Hochwanner (2744 m) - Normalweg von Süden
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Wendet man das strengste Kriterium zur Definition von Bergen an, degradiert man damit Schneefernerkopf, Zugspitzeck und Wetterspitzen zu Nebengipfeln der Zugspitze. Das freut hingegen den Hochwanner, der damit auf Platz zwei der höchsten Berge Deutschlands aufrückt - noch vor dem bekannten und überaus beliebten Watzmann. Und in der Tat ist der Hochwanner ein richtiger Brocken, der seinem Anspruch auf die Vize-Regentschaft in jeder Weise gerecht wird. Im Gegensatz zu Zugspitze und Watzmann ist aber am Hochwanner das Fahrrad ein unschätzbarer Vorteil, sodass man locker mittags auf Deutschlands höchstem Berg stehen und am Abend im Biergarten eine andere Form der Standfestigkeit beweisen kann. Klingt komisch, ist aber so...
Frei weg vom Herzen und frei nach Loriot: Eine Tour zum Hochwanner ohne Radl ist möglich, aber sinnlos. Daher packt man sein Fahrrad in den Kofferraum und startet mit fahrbarem Untersatz am letzten Parkplatz in der Leutasch. Und um es gleich auf den Punkt zu bringen - erstes Teilziel der Reise ist die Rotmoosalm, zu der man zwar an jeder Kreuzung Schilder findet, die einem mit dem Radl aber gar nichts bringen. Ganz wichtig ist die Erkenntnis, dass man so lange mit dem Radl im Talgrund nur schwach ansteigend dem breiten Fahrweg folgt, bis die Gaistalalm erreicht ist. Wer sich davor von einem der vielen Schilder in Richtung Rotmoosalm verführen lässt, der kommt auf den Holz- beziehungsweise Wanderweg! Der
83_Stefan hat es natürlich grandios verbockt und nach langer, kräftezehrender Auffahrt durfte er wieder hinunter fahren...
An der Gaistalalm biegt man dann ab und auf teils anregend steilem Fahrweg geht's hinauf in Richtung Rotmoosalm. Und wer sich auf dem E-Bike den Saft aus dem Akku holt, anstelle sich mit dem Radl nach oben zu plagen, der sollte wenigstens das Grinsen bleiben lassen und zumindest so tun, als müsse er sich anstrengen - der
83_Stefan hatte das Gefühl rückwärts zu fahren, als er von einem Sachsen "mit Kasterl" grinsend überholt worden ist. Da beginnt der Tag gleich richtig... und ja, auch Schieben ist am Berg erlaubt! Irgendwann (sofern man nicht wirklich rückwärts fährt) wird dann der Standort der alten Rotmoosalm erreicht, die vor ein paar Jahren von einer Lawine abgeräumt worden ist. Heute steht dort in einer Rechtskurve noch ein Schuppen, an dem endlich das Radldepot erreicht ist. Die diebische Schadenfreude, dort oben keine E-Bike-Ladestation vorzufinden, währt nur bis zur Erkenntnis, dass man für die Fahrt bergab keinen Akku braucht... Aber das ist sowieso irrelevant, denn vom E-Bike findet sich keine Spur - wahrscheinlich ist der Fahrer mittlerweile schon bei der Polonaise in Garmisch-Partenkirchen.
Nun geht's auf Schusters Rappen weiter - auf gut Deutsch also zu Fuß und in den viel zu engen Bergschuhen. Ach was macht das Wandern heute wieder Spaß! Steil zieht der markierte Steig durch eine Weide mit viel zu vielen Kühen in den Sattel nördlich des Predigtsuhls hinauf, den man sodann wohlbehalten erreicht, wenn man nicht davor in einem der vielen Schlammlöcher stecken geblieben oder auf einem der zahlreichen Fladen ausgerutscht ist. Den Abstecher zum Predigtstuhl hebt man sich am besten für den Rückweg auf und nimmt gleich den Hochwanner in Angriff.
Und zu einem wohlgeplanten Angriff gehört oftmals auch die Finte. In diabolischer Genialität versucht man dabei, dem Gegner eine Attacke an einer abgelegenen Flanke vorzutäuschen, um direkt im Anschluss mit fester Entschlossenheit die Fesseln der gegnerischen Verteidungung zu sprengen. So zumindest die Theorie. Der
