Zwiselbacher Roßkogel (3082 m) - zwei Tage rund um die Pforzheimer Hütte


Publiziert von 83_Stefan , 28. Dezember 2014 um 17:50.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:18 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via L13 nach St. Sigmund im Sellrain. Am südlichen Ortsrand kostenpflichtiger Parkplatz (4 Euro pro Tag).
Unterkunftmöglichkeiten:Neue Pforzheimer Hütte (DAV-Sektion Pforzheim, 2308 m). Winterraum (offen) mit Ofen, Geschirr, Besteck, Decken und allem Nötigen ausgestattet, kein elektrisches Licht, WC vorhanden. Wer mag, kann im Winterraum auch Getränke kaufen (sofern noch welche vorhanden sind).
Kartennummer:AV-Karte 31/2 - Stubaier Alpen Sellrain.

Wer sagt eigentlich, dass Dreitausender grundsätzlich schwierig erreichbar seien? Am Zwiselbacher Roßkogel wird dieser Mythos jedenfalls ganz schnell widerlegt, denn der übliche Anstieg von der Neuen Pforzheimer Hütte ist wirklich nicht kompliziert. Nun kann man es sich bekanntlich auch schwieriger als unbedingt nötig machen und manchmal lohnt das auch. So auch an diesem Berg: Wenn man ihn vom benachbarten Gleirscher Roßkogel angeht, so kommt schon etwas mehr Würze in die Unternehmung. Und damit sich die Sache auch richtig lohnt, bleibt man am besten in der Hütte über Nacht und besucht am anderen Tag die beliebte Lampsenspitze. Am eindrucksvollsten ist die Unternehmung in der Übergangszeit, wenn die Hütte schon geschlossen hat und man im Winterraum Platz bezieht - dann ist die Gegend wie ausgestorben. Auf geht's ins Sellrain!

Wer schlau ist, startet die Tour mit dem Radl. Oder eben auch nicht, denn wer es nicht im Köpfchen hat, der hat es bekanntlich in den Beinen. Also ob mit dem Radl oder ohne: von St. Sigmund folgt man der Schotterstraße hinein ins Gleirschtal. Vorbei an den Gleirschhöfen, bald steiler bergan und taleinwärts, bis die Talstation der Materialseilbahn der Neuen Pforzheimer Hütte erreicht ist. Wer mit dem Radl unterwegs ist, der hat hier das Radldepot erreicht.

Auf einem Steig überquert man den Gleirschbach und steigt auf ihm den freien Hang hinauf zur Hütte, die aussichtsreich über dem Talgrund steht. Hier deponiert man am besten das überzählige Gepäck, bevor man zur Lampsenspitze startet.

Zunächst geht es auf gutem Steig in südöstlicher Richtung wieder über 100 Höhenmeter bergab bis zum Gleirschbach, der nahe der Hinteren Gleirschalm überquert wird. Wer nicht zur Hütte aufsteigt, sondern sein Gepäck hier deponiert, der erreicht die Alm direkt von der Talstation der Materialseilbahn ohne Gegenanstieg.

Jenseits des Bachs beginnt der Steig, der den Hang hinauf ins flache Karl zieht. Danach wieder steiler und zuletzt felsdurchsetzt geht es hinauf zum Satteljoch. Hier tut sich endlich der Blick nach Osten auf und der anstrengendste Part ist geschafft.

Links geht's auf überdeutlichem Steig am gutmütigen Südrücken hinauf zum erstaunlich aussichtsreichen Gipfel der Lampsenspitze (Kreuz und Buch). Zu Recht wird sie für ihren umfassenden Rundumblick gerühmt - die Stubaier Gletscherschau ist wirklich allererste Sahne!

Zurück zur Hütte geht es auf dem Anstiegsweg. Der Gegenanstieg vom Gleirschbach zur Hütte fordert am Ende nochmal die letzten Reserven, ist aber recht schnell abgearbeitet.

Das Ziel des nächsten Tages ist der Gleirscher Roßkogel. Dazu folgt man von der Hütte dem Steig, der nach Westen zu einer Verzweigung leitet. Nach rechts könnte man völlig unschwierig zum Zwiselbacher Roßkogel hinauf steigen, von dort wird man später wieder herunter kommen. Wir bleiben aber auf dem Steig, der ins Roßkar hinein leitet. Der Abzweig zum Schartlkopf bleibt links liegen und der Steig führt zunehmend steil hinauf ins Gleirschjöchl. Die Aussicht von dort nach Westen zum Larstigkamm ist packend.

