg zum Cranzünell, Corte di Mezzo 1734m ist heraus gemäht. Hier einmal ein ganz grosser Dank!
Molto grazie per l’impegno!
Diszipliniert in 300hm-Tranchen steige ich über  Cranzünell, Corte di Fondo 1398m – Fontanella 994m – Piodau 784m nach Bignasco 481m und erreiche den Talboden um knapp 20 00 Uhr, anstatt die geplante  21 00 Uhr.

Im Turisti kehre ich zu einem Umtrunk ein. Sogar ein Tiramisu und doppelter Expresso genehmige ich mir nach einem Cola und einer Gazzosa…

Es hat alles geklappt. Das Essen, das Wetter, die Unterkunft und meine Kondition.
 
Wem soll ich da dankbar sein?
Wem gilt das neue Kreuz auf dem Madone di Camedo?
Danke – einfach Danke.
 
 
 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (10)


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igor hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2016 um 13:28
Bellissima croce e montagna bravi !!! Igor

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2016 um 14:02
Grazie Igor per il tuo commento.
Saluti
Andreas

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2016 um 14:43
> Mit vielen Steinmännchen gesichert (Beim Abstieg war ich sehr froh, diese gesetzt zu haben)

... besser als Brotkrummen ...

Verrätst Du uns noch, wer den Heiland spielen durfte und das Kreuz auf den Berg trug?

***

Schöne Ecke da unten. Nur leider so weit weg. Vielleicht wirds mit dem neuen Tunnel ja mal was für mich.

Henrik hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2016 um 14:45
Nein, Dani, dann ist der Spass auf der alten Strecke weg und der gehört m. E. genau zum Tessin dazu...

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2016 um 15:08
Um, wie Du, nur mal im Tessin einen Happen essen zu gehen, mag das ja stimmen.

Wenn ich aber für eine 6-stündige Tagestour von Göschenen nach Andermatt um Fünf aufstehen und erst nach 22 Uhr wieder zu hause bin, dann bleibt, mit dem heutigen Zugsangebot, ausser Füsse baden im Lago Maggiore, nicht mehr viel übrig für eine Tour in der herrlichen Südschweiz.

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2016 um 14:50
Ciao Heinz
Die Erlöser im 21. Jahrhundert sind öfters mal gerne die Helis :-))).
Danke für den lustigen Kommentar.
Gruss
Andreas

jimmy hat gesagt: Gratuliere,
Gesendet am 29. August 2016 um 16:13
lieber Andreas,
Schade, dass ich Dich nicht begleiten konnte; der Madone di C steht ja schon lange weit oben auf meiner Wunschliste.

Seeger hat gesagt: RE:Gratuliere,
Gesendet am 29. August 2016 um 18:23
Ciao Andreas
Unweigerlich musste ich an Foioi denken. Stichwort Konservenbüchse ;-))
Dank dieser hatte ich Kartoffelstock mit gebratenem Cervelat in Stücken. Auch Kaffee und Tee..
Cari saluti
Andreas

danicomo hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2016 um 17:52
Bellissima...., un caro saluto!
Daniele

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2016 um 18:25
Grazie Daniele. Era incredibile bella.
Saluti dal Ticino
Andreas


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