83_Stefan startet seine Finte direkt am Sattel und stürmt im Eifer des Gefechts den Graskamm in Richtung Hochwanner rauf, den er natürlich prompt wieder herunter steigt, als er feststellt, dass oben Ende im Gelände und Schicht im Schacht ist. Wer klug ist, spart sich diesen Abstecher und bleibt auf dem Wanderweg, der vom Sattel etwas abwärts leitet, das Geröllkar quert und jenseits den nächsten Graskamm erreicht. Auf diesem (!) ist man richtig.
Man folgt dem Graskamm bergauf, weiter oben bildet sich eine deutliche Trittspur aus. Der Kamm endet an der Felsstufe, die das darüber liegende Hochkar begrenzt. An einer mittels Stange markierten Rinne gelingt günstig der Durchstieg (Schlüsselstelle, T4, I) und oben geht's nach rechts weiter ins Kar. Hier oben wundert man sich über den von Skitourengehern oft zitierten Ausspruch "steil ist geil", denn wie man schnell feststellt, ist das nicht immer so. Aber wenn man wie der
83_Stefan in der Mitte des Kars bleibt, alle Spuren verliert und schließlich über Platten nach oben kriecht, kommt wenigstens der "Spaß" nicht zu kurz - ach wie ist das Wandern heute wieder lustig! Klugerweise folgt man stattdessen lieber am Beginn des Kars den Spuren, die nach rechts auf die seitliche Begrenzung des Kars und weiter zum Gipfelaufbau hinaufziehen.
Die Spuren queren nur schwach ansteigend noch ein Stück nach Nordosten, um dann endlich zum höchsten Punkt (mit Gipfelkreuz und -buch) hinaufzuleiten - dass der
83_Stefan hier abermals "vom rechten Weg abgekommen" ist, braucht wohl nicht mehr extra erwähnt zu werden. Oben ist schließlich oben! Die Aussicht ist natürlich gigantisch - besonders beeindruckt das gewaltige Leutascher Platt mit der alles überragenden Zugspitze, den Jubiläumsgrat überblickt man in seiner Gesamtheit. Im Süden zeigt sich die Mieminger Kette mit den Stubaier Alpen im Hintergrund und nach Osten verläuft der scharfe Wettersteinkamm zu den Dreitorspitzen - was für ein Anblick! Zumindest, wenn man nicht gerade in einer Wolke steckt...
Runter geht's wieder auf dem Aufstiegsweg. Am Sattel nördlich des Predigtstuhl bietet sich natürlich noch ein Abstecher auf dieses keck anmutende Gipfelchen an. Dem markierten Weg folgend, ist man im Handumdrehen oben und kann quasi retrospektiv nochmal den Blick zum Hochwanner genießen. Jetzt geht's nur noch auf dem bereits bekannten Weg hinunter zum Radldepot und dann flitzt man pfeilschnell wieder ins Tal - da hat kein E-Biker eine Chance!
Schwierigkeiten:
Mit dem Radl zum Radldepot nahe der Rotmoosalm: L (stets breiter Fahrweg, teilweise steil).
Anstieg zum Hochwanner: T4, I (eher rustikal-masochistisch als schwierig; Schlüsselstelle ist die Steilstufe unterhalb des Kars).
Abstecher zum Predigtstuhl: T3+ (markierter Steig, Schwierigkeiten nur kurz).
Fazit:
Eine ungemein aussichtsreiche 4*-bike&hike-Tour im südlichen Wetterstein, die viel Schotter, geniale Ausblicke und eine Abfahrt vom Feinsten bietet. Der hier beschriebene Anstieg auf Deutschlands Nummer Zwei ist sehr lohnend und bleibt sicher in Erinnerung. Die Route ist zum großen Teil weglos und man sollte gut auf die Steinmännchen achten; bei Nebel nicht empfehlenswert!
Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 4*-Tour, 2700er, T4.
Frei weg vom Herzen und frei nach Loriot: Eine Tour zum Hochwanner ohne Radl ist möglich, aber sinnlos. Daher packt man sein Fahrrad in den Kofferraum und startet mit fahrbarem Untersatz am letzten Parkplatz in der Leutasch. Und um es gleich auf den Punkt zu bringen - erstes Teilziel der Reise ist die Rotmoosalm, zu der man zwar an jeder Kreuzung Schilder findet, die einem mit dem Radl aber gar nichts bringen. Ganz wichtig ist die Erkenntnis, dass man so lange mit dem Radl im Talgrund nur schwach ansteigend dem breiten Fahrweg folgt, bis die Gaistalalm erreicht ist. Wer sich davor von einem der vielen Schilder in Richtung Rotmoosalm verführen lässt, der kommt auf den Holz- beziehungsweise Wanderweg! Der

An der Gaistalalm biegt man dann ab und auf teils anregend steilem Fahrweg geht's hinauf in Richtung Rotmoosalm. Und wer sich auf dem E-Bike den Saft aus dem Akku holt, anstelle sich mit dem Radl nach oben zu plagen, der sollte wenigstens das Grinsen bleiben lassen und zumindest so tun, als müsse er sich anstrengen - der

Nun geht's auf Schusters Rappen weiter - auf gut Deutsch also zu Fuß und in den viel zu engen Bergschuhen. Ach was macht das Wandern heute wieder Spaß! Steil zieht der markierte Steig durch eine Weide mit viel zu vielen Kühen in den Sattel nördlich des Predigtsuhls hinauf, den man sodann wohlbehalten erreicht, wenn man nicht davor in einem der vielen Schlammlöcher stecken geblieben oder auf einem der zahlreichen Fladen ausgerutscht ist. Den Abstecher zum Predigtstuhl hebt man sich am besten für den Rückweg auf und nimmt gleich den Hochwanner in Angriff.
Und zu einem wohlgeplanten Angriff gehört oftmals auch die Finte. In diabolischer Genialität versucht man dabei, dem Gegner eine Attacke an einer abgelegenen Flanke vorzutäuschen, um direkt im Anschluss mit fester Entschlossenheit die Fesseln der gegnerischen Verteidungung zu sprengen. So zumindest die Theorie. Der

Man folgt dem Graskamm bergauf, weiter oben bildet sich eine deutliche Trittspur aus. Der Kamm endet an der Felsstufe, die das darüber liegende Hochkar begrenzt. An einer mittels Stange markierten Rinne gelingt günstig der Durchstieg (Schlüsselstelle, T4, I) und oben geht's nach rechts weiter ins Kar. Hier oben wundert man sich über den von Skitourengehern oft zitierten Ausspruch "steil ist geil", denn wie man schnell feststellt, ist das nicht immer so. Aber wenn man wie der

Die Spuren queren nur schwach ansteigend noch ein Stück nach Nordosten, um dann endlich zum höchsten Punkt (mit Gipfelkreuz und -buch) hinaufzuleiten - dass der

Runter geht's wieder auf dem Aufstiegsweg. Am Sattel nördlich des Predigtstuhl bietet sich natürlich noch ein Abstecher auf dieses keck anmutende Gipfelchen an. Dem markierten Weg folgend, ist man im Handumdrehen oben und kann quasi retrospektiv nochmal den Blick zum Hochwanner genießen. Jetzt geht's nur noch auf dem bereits bekannten Weg hinunter zum Radldepot und dann flitzt man pfeilschnell wieder ins Tal - da hat kein E-Biker eine Chance!
Schwierigkeiten:
Mit dem Radl zum Radldepot nahe der Rotmoosalm: L (stets breiter Fahrweg, teilweise steil).
Anstieg zum Hochwanner: T4, I (eher rustikal-masochistisch als schwierig; Schlüsselstelle ist die Steilstufe unterhalb des Kars).
Abstecher zum Predigtstuhl: T3+ (markierter Steig, Schwierigkeiten nur kurz).
Fazit:
Eine ungemein aussichtsreiche 4*-bike&hike-Tour im südlichen Wetterstein, die viel Schotter, geniale Ausblicke und eine Abfahrt vom Feinsten bietet. Der hier beschriebene Anstieg auf Deutschlands Nummer Zwei ist sehr lohnend und bleibt sicher in Erinnerung. Die Route ist zum großen Teil weglos und man sollte gut auf die Steinmännchen achten; bei Nebel nicht empfehlenswert!
Kategorien: Wettersteingebirge, bike and hike, 4*-Tour, 2700er, T4.
Tourengänger:
83_Stefan

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)