auf die Mädelegabel im regenreichen (Spät)Sommer 1995


Publiziert von Tuppie , 22. September 2019 um 14:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:23 September 1995
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1890 m
Strecke:20,4 km

1995: als Student gönne ich mir eine zweiwöchige Auszeit und fahre ins Allgäu. Der Sommer ist alles in allem sehr verregnet, doch kurz vor der Abreise bekomme ich trotz allen Regens noch einmal Gelegenheit zu einer Tour. Ich belasse den Text mal mehr oder weniger so, wie ich ihn seinerzeit notiert habe.

Mit dem Auto fahre ich von Hindelang nach Oberstdorf und von dort per Kleinbus nach Birgsau (956m) ins Stillachtal, wo ich kurz vor 7 Uhr starten kann.

Zuerst nur leicht ansteigend wandere ich zum Berggasthaus Einödsbach, die südlichste ständig bewohnte Siedlung Deutschlands. An den dort ansässigen Lamas vorbei steige ich im kühlen morgendlichen Schatten höher. Der Weg ist meiner Meinung nach nicht sonderlich abwechslungsreich, zumal man das Bergpanorama im Rücken hat. So steigt man also durch das sogenannte Bacherloch immer höher, bis dann irgendwann das Waltenberger Haus in Sichtweite ist. Zum Schluss wird's dann noch mal etwas steiler, aber auch kurzweiliger und so bin ich um 9:15 Uhr am Waltenberger Haus auf 2085 m Höhe. Unmittelbar unterhalb der Hütte kann ich zwei Steinböcke beobachten, die offenbar hier angesiedelt worden sind.

Nach einer Skiwasserpause breche ich nach einer Viertelstunde zur Bockkarscharte auf und gewinne auf dem recht steilen, aber einfachen Steig rasch an Höhe. Allerdings liegt in der Rinne viel harter Firn, der gerade in der zweiten Hälfte des Anstiegs absolute Trittsicherheit voraussetzt.

Kurz vor 10:30 Uhr bin ich an der Bockkarscharte auf 2522m angelangt und kann wunderschöne Blicke nach Süden und zum Heilbronner Weg genießen. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Jahreszeit und des regenreichen Sommers herrschen am eigentlichen Heilbronner Weg, also am westlich der Scharte anschließenden Stück, hochalpine Verhältnisse. Sieht cool aus!

Von der Scharte aus wandere ich relativ eben oder leicht absteigend zum sogenannten Schwarzmilzferner, der bald erreicht ist. Ein Gletscherrest, ohne allerdings die entsprechenden Merkmale eines Gletschers zu besitzen. Bundeswehrsoldaten der Hochgebirgstruppe düsen mit Skiern über den Schnee, während ich gemütlich das große Firnfeld überquere. Gegen Ende des Ferners biege ich links ab und steige auf einen kleinen Sattel, wo der Ostgrat der Mädelegabel endet. Hier treffe ich auf zwei Dresdner, die ich am Gipfel wiedersehen werde. In schöner, einfacher Kletterei (bis zum unteren II. Grad) geht es also über den Ostgrat zum Gipfel des vierthöchsten Allgäuer Gipfels: um 11:11 Uhr bin ich am Gipfelkreuz auf 2645 m Höhe angekommen.

Ich verbringe bei schöner Aussicht eine halbe Stunde auf dem Gipfel, meine "Dresdner Freunde" kommen gegen halb zwölf nach. Nach den obligatorischen Gipfelpflichten (Eintrag ins Gipfelbuch und natürlich Fotos mit Kreuz) steigen wir gemeinsam zum Schwarzmilzferner ab.An den Südabstürzen der Mädelegabel geht es noch mal durch den Schnee des Schwarzmilzferners, der jetzt bereits recht weich geworden ist.
Am wildzersägten Kratzer vorbei und immer wieder schöne Blicke in die Lechtaler Alpen werfend wandere ich in Richtung Kemptner Hütte. Diese erreiche ich dann gegen 14 Uhr mit inzwischen doch recht müden Beinen. Bei Radler und Erbsensuppe stärke ich mich und kann so nach halbstündiger Pause das letzte Stück ins Tal in Angriff nehmen. Durch den Sperrbachtobel wandere ich talwärts und bin um 16 Uhr (endlich) am Ziel: an der Spielmannsau auf 1000 Metern. Den langen Weg nach Oberstdorf schenke ich meinen Füßen und fahre mit einem Kleinbus zurück in den Ort.

Damals wars ein kleines Glücksspiel, ob der Bus sofort fuhr: der fuhr nämlich erst, wenn es sich lohnte und die Plätze soweit vergeben waren. Ansonsten hieß es: warten oder noch einige Kilometer als Fleißaufgabe anhängen.

Durchgangszeiten:

07:00 Birgsau
09:15 Waltenberger Haus (15´ Pause)
10:30 Bockkarscharte
11:10 Mädelegabel (30´ Pause)
14:00 Kemptner Hütte (30´ Pause)
16:00 Spielmannsau

Hinweis zur gpx-Datei: die Datei ist nachträglich am PC generiert, 1995 hatte ich keine Möglichkeit, mit einer GPS-fähigen Uhr direkt im Gelände zu messen.

Tourengänger: Tuppie


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