Hohes Licht (2651 m) - Heilbronner Weg extended


Publiziert von 83_Stefan , 16. November 2014 um 12:01.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via B19 nach Oberstdorf; zahlreiche kostenpflichtige Parkplätze vorhanden, optional "wildes Parken" in der Nähe des Bahnhofs möglich. Auch eine Anreise mit der Bahn bietet sich an.
Unterkunftmöglichkeiten:Waltenberger Haus (2085 m, DAV-Sektion Allgäu-Immenstadt), alternativ Rappenseehütte (2091 m, DAV-Sektion Allgäu-Kempten).
Kartennummer:AV-Karte 2/1 - Allgäuer-Lechtaler Alpen West.

Der Heilbronner Weg gilt als Höhenweg par excellence und dies völlig zu Recht. Stets ungemein aussichtsreich, unterhaltsam und nirgendwo wirklich schwierig führt er zwischen der Kleinen Steinscharte und der Bockkarscharte meist direkt auf dem höchsten First der Allgäuer Alpen entlang - die Szenerie ist schlichtweg großartig und die Blicke reichen von den vergletscherten Dreitausendern der Zentralalpen bis weit ins flache Land hinaus. Wer der Unternehmung noch die Krone aufsetzen will, der findet in direkter Nachbarschaft ein reiches Betätigungsfeld: Das Hohe Licht ist auf markiertem Weg recht einfach zu erreichen, wer trittsicher und schwindelfrei ist, der besucht die Mädelegabel und wer zudem noch ein gutes Orientierungsvermögen besitzt, der stattet der stolzen Hochfrottspitze einen Besuch ab - für jeden ist also etwas dabei. Zugegeben, man wird auf der beschriebener Runde nicht gerade alleine unterwegs sein, aber damit muss man sich eben abfinden. Es lohnt sich!

Wer sich nicht gerne unnötige Mühe macht, der kann natürlich mit dem Auto zum kostenpflichtigen Großparkplatz an der Fellhornbahn fahren. Damit spart man sich zwar mehr als die Hälfte der Radlstrecke, bringt sich aber auch um den Genuss, aus dem breiten Oberstdorfer Talkessel immer weiter hinein ins Stillachtal zu radeln - die Berge wachsen mehr und mehr in den Himmel, der Bach wird kleiner, das Tälchen schmaler... dadurch fühlt man sich erst so richtig hinein ins Herz der Allgäuer Alpen. Wenn man einfach "mittendrin" aus dem Auto aussteigt, ist das einfach ein anderes Gefühl.

Parkgelegenheiten gibt es viele, daher ist die Tour vom Bahnhof Oberstdorf beschrieben. In südlicher Richtung - das Radl schiebend - durch die Fußgängerzone an den südlichen Ortsrand und auf breiter Schotterstraße durch weite Wiesen, vorbei an der Kapelle St. Loretto, zum Oberen Renksteig. Bis hier gilt offiziell Radlverbot (optional auf der Autostraße westseitig um den Ort herum). Nun auf der Teerstraße, oder - wo vorhanden - auf dem ausgewiesenen Radlweg an der Stillach aufwärts, durch eine Lawinengalerie und hinauf zum Parkplatz der Fellhornbahn. Auf der nun für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straße vorbei an Birgsau zur Verzweigung, an der die Straße hinauf nach Einödsbach abzweigt. Hier hat die gutmütige Steigung ein Ende, teilweise geht es ganz schön gach aufwärts, bis schließlich der kleine Weiler Einödsbach, südlichster ganzjährig bewohnter Ort Deutschlands, erreicht ist. Hier Radldepot.

Auf gutem Steig geht's hinein ins enge Bacherloch, das auf allen Seiten von steilen Flanken begrenzt ist, im Talschluss zeugt ein Ewigschneefeld vom Schneereichtum der Gegend. Der Steig leitet aus dem Talgrund hinaus und quert (an einer kurzen Stelle versichert) über einem Abbruch nach links hinüber ins Bockkar. Schließlich rückt das Waltenberger Haus unter der beeindruckenden Trettachspitze ins Blickfeld und wird bald darauf erreicht.

Wenn noch Zeit ist, dann bietet sich ein Abstecher zur Mädelegabel an. Dem Steig folgt man im Vorderen Bockkar zunächst durch Schutt aufwärts, anschließend helfen ein paar Versicherungen beim felsigen Anstieg zur Bockkarscharte, wo man den Allgäuer Hauptkamm betritt - der Blick auf die andere Seite ist beeindruckend!

Von der Scharte nach links ein gutes Stück hinunter zu den kläglichen Überresten des Schwarzmilzferners. Er wird gequert und über eine schuttige Rinne leitet der Steig hinauf zum Gipfelaufbau der Mädelegabel. Der erste, etwa 2 Meter hohe Aufschwung stellt bereits die klettertechnische Schlüsselstelle (I+) dar, danach geht's durch gutmütiges Felsterrain (bis I) mehr oder weniger im Zickzack aufwärts, bis der höchste Punkt mit dem großen Kreuz erreicht ist. Die Aussicht von der Mädelegabel ist phänomenal, besonders beeindruckend ist der Blick in den Oberstdorfer Talkessel. Auf dem Anstiegsweg geht's wieder hinunter zur Hütte.

