Hauensteiner Schusterpfad - die schönere Variante


Publiziert von Nik Brückner , 14. Januar 2015 um 13:37.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:12 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B10 ( Landau / Pirmasens), Ausfahrt Hauenstein Mit dem Zug nach Hauenstein, weiter den Schildern in Richtung Ortsmitte oder dem Hauensteiner Schusterpfad folgen bis zum Penny Markt (1000 m). Haltepunkt Hauenstein Mitte, Direkteinstieg in den Hauensteiner Schusterpfad.
Unterkunftmöglichkeiten:In Hauenstein
Kartennummer:Wanderkarte Hauenstein & Triefelsland 1:25.000, Pietrsuka Verlag

Der Hauensteiner Schusterpfad! Ein weiterer vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierter Premiumwanderweg (gibt es etwas deutscheres?!?) im Pfälzer Wald. Der Name des Wanderwegs verweist auf die 125-jährige Tradition Hauensteins als Schuhdorf.

Dieser Tourenvorschlag variiert die Routenführung des offiziellen Schusterpfades, um aus dem Premiumwanderweg ein echtes Highlight zu machen.



Magmas "Rïah Sahïltaahk" - und los geht's! Parkung auf dem Parkplatz eines Suppermarktes am Felsdurchbruch. Es ist Sonntag, und der Suppermarkt braucht seinen supper Parkplatz nicht. Nach einem Koffeinschuss für meine Tourenpartnerin gez hinauf zum Durchbruchsfelsen. Hier kriegt man gleich einen Vorgeschmack auf den ersten Teil der Tour: Rote Felsen, grüner Wald, dazwischen immer wieder schöne Ausblicke auf Hauenstein und die Gegend drumrum.

Es geht nun, dem gelben Schild mit dem Schuh folgend, am Hang entlang ostwärts, oberhalb von Hauenstein. Bald geht es den Hügel hinunter, dort ist auch ein Bahnhaltepunkt ("Hauenstein Mitte"), für die, die mit den Öffs anreisen wollen.

Es geht über die Straße und drüben die (sinnlosen) Stufen hinauf ("Einstieg Am Neding"). Ein schönes Pfaderl führt, ein bisserl zickzack, in den Wald hinauf. Es geht auf den Neding, den ersten Felsgipfel des Tages. Bald erreichen wir das Felsentor (295m), einen natürlichen Durchbruch, an dem natürlich ein Foto gemacht werden muss. Und weiter geht's, den Südhang des Nedings hinauf. An der Gabelung auf der Höhe geht es nach links zum Aussichtspunkt, den man nicht auslassen sollte.

Von hier aus hat mein einen schönen Blick über die Gegend rund um Hauenstein, sowie in die Hügel rund um Wilgartswiesen. Der Nedingfelsen ist eines jener typischen langgezogenen Buntsandsteinriffs, die das Landschaftsbild des Pfälzer Waldes so entscheidend prägen. Wer mag, geht ganz vor zur äußersten Kante, dabei wird ein tiefer aber schmaler Spalt überquert...

Der Neding hieß früher übrigens mal Nodinc. Genauer gesagt in einer Urkunde aus dem Jahr 828. Das -i- im Namen hat aus dem -o- ein -ö- gemacht, und der Pfälzische Dialekt aus dem -ö- ein -e-. Das machen die Pfälzer gern. Die finden, das klingt schee. Diese Urkunde dokumentiert die Schenkung eines Gebiets um Wilgartswiesen, das die fränkische Adelige Wiligarta dem heiligen Pirmin, in Gestalt seines Klosters Hornbach übereignet hat. Die Schenkungsurkunde ist erhalten geblieben, und mit ihr die entsprechende Grenzbeschreibung. Wen's interessiert: Dieser Grenze kann man bis heute entlangwandern.


Zurück zur Abzweigung und weiter auf dem felsigen Bergrücken ostwärts. Bald geht es rechts in Kehren unter Felsen ab­wärts.

