Rock with you, oder: Neulich, im Granit


Publiziert von Schubi , 29. August 2019 um 13:32. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:11 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:14,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gertelbach Wasserfälle Wanderparkplatz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Bei Hikr kann man ja nicht nur Inspiration für schöne Bergtouren finden, sondern auch nette Gleichgesinnte, mit denen man gemeinsam in die Natur loszieht. Und so haben Kraxel-Spinner Nik und Greenhorn Schubi sich neulich mal zu einer Kombi-Tour aus Kraxeln und Wandern im Nordschwarzwald verabredet, die der Nik hier schon früher mal gepostet hatte. Den folgenden Tourenbericht haben wir nun sozusagen in Co-Autorenschaft verfasst und Text/Bild etwas ausführlicher gehalten, weil wir glauben, Nachwanderern damit die Orientierung im weglosen Abschnitt zu erleichtern. Mit dabei waren auch unsere Damen Waldelfe und Amelie.


Der Nordschwarzwald ist mitunter felsiger als man so denkt! Und wenn man bissel schaut, auch mal eine topographische Karte studiert, und sich gern weglos durchs Unterholz schlägt, entdeckt man echt wunderbare Kletter-Abenteuer und wirklich stille Plätze mit fantastischen Aussichten. Mit Niks Pfadfinder-Wissen ging es dann also im Granit rund um die Täler von Wiedenbach und Gertelbach oberhalb der Ortschaft Bühlertal.

Die Wikipedia liefert uns vorweg ein wenig naturwissenschaftlichen Hintergrund:

"Geologisch herrscht im Nordschwarzwald der Buntsandstein vor, wobei im stark zertalten Westen überwiegend der Grundgebirgssockel aus Gneisen und Graniten zu Tage tritt. Die eingedrungenen Granite (…) treten durch besondere Klippenbildungen hervor."


Und der Nik beschreibt es im Bericht zu seiner ersten Begehung so:

"Der hintere Teil des Bühlertals, nördlich und südlich von Wiedenbach und Gertelbach, wartet mit felsigen Kämmen aus dem bekannten Bühlertalgranit auf. Die Hänge sind mit Felskanzeln besetzt, aber vor allem die Kämme bestehen aus diesem Gestein, dessen Formenschatz hier durch die typische Wollsackverwitterung geprägt ist.

Vor allem der von West nach Ost zum Hauptkamm des Grindenschwarzwalds ansteigende Rücken nördlich des Bühlertals weist einen langgezogenen Granitkamm auf, den man mit viel Vergnügen im Bereich von T4/I-II überklettern kann. Dabei gibt es kaum ausgesetzte Stellen, was das Vergnügen nur erhöht. Allerdings lässt die für Granit typische Wollsackverwitterung kaum gute Tritte und Griffe übrig, weshalb eine Begehung des Kamms hier und da mit Stellen konfrontiert, die man nur kraftraubend hinaufspreizen oder hinunterklemmen kann. Wer es aber liebt, sein Gleichgewicht mehr einzusetzen als seine Fingerkuppen, der ist hier genau richtig
."


An dieser Stelle schonmal ein großes Lob und Dankschön an den Nik: die Tour ist wirklich äußerst reizvoll und abwechslungsreich angelegt, gerade auch durch die vielen Kraxeleien zwischendurch. Die machten uns einen Heidenspaß und man kann dabei die ein oder andere alpine Anwandlung erleben (besonders solch Kletter-Beginner wie schubiduu und Amelie). Auch die tollen Tiefblicke und Fernsichten oben auf den Granitfelsen sollen erwähnt werden, sie waren immer schöner Lohn für die Mühen des Hochkletterns. Wer sich nicht so sicher ist: alle Felsgruppen lassen sich auch umgehen.

Aber dann ist's fad, sagt der Nik. ;o}
So schaut's aus, sagt der Schubi.


Das Klettern findet im ersten Teil der Tour statt, während der zweite Teil eher relaxed durch Waldpassagen und hinunter entlang der wildromantischen Gertelbach-Wasserfälle führt.

Allerdings braucht's s bissel Ortswissen, um die Ein- und Ausstiege zu den Felsgruppen zu finden. Mit unserer Beschreibung und der Karte, die Nik mal gepostet hat, sollte es aber gehen. Außerdem hat irgendein netter Mensch hat die Tour im Sommer 2019 bis über die Brockenfelsen hinaus freigeschnitten. Vielen Dank dafür! Das hat uns die Orientierung erleichtert.

