Schibenstoll 2234m - Zuestoll 2235m - Brisi 2279m


Publiziert von Bergamotte , 30. März 2015 um 19:23.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:28 März 2015
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1860 m
Abstieg: 2400 m
Kartennummer:237S (R. 821, 822, 823)

Die Churfirsten sind für mich die schönsten Berge der Ostschweiz. Das gilt ganz besonders im Winter. Der Ausblick vom Hinderrugg gegen Westen beispielsweise raubt mir jedes Mal den Atem. Skifahrerisch hingegen hält sich das Vergnügen auf den notorisch abgeblasenen Rücken häufig in Grenzen. Aber nicht heute! Angesichts von Pulverschnee und Traumwetter baue ich die geplante Kurztour kurzerhand zur Trilogie aus.

Dank Bergbahnen und Start auf Zinggen (1433m) lassen sich die meisten Churfirsten auch als Kurztour besuchen (9.- mit Halbtax). Oder man nutzt das Hm-Geschenk für eine lohnende Combinata. Hier oben liegt noch ausreichend Schnee für mehrere Wochen. Das haben natürlich auch andere gemerkt und Brisi sowie Gluuris- und Frümseltal werden heute von mehreren Gruppen besucht. Nach Saisonschluss an Ostern heisst es dann wieder (zu Fuss) hochlaufen oder die gebührenpflichtige Bergstrasse ab Wildhaus Schwendi benutzen (wenn denn aper).

Der Zustieg zum Schibenstoll Nordfuss kann in zwei Varianten erfolgen: entweder über den Sommerweg Richtung Zuestoll oder über den Sommerweg nach Gluuris mit anschliessender Traverse gegen Westen. Ich halte mich an letztere Variante, wie sie auch der SAC-Führer empfiehlt. Die Durchquerung des unverspurten, einsamen Gluuristals ist an Lieblichkeit kaum zu überbieten. Im Sommer hingegen bietet das zerrissene Gelände dem Offtrail-Wanderer wenig Grund zur Freude.

Vom Nordfuss steige ich nun das abschüssige und zunehmend ausgesetzte Band (Sommerweg) zum Wintercouloir hoch (auf LK gut erkennbar, Einstieg auf ca. 1900m). Die Unterlage unter dem Neuschnee ist hart und anspruchsvoll zu gehen. Für mich eine klare "S" angesichts der Absturzgefahr rechterhand. Wem das Ganze auf Skiern zu heikel ist, steigt frühzeitig auf Steigeisen um, dann hingegen problemlos. Fürs Couloir sollten die Eisen ohnehin dabei sein. Der Fussaufstieg durch den spektakulären Felsschlitz (>40°), den ich nach dem Schneefall anspuren darf, ist heute Genuss pur. Auf dem Rücken, der rasch abflacht, steige ich wieder auf Skier um und erreiche - mit zunehmend Wind - den Schibenstoll (2234m): herrliches Panorama auf Walensee, Obertoggenburg, Alpstein und die restlichen Churfirsten. Vom benachbarten Hinderrugg setzt gerade ein Türler zur Steilabfahrt in den Gluurissattel an (*klick).

Auch ich fahre nach kurzer Pause über den weiten Rücken zurück Richtung Couloir, grösstenteils über schönen Pulver, nur im Mittelteil etwas abgeblasen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Unterwegs kreuze ich eine Dreiergruppe. Das Couloir rutsche ich ab, wobei der oberflächliche Neuschnee wie ein Wasserfall vor mir abgeht. Kurz nach der Einfahrt zurück ins Band treffe ich auf Mike, mit dem ich beispielsweise auf dem Galenstock war. Ich habe mich schon lange gefragt, wann wir uns mal zufälligerweise begegnen. Er macht um die 100 (!) Skitouren pro Jahr, war also nur eine Frage der Zeit. Jaja, Pensionär sollte man sein.

Vom Kessel zwischen Schiben- und Zuestoll steige ich - mit etwas Geknorze - direkt und steil zum Rüggli hoch. Alternativ könnte man auch weiter gegen Norden ausholen. Auch hier wieder auf die Rampe auf der Westseite (Sommer-Alternativroute), wobei im Gegensatz zum Schibenstoll bereits nach wenigen Metern die Eisen montiert werden. Wegen Tropfwasser findet man hier oft auch Eis vor. Die Rampe (>40°) ist aber deutlich weniger ausgesetzt als am Schibenstoll. Im Gegensatz zu vorhin hat eine Zweiergruppe bereits angespurt. Oben öffnet sich die Rampe zur breiten Flanke (unten 35°, dann rasch weniger) und die Skier kommen wieder in Aktion. Leider hat der starke Wind die Aufstiegsspur der Vorgänger bereits zugedeckt, also erneutes Anspuren. Skidepot am Gipfelfuss und mit Steigeisen luftig auf den Zuestoll (2235m) hoch, mit Ausnahme von wenigen Metern kurz vor dem Drahtseil alles im Komfortbereich.

Wiederum äusserst lohnende Abfahrt über die Gipfelflanke zur Rampe runter. Die Rampe selber kann im Abstieg auf etwas tiefer gelegenen Bändern abgefahren/-gerutscht werden. Nachher fahre ich wiederum gegen Westen in den Kessel zwischen Zuestoll und Brisi ab. Einer geht noch... Also ab auf den riesigen Rücken des Brisi (bis 35°). Der Wind bläst mittlerweile sehr stark, so dass die Arbeit der Vorgänger leider nur wenig hilft. Irgendwann hab ich das Ding dann hochgeschaukelt, zuletzt ein rechter Krampf, und ich stehe auf dem Brisi (2279m). Einen Moment lang denke ich noch über den Frümsel nach, aber man soll hören, wenn es am schönsten ist.

Obschond windgepresst lässt sich die Flanke gut fahren. Vom Brisizimmer probiere ich möglichst hoch zu halten, aber irgendwann lande ich doch auf der Langlaufspur und stöckle zurück nach Zinggen. Zuletzt sanftes Ausschwingen auf der sulzigen Piste runter nach Alt St. Johann (891m), damit dürfte aber sehr bald Schluss sein.


Zeiten (zügig)
2:00  Schibenstoll
1:45  Zuestoll
1:40  Brisi
0:35  Alt St. Johann

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 30. März 2015 um 19:42
Toller Bericht und geniale Fotos von einer ebensolchen Tour !

Grüße
Hanspeter


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