Fählenschafberg 2104 m - via Mörderwegli rauf und runter


Publiziert von alpstein , 12. Juli 2015 um 10:51.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:11 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1290 m
Abstieg: 1290 m
Strecke:ca. 19 km
Unterkunftmöglichkeiten:Plattenbödeli, Bollenwees
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Alpstein-Wanderkarte ist getilgt. Dort, wo der Alpstein am schönsten ist, liegt auch der Fählenschafberg (2104 m). Eine Traumkulisse empfängt den/die Wanderer/in bei der Ankunft am Berggasthaus Bollenwees (1470 m). Fjordartig zwischen teils senkrechten Felswänden eingebettet befindet sich der Fählensee. Mit dem Hundstein habe ich schon Bekanntschaft gemacht und dem Westlichen Fählenturm unter dem Altmann auch. Die Gipfel dazwischen sind einsam und sehen teilweise unnahbar aus. Gestern habe ich es endlich geschafft mal den Fählenschafberg zu besteigen.

Ivo66 hat die Route bereits bestens beschrieben, weshalb ich mich auf persönliche Eindrücke beschränke. Nach einem frühen Start erreichten mich beim Plattenbödeli die ersten Sonnenstrahlen. Der Talwind sorgte für eine frische Brise und gut in der Zeit kam ich am Fählensee an, hielt mich aber nicht weiter auf und marschierte Richtung Fählenalp weiter. Spiegelungen im See und die von der Sonne geflutete Fählenalp unter hohen Felswänden sorgen für ein eindrückliches Bild, kein Wunder hat es die Alp schon zum Filmschauplatz geschafft.

Weitere ca. 800 m folgte ich noch dem Wanderweg und machte mich dann auf in die Botanik. Bis zum Gipfel des Fählenschafbergs war ich nun teilweise in hüfthohem Gras unterwegs. Die Wegfindung war aufwärts kein Problem, sicherheitshalber hielt ich aber für den Abstieg ein paar Stellen, wo der Pfad im hohen Gras Richtungs- und Geländeänderungen aufweist, auf Fotos fest. Vom Beginn der Schlucht bis zum Gipfel bewegt man sich durchweg in teils sehr steilem Gelände. Besonders schwierig ist das Ganze nicht, aber die steile, mit Felsbändern durchzogene Flanken, gebietet Vorsicht. Bei Nässe würde ich keinesfalls in die Route einsteigen und schon gar nicht absteigen wollen.

Die Querung unter den Felswänden der Freiheittürm empfand ich etwas ruppig, der Aufstieg durch die folgende Rinne unschwierig. Im Abstieg machte ich allerdings den Fehler zu früh in die Rinne einzusteigen, was etwas anspruchsvoller wurde und mich Zeit kostete. Hat man den Schafbersattel (2070 m) erreicht, öffnet sich ein imposantes Panorama Richtung Altman und Säntis. Der Gipfel des Fählenschafbergs war nun nicht mehr weit entfernt.

Im Wissen, dass die Rasenflanke am Gipfel einige Meter unterhalb in die Vertikale abfällt, ließ ich beim Schlussaufstieg besondere Vorsicht walten. Auf Trittstufen waren die letzten Meter (T4+) aber gut zu bewältigen, noch das Grätchen war zu überwinden und endlich stand ich am Gipfel. Im Gipfelbuch von 1999 ist noch sehr viel Platz. Dieses Jahr sind erst 6 Besuche zu verzeichnen, der schon verschollen geglaubte marmotta ist auch darunter ;-)

Ein zügiger Wind pfiff mir am Gipfel um die Ohren, weshalb ich mich nicht so lange oben aufhielt. Es stand mir ja auch noch ein langer Abstieg bevor, der bis in den Talboden nicht minder anspruchsvoll werden sollte. An  die Trittsicherheit werden gewisse Anforderungen gestellt, da man die Tritte unter dem hohen Gras nicht sieht. Wegen der Steilheit kommt man aber ohnehin nicht so rasch vorwärts. Der Einstieg von oben in die Schlucht ist auf 2-3 m etwas trittarm, kann aber notfalls vorsichtig im Spinnengang bewältigt werden. Stöcke kann ich für den Abstieg nur empfehlen. Sie konnten allerdings einen Muskelkater in den Oberschenkeln auch nicht verhindern ;-)

Ich war schließlich froh den Wanderweg erreicht zu haben, wo ich die ersten Berggänger traf, die mich sogleich fragten, wo ich den herkomme. Wir wechselten ein paar Worte zu Routen abseits der üblichen Wanderwege. Hikr war ihnen nicht fremd und ich Grüße sie an dieser Stelle. Weniger froh war ich dann darüber, dass noch gut 7 km Rückweg vor mir lagen, welchen ich aber, durch Trinkpausen an verschiedenen Einkehrstationen unterbrochen, auch noch bewältigte. Die Fählenalp wird nun, was mich etwas erstaunte, schon den zweiten Sommer von einem bayerischen Alphirten bewirtschaftet.