Zur musikalischen Einstimmung auf die Tour, für die Anfahrt oder Rückfahrt, aber natürlich nicht während der Wanderung empfehlen wir Michael Jacksons "Rock With You" (mit *haha* einer lustigen Mehrdeutigkeit in der Textebene ... aber auch der Groove passt halt echt gut zur Tour).


Los geht's!

Unsere Runde startet an dem Wanderparkplatz im Bühlertal, an dem die Gertelbach-Wasserfälle angeschrieben sind (380m). Allerdings geht man vom Parkplatz erst einmal wieder hinauf zur Sandstraße (L83), überquert diese und wendet sich dann gleich rechts hinauf, auf den Briefträgerweg. Diesem Pfad folgt man nun, immer ansteigend, in östlicher Richtung den Hang hinauf. Bald quert ein erster breiter Weg, den man ignoriert. Dann kommt oberhalb ein weiterer breiter Weg in Sicht, den man bei einer Infotafel erreicht. Hier endet der Pfad, und man folgt dem breiten Weg nach rechts, leicht ansteigend, bis etwa 200 Meter weiter ein weiterer breiter Weg links abzweigt. Diesem folgt man in die Nordseite des Berges. Etwa 700 Meter nach dem Abzweig kommt vom Tal ein Wanderweg herauf. Kurz danach passiert man eine markante Rechtskurve mit einer Bank. Nun die Augen rechts: Gleich nach der Kurve, wo man oberhalb imposante, moosig-grüne Felsen erblickt, verlässt man den breiten Weg und steigt wild irgendwie zu den Felsen hinauf.

Unter einem riesigen Felsentisch hindurch (hinten hinauf kurz I-II) und den nächsten Turm rechts umgehend höher (I). Hier merkt man schon, dass man die moosbedeckten Felsen, so schön sie sind, besser meidet: Ist das Moos nass, glitscht man schnell ab, ist es trocken, rutscht es oft einfach vom Felsen ab.

Der Schubi sagt: Wir sind an einem trockenen Tag unterwegs und solange man nicht allzuviel Kraft draufsetzt, kann man sich hier und da schon mal in die Moospolster leicht abstützen. Das von der Sonne erwärmte Moos fühlt sich nämlich fantastisch sympathisch an, man möcht fast zwischendurch mal eine Runde im weichen Moosbett schnarchen ... aaaber der Nik motiviert uns in seinem Elan immer weiter durch die Felslandschaft.

Für mich waren die warmen Moospolster der Staun-Moment des Tages. Und überhaupt: die Vielfalt der Vegetation, die sich so auf dem Granit festkrallt: Heidekraut, Blaubeeren, Farne, Birken, Eichen, Bergahorne, Vogelbeeren, Buchen, Fichten, Kiefern ... meist anspruchlose Gewächse, die mit dem wenigen Nährstoffen auf dem Fels auskommen und in der Gesamtschau mit dem rauhen Granitfels eine richtig schöne Wildnis darstellen. Sozusagen eine eigene
kleine Landschaft innerhalb der Felsen und obendrauf. Ich kam mir vor wie in den Western-Filme meiner Kindheit ...

Eine nächste Stufe erklimmt man schnell, dann eher halbrechts haltend auf die nächsten Felsen hinauf (I). Dahinter geht es noch ein bisschen weglos weiter, dann stößt man linkshaltend auf einen Wendeplatz, von dem aus ein kaum noch benutzter, ziemlich zugewucherter Weg in einer Linkskurve nach Osten führt. Hier kann man nochmal nach links zu einem auffällig abgebrochenen Felsfinger hinaussteigen, von dem aus man einen tollen Blick auf das Schlosshotel Bühlerhöhe hat (T4+). Eine weitere Felsbastion zur Rechten wird optional in ihrer Ostseite erstiegen (I) und über die Nordflanke wieder verlassen.

Bald stößt man an einem größeren Platz auf erste Zeichen von Zivilisation: Hier steht ein großer Hochsitz. Vor dem Hochsitz nach links und am besten direkt am Kamm hinauf zu den nächsten Felsen.

Nun begann der für uns schönste Abschnitt der Tour: In freier Routenwahl geht es nun über die frei liegenden Granitwollsäcke geradewegs hinauf, auf den optisch höchsten Punkt zu. Einer senkrechten Wand weicht man nach links aufsteigend aus. Ein paar Meter weiter kriecht man in Schräglage unter einem riesigen Brocken hindurch, unmittelbar dahinter eine Rinne links hoch (I-II) und über die nächsten Felsen weiter hinauf, möglichst immer der höchsten Linie folgend (das meiste ist rechts (südseitig) umgehbar). Ein großer Brocken direkt am Grat kann rechts auf einem Band absteigend umgangen werden, mehr Spaß macht es allerdings, ihn direkt zu überklettern. Dabei darf man sich nicht scheuen, fest in die Heidelbeersträucher zu packen, die in Mannshöhe aus einem Spalt wachsen, und den rechten Fuß auf einen alten, aber halbwegs sicheren Baumstumpf zu stellen, der ebenfalls an der Wand klebt (I-II). Der Abstieg ist dann deutlich leichter.

Jetzt ist man in kleinteiligerem, von üppigem Grün durchsetzten Felsgelände. Wer Spaß daran hat, kann sich eher nach rechts orientieren, hier ist es etwas ausgesetzter. Bald darauf stößt man dann auf alte, zugewucherte Treppenstufen. Kurz danach hat man nochmal die Gelegenheit, eine schräge Spalte unter einem Felsendach zu durchklettern. Nun entweder geradeaus und über eine steile Rinne fast senkrecht hinunter, oder scharf links über Stufen links hinauf zu einem Aussichtspunkt.

Der Nik sagt: Hier haben wir eine erste kleine Pause eingelegt. Die Sicht hinunter ins und hinüber über's Bühlertal ist toll, die sollte man unbedingt genießen. Und wir bekamen Besuch: Es ist selten, dass sich jemand hierher verirrt, heute war so ein Tag. Noch mehr Leute auf der Suche nach Geheimtipps.

Von diesem Aussichtspunkt aus findet man über noch mehr Stufen in der Nordseite der Felsen entspannt hinunter, dann geht es auf einem breiten, aber ziemlich zugewachsenen Weg weiter abwärts in einen Sattel.

Hier überquert ein breiter Weg den Bergrücken. Wir haben uns geradeaus gehalten, auf einem markierten Weg, immer am Kamm entlang. Bald sieht man linker Hand die nächsten Felsen. Ein aufwändig gebauter Weg mit einem alten Metallgeländer (am Fels, nicht auf der Talseite) führt scharf links in die Südflanke hinauf und zu einer Aussichtskanzel.

Anstatt nun in der Nordseite problemlos über den alten Weg zur Herthahütte zu wandern, sind wir vom Aussichtspunkt aus direkt auf dem felsigen Rücken hinauf. Hier sind zwei Steilstufen zu überwinden, jeweils in freier Routenwahl (I oder II, je nachdem, jeder von uns ist ein bisschen anders gegangen). Nur an einer Stelle muss man durch den gleichen Durchschlupf, gebildet von einem Baum, dessen Äste man am besten gleich zum Klettern nutzt, und dem Felsen daneben. Dann steht man in einer kleinen, etwas unübersichtlichen Senke unterhalb des Falkenfelsens, auf dem die Herthahütte steht. Hier nun entweder in einem Linksbogen "oben rüber" und alsbald auf dem Weg zur Hütte oder, wie wir es gemacht haben, über eine der griffarmen Granitrippen in direkterer Routenführung hinauf (II) zur Herthahütte (769m)

Der Nik sagt: Das kleine Schutzhüttl ist weg-technisch top erschlossen und deswegen trifft man hier so einige Ausflügler. Wir haben in die senkrechten Felswände hinuntergeschaut, und uns nach kurzem Aufenthalt wieder auf den Weg gemacht.

Nun zunächst auf dem Weg ein paar Meter nach Osten hinunter. Schnell gelangt man an eine Stelle, an der der gut erkennbare Weg in die rechte Flanke schwenkt, um eine nächste Felsbastion zu umgehen. Die war unser nächstes Ziel. Wer hier genau schaut, der erkennt am Bergrücken ein paar alte Stufen. Hier führte unsere Route weiter.

Es geht heran an die nächsten Felsen, und zunächst in einen engen Durchschlupf hinein. Am Ende links hinauf auf eine Granitscheibe und danach rechts hinaus. Nun immer auf dem Kamm weiter, ein markanter Turm wird links umgangen (Umgehung und Abstieg in die folgende Scharte kurz T5). Hier stößt man wieder auf Treppen, die zu einem Signalgipfel mit rot-weiß-rotem Stangerl führen.