Unten angekommen passieren wir tangetial Hauenstein. Es geht links in die Speyerstraße, dann rechts in die Landauer Straße, dann verlassen wir den Asphalt und wandern links auf dem ausgewaschenen Pfad bergauf Richtung Katharinen-Kapelle.

Die Kapelle "St. Katharina" wurde 1512 unter dem Namen "Maria zu den hohen Tränen" als Wallfahrtskapelle erbaut. Das Vesperbild "Maria Herzeleid" (um 1360/80) gilt als die älteste Holzplastik der Pfalz.

Man überquert hier einige Wiesen und Felder, vorbei an Pferden und Wuschelkühen. Schön ist der Blick zu den mächtigen Felstürmen am Rauhberg, zu denen man unbedingt auch mal hinwandern sollte.

Bald geht es wieder in den Ort, in die Straße "An der Vogelhege" und an deren Ende links in die Weißenburger Straße. Hier am Ortsausgang befindet sich ein weiterer Einstieg in die Tour, "Am Ankers Kreuz". Es geht den Wald hinauf und gleich rechts. Wir folgen dem Pfad nun immer geradeaus bergan bis zu einer felsigen Aussichtskanzel hoch über Hauenstein. Rechts unterhalb ist der Kreuzelfelsen, an dem man auch mal vorbeischauen sollte.

Vom Kreuzelfelsen nun nicht wieder den Berg hinauf, sondern rechts an den Felsen vorbei. Kurz darauf geht es Stufen links hinauf und oben rechts, nun dem Höhenrücken folgend weiter. Der Schusterpfad folgt nun immer dem Höhenrücken, allerdings sind rechts eine ganze Reihe von schönen Aussichtsfelsen, die man keinesfalls auslassen sollte. Die kleinen Stichpfade sind immer vorbildlich ausgeschildert. Zuerst kommt der Kahle Felsen, dann der Dörreinfelsen, und schließlich der Backelstein.

Dieser Fels trägt Spuren einer frühmittelalterlichen Holzburg, Mauern sind allerdings keine mehr zu sehen. Man kann den Felsen über eine Treppe besteigen und, wenn man nicht auspsycht, über das Plateau bis nach vorn gehen, hoch über dem Tal.

Nach diesem letzten Abstecher geht es dem Höhenrücken folgend weiter südwärts, an weiteren Felsen entlang zum Backel­steinblick. Danach kurz bergauf zur Schutzhütte am „Weimersborn“. Hier wandern wir nach rechts auf den Forstweg. Der wird nach einer Zeit wieder verlassen, und der Pfad bringt uns zum Hühnerstein hinauf.

Der Hühnerstein ist ein 12 Meter hoher Buntsandsteinfelsen zwischen den Gemarkungen Hauenstein und Schwanheim. In früheren Zeiten verlief hier auch die Grenze zwischen den Besitzungen der Kurpfalz und dem Fürstbischof von Speyer. Sein Name leitet sich vermutlich von "Hunnenstein" oder "Hünenstein" ab. Über eine Stahlleiter steigt man nach oben auf die Aussichtsplattform, von der man einen unverstellten Rundblick über die gesamte Region genießen kann. Rucksäcke lässt man besser unten, die können einem beim Ersteigen sonst im Weg sein.

Man sieht die Hügel rund um Hauenstein und die Hügel rund um Wilgartswiesen, drüben in die Gegend rund um Annweiler, mit dem Trifels, zu den Geiersteinen, in den Talkessel von Dimbach mit seinen Sandsteingraten
, tief hinein in den Wasgau mit seinen zahlosen Burgen und in die Dahner Gegend. Sehr geil! Eine oben angebrachte Windrose hilft bei der Ori.


