Rimbachsteig


Publiziert von Nik Brückner , 13. Oktober 2014 um 21:10.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 1 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 764 m
Abstieg: 764 m
Strecke:16,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anreise mit ÖPNV: Mit der Bahn bis Annweiler am Trifels, dann mit dem Bus Linie 525 nach Darstein Anreise mit Pkw: Darstein: Wanderparkplatz am Ortsausgang Richtung Vorderweidenthal (PKW-Navigation: 76848 Darstein, Hauptstraße) Schwanheim: Parkplatz an Gemeindehalle (Für Navigation: 76848 Schwanheim, Hauptstraße 57) Schwanheim: Parkplatz am Friedhof (Für Navigation: 76848 Schwanheim, Wasgaustraße 39)
Kartennummer:Wanderkarte Hauenstein & Trifelsland 1:25.000, Pietruska Verlag

Der Rimbachsteig. Ein weiterer der neuen Pfälzer Premiumwanderwege, die ich übers letzte Jahr verteilt mal alle gelaufen bin. Die sind schön, mal mehr mal weniger - dieser hier gehört aber, zusammen mit dem Dimbacher Buntsandsteinhöhenweg, unter den vorgefertigten Wanderwegen des Pfälzerwaldes zu den absoluten Highlights.


"Terrapin" von Outrun the Sunlight hatte ich im Player, als ich losfuhr. Parkung ist am Besten in Schwanheim, das liegt zentral, und wer eventuell abbrechen möchte oder muss, hat es von keiner Stelle des Rundwanderwegs aus weit in den zentral gelegenen, kleinen Ort.

Vom Ort aus geht es Richtung Osten zum Einstieg. Erstes Ziel ist der Hockerstein, ein Aussichtsfelsen hoch über dem Tal, durch das der namengebende Rimbach fließt. An an einer Mariengrotte mit Kreuzweg vorbei geht es hinauf in den Wald. Von nun an folgt man einfach dem Rimbachsteig-Symbol, einem blauen Bach in R-Form auf weißem Grund.

Durch Kastanienwald geht es nun auf einen breiten Weg, und dann rechts steil hinauf über Stock und Stein zum Fels. Über eine kurze ausgesetzte, und deshalb stahlseilgesicherte Passage quert man auf die ebene Fläche des Hockersteins (330m). Eigentlich ein wunderbarer Fleck zum Pausen, wäre man nicht gerade erst eine Viertelstunde unterwex.

Man kann mit Hilfe des Drahtseils zum Weg zurückkehren, oder direkt den Felsen bergauf folgen (I). In jedem Fall ist man bald wieder auf dem Rimbachsteig, der nun zunächst bergauf führt. An Felsen vorbei, dann vorübergehend auf breitem Weg den Hang des Hockköpfels querend, geht es hinüber zum Rastplatz am Häuselstein. Hier lädt eine Sitzgruppe zum zweiten Frühstück ein - immer noch ein bissl früh. Aber hier hat man einen schönen Blick zur Ruine Lindelbrunn, also warum nicht hierbleiben und zumindest einen lässigen Eiweißriegel genießen. Der Häuselstein muss natürlich erkraxlt werden.

Der schmale Pfad führt hinterm Häuselstein nun steil hinauf auf dem Immersberg (463m), über den auch der schöne Dimbacher Buntsandstein-Höhenweg führt. Hier wendet man sich nach Süden und hat bald von einer weiteren Felsenkanzel aus nochmal einen schönen Blick auf die Burgruine Lindelbrunn.

Vom Aussichtspunkt aus geht es nun ins Tal, und damit erstmals raus aus dem Wald. Viele Wanderwege im Pfälzer Wald sind Waldwanderwege, dieser hier versucht, soviel Abwechslung wie möglich zu schaffen, und führt auch mal durch die Wiesentäler. Es geht nun in das verschlafene Dörfchen Darstein hinunter, wo man die L490 quert.

Drüben geht es nun hinauf und kurz durch den Wald, am Rastplatz Kochelsteinhütte vorbei. Auf den Kochelstein kann man rauf, das ist eine kurze Kletterei (I-II). Dann entlang schöner und aussichtsreicher Streuobstwiesen, ein wenig zickzack, bis es kurz vor dem Haselstein wieder in den Wald hinaufgeht. Den Haselstein kann man zwar auf einem schmalen Pfaderl auch erreichen, hinauf geht es aber ohne Kletterausrüstung leider nicht. Jedenfalls nicht ganz - wer sich traut, auf ausgesetztem, abschüssigem Sandstein hinaufzusteigen, kommt immerhin bis zu einem Absatz im Westen. Wäre ein Highlight der Tour - aber mit Leitern und Geländern eingerüstete Felsen hat der Pfälzer Wald schon genug.

Obwohl - geil wär's schon...

Hinterm Haselstein in einen flachen Sattel und nun am Hang entlang zur Wasgauhütte des Pfälzerwald-Vereins. Ich meide diese Hütten immer - Fritteusengeruch und das laute Ausrufen von Bestellnummern per Außensprechanlage schrecken mich ebenso erfolgreich ab wie das muffig "gut bürgerliche" Ambiente -, deshalb gehe ich hinter der Hütte schnell den alten Hohlweg hinauf auf den Höhenrücken, der das Tal, in dem Schwanheim liegt, von der Dahner Gegend trennt. Hier kann man in wenigen Minuten auf einem der typischen Sandsteinriffs zum Kühhungerfelsen (400m) vorgehen, wo man nochmal eine herrliche Aussicht auf das markante Horn des Haselsteins und den südlichen Teil des Rimbachsteigs hat.