Der Nik sagt: Wunderbar, diese alten Treppen, die vermutlich vom Schlosshotel Bühlerhöhe aus angelegt wurden, um die wildromantische Felsszenerie für Sommerfrischler zu erschließen.

Wer nun konsequent nach Osten weitergeht, muss nicht mehr viel kraxeln, stattdessen geht es auf den alten, treppenbewehrten Wegen weiter durch die Granitbrocken hindurch. Spektakulär ist eine äußerst steile, im unteren Teil stark verfallene Felstreppe, die von einigen Wanderern rückwärts genommen wird. Drüben wieder hinauf und zwischen Felsen weiter Richtung Eulenstein.

Nicht viel weiter nach Osten befindet sich der letzte große Felsen des Granitkamms, der Eulenstein. Wir sind ihn von Süden angegangen (I), leichter ist der Wanderweg, der zu seinem Gipfel führt. Oder besser: Zu einem Rastplatz unter dem überhängenden Gipfelfelsen.

Der Nik sagt:  Wer da hinauf möchte: Das geht über eine ausgesetzte IIer-Stelle. Die Passage ist griffarm, aber ein senkrecht verlaufender schmaler Spalt hilft auf den höchsten Punkt.

Nun auf einem schönen schmalen Wanderpfad unterhalb des Eulenfelsens hinüber zum Sand. Wer kurz vor dem Aufstieg in diesen Bergsattel aufmerksam nach rechts schaut, erkennt oben im Wald einen eindrucksvollen Felsturm: den Bärenfels (760m). Der Turm ist zwar mit einer Treppe erschlossen, deren Stufen sind aber derart wackelig, dass eine Besteigung derzeit nicht ganz ohne ist.

Stand August 2019: Kurz vor Ende hängt derzeit ein Stück der betonierten Treppe im Freien, dutzende Meter über dem Abgrund, nur noch gehalten von einer Stütze des Treppengeländers. Das ist nicht sichtbar, deshalb lebensgefährlich, hier besteht derzeit akute Absturzgefahr! Deshalb ist der Zugang offiziell derzeit auch gesperrt. Wir sind trotzdem mal neugierdehalber hoch, haben die kritische Stelle zum Glück rechtzeitig bemerkt und uns dort am noch stabil verankerten rechten Treppengeländer hochgezogen. Nicht nachmachen!

Oben drauf stand im Mittelalter übrigens eine kleine Burg, sie wurde vermutlich im 13. Jahrhundert zur Überwachung und Schutz des Übergangs vom Bühlertal ins Murgtal erbaut. Reste der Burg sind allerdings nicht zu sehen, irgendwann im 15. oder 16. Jahrhundert wurde sie zerstört. Ein Urkundenfund besagt, dass sie „teils aus einem Naturfelsen bestehend, teils mit Quadersteinen aufgemauert" war.


Als wir einigermaßen sicher wieder hinuntergestiegen waren, machten wir uns an die letzten Anstiegshöhenmeter hinauf nach Sand (824m).

Sand ist nicht wirklich ein Ort, sondern eine Ansammlung von Häusern rund um ein verfallenes Hotel an einem Pass vom Rheintal ins Murgtal. Früher war das mal ein Skigebiet, das wurde mittlerweile mangels Schnee in einen Outdoorspielplatz mit Sommerrodelbahn und Baumklettergarten umgewandelt.

Wir sind am Sand rechts entlang der Schwarzwaldhochstraße ca 300m gelaufen. Was aber wegen des Sonntagsverkehrs nicht wirklich schön war. Besser man geht an der Kreuzung von Sand rüber auf die andere Seite der Straße und da rechts in den Wald rein. Hier dann auf dem Forstweg ca 300m südwestlich, bis ein Pfad wieder nach rechts kommt, auf dem man die Bundesstraße überquert und dann auf einem breiten Waldweg weiter geradeaus hinunter.

Rechts hinter den Bäumen schlummert ein verfallendes, abgebranntes Hotel (später Fachklinik Berghof), das wir aber aus Zeitgründen hinsichtlich vorausgesagter Niederschläge ignorieren. Es ist wie das in Sand eines der alten Hotels, von denen es entlang der Schwarzwaldhochstraße so einige gab. Leider stehen die meisten leer, sind dem Verfall preisgegeben oder schon abgerissen.

Es geht nun beschildert weiter zwischen unzähligen Granitblöcken hindurch zum Wiedenfelsen. Hier befindet ein weiteres Hotel aus den goldenen Zeiten des Schwarzwald-Tourismus. Dieses ist zum Glück renoviert worden und lässt wieder etwas vom Glanz alter Tage erahnen.

