Heilbronner Weg plus 2


Publiziert von basodino , 4. Oktober 2013 um 17:50.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 3 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den Auto oder Zug bis nach Oberstdorf, mit dem Bus bis Birgsau Eschbach. Parkmöglichkeiten in Oberstdorf oder am Renksteig.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bergsteigerbus von Spielmannsau zum Renksteig oder nach Oberstdorf.
Unterkunftmöglichkeiten:Enzianhütte (1780 m), privat, mit Sauna und Whirlpool, Rappenseehütte (2091 m), DAV, 304 Plätze und Kemptnerhütte (1844 m), DAV, 290 Plätze.
Kartennummer:Allgäuer Alpen 1:50.000

Eigentlich wollten wir den Heilbronner Weg schon anfangs September angehen, was wir aber verwerfen mussten, da die Hütten ausgebucht waren. Und wie wohl wir daran taten, dieses Projekt zu verschieben. Zwar begannen wir im Nebel und endeten im Regen, der Weg selbst konnte aber bei perfekten Bedingungen begangen werden.

Prolog:
Wir starteten in Oberstdorf um 11.35 Uhr mit dem Bus. Dass der Parkplatz am Renksteig noch geeigneter wäre, wussten wir da noch nicht. Glücklicherweise leerte sich der überfüllte Transport an der Fellhornbahn schlagartig, so dass wir in Birgsau Eschbach (ca. 955 m) nur mehr zu dritt ausstiegen.
Noch unter der Nebeldecke wählten wir den Weg zum Einödsbach (bis dahin Schotterstraße), dort am Gasthof über die Terrasse und ab hier auf einem schmalen Weg, der oft rutschig, lehmig, matschig war. Zunächst ohne Höhengewinn durch ein Tälchen mit Bach, dann weiter kaum ansteigend bis zu einer Verzweigung. Hierher gelangt man auch über die Talