Vrenelisgärtli...Verarbeitung, Emotionen pur und Schmerzen


Publiziert von Nicole , 18. September 2011 um 17:58.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:11 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 1630 m
Strecke:Plätz-Alpeliboden-Chäseren-Glärnischhütte-Glärnischfirn-Vrenelisgärtli/Abstieg bis Chäseren
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV oder PW bei Netstal Richtung Klöntalersee, an diesem RECHTS bis hinter Klöntal fahren, LINKS vorbei am Restaurant und beim Parkplatz parkieren (kostenlos)
Unterkunftmöglichkeiten:www.glhuette.ch / Glärnischhütte SAC Ein herzliches Dankeschön an die Crew und die netten Worte vom Hüttenwart, der sich noch gut an mich erinnern konnte...

Meine persönliche Verarbeitung des Unfalles am 9.10.10 von fenek, höllische Fersenschmerzen und eine Achterbahn von Gefühlen - JA DAS WAR DAS VRENELI-Wochenende!!

Anhand der Beliebtheit dieser Tour gehe ich nicht näher auf die Route ein. Soviel, die Verhältnisse waren optimal! Der Glärnischfirn aper (Blankeis), die Temperaturen von heiss bis äusserst angenehm, dazu mässiger Wind (Föhn) und der Schwander Grat Schneefrei - einfach genial!

Wir starteten um 11 Uhr beim Parkplatz Plätz P853 und folgten der Strasse Richtung Chäseren. Die Temperaturen im Aufstieg ab Chäseren zur Glärnischhütte waren Schweisstreibend. Bereits machte sich wieder meine rechte Ferse mit stechenden Schmerzen bemerkbar. Inzwischen habe ich die Symptome beim Facharzt abklären lassen, es handelt sich um eine Haglund-Exostose Ferse. Diese werde ich am 3. November operieren lassen mit anschliessendem Sport-Aus für mindestens 6 Wochen...so ein mist!

Ankommend bei der Glärnischhütte begrüsste uns ein Berggänger-Gewusel und die Hütte war bis auf den letzten Schlafplatz besetzt. Ich äusserte den Wunsch an eagle Spalten-Selbstrettung zu üben und dies taten wir dann auch an einem nahen Felsklotz oberhalb der Hütte.
Die Technik war rasch erklärt mit simpler Handhabung (2 Reepschnüre mit Prusikknoten oder aber 2 Karabiner mit Prohaska-Knoten). Mein neues BEAL-Seil 8mm / 30 Meter (1'110gr) hatte Premiere. Selbst eagle staunte nicht schlecht wie leicht das Seil war, welches ich aus dem Rucksack bei kleinstem Packmass herauszog.

So zogen wir uns einer nach dem anderen Zentimeter für Zentimeter am Seil hoch unter beobachtendem Publikum der Glärnischhütte. Die Nachmittagszeit sinnvoll genutzt gab es bald das leckere Abendessen...hhmmm der Klassiker Tomatenspagetti! Übrigens sassen an unserem Tisch nette Nachbarn aus Deutschland...und oha diese brachten über ihre Lippen sogar Schweizer-Witze...die hier natürlich nicht genannt werden;-) ...äxgüsi dies musste sein!

Die Nachtruhe war mit der Völle an Leuten nicht gegeben oder lag es doch an der schönen Vollmondnacht? Jedenfalls gab es bereits um 3:30 Uhr morgens Bewegung im und um das Haus mit dementsprechend lautem Geschnatter. Auch wir standen früher auf als geplant und begannen den Aufstieg um 5:30 Uhr.