Am nächsten Morgen folgt man dem bereits bekannten Weg wieder über die Bockkarscharte hinauf zum Schwarzmilzferner. Nach (!) der Querung des Gletschers steigt man weglos aufwärts, wo das Geröll am weitesten hinauf reicht - mühsam, aber unschwierig. Man hält sich etwas links und erreicht nach einer ganz kurzen Felsstufe (I) harmloses Schrofengelände. Eindeutige Trittspuren leiten von hier in Richtung der Scharte zwischen Mädelegabel und Hochfrottspitze und enden an einer kurzen Rinne (Steinmann oberhalb). Durch die Rinne nach oben (kurz I+) und oben etwas links haltend hinauf zur Scharte.

Deutliche Spuren leiten von hier unter der Grathöhe durch die schrofige Ostflanke, bis wieder die Grathöhe erreicht wird (Stelle I+). Eine Einschartung wird überstiegen, dann geht's am breiten Grat hinauf zum höchsten Punkt (Gipfelbuch). Die Aussicht ist aller Ehre wert, aber vielleicht nicht ganz so gut wie von der Mädelegabel, da der Gipfel deutlich breiter ist - um zur Bockkarscharte hinunter sehen zu können, muss man am Grat hinüber zum Südgipfel, was sich allerdings nicht als schwierig erweist. Die Hochfrottspitze ist natürlich viel exklusiver als die häufig bestiegene Mädelegabel und damit ein besonders eindrückliches Erlebnis. Über den Anstiegsweg geht es wieder hinunter zum Schwarzmilzferner und zur Bockkarscharte.

Von der Scharte geht's auf der Südostseite an den Bockkarkopf heran. Die Wegtrasse führt anschließend wenig nördlich unterhalb der Kammhöhe hinauf zum hübschen Bockkarkopf, der mit Mädelegabel und Hochfrottspitze allerdings bei Weitem nicht mithalten kann. Nun geht's meist nordseitig des Grats bergab und über eine Platte gelangt man auf künstlicher Trasse hinunter zur Socktalscharte (Abbruchmöglichkeit).

Der Steig gewinnt am Kamm wieder an Höhe und quert dann die Ostflanke des Wilden Manns. So wild ist dieser Mann aber gar nicht - wer vom Weg die übersichtliche Flanke weglos hinauf zum Gipfelaufbau steigt, hat nach ein paar Metern zahmer Gratwanderung das Gipfelchen (mit Gipfelbuch) auch schon erreicht. Lohnend ist vor allem der Blick auf Steinschartenkopf und Hohes Licht, die sich hier aus ungewöhnlicher Perspektive zeigen. Zum Weg geht's wieder auf der Anstiegsroute hinab.

Der Heilbronner Weg leitet wieder hinauf zum Kamm und bald wird der Steinschartenkopf überschritten. Kurz darauf folgt eine Brücke sowie eine Leiter - beides sieht spektakulärer aus, als es ist. Wer zu Hause auf eine Putzleiter steigen kann, sollte auch hier keine Probleme haben. Kurzzeitig auf der Südseite, später dann in der Nordflanke wird bald die Kleine Steinscharte erreicht.

Auf Bändern leitet der Steig auf der Nordwestseite des Hohen Lichts hinunter zu einer Verzweigung. Hier sollte man sich den Abstecher zum zweithöchsten Gipfel der Allgäuer Alpen nicht entgehen lassen. Dazu folgt man dem Steig auf Bändern durch die Flanke, bis der breite Südwestrücken des Hohen Lichts erreicht wird. Auf ihm unschwierig zum höchsten Punkt (Gipfelkreuz und -buch). Die Aussicht ist wirklich phänomenal, man sieht vom Alpstein bis zur Zugspitze und vom Allgäu bis in die Ötztaler Alpen.

Auf dem Anstiegsweg geht's wieder zurück zur Verzweigung und dann steil hinunter ins Kar. Der Steig quert nun ohne Schwierigkeiten hinüber zur Großen Steinscharte und leitet dann zur Rappenseehüttte bergab, von wo man auf dem Hüttenweg bis zu einer Verzweigung absteigt. Dort rechts haltend, quert man die Westseite des Linkerskopfs hinüber zur Enzianhütte.

Von der Enzianhütte geht's auf breitem Steig steil durch tropisch anmutende Vegetation bergab, das Geläuf ist bei feuchtem Boden aalglatt. Schließlich wird die Petersalp erreicht. Der Fahrweg wird überschritten und man folgt auf der anderen Seite dem Steig weiter bergab (etwas nach rechts versetzt; bei unserer Begehung nicht beschildert). Durch Wald geht es hinunter ins Rappenalpental und hoch über dem Bach wieder nach Einödsbach zum Radldepot. Die restliche Abfahrt mit dem Radl ist natürlich ein einziges Vergnügen.