Am Joch geht's rechts weiter: der Steig leitet am breiten Südostkamm des Gleirscher Roßkogels ohne Schwierigkeiten bergauf, bis der Gipfel (mit kleinem Kreuz) erreicht ist. Hier zeigt sich bereits das nächste Ziel: der Zwiselbacher Roßkogel, der seinen "kleinen Bruder" deutlich überragt.

Bis Sommer 2010 war der Übergang am Grat weglos und durchaus nicht ganz einfach, dann wurde ein versicherter Steig angelegt. Egal, wie man zum Thema "Erschließung der Berge" steht - wenn der Weg schon mal da ist, kann man ihn auch benutzen. Also folgt man der markierten Route am Kamm weiter, direkt auf den Zwiselbacher Roßkogel zu. Zunächst völlig unproblematisch, erst kurz vor dem Gipfelaufbau beginnen die Schwierigkeiten: ein paar Mal muss man Hand an den Fels legen, dann zwingt ein Gendarm zur etwas ausgesetzten, westseitigen Umgehung. Nun kommt die Schlüssselstelle der Tour. Steil geht es am Gipfelaufbau durch plattigen Fels nach oben, im unteren Bereich finden sich Krampen, oben nur noch einige Trittstifte, die so weit auseinander liegen, dass man trotzdem noch kraxeln muss (bis II). Gleich nach der Gipfelwand ist der höchste Punkt des Zwiselbacher Roßkogels erreicht, das Gipfelkreuz sucht man dort allerdings vergebens, denn das steht auf dem niedrigeren Kreuzgipfel.

Hinunter in die Scharte zwischen Haupt- und Kreuzgipfel. Der direkte Aufschwung wird rechts umgangen und durch eine schuttige Rinne (Drahtseil) erreicht man nach wenigen Minuten das Gipfelkreuz (mit -buch). Der Zwiselbacher Roßkogel ist weit und breit der höchste Berg und entsprechend frei gestaltet sich auch die Aussicht - unbedingt lohnend! Von der Zugspitze bis zum Zuckerhütl zeigt sich die gesamte Prominenz.

Vom Kreuzgipfel geht's am markierten Steig nach Norden hinunter auf die ehemalige Gletscherfläche, die heute eine Schuttwüste ist. Dort wird bald darauf eine Verzweigung erreicht. Rechts weiter und hinunter zum kleinen, türkisblauen See unter dem Gipfelaufbau. Recht unspektakulär leitet der Steig nun durch das lange Walfeskar hinunter zur Verzweigung, an der man wieder auf den Anstiegsweg trifft. Links weiter und auf bekanntem Weg über die Hütte zurück nach St. Sigmund.

Schwierigkeiten:
Von St. Sigmund zur Neuen Pforzheimer Hütte: T2 (ohne Schwierigkeiten).
Besteigung der Lampsenspitze: T2 (teilweise recht steil und felsdurchsetzt, technisch ohne Probleme).
Zum Gleirscher Roßkogel: T2 (teils steil).
Übergang zum Zwiselbacher Roßkogel: T5, II (erst am Gipfelaufbau des Zwiselbacher Roßkogels, sonst deutlich einfacher; versichert, trotzdem muss geklettert werden).
Abstieg auf dem Normalweg: T2 (einfach, aber wegen der Höhenlage hochalpin).

Fazit:
Eine sehr hübsche 5*-Rundtour, die typisch für die nördlichen Stubaier Alpen ist - lange Täler, Blockkare, aussichtsreiche Höhen und der Blick auf den vergletscherten Hauptkamm machen die Unternehmung spannend. Apropos spannend: der Übergang vom Gleirscher zum Zwiselbacher Roßkogel dürfte bei Otto Normalwanderer durchaus für einen Adrenalinschub sorgen. Eine mehr als lohnende Tour!

Mit auf Tour: Delphi.

Anmerkung:
Der Anstieg von der Schweinfurter Hütte zum Zwiselbacher Roßkogel ist hier beschrieben:
*Zwieselbacher Roßkogel (3082m) - Plaisir-3000er über der Schweinfurter Hütte.

Kategorien: Stubaier Alpen, Mehrtagestour, Biwak, 5*-Tour, 3000er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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