Wir waren gut unterwegs und liessen zwei grössere Gruppen hinter uns. Doch spätestens als ich die Steigeisen montierte und wir einige Meter liefen, schmerzte meine Ferse höllisch!! Jeder Schritt stach und die Schmerzen waren arg. Das Tempo musste ich drosseln und immer wieder meine Ferse entlasten. Ich biss auf meine Zähne und führte meine Seilschaft weiter an. Die Gruppen überholten uns beim letzten Aufstieg und mir war es vor Schmerzen übel. Ankommend beim Abstieg zum Schwander Grat brauchte ich eine kurze Pause. Wir erwischten ein gutes Zeitfenster im Abstieg und umgingen so einem grösserem Gewusel.

Die Überschreitung im ausgeaperten Schwander Grat war unproblematisch, geradezu genussreich mit eindrücklichen Tiefblicken zum Klöntaler See. Die weitere Kraxlerei ohne Steigeisen toll und é voilà Madame Vreneli ist geschafft!

Ich liess meinen aufgestauten Emotionen freien lauf, wir waren rund 15 Minuten alleine am Gipfelkreuz. Wieder gesammelt jausten wir etwas unterhalb und ich brauchte Zeit - Zeit all die Bilder, Gefühle und Schmerzen wieder zu verarbeiten...

Erst nach gut einer Stunde oder gar länger brachen wir zum Abstieg auf. Der Ruchen hätte ich gerne angegangen aber aufgrund meiner Schmerzen liessen wir dieses Vorhaben sein. Zurück in der Glärnischhütte genossen wir im Liegestuhl hängend ein feines Stück Apfelkuchen. Der Hüttenabstieg hatte es dann für meine Ferse nochmals in sich und zum Glück fuhr bei der Chäseren das Alpentaxi vor, welches wir gerne in Anspruch nahmen und runter fuhren.

Tour mit Lisbeth und eagle DANKE EUCH BEIDEN - ES HAT MIR SEHR VIEL BEDEUTET!!!

 


Tourengänger: Nicole, Eagle


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Kommentare (16)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2011 um 18:43
herzliche Gratulation - und Anerkennung für die tolle Wiederbesteigung des Vrenelis; und "Mitgefühl" für die Schmerzen (unterschiedlicher Art), liebe Nicole. Weiterhin gute Bergerlebnisse - auch nach dem 3.11.11 ...

Herzlich: Felix

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. September 2011 um 21:11
Deine Kommentare, lieber Felix berühren mich immer wieder...auf eine schöne Art!

Danke für dein Mitgefühl!

Mel hat gesagt: schmerzende fersen
Gesendet am 18. September 2011 um 20:04
das mit den schmerzenden fersen kenn ich auch... lustigerweise tritt dieses lästige phänomen bei mir immer nur dann auf, wenn ich steigeisen montiert habe :-/

Nicole hat gesagt: RE:schmerzende fersen
Gesendet am 18. September 2011 um 21:14
au-ah...hast du auch den "Haglund"? Bei mir muss dieser "Knochenüberschuss" definitiv operativ weg gefräst werden.

herzlichst Nicole

Vauacht hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2011 um 23:32
Gratuliere Dir/Euch herzlich zum Vreneli! Ich freue mich fuer Dich dass Du das einte oder andere auf diese Weise verarbeiten konntest.

Wegen den 6 Wochen Pause wuerde ich mir keine Sorgen machen, das geht schneller vorbei als man denkt...und im November ist ja sowieso immer Mistwetter :)

Greetz!

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2011 um 19:22
ahh mein Grosser - danke für deine Worte, seit ihr schon wieder zurück??

Ja das Vreni war alles in allem doch eine schöne Tour und war bestimmt nicht die letzte Begehung an ihr...wenn'd magst...melden ;-)

Aber gelle Mr. Big ist halt auch noch so unser Projekt...zwinker...hoffe meine Ferse heilt gut und rasch!!