Leider verliert der Hauensteiner Schusterpfad von hier an viel von seinem Reiz. Die Felsen machen sich rar, und mit ihnen die weiten Ausblicke über die Landschaft des Pfälzer Waldes. Es folgen zwar noch einige Highlights, aber die Attraktivität der Osthälfte kann die Westhälfte des Schusterpfades nicht mal annähernd erreichen. Die schönere Alternative ist da der Rimbachsteig, der sich die schönsten Passagen mit dem Schusterpfad teilt. und wer lange Touren nicht scheut, der kann ja mal meine Felsentour rund um Hauenstein ausprobieren, da ist nun wirklich fast alles mit drin.

Auf der anderen Seite des Hühnersteins geht es nun den Berg hinunter und am Hasenteller, einem alten Grenzzeichen, vorbei. An der nächsten Kreuzung geht es geradeaus, dann links auf den Fahrweg und bei der folgenden Weggabel rechts abwärts. Bald steigt man in einer Biegung rechts den Pfad hinab zum Wanderheim Dicke Eiche (420m).

Von hier aus kann man einige schöne Runden starten, unter anderem eine tolle Felsentour. Ich meide diese Hütten aber immer - Fritteusengeruch und das laute Ausrufen von Bestellnummern per Außensprechanlage schrecken mich ebenso erfolgreich ab wie das muffig "gut bürgerliche" Ambiente -, deshalb bleibe ich gar nicht lange hier. Aber ich muss mich nun entscheiden: Bleibe ich auf dem Schusterpfad, der nun vorbei an der Dicken Eiche, einem bei Nacht und Nebel umgesägten Baumriesen, und am Winterkirchel, einer Waldkapelle, vorbei zurück nach Hauenstein führt? Leider kann die Westhälfte des Wanderwegs mit der Osthälfte bei weitem nicht mithalten. Ich entscheide mich daher für eine Variante, die das landschaftliche Niveau bewahrt, ohne viel länger (oder kürzer) zu sein. Sie ist allerdings ein Tickerl schwieriger.

Vom Wanderheim Dicke Eiche daher nun auf einem breiten Waldweg auf gleichbleibender Höhe zunächst in nordöstlicher Richtung, und dann, dem Weg folgend, nach Nordwesten. Bald gelangt man an den (bezeichneten) Wolfsfelsen, der sich links vom Weg bis ins Queichtal (das auf manchen Karten auch Stephanstal heißt) hinunterzieht. Man folgt dem Felsenriff auf Steigspuren bergab, bis zum Platzturm, der sein unteres Ende markiert. Unten geht es aus dem Wald heraus und auf dem breiten Talweg nach rechts. An einem Tobel vorbei bis zu dem markanten Stephansturm, der imposantesten Felsgestalt hier im Tal. Auf der Nordseite des Felsmassivs geht es auf einem kleinen Pfad hinauf zu einer kleinen Plattform, von der aus man einen schönen Blick ins Tal und hinüber zum Wanderheim hat. Dahinter den Hang hinauf, an einem Hüttl vorbei, bis man auf einen breiten Waldweg stößt. Dem folgt man nun nach rechts, bis ein kleiner Wanderpfad rechts abwärts zweigt. Diesem folgt man nun bis zum Sattelfelsen, der mit einem der für diese Gegend so typischen Pilzfelsen aufwarten kann. mit ein bisschen Geschick (II, kurze Stelle), kann man den Pilz sogar ersteigen.

Von dem Sattel, nach dem der Sattelfelsen heißt, geht es nun ostwärts hinunter ins Nachbartal. Wer genau hinschaut, kann am Weg Kupfertafeln mit klugen Sprüchen entdecken. Sind ein paar gute Ratschläge dabei. Unten im Tal zweigen immer wieder Wege von der Route ab, aber der richtige Weg ist leicht gefunden: Man bleibt immer im Tal, auf dessen Westseite, weder quert man den Bach, noch steigt man den Berg hinauf. Wenn der Weg dann kurzzeitig genau nach Westen in ein Seitental hinterführt, und auf dessen anderer Seite wieder hinaus, verlässt man den Weg im hintersten Winkel und folgt dem Wanderpfad, der in Serpentinen hinauf zur Kanzel des Lanzenfarther Felsens führt. Das ist ein Aussichtsfelsen hoch über dem Hauensteiner Schwimmbad, ziemlich genau gegenüber dem  Backelstein. Wer mag, kann den Felsen über eine alte, wenig vertrauenserweckende, und zu alledem auch noch leicht nach links geneigte Leiter ersteigen.