Wieder zurück auf dem markierten Steig geht es nun zum Khyberpass (405m), von dort aus direkt auf den Rücken hinauf und immer oben rüber, an weiteren Felsen vorbei, zum höchsten Punkt der Tour, aufs Wolfshorn (477m) - das allerdings dicht bewaldet und daher recht unspektakulär ist. Man bleibt nun immer auf der Höhe und folgt der Beschilderung hinunter zu einem breiten Weg, auf dem es Richtung Nordosten geht. Ein kurzer Aufstieg auf einem Pfaderl führt jetzt zum Hühnerstein, einem bizarren Felsturm, der weit über die Baumwipfel hinausragt (leider auch teils recht rabiat und unschön freigeschnitten wurde), und der über eine steile Metall-Leiter erstiegen werden kann.

Der Hühnerstein (456m) ist sicher die spektakulärste Station dieser Tour (auch wenn ich persönlich den Nesselberg schöner finde): Ein 12 Meter hoher Buntsandsteinfelsen zwischen den Gemarkungen Hauenstein und Schwanheim. In früheren Zeiten verlief hier auch die Grenze zwischen den Besitzungen der Kurpfalz und dem Fürstbischof von Speyer. Sein Name leitet sich vermutlich von "Hunnenstein" oder "Hünenstein" ab. Über eine Stahlleiter steigt man nach oben auf die Aussichtsplattform, von der man einen unverstellten Rundblick über die gesamte Region genießen kann. Rucksäcke lässt man besser unten, die können einem beim Ersteigen sonst im Weg sein.

Man sieht die Hügel rund um Hauenstein und die Hügel rund um Wilgartswiesen, drüben in die Gegend rund um Annweiler, mit dem Trifels, zu den Geiersteinen, in den Talkessel von Dimbach mit seinen Sandsteingraten
, tief hinein in den Wasgau mit seinen zahlosen Burgen und in die Dahner Gegend. Sehr geil! Eine oben angebrachte Windrose hilft bei der Ori.

Hinter dem Hühnerstein geht es nun über Felsen und Wurzeln bergab, in mal mehr, mal weniger sinnvollen Serpentinen. Dann kommt man kurz wieder aus dem Wald heraus, überquert die K54, und wandert drüben über eine Wiese wieder in den Wald hinein.

Es geht nun hinauf auf auf den Nesselberg (356 m), dessen langestrecktes Felsmassiv (so massiv!) komplett überschritten wird. Bis vor ein paar Jahren der Rimbachsteig eingerichtet wurde, war der Nesselberg einer meiner Geheimtipps, weil er weit abseits der Pfälzer Wanderautobahnen lag. Nun, da der Rimbachsteig ihn vollständig erschließt, ist es vorbei mit dem Geheimtipp. Ein Tipp bleibt er dennoch, und was für einer. Denn typischer kann ein Pfälzer Berg wohl kaum sein: Es gibt steile Kiefernhänge, weit auskragende Felsenklippen, die eine tolle Aussicht ermöglichen, in verschiedenen Höhen die spektakulären Pilzfelsen, und die bizarr ausgewaschenen Sandsteinfelsen, in denen sich die Kletterer so gern bewegen. Für mich klar der schönste Abschnitt der Tour.

Oben am Rücken geht es an Felstürmen vorbei, dann im Osten auf einer weiteren Stufe nochmal. Dabei sollte man immer den kleinen Pfadspuren folgen, bis es wirklich nicht mehr weitergeht. So erschließen sich dem Abenteuerlustigen noch ein paar stille Plätzchen auf dem Nesselberg. Ausgesetzte Passagen sollte man dafür aber nicht scheuen.

Auf der Südseite geht es nun hinab ins Tal und dort auf einem Holzbrückerl endlich über den Rimbach, der dem Wanderweg seinen Namen gab. Durch das Tal am Bach entlang über weitere Streuobstwiesen zurück nach Schwanheim.


Alles in Allem

...ist der Rimbachsteig einer der schönsten, abwechslungsreichen und spektakulärsten Premiumwanderwege im ansonsten nicht ganz zu Unrecht als etwas verschlafen geltenden Pfälzer Wald. Es geht vorbei an wirklich bizarren Felsen, steil die Berge hinauf und hinunter, und durch schöne grüne Täler. Die Highlights sind neben dem Nesselberg der Hockerstein, die vielen namenlosen Felsen dahinter, der Haselstein, der Kühhungerfelsen und der Hühnerstein. Dazu kommt die streckenweise sehr schöne Wegführung über Felsen und Wurzeln. Nur an wenigen Passagen hätte man noch ein bisschen mehr herausholen können.

Im Ganzen ist der Rimbachsteig weitaus schöner als der direkt benachbarte und bezüglich Länge und Anspruch vergleichbare Hauensteiner Schusterpfad. Tscheggedaut!

Unterwex: Nik, eima mit Rieke, eima mit Vater.



Tipp:

Weiter unten am Rimbach kann man Neun Felskanzeln (und einiges mehr) besuchen. Ist ebenfalls einen Hike wert!

Tourengänger: Nik Brückner, H. Brückner


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