Brienzergrat integral Speed
Eine schnelle Monstertour vom Brünig zum Harder – 3400 Höhenmeter Aufstieg und 35 km in 7.5 Stunden
Brienzergrat – ein klingender Name und wohl den meisten Alpinwanderern in der Schweiz ein Begriff. Der rund dreissig Kilometer lange Bergkamm mit unzähligen Gipfeln über dem Brienzersee kann in seiner ganzen Länge überschritten werden, eine unglaublich aussichtsreiche, aber strenge Bergtour. Mehrere Dutzend Berichte dazu gibt es schon auf Hikr. Die meisten Touren führen vom Brienzer Rothorn zum Harderkulm. Immer mehr Beschreibungen sind aber auch zur ganzen Begehung des kompletten Brienzergrats – vom Brünig übers Rothorn zum Harder – vorhanden, die Königstour im Gebiet (siehe z.B. hier, da oder dort).
Es wurde Zeit für mich, dieses langgehegte Projekt zu verwirklichen. Wieso nicht versuchen schnell zu gehen? Der Bericht von Tobi (13 Stunden) und derjenige von maisander (11.5 Stunden) zeigten, dass diese Monstertour durchaus an einem langen Tag mit öV zu schaffen sein müsste. Dass ich schlussendlich in deutlich weniger als acht Stunden durchkommen würde, überraschte und freute mich zugleich. Ein guter Trailrunner könnte auf meine Zeit wohl nochmals 1-1.5 Stunden herausholen.
Die komplette Überschreitung des Brienzergrats ist technisch nicht schwierig. Wegspuren sind durchgehend vorhanden. Die einzige ausgesetzte Passage am Tannhorn ist gut gestuft und mit einem Stahlseil entschärft. Auch die «kurze» Brienzergrat Tour vom Rothorn zum Harder sollte nicht unterschätzt werden. Genügend Getränk und Stehvermögen bei den unzähligen Aufstiegen, sowie dem langen Auslaufen zwischen Sugiturre und Harderkulm sind nötig.
Kurz nach 8 Uhr beginnt die grosse Wanderung am Brünig. Bei perfekten Bedingungen (glasklarer Himmel, nicht zu heiss) steige ich über Totzweg zum Wilerhorn, dem ersten Gipfel des langen Grates. Die Reisehöhe ist erreicht, das Auf und Ab kann beginnen… Auf dem schönen Wanderweg über die Scheidegg zum Gibel und über den Südgrat auf die Höch Gumme (T4). Um keine Zeit zu verlieren verzichte ich im Abstieg auf den schmalen Westgrat und folge dem Wanderweg. Kleiner Abstecher zum höchsten Punkt des Arnihaagen (Pt 2216) und auf dem breiten, fast übermässig ausgebauten Weg zum Brienzer Rothorn. Bis hierhin sind schon fast 2000 Höhenmeter in den Beinen. Mit 2h45min vom Brünig bin ich aber sehr zufrieden, wie ich vorwärts gekommen bin.
Nach einer kurzen Rast (5min) und dem Neubefüllen der Getränkeflaschen (1.5 Liter erwiesen sich als knapp für den zweiten Teil der Tour) geht es weiter. Hinter dem Schöngütsch darf am Grat kurz etwas gekraxelt werden (T4-T5). Dann wieder auf den Wanderwegen zum Chruterepass. Anschliessend wird der Pfad schmaler und erfordert mehr Konzentration. Kleine Überraschung auf dem Briefenhorn: Felix und Ursula sitzen auf dem Gipfel. Nach einem kurzen Schwatz ziehe ich weiter und freue mich bald am spannenden Aufstieg zum Tannhorn (knapp T5). Im Anschluss überhole ich insgesamt fünf andere Partien, die den Brienzergrat vom Rothorn her wandern – die Tour ist populär. In schöner Wegführung mit viel Auf und Ab und einigen Kraxelstellen geht es übers Älgäuwhoren, das Schnierenhierli zum Gummhoren – traumhaft. Meine Beine sind noch gut, in den Aufstiegen komme aber jeweils ziemlich ins Keuchen, da es mir scheinbar nicht gelungen ist, genügend Kohlenhydrate nachzulegen. Nach dem letzten Aufstieg zum Augustmatthorn (neue Fixseile, T4) scheint der Brienzergrat geschafft. Doch man vergesse nicht das ca. 10km lange «Auslaufen» zum Harder. Es gibt zwar nicht mehr viele Höhenmeter zu überwinden, schnelles Gehen ist auf dem schmalen Weg mit vielen Wurzeln aber oft nicht einfach. 7h40min nach dem Start auf dem Brünig und in 4h45min vom Rothorn erreiche ich den Harderkulm. Brienzergrat integral Speed – ein geniales Erlebnis!
Durchgangszeiten:
Teil 1:
Brünig: 8.05
Wilerhorn: 9.15
Brienzer Rothorn: 10.50
Teil 2:
Brienzer Rothorn Station: 11.00
Tannhorn: 12.15
Augustmatthorn: 14.10
Harderkulm: 15.45
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