Die langweiligste Tour im Pfälzerwald


Publiziert von Nik Brückner , 7. Oktober 2024 um 15:10.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 5 Oktober 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1125 m
Abstieg: 1125 m
Strecke:28 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Hauenstein, Hinterweidenthal

Vor ein paar Jahren haben Judith7 und ich die schwierigste Tour im Pfälzerwald eröffnet - nun sei Euch die langweiligste Tour im Pfälzerwald vorgestellt!

Der Pfälzerwald (so die amtliche Schreibweise) ist mit 1771 km² (= 177.100 Hektar) eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Annähernd 90 Prozent seiner Fläche sind von Wald bedeckt. Da kann man buchstäblich für viele Stunden im Wald seine Ruhe haben.

Und das war es, was ich suchte. Keine Felsen, keine Burgen, keine sonstigen Highlights. Denn die ziehen ja doch nur Trubel an. Ich wollte Wald, Wald und nichts als Wald. Langeweile, aber im guten Sinne. Eine lange Weile im Wald.

Und das kriegt man am Besten in dem Trapez zwischen Hauenstein, Erfweiler, Dahn und Hinterweidenthal. Denn diese Orte ziehen mit dem Schuhmuseum, dem Felsenland, den Burgruinen und dem Teufelstisch das touristische Interesse aus sich und damit aus dem Wald zwischen ihnen ab. Hier gibt es keine Burg, keine spektakulären Felsen und, wenn es kalt genug ist, nicht mal Badende an den Badeseen, die hier im Wald versteckt liegen. Perfekt für eine lange Weile im Wald.

 

Barock Projects Album "Time Voyager" im Ohr, startete ich - wie schon zu so vielen Touren - am Felsdurchbruch in Hauenstein (280 m). Stracks ging's auf dem Schusterpfad hinauf zum Mondfels (287 m), den westlichen der beiden Felsen am Durchbruch.

Hier hat man einen hübschen Ausblick über den Ort.

Dann ging's hinauf zum breiten Weg und auf diesem nach links. Er führt in eine Dell (einen Tobel), wo ich zum ersten Mal die Markierungen ignorierte, und auf dem unbezeichneten Weg die Dell hinaufwanderte.

Ein Eichhörnchenrefugium! Über mir hopste es in den Ästen der Bäume, und als ich hinaufsah, erblickt ich gleich drei auf einmal - auch wenn die drei eigentlich das Gegenteil beabsichtigt hatten!

Der unmarkierte Weg endet am Rauschloch (325 m), so einem eingezäunten Wasserding. Hier folgte ich der Beschilderung zum Rauschlochfelsen, die einen zugewachsenen Weg weist, den man ein bisschen suchen muss. Wenn er dann aber gefunden ist, geht's schnell hinauf zum Rauschlochfelsen (Zimmerbergfels) (369 m). 

Der Brocken bestand ursprünglich aus zwei Felstürmen, siehe Foto vor Ort. Im Mai 2003 brach der rechte Turm bis auf den Sockel ab. Die Bäume an dem steilen Hang verhinderten den Absturz der Felstrümmer in die bewohnte Tallage, so dass kein weiterer Schaden entstand.

Ein Zickzackweg führt den gerodeten Hang hinunter.

Hier kaute ich dem guten F3ttmull ein Ohr ab, weil "mähen" und "mähen" zwei verschiedene Wörter sind. Herzlichen Gruß, F3ttmull!

Unterm Rauschlochfelsen kommt man auf einen breiten Weg. Hier wandte ich mich nach rechts. Bald passierte ich einen Aussichtspunkt, von dem aus ich nochmal einen schönen Blick auf Hauenstein hatte. Nach knapp 300 Metern verließ ich den breiten Weg dann, und wanderte halbrechts, der Beschilderung "Schusterpfad, Pfadfinderhöhle" folgend, auf den Bergrücken hinauf.

Dort angekommen, folgte ich dem markierten Pfad geradeaus, immer weiter den sanften Bergrücken hinauf. Bald war ich wieder auf einem breiten Waldweg unterwegs. Eine Kuppe habe ich links liegengelassen, dann zweigte ich einen unbezeichneten Weg halblinks ab, die nächste Dell hinunter. Er führt zu einem Querweg, auf dem ich rechts abbog. Auf diesem wollte ich eigentlich weiter, aber dann sah ich über mir auf dem Bergrücken schöne Felsformationen und stieg weglos dort hinauf. Na, die Felsen waren eher so mittel, aber wo ich schon einmal oben war, verfolgte ich nun weglos den Rücken Richtung Westen. Bald gelangte ich auf einen breiten Weg, der von Norden heraufkommt, und sich weiter vorn mit dem Weg vereinigt, den ich kurz zuvor verlassen hatte. Ich war also wieder auf meiner geplanten Route.

In einer engen Kurve verließ ich meinen Weg, um weiter Richtung Westen zu wandern, weiterhin dem Bergrücken folgend. Dann wiesen mich die Markierungen links hinunter. Der Wanderweg schlängelt sich hier durch eine wunderbare Felsenlandschaft hinunter ins Finstertal.

Unten angekommen, ging's nach rechts, taleinwärts, auf dem gelbrot markierten Talweg. Wer's weiß, entdeckt knapp 700 Meter weiter die eindrucksvollen Felsen der Erfweiler Klamm (317 m). 

Ein gut 25, 30 Meter hohes Felsenriff bildet die linke Seite der Klamm. Ich erinnerte mich, dass ich vor Jahren mal droben gewesen war, midde hier Marijke, und zwar von links. Auf Anhieb hab ich's nicht wiedergefunden...

Ich kehrte in nassem, ziemlich ausgesetzten Gelände wieder um, und probierte es weiter hinten nochmal. Das klappte dann. Und es lohnt sich! Droben stehen zwei der für diese Gegend so typischen Pilzfelsen, und ein Felsenfenster hat's ebenpfalz.

Hinuntergestiegen bin ich dann auf der Ostseite - das ist viel einfacher. Naja.


Unten angekommen, folgte ich weiter dem gelbrot markierten Talweg. Abzweige links wie rechts ignorierte ich. Der breite Weg dreht bald linkswärts um den Geiskopf herum. Auf dessen anderer Seite verließ ich ihn kurz, weil ein Pfaderl links schöner ist, bog aber bald wieder zurück zum Hauptweg, denn ich wollte durch die nächste Klamm zum Rohrwoogtürmchen (284 m) wandern.

Das steht nach der (künstlichen) Klamm rechts im Wald und ist, joa, eher so mittel.

Etwa 200 Meter weiter zweigt ein unscheinbarer und nicht markierter Weg rechts ab zu einer Lichtung und an deren gegenüberliegender Seite rechts in den Wald hinein. Er führt hinauf zu einem breiten Weg, auf dem ich nun kurz nordostwärts lief, zu einer Gabelung, an der ich links abbog. Bald verließ ich auch diesen Weg, um nun - weitgehend weglos - den Großen Schweinspieß zu überschreiten, wo es weitere Felsen geben musste. Die bekam ich auch gleich zu Gesicht, in Form des Schweinspießfels (356 m).

Weiter oben, am Gipfel des Großen Schweinspießes (377 m) sah ich dann auch die namengebenden Schweine.

Wildschweine, eine ganze Rotte. Dazu ein paar Rehe und noch mehr Eichhörnchen, die sich allerdings nicht so grün waren. Sie stritten sich, jagten sich kreuz und quer durchs Geäst und gaben dabei die lustigsten Laute von sich. Mein Höhepunkt an diesem Tag!

Vom Gipfel stieg ich in südlicher Richtung ab, stieß auf einen breiten Weg und überquerte diesen - der nächste breite Weg führt hier in einer Linkskurve die nächste Dell hinunter. Zwei Linksabzweige ignorierte ich, dann gelangte ich wieder auf denselben Talweg, den ich zuvor unweit des Rohrwoogtürmchens verlassen hatte. 

Auf diesem ging es nun nach rechts, grob gesagt Richtung Westen. Ich ignorierte einen Rechts- und zwei Linksabzweige, und nahm an einer großen Gabelung den halbrechten Weg. Dieser bleibt auf dem Talgrund, aber auf dessen rechter (nördlicher) Seite, während der andere parallel links verläuft. Es folgen ein paar hübsche Seen, der Hohlwoog (234 m) und der Rohrwoog (223 m), auf deren rechter Seite man bleiben sollte, weil hier ein herrlicher schmaler Pfad verläuft. Erst kurz vor dem Nordufer des Rohrwoogs wechselte ich wieder auf die linke Talseite.

Dort befindet sich der Parkplatz Badesee (221 m), dann folgt eine Linkskurve. Hier zweigte ich links ab, und gleich wieder rechts, um auf dem schmalen Pfad Nr, 9 parallel zum Fahrweg zur B 427 hinauszulaufen.

Dort am Waldeck stehen auf einer Kuppe die Dreikönigsfelsen (231 m), die ich nicht auslassen wollte.

Dort war ich schon einmal nicht hinaufgekommen (Eigentlich eine I-II), das war dieses mal leider auch wieder so. Schon der erste von mehreren künstlichen Tritten war nass und glitschig.

Nun kurz an der B 427 nach Norden, auf der anderen Talseite kurz nach rechts und gleich wieder links. Dann nahm ich den unteren Weg Richtung Hinterweidenthal

Ich erreichte den Ortsrand an der Glockenhornquelle (247 m), wo ich scharf links in den Ort hinunter bog. Hier nun durch die Turnstraße nach Norden bis zum Friedhof, und an dessen rechter Seite weiter nordwärts bis zur Waldstraße. Hier hielt ich mich links und wanderte an ein paar getunten, tiefergelegten Autschgerln vorbei. Gleich nach dem letzten Haus biegt ein unscheinbarer Pfad in den Wald hinauf zum Hinterweidenthaler Rappenfels (229 m). 

Das ist ein 25 Meter hoher Felsturm direkt über der Hauptstraße und den Häusern von Hinterweidenthal. Der Normalweg hinauf ist IV+, ein kleines Abenteuer gab es aber auch für mich: Einen schönen Felsspalt zum Durchkraxeln. Mach ich hier immer, zuletzt mit der Waldelfe, yuki, Schubi und vielen anderen lieben Freunden.
 
Ich drehte dann auf dem Hauptweg weiter nach Norden, wo es oberhalb der Wartbachstraße zum nächsten Felsen hinaufgeht. 

Rätselhaft: Es gibt in Hinterweidenthal zwar eine Wartbachstraße, aber keinen Wartbach.... Warum das so ist, weiß ich seit damals.
 
Nun also hinauf zum Mühlfels (230 m), einem kleinen Aussichtspunkt ohne Aussicht. Aber ein hübscher romantischer Fels im Wald immerhin. Dahinter wanderte ich auf einem sehr hübschen Pfad den Bergrücken hinauf, überquerte den nächsten breiten Waldweg und hielt mich weiter auf dem Pfad bergan. Dieser passiert bald eine neu errichtete Schutzhütte, und führt danach hinunter in eine Einsattelung zwischen Mühlenberg und Birkenblick.

Hier folgte ich der Beschilderung zum Birkenblick (324 m), von wo aus man tatsächlich eine schöne Aussicht auf Hinterweidenthal und ins Tal der Wieslauter hat. 

Jetzt aber weiter. Ich lief nun straight nach Osten, überquerte einen Querweg und folgte bald wieder einem breiten Weg, diesmal durch die Nordhänge des Wieselbergs. Im nächsten Sattel, Bouser Eck (366 m) genannt, passierte ich einen Gedenkstein (379 m).

- und einen Checkpoint. Hastige Wanderer mit Nummern auf dem Rücken! Oh je, sollte es mit meiner Ruhe womöglich vorbei sein? Offenbar fand hier so ein Wandermarathon statt, bei dem die Leute freiwillig sinnlos....

Aber ich hatte Glück. Die Marathonwanderer nahmen am Bouser Eck den rechten Weg, ich den mittleren. Und auch von dem zweigte ich bald wieder ab, halbrechts, um die Platte (417 m) zu überschreiten, einen Berg mit weitläufiger, flacher Kuppe. Oben angelangt, biegt der selten begangene Weg nach rechts, hinunter in den nächsten Sattel, wo ich den Marathonwanderern wieder begegnete.

Anderen komischerweise. Ich hatte mehr Höhenmeter, war aber schneller. Vielleicht sollte ich auch mal bei sowas mitmachen?!?

Auf keinen Fall. Gleich wieder weg, hinauf auf die Russenkuppe (396 m). Ein hübscher, erneut unmarkierter Weg, an dem ich noch einen kleinen, namenlosen Felsen passierte. Dann ging's hinunter in den nächsten Sattel, wo ich wieder den Marathonwanderern begegnete. Die auch hier wieder rechts blieben, um den nächsten Berg, den ich überschreiten wollte, rechts auf gleichbleibender Höhe zu umlaufen. 

Also wieder oben rüber, und drüben hinunter, in den nächsten Sattel. ...yep, wo ich den Marathonwanderern wieder begegnete.

Diesmal schnappte ich zu, mir eine davon, und quetschte sie aus. Der zentrale Satz unseres Gesprächs: "Einmal und nie wieder". Na also.

Auf einem hübschen schmalen Pfad waren wir vom Sattel weg gelaufen, hinauf zu einem breiten Weg, der auch die nächste Kuppe, yep, rechts umwanderte. Und Ihr ahnt es schon: Ich wollte oben rüber, die Marathonwandererin rechts außen herum, und so brachen wir unser Gespräch ab, und ich wanderte hinauf auf den nächsten Gipfel. Irgendwo müssen die 1125 Meter dieser Tour ja herkommen. 

Oben auf dem Gipfelplateau befindet sich der Trekkingplatz Hauenstein (388 m), auf dem man zelten könnte. Ich passierte diesen und hielt mich rechts, in südlicher Richtung hinunter zur Schutzhütte Vier Buchen (351 m) im nächsten Sattel. Hier kurz geradeaus zum Hängeler Brünnel (360 m) und kurz danach halbrechts auf dem hübschen Hängeler-Pfad. Dieser führt in nordöstlicher Richtung zum Rauschloch (325 m).

Auf diesem Abschnitt kam ich mit ein paar weiteren Marathonwanderern ins Gespräch. 48 Kilometer liefen die. 1600 Höhenmeter. Respekt. 

Am Rauschloch zwog ich links ab. Nicht die Dell hinunter, sondern den schmalen, unbezeichneten Pfad durch den Hang nehmend. Ich passierte noch einen letzten Felsen, dort biegt der Weg nach Norden und führt hinunter zu einer Wegspinne. Hier wanderte ich nun endgültig ins Tal hinunter und dort zurück zum Felsdurchbruch Hauenstein (280 m).


Fazit:

Na, ganz so langweilig war's am Ende doch nicht gewesen. Die Marathonisten sind Schuld. Von diesen mal abgesehen, hat man in dieser Gegend wirklich seine Ruhe. Wanderer hab ich sonst keine gesehen, ein paar Radfahrer im Finstertal, das war's. Wer Ruhe sucht, ist hier wirklich gut aufgehoben.

Die Runde ist ansonsten wenig spektakulär, und dennoch sehr schön. Gerade in Finstertal, an den Seen sowie an einigen der Felsen: Erfweiler Klamm, Dreikönig, Rappenfels. Bissl 
spektakulär wird's da.

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 8. Oktober 2024 um 19:24
Phantastische Runde mit Massen von Pilzen, pfälzerischen Plateaufelsen und paranormalen Tierköpfen...
Subba!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2024 um 09:29
Servus Markus!

Ja, das wirklich schöne Tour kwesn. Nicht die erste, die ich mit jemandem gehen würde, die zum erstem Mal Pfalz is, aber als, sammer, siemerzwnzigste kammer die schon gehn.

Grüßle,

Nik

F3ttmull hat gesagt: Ja mei, äh mäh
Gesendet am 10. Oktober 2024 um 19:24
Grüße zurück aus dem vergoldeten Allgäu! Alles glänzt schön gelb-orange, im Mix mit den grünen Wiesen und den restlich verschneiten Gipfeln ab 2.500 müNN ein tolles Bild :)

Nik Brückner hat gesagt: RE:Ja mei, äh mäh
Gesendet am 11. Oktober 2024 um 10:05
Grüße zurück! Ich schau grad in die Webcam..... Schneit schon wieder auf dem Nebelhorn....


Kommentar hinzufügen»