Sonnwändeüberschreitung (3159m) bis zum Gleirscher Fernerkogel (3198m)


Publiziert von Chiemgauer , 16. Juli 2023 um 21:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:15 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1 Tage 13:00
Aufstieg: 1820 m
Abstieg: 1820 m
Strecke:25,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Inntal kommend über die Sellraintal-Landesstraße nach St. Sigmund im Sellrain - Großer Parkplatz direkt an der Straße 5€ Tagesticket danach 10€ für 10 Tage
Unterkunftmöglichkeiten:Pforzheimer Hütte
Kartennummer:Kompass Nr. 83

Im AV-Führer als eine der schönsten Touren der Stubaier Alpen erwähnt wurde es mal an der Zeit sich selbst ein Bild davon zu machen. Zwar gibt es schon hier Berichte dazu, allerdings nur über die erste Hälfte und somit bringe ich etwas Licht ins Dunkel zum Rest der Überschreitung. Lief „leider“ nicht ganz wie geplant ab Breite Scharte über Zwieselbacher Grieskogel, aber dann wäre es uns vermutlich eh zu lange geworden. Zieht sich in Summe dann doch deutlich und das obwohl der Abstieg deutlich flotter als gedacht war. Start der Tour ab Pforzheimer Hütte, zu der wir am Tag davor, nach Acherkogel Nordostgrat, aufgestiegen sind. Alpinisten sieht man da im Sommer wohl nie und so waren wir beim aktuellen Hüttenteam die ersten, die diese Tour vor hatten.

Von der Pforzheimer Hütte den gut markierten Panoramaweg folgend ohne merklichen Höhengewinn. Wird sind fälschlich bis zu dessen „Ende“ (wo er nach unten geht) gefolgt und dort dann weglos aufgestiegen. Dann standen wir vor der Wahl vor oder hinter Zwieselbacher Grieskogel aufzusteigen und haben uns notgedrungen für dahinter entschieden um nicht zu viel Zeit zu verschenken. Mühsam, Firnfelder suchend, ging es nach oben in die Scharte (um dann die wenigen Meter zum Beginn des Nordgrates zu kommen hatten wir eine 3, kann man womöglich auch umgehen) und über den Nordgrat (2) zur Vorderen Sonnenwand. Zieht sich deutlich länger als gedacht bis hierher. Weiter nun meist am Grat und gelegentlich in die Westflanke ausweichend über die Mittlere zur Hinteren Sonnenwand. Je nach Ausweichen in die Westflanke dürfte man mit 2 durchkommen, wir hatten aber sicher Stellen die bis 3- gingen. Danach wird es etwas brüchiger und wir bleiben weiter am Grat (2), bis dieser steiler abzubrechen scheint. Sind dann doch 50 Höhenmeter und um nicht Zeit zu verlieren schauen wir uns das gar nicht an (sah von unten so aus, wenn die ersten 10 Höhenmeter gehen, dann kommt man da auch runter) sondern steigen in der Westseite in eine Schuttrinne an. Diese lässt sich gutmütig am rechten Rücken absteigen um dann auf Höhe der Scharte zu dieser hinaus zu queren (1). Aus dieser könnte man nun äußerst gutmütig ins Tal absteigen und dürfte wohl die bessere Option sein, als direkt von der Hinteren Sonnenwand, wenn es wenig Schnee hat. Nun wird es nach meiner Meinung etwas spannender als bisher. Technisch womöglich nicht schwerer, aber deutlich schmaler und ausgesetzter. Zuerst gilt es in die Scharte vor dem Anstieg zur Südlichsten Sonnenwand zu gelangen. Dafür zuerst immer am Grat und dann plattig knapp unter dem Grat auf der Ostseite weiter (Stelle(n) schon eher Richtung 3) bis zu besagter Scharte. Kann man aber (dann allerdings schon relativ tief) auf der Ostseite umgehen. Nun kann man einfach, aber wohl extrem mühsam, durch Blockschutt auf der Westseite queren oder man bleibt weiter am Grat, der nach meinem Geschmack nun nochmals einen Tick spannender wurde. Immer weiter am Grat, bis ein senkrechter Turm den Weg versperrt. Westseitig nahezu senkrecht, mit überhängenden Ausstieg, keine Umgehung möglich. Somit über letzte scharfe Gratmeter bis zu dem Turm und ostseitig plattig wenige Meter um den Turm herum (bis hierher auch Stelle(n) eher Richtung 3) ins Gehgelände. Damit ist das schlimmste geschafft und es geht entspannt zur Südlichsten Sonnenwand. Nun mit Steigeisen und Pickel das steile Firnfeld am linken Rand hinauf, nach links in eine Schneerinne querend, durch diese weiter nach oben und über eine weiteres Schneefeld zum Gleirscher Fernerkogel. Äußerst lohnende Bergfahrt bis hierher für Liebhaber!
Abstieg über den Anstieg zum unteren Ende des Firnhangs. Nun galt es von oben eine Rinne zu finden, in der sich auf den Gleirscher Ferner absteigen lässt. Für uns sah nur eine Option sinnvoll aus, diese ist aber nur zur Hälfte einzusehen. Diese hinunter lässt sich nach rechts in den „Wasserabfluss“ des Firnfeldes queren und schuttig zum Ferner absteigen (kurze nicht ausgesetzte 2, ansonsten gutmütiger als es scheint). Über den Gleirscher Ferner geht es nun wieder das lange Tal zurück. Dabei ist es eigentlich egal ob man rechts (das war unsere Option) oder links vom Bach bleibt, da dort wo man auf den Wanderweg trifft eine Brücke über den Bach führt.

Geniale Tour die man zeitlich aber keines Falls unterschätzen darf. In diesem Fall war ich selbst über Hüttenübernachtung froh und es nicht ab Tal angegangen zu sein. Weiterweg zur Südlichsten Sonnenwand lohnt sich eigentlich nur mit Gleirscher Fernerkogel, der ein würdiger Abschluss dieser Tour ist. Sollte man den Abstieg auf den Gleirscher Ferner nicht finden ist weitere Zeit einzuplanen, da man bei wenig Schnee dann zurück bis zur Scharte unterhalb der Hinteren Sonnenwand darf.


Tourengänger: Chiemgauer


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Kommentare (3)


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helmoudo hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 17. Juli 2023 um 00:22
Chapeau! Ihr habt den Grat bis zum Fernerkogel durchgezogen. Ich war schon nach der Hälfte müde.
Vielleicht komm ich nochmal her und mach es euch nach...

Ist das GB auf der Vorderen Sonnenwand nun in einer 60er-Tüte?

Chiemgauer hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 17. Juli 2023 um 21:28
Danke! Wird sind ja auch von der Hütte gestartet. Mit Talzustieg wird es, trotz überschaubare Höhemeter, wirklich ein äußerst langer Tag. Denke von der Hütte direkt zum Sammerschlag und über diesen in die Breite Scharte dürfte kaum deutlich länger dauern, als der direkte Zustieg zum Nordgrat der Vorderen Sonnenspitze. Ein Einheimischer meint, dass die AV-Führer 3+ zum Zwieselbacher Grieskogel eine luftige 3 sein soll, allerdings mit ordentlichen Griffen.
Wir sind leider unterwegs auf kein Gipfelbuch getroffen oder haben es nicht gesehen

helmoudo hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 19. Juli 2023 um 22:03
Eine luftige 3 mit ordentlichen Griffen klingt gut. Da wäre ich dabei...
Schade, dass das GB weg ist. Soweit ich mich erinnern kann war es an einer offensichtlichen Stelle, wo ihr es hättet finden müssen.


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