Am Hotel links zwischen den Bäumen (Wegweiser) dann auf den schönen Treppen-und-Geländerweg, der durch die Felsgruppe des Wiedenfelsens (694m) hoch zu einer Aussichtskanzel obenauf führt.

Der Nik lässt sich net lumpn und übersteigt den unerschlossenen, bergseitigen Teil des Wiedenfelsens: Direkt von der Haarnadelkurve der Sandstraße aus auf den Felsen hinauf. Bald steht man vor einem überhängenden, 25 Meter hohen Abbruch. Hier ein paar Meter zurück, und dann rechts hinunter. Gleich ein paar Meter unterhalb muss man sich in trittarmem Fels ziemlich lang machen, danach wird's leichter, und bald steht man unten auf dem schönen Treppen-und-Geländerweg, der hinüber zur Aussichstkanzel Wiedenfelsen (694m) führt.

Wie es an sonnigen Sommer-Sonntagen halt so ist, tummeln sich hier oben auch so einige andere Sonntags-Ausflügler. Aber Sitzgelegenheiten gibt es auf dem flachen Felsplateau reichlich und so machen wir ein weiteres Veschper.

Nun wieder zurück zur Haarnadelkurve der Autostraße und da gut beschildert rechts hinunter durch eine schön pfadige Waldpassage zum touristischen Highlight des Bühlertales: den Wasserfällen des Gertelbachs.

Auf einer Strecke von etwa 800 Metern stürzt sich der Bach kaskadenartig 220 Meter tief in zahlreichen Fallstufen von bis zu 7 m Höhe hinunter, um sich unten mit dem Wiedenbach zum Wiedenbach zu vereinigen. Das ist das zweite Highlight unserer Tour, ein herrlicher Abschnitt. Unzählige Granitfelsen liegen im Bach und verteilt im umgebenden Wald, alle sind mehr oder weniger von Moos überwuchert, dessen Grün im Halbdunkel der Waldschlucht wunderbar leuchtet. Wirklich ein rechtes Märchen. Diese schöne Atmosphäre begleitet uns hinunter bis in den Talgrund. Aber Märchen finden halt alle schön, und so ist es hier schon deutlich belebter mit vielen anderen Ausflüglern.

Über die Entstehung der Schlucht sagt die Wikipedia:

"Der Gertelbach entspringt in einem Quellhorizont zwischen dem unteren Buntsandstein und dem Bühlertal-Granit, er mündet in den Wiedenbach. Der Bach überwindet dabei etwa 330 Höhenmeter. Die Steilstufe ist wahrscheinlich zusammen mit der kesselartigen Talform unterhalb davon während Phasen stärkster Vergletscherung älterer Eiszeiten geformt worden. Die einzelnen Kaskaden gehen dagegen erkennbar auf das Kluftnetz im Bühlertal-Granit zurück. Einige Kaskaden sind an den im Talgrund angesammelten, abgerundeten Granitblöcken entstanden. Sie sind in den fast vegetationslosen Eiszeitphasen hangabwärts geglitten.

Der Schluchtwald entlang des Gertelbachs ist geprägt von Weißtannen, Fichten, Rotbuchen, Bergahorn und Eschen. Er ist aus einem Plenterwald hervorgegangen, bei dem auf kleinster Fläche Bäume unterschiedlichster Dimensionen gemischt vorhanden sind, und als Schonwald geschützt. Entlang des naturnahen Bergbaches wachsen Pflanzen, die von der hohen Luftfeuchtigkeit und den kühlen Temperaturen in der Schlucht profitieren, z. B. Wurmfarn, Rippenfarn und Tüpfelfarn."


Auch wenn man hier selten ganz allein unterwegs ist: diese Schlucht ist in der Tat eine der romantischsten im Schwarzwald. Und so wie der Gertelbach über bemooste Granitfelsen hüpft, hüpft man auch selbst locker-flockig auf wurzeligem Pfad und Steinstufen hinab, immer wieder geht es mal auf Holz-Brückchen übers Wasser. Das Moos, der Granit, das schummrige Wald-Licht, das Plätschern des Wassers ... ein Traum.

Unten angekommen wandern wir dann links weiter, entlang des Waldrands noch ca. einen Kilometer auf asphaltiertem Weg zurück zum Wanderparkplatz (380m).