Klein an Gross mit einem lieben Gruss auch von Mama Kantine :-)))

El Chasqui hat gesagt:
Gesendet am 19. September 2011 um 07:49
toller Bericht! November ist doch eine gute Zeit für eine kurze Zwangspause; ich hoffe, dass wir dann schon vor Weihnachten den ersten red-women-Skitourenbericht lesen können. Alles Gute!
Gruess Urs

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2011 um 19:23
Ciao Urs - auch ein herzliches DANKESCHÖN an dich!!! Werde mir fest Mühe geben, damit ich vor Weihnachten wieder auf der Piste bin ;-)))

Ganz lieben Gruss
Nicole

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 19. September 2011 um 08:21
Schön beschriebene Vergangenheitsbewältigung...!

Am ominösen Felsblock hinter der Hütte haben wir übrigens unseren ersten Selbstaufstieg geübt...

Herzlichst,
Marcel und Nicole

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2011 um 19:28
Hallo ihr zwei Lieben

...ihr wisst ja, ich beschreibe lieber meine Emotionen als an "das kann die Welt nun wirklich nicht auch noch gebrauchen" - Diskussionen...

Ab in die Berge und "Leben und Leben lassen", dass ist doch der Sinn des Bergseelenlebens :-)

In diesem Sinne seid herzlichst gegrüsst
Nicole

PS: toller Übungs-Klotz...da hangelte wohl schon so mancher Hikr ;-)

Eagle hat gesagt: Vreneli
Gesendet am 20. September 2011 um 12:45
Danke für den emotionalen und schönen Bericht. Du hast die Seilschaft geführt wie ein Profi. Super!!!
War für mich sehr schön, mal zuhinterst gehen zu können.

Glg Hans

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2011 um 23:24
Chapeau, dass Du trotz den enormen Schmerzen die Tour geschafft hast!

Wünsch Dir eine optimal verlaufende OP und danach gute Heilung.

Lg

maria

Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. September 2011 um 12:53
Danke liebe Maria

Selber zähle ich mich eher zu den (Durch-)Kämpferinnen aber natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt. Die Schmerzen waren arg aber ich wusste warum und das es "nur" überschüssiger Knochen an der Ferse ist, welche zwar höllisch weh tun kann!!

Danke für die guten Genesungswünsche...das hoffe ich sehr!!!

glG
Nicole

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 27. September 2011 um 12:12
Ouh là là. Da scheint auf hikr einiges passiert zu sein während meiner Abwesenheit!!!! Du hast wieder einmal, d.h. wie immer, einen sehr schönen Bericht geschrieben. Hut ab vor der Schmerzbewältigung!!

P.S. Dieser Berg hat einen so schönen Namen und jedesmal frage ich mich, wer wohl das Vreneli war, das dort oben seinen Garten hütete ???


Nicole hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. September 2011 um 19:01
Oui...meine Liebe, da ist in der Tat so einiges passiert!!!

Die Sage:
Das erwähnte Firnfeld am Vrenelisgärtli ist der Ort, an welchem der Sage nach das Vreneli (kleine Verena) vor Zeiten einen Garten anlegen wollte. Die Pflanzung dort oben war eine Versuchung Gottes, und so begann es zur Strafe heftig zu schneien, und das Vreneli wurde samt der Schüssel, mit der es sich gegen den Schnee zu schützen versuchte, eingeschneit und blieb seither dort oben. Die Sage ist offensichtlich eine Reaktion auf die Abkühlung der Temperaturen in Mitteleuropa ab ca. 1300, als ein Klima, das wärmer war als das heutige, in mehreren Schüben durch ein erheblich kälteres abgelöst wurde ("Kleine Eiszeit"). Das Firnfeld ist übrigens im Sommer 2003 vollständig abgeschmolzen, aber Überbleibsel des Vreneli oder seiner Schüssel sind nicht gefunden worden. :-))

Herzliche Grüsse und danke für deine Worte!
Nicole


CarpeDiem hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2011 um 16:46
Vielen, vielen Dank für die Aufklärung. Ich liebe solche Sagen!! Nun hoffe ich, dass es mir auch einmal vergönnt sein wird, Vrenelisgärtli zu besichtigen ;-))

Herzlichst, Anne-Catherine


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