Von Landeck auf die Grafhütte (10. Tag von Garmisch - Vaduz)


Publiziert von Nik Brückner , 25. Januar 2016 um 20:36.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:11 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 550 m
Strecke:31,5km
Unterkunftmöglichkeiten:In Landeck, unterwegs, und auf der Edmund-Graf-Hütte

Diese Tour von Landeck auf die Edmund-Graf-Hütte war Teil einer Weitwanderung von Garmisch nach Vaduz im Jahr 2011. Ich war mit Marijke unterwegs, einer guten Freundin, die ursprünglich bis Landeck hatte mitgehen wollen.


Die Vorgeschichte:

Eigentlich hatten wir geplant, vom Württembergerhaus zur Augsburger Hütte zu gehen, und dann am Tag darauf den Augsburger Höhenweg in Angriff zu nehmen. Auf der Großbergspitze hatte es dann zu schneien angefangen. Über die Seescharte und die Wegscharte war es noch gutgegangen, aber die Felsen der Parseierscharte waren von einer spiegelglatten Eisschicht überzogen gewesen. Und so hatten wir beschlossen, umzukehren und zur Memminger Hütte zu gehen. Meinen Plan, den Augsburger Höhenweg zu gehen, musste ich damals schon zum zweiten Mal wegen eines Wintereinbruchs aufgeben. Stattdessen stiegen Marijke und ich nach Landeck ab, von wo aus sie nach Hause fuhr.

Dachte ich.

Ich dagegen wollte meine Route wieder aufnehmen, und am darauffolgenden Tag von Landeck zum Hohen Riffler weitergehen.

In Landeck verabschiedete ich mich also von Marijke und setzte sie in den Zug. Doch die Gute hat's g'riss'n! Und sie stieg in Innsbruck wieder aus, rief mich in Landeck an, ob das Bett in meiner Pension breit genug sei, und kehrte nach positiver Auskunft wieder um - das können nur die Berge!



Von Landeck auf die Graf-Hütte

So kam es, dass wir am nächsten Morgen zu zweit von Landeck/Perfuchs (800m) über die Sann hinüber und hinauf nach Stanz (1038m) wanderten.

Wir waren beide happy, dass wir noch einen weiteren Tag gemeinsam gehen konnten - auch wenn ich heimlich ein bisschen enttäuscht war, weil ich nun schon zum zweiten Mal den Plan aufgegeben hatte, den Augsburger Höhenweg zu gehen. Aber das Wetter war fantastisch, und nun waren wir hier - es ließ sich nicht mehr ändern. Und wie schön es war! Ob auf 500, 1000, 2000 oder 3000 Metern Höhe: Österreich ist überall schön, und so wurde dieser Taltag einer der schönsten der gesamten, 247 Kilometer langen Tour.

In Stanz stießen wir auf den Jakobsweg, auf dem wir nun weiter nach Westen wanderten. Es ging durch's Dorf, an schönen Brunnen vorbei, und weiter über Wiesen.

Bald kam auch schon mein Orientierungspunkt in Sicht: Der Hohe Riffler, auf dem ich zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal gewesen war - weshalb ich ihn diesmal nicht eingeplant hatte. Aber zur Orientierung war er gut - auch wenn er mir in allererster Linie mal zeigte, dass es noch verdammt weit war....

Ein Blick hinter zum Kaunergrat weckte ebenfalls schöne Erinnerungen: An eine andere Weitwanderung, von Bregenz nach Bozen. Damals war ich den gesamten Kaunergrat entlang gewandert. Ebenfalls eine fantastische Tour!


Bald liefen wir durch's schöne Grins (1006m), wo sich der Blick unwillkürlich 2000 Meter nach oben richtete, zur Parseierspitze am Augsburger Höhenweg... Aber die kunstvollen Grabkreuze auf dem Grinner Friedhof und der größte Kaugummiautomat, den ich je gesehen hatte, holten mich wieder auf den Talboden der Tatsachen zurück.

Über eine uralte Spitzbogenbrücke ging's weiter, am romanisch benannten Quadratsch vorbei. Irgendwo sahen wir dann tatsächlich Hirsche, an einer Futterstelle. Wias für ein Erlebnis! Bald hinter Quadratsch biegt der Jakobsweg dann ins Rosannatal hinein. Bei Strengen hatte ich dann zum ersten mal das Gefühl, dass die Edmund-Graf-Hütte an diesem Tag tatsächlich erreichbar war. Allerdings stand uns in Flirsch (1154m) nun erst einmal der endgültige Abschied bevor: Marijke stieg in den Zug nach Hause, und ich ging weiter über Schnann (1186m) nach Pettneu (1222). Der Talweg ist breit und sehr gerade, nicht eben geeignet, die Gedanken zu fokussieren.

Da ich zum ersten Mal seit 11 Tagen, und dann auch noch so plötzlich alleine war, spürte ich die Einsamkeit sehr. Es sollte auch noch drei Tage dauern, bis das Gefühl endgültig verschwunden war. Und so musste ich mich nach Pettneu hin ein bissl quälen.

Hinein ins Malfontal und hinauf zur Edmund-Graf-Hütte (2408m) wurde es dann besser. Mein Körper schüttet Glückshormone aus, wenn er bergauf laufen darf. Ich genoss die bekannte Route ins Tal hinter und dann hinauf zur Hütte, der Tag war fantastisch, die Sonne schien, und ich fühlte mich körperlich gut. Als ich dann in der Edmund-Graf-Hütte ankam, hatte ich 31,5 Kilometer und 2050 Höhenmeter in den Beinen. Halb so schwer, wenn einen ein so schöner Sonnentag motiviert!

Die Hüttenwirtin sah mir bei meiner Ankunft ins Gesicht und fragte: "Wo kommst Du denn her?" "Aus Landeck" antwortete ich. "Was! Wie lang hast braucht?" "Achteinhalb Stunden." Sie nahm einen Maßkrug: "Was willst reinhaben?" - Deshalb ist das eine meiner Lieblingshütten! Ich saß dann recht still neben einem ziemlich geschafften Deutschen, der noch auf seine Kumpels wartete und mir keuchend erklärte, dass er es für nahezu unmöglich hielt, die in Pettneu mit - ich glaub 3 Stunden - angegebene Gehzeit einzuhalten. Geht schon. Ich fand's toll, dass er so stolz auf sich war. Für jeden ist so ein Anstieg anders - aber herrlich ist er immer!

Tourengänger: Nik Brückner


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