Schwierigkeiten:
Mit dem Radl von Oberstdorf nach Einödsbach: L.
Durch's Bacherloch zum Waltenberger Haus: T3 (unteres Level; nur kurze Stellen).
Aufstieg zur Bockkarscharte: T3+ (kurze Stellen im oberen Bereich).
Über den Normalweg zur Mädelegabel: T4-, I+ (Schlüsselstelle am Beginn des Gipfelaufbaus), L (Querung des Schwarzmilzferners, keine Spalten, bei guten Bedingungen einfach).
Vom Schwarzmilzferner zur Hochfrottspitze: T4, I+ (zwei Stellen I+, sonst bis I, meist deutliche Spuren).
Über Bockkar- und Steinschartenkopf zur Rappenseehütte: T3+ (bei guten Bedingungen problemlos, in der Randsaison relativ häufig vereist im Bereich des Bockkarkopfs sowie westlich der Kleinen Steinscharte).
Abstecher zum Wilden Mann: T3 (ohne Probleme).
Abstecher zum Hohen Licht ab der Wegverzweigung unter der Kleinen Steinscharte: T3 (keine technischen Schwierigkeiten).

Fazit:
Eine stets ungemein aussichtsreiche 5*-Rundtour von seltener Schönheit - kaum zu toppen! Ausgesprochen abwechslungsreich, wo kann man sonst vom Alpenrand an einem Tag direkt zu einem Gletscher hinauf steigen und vom Gipfel ins Alpenvorland schauen?!? Die Tour ist natürlich wegen des weithin bekannten Heilbronner Höhenwegs hoffnungslos überlaufen, aber auf der Hochfrottspitze sowie auf dem Wilden Mann kann man Einsamkeit genießen. Das Waltenberger Haus wird nach der Saison 2015 abgerissen und neu aufgebaut - wer die altehrwürdige Schutzhütte noch besuchen möchte, der muss das 2015 tun.

Mit auf Tour: Delphi (Mädelegabel, Bockkarkopf, Steinschartenkopf).

Kategorien: Allgäuer Alpen, Mehrtagestour, Hochtour, bike and hike, 5*-Tour, Bus und Bahn, Deutschlandticket2600er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (10)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2014 um 12:25
Informativer und schön bebilderter Bericht. Die Gegend, schon oft von Westen gesehen, würde mir auch gefallen.

Gruß
Hanspeter

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. November 2014 um 07:35
Hallo Hanspeter, vielen Dank! Ich bin mir sicher, dass dir die Gegend gefallen würde. Wermutstropfen ist lediglich, dass da normalerweise ziemlich viel los ist. Viele Grüße!

Grimbart hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2014 um 13:09
Hi Stefan,

Bei so einer grandiosen Landschaft ist es verständlich wieso der Heilbronner Weg so beliebt ist. Die "Menschenmassen" haben mich bislang vor einer Begehung abgehalten. Du hast aber wohl den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Gratulation zu den tollen Bildern und dem informativen Bericht. Macht Gusto auf Nachahmung,

BG
Erwin

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. November 2014 um 07:37
Hallo Erwin, danke für deinen Kommentar, das freut mich! Der Heilbronner Weg ist wirklich fantastisch - die Ausblicke fesseln jede Sekunde. Am ruhigsten hat man es dort sicherlich, wenn man die Runde nach dem Schließen der Hütten von einem Winterraum aus macht. Dann sollte man allerdings für alle Fälle die Steigeisen (oder Grödeln) mitnehmen. Viele Grüße vom Kochelsee!

Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2014 um 13:21
Ich wollte es grad schreiben, Nachahmung scheint mir ein Muss! Grandiose Tour und eindrucksvolle Bilder!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. November 2014 um 07:39
Seawas Alex, danke dir! Die Tour lohnt wirklich! Ich hatte sie schon als wunderschön in Erinnerung und auch dieses Mal hatte ich den Eindruck, dass sie wirklich etwas Besonderes ist. Beste Grüße!

dulac hat gesagt:
Gesendet am 17. November 2014 um 00:04
Eine Tour und Fotos zum neidisch werden!
Herzliche Gratulation und LG
Wolfgang

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. November 2014 um 07:41
Hallo Wolfgang, vielen Dank! Manchmal passt eben alles - die Lichtverhältnisse waren auf dieser Tour so gut, dass es nicht viel an Können gebraucht hat, um gute Fotos zu machen. Beste Grüße zurück!

Nic hat gesagt:
Gesendet am 17. November 2014 um 08:11
Perfekter Tag, perfekte Tour! Gratulation zu dieser Top Unternehmung! Die Hochfrottspitze steht bei mir in Verbindung mit dem Westlichen Berg der Guten Hoffnung ganz oben auf meiner Liste für 2015.

VG

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. November 2014 um 16:13
Hallo Nic, vielen Dank! Du hast dir ein schönes Ziel für 2015 rausgesucht, viel Erfolg dabei! Die von dir erwähnte Route hatte ich mir auch schon mal überlegt, aber von mir ist es leider recht weit ins Allgäu. Beste Grüße!


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