Schubis Fazit:
Was für eine spaßige und abwechslungsreiche Runde mit netten Leuten in einer wunderbaren Landschaft. Es gibt im schwarzen Wald noch so einiges an Abenteuern zu entdecken, wenn man auch mal bissel abseits der Touri-Pfade sucht. Und die Kombi aus Wandern plus Kraxeln kannte ich bisher nur aus den Alpen. Man unterschätze die Mittelgebirge nicht ;-)

Niks Fazit:
Diese Tour ist eine großartige Alternative zum benachbarten Karlsruher Grat, der an schönen Tagen ziemlich überlaufen ist. Etwas für Leute, die abseits der Wege nach wilden, einsamen Alternativen suchen, und dabei
eine gehörige Portion alpinen Humor mitbringen. Eine herrliche, und eher lustige als luftige Kraxelei!

Geheimtipp: Wer mag (oder neudeutsch: mage), kann die Direttissima zu den Brockenfelsen suchen: Von der Straße aus, die aus dem Bühlertal hinauf Richtung Sand führt, sieht man mehrere Granitrippen, die die gesamte Südflanke des Bergs bis hinauf zum Kamm durchziehen. Gleich auf der ersten dieser Rippen (von Westen kommend) kann man bis hinauf zu den Brockenfelsen aufsteigen. Ich gelangte zwischen dem schmalen Durchschlupf und dem Aussichtspunkt auf den Kamm (meine Route: T6/II-III).


Waldelfes Fazit:
Ich fand es schöner, den Tag mit den anderen dreien zu verbringen, als die Krabbelei im weglosen Gelände - aber der Gertelbach mit seinen schönen, kleinen Wasserfallstufen und den moosbewachsenen Felsen war ein echtes Highlight!

Amelies Fazit:

Die Gertelbach-Wasserfälle sind ohnehin mein persönlicher Schwarzwald-Romantik-Favorit. Dann noch verbunden mit einer Kraxeltour im genau richtigen Abenteuer-Maß bei traumhaftem Wetter und netter Begleitung wurde es ein besonders schöner Tag, der in Erinnerung bleiben wird.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen


Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe, Schubi


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Kommentare (6)


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Nik Brückner hat gesagt: Herrlich war's!
Gesendet am 29. August 2019 um 14:15
Hi Ihr drei!

Amelie, Frank, es war toll, Euch kennenzulernen, und sich mit Euch zusammen durch die Wildnis des Nordschwarzwald zu schlagen. Es ist eine fantastische Tour - und mit Euch hat's mal wieder richtig Spaß gemacht!

Herzliche Grüße an Euch alle drei, und auf bald,

Nik

Schubi hat gesagt: RE:Herrlich war's!
Gesendet am 29. August 2019 um 16:51
Servus Nik.

Schee wors! Ich hoffe, deine Route wird noch den ein oder anderen ähnlich begeisterten Nach-Wanderer/-in finden.
Es war wirklich ein rundum gelungener Tag mit Euch. Wir freuen uns auch auf ein Wiedersehen!

Viele Grüße,
Frank &Amelie


Nik Brückner hat gesagt: RE:Herrlich war's!
Gesendet am 29. August 2019 um 18:09
Ja, die Waldelfe hat schon xakt, dass sie Euch gern kennengelernt hat, und Euch ebenso gern wiedersehen würde - und ich kann mich da nur anschließen.

Und was die Route angeht...: meine anderen beiden Tourenberichte wurde 1470 und 1245 mal angeklickt - wenn ich das richtig rechne, sind das - ähem - 2715 Begehungen! ;o} Vielleicht komen jetzt ja noch ein paar dazu, wäre schön.

Herzlichen Gruß,

Nik

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2019 um 18:24
Hallo!

da legst di nieder. Ich bin ganz platt von der tollen Fotostrecke. Solche fantastische Felsformationen hätte ich im Nordschwarzwald nicht erwartet. Im Südschwarzwald habe ich bisher nichts vergleichbares gesehen. Durch den Bericht muss ich mich aber erst noch arbeiten.

Danke für die tollen Impressionen!

Grüße
Hanspeter

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. August 2019 um 20:45
Hallo Hanspeter.

Recht schönen Dank für dein Lob! Freut mich, dass wir dich mit der Tour neugierig haben machen können.

Beste Grüße, Frank

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2019 um 17:09
Hey Hanspeter!

Schön, dass Du unseren Bericht entdeckt hast. Das ist eine herrliche Tour durch eine ganz besondere Landschaft. Da musst du mal hin! Ist wirklich schön da!

Gruß

Nik


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