Nun östlich um den Felsen herum und auf einem schmalen Pfad am Hang entlang bis zu einem Wasserhochbehälter. Von dort aus direkt nach Norden zum Burghalder Felsen, einem der größten Riffs hier in der Gegend. Hier gibt es spärliche Reste einer karolingischen Fliehburg zu besichtigen. Wer mag, wandert ganz vor, bis es nicht mehr weitergeht. Die Aussicht ist fantastisch! Zum Abstieg muss man dann allerdings wieder zurück, bis man in der Nähe des Hochbehälters ostseitig absteigen kann. Ist man an Fuß des Burghalder Felsens angekommen, umrundet man ihn westwärts und wandert wieder hinein ins Queichtal/Stephanstal.

Noch vor dem malerisch gelegenen Paddelweiher (240 m) (Einkehrmöglichkeit) wechseln wir auf den mit P bezeichneten Weg, der nach rechts (Westen) in den Wald führt. Dieser Weg schlängelt sich nun der Topographie entlang um die Ausläufer Hauensteins, die sich hier in alle Tälchen hineingeschoben haben. Bald vereint sich der Weg P mit dem gelbrot markierten. Wir halten uns weiter stur ans P, durch das ganze Wegegewirr hindurch, bis von links der Schusterpfad auf unsere Route stößt. Nun diesem folgend bis zum Felsdurchbruch und zum Parkplatz am Suppermarkt.


Alles in Allem

...gehört der Hauensteiner Schusterpfad nicht ganz zu den schönsten Premiumwanderwegen im Pfälzer Wald. Während die Osthälfte mit einem Feuerwerk von Höhepunkten aufwarten kann, bizarren Felsen, steilen Bergen, hohen Aussichtskanzeln und schönen grünen Tälern, und damit zu den schönsten, abwechslungsreichen und spektakulärsten der vorgefertigten Pfälzer Wege zählt, fällt die Westhälfte dagegen deutlich ab. Ein Waldgasthaus, ein umgestürzter Baum und eine Kapelle können dem Neding, dem Backelstein, dem Hühnerstein und den vielen namenlosen Felsen nicht das Wasser reichen. Wer aber die hier beschriebene Variante geht, der kriegt eine runde Rundtour, die in keiner Passage abfällt. Nicht umsonst wird in der Ecke zwischen Stephansturm und Burghalder Felsen zur Zeit ein neuer Premiumwanderweg eingerichtet...

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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MichaelG hat gesagt: Umgebung
Gesendet am 14. Januar 2015 um 15:07
Finde ich gut, daß Du die nähere Region nicht links liegen lässt.

Sind immer schöne Bilder, die Du zeigst!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Umgebung
Gesendet am 14. Januar 2015 um 20:11
Hi Michael!

herzlichen Dank für dein tolles Feedback! Freut mich sehr, dass das jemand liest. Diese Tourenberichte aus dem Pfälzer Wald sollen ein bissl Werbung machen für eine Gegend, die durch den gut bürgerlichen Saumagen und die establishmenthafte Weinstraße meiner Meinung nach nicht ganz adäquat repräsentiert ist. Der Pfälzer Wald hat mehr zu bieten!

Grüßle,

Nik

MichaelG hat gesagt: RE:Umgebung
Gesendet am 14. Januar 2015 um 21:15
Es ist fast wie in den Alpen :-)
Es gibt langweiligere, und es gibt spannendere Touren.
Schön, daß wir in dieser Region leben.


Nik Brückner hat gesagt: RE:Umgebung
Gesendet am 14. Januar 2015 um 23:27
No klor isses fast wie in den Alpen! Aber lieber wär ich in den Alpen.... ;o}


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