Fazit: Es war eine interessante Tour im wildesten Teil des Alpsteins. Der Zu- und Abstieg ist für meine Altersklasse allerdings schon ein wenig mühsam, sind es bis zur Bollenwees alleine schon über 5 km. Ausserdem finde ich Routen mit Kraxelpassagen auch kurzweiliger. Wer die Einsamkeit liebt, der liegt am Fählenschafberg genau richtig. Genügend zu trinken mitzunehmen ist kein Fehler, da es ab dem Fählensee kein Wasser mehr zum Nachfüllen gibt.

Route nach Wegpunkten: siehe auch Eintrag auf einem Foto

Tourengänger: alpstein


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

Ivo66 hat gesagt: Fählenschafberg
Gesendet am 12. Juli 2015 um 17:29
Hallo Hanspeter

Herzliche Gratulation zur Fählenschafbergbesteigung. Lustig, ich hab genau am Morgen auf unserer gestrigen Tour zu Lena gesagt: "Heute ist der alpstein reif für den Fählenschafberg" - und siehe da, ich lag richtig;-).

Deine Meinung teile ich: Auch mir sind felsige Berge lieber als endlose Grashänge. Die Landschaft ist aber in diesem Teil des Alpsteins schon prächtig und lohnt die Mühen. Gut zu wissen ist für mich, dass im Hochsommer das Gras derart hoch wuchert - im Herbst ist die Tour bestimmt um einiges angenehmer.

...und: Top-Fotos hast Du wieder geschossen!

Herzliche Grüsse
Ivo

alpstein hat gesagt: RE:Fählenschafberg
Gesendet am 12. Juli 2015 um 17:58
Hallo Ivo,

herzlichen Dank für den Kommentar und das Kompliment. Zwischen Hikr‘n scheint es telepathische Verbindungen zu geben ;-)

Den Fählenschafberg hatte ich schon länger auf dem Schirm. Vor Jahren haben wir einmal wegen Wegfindungsproblemen im hüfthohen Gras am Alternativaufstieg von der Alp Häderen aufgegeben. Da der Berg für Esther58 Knie wegen des steilen Abstiegs sowieso nicht mehr in Frage kommt und sie gestern keine Zeit hatte, war die Gelegenheit da,ihn endlich mal in Angriff zu nehmen. Wenn es auch recht anstrengend war, ich habe die Tour genossen.

Die Landschaft ist ja bekannt prächtig und von oben herunter sieht das Ganze noch mal anders aus. Und das alles in völliger Einsamkeit im sonst so gut besuchten Alpstein.

Herzliche Grüße, auch an Lena

Hanspeter

Seeger hat gesagt: Wer hat Recht?
Gesendet am 15. Juli 2015 um 19:29
Hallo Hanspeter
Beim Bericht und den Fotos "läuft einem das Wasser im Mund zusammen".
Ivo66 gibt einen T5- und Du einen T4+.
Kraxeln habe ich gelesen....ohne Hände?
Jedenfalls hast Du mir Mut gemacht, das Mörderwegli einmal unter die Lupe zu nehmen.
Gruss vom Tessin (alles regulär T4)
Andreas

alpstein hat gesagt: RE:Wer hat Recht?
Gesendet am 16. Juli 2015 um 06:39
Hallo Andreas,

zunächst mal vielen Dank für Deinen anerkennenden Kommentar.

Eine T5- habe ich bei Ivo66's Berichten nicht finden können, sondern die T4+, der ich mich dann angeschlossen habe. Diese Bewertung findet sich z.B. auch in den Berichten von Salerion wieder. T5-würdig war allein mein zu früher Einstieg in die Rinne beim Abstieg. Bei trockenen Verhältnissen bietet die Route keine großen Schwierigkeiten. Im Wissen um den Abgrund unter der steilen Gipfelwiese habe ich lediglich beim Schlussanstieg und Abstieg vom Gipfel wirkliche Anspannung gespürt. Die Routenfindung war trotz des hohen Grases unschwierig. Der Kraxelanteil ist nicht nennenswert, weshalb ich in meinem Fazit schrieb, dass mir Routen mit mehr Kraxelpassagen anstatt Gras eigentlich lieber sind. Die von Alpin_Rise beschriebene Variante über die Alp Häderen aufzusteigen gäbe es auch noch.

Grüße
Hanspeter

Seeger hat gesagt: RE:Wer hat Recht?
Gesendet am 16. Juli 2015 um 16:42
Hallo Hanspeter
Bin über Deinen Link gestolpert. Ivo66 hat ausser dem Mörderwegli noch mörderisches gemacht ;-))
Gruss vom Tessin
Andreas

Felix hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2015 um 16:02
auf jeden Fall bei mir abgespeichert; diese anstrengende, doch tolle Tour!

lg Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2015 um 17:15
mit einer Übernachtung auf der Bollenwees, könntet Ihr eine Überschreitung des Hundsteins und tags darauf den Fählenschafberg machen. So würde sich die Anreise aus dem weiten Emmental lohnen :-)

LG, Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2015 um 17:24
gute Idee - denn für einen Tag in den Alpstein: das lohnt sich für uns kaum ...

lg Felix


Kommentar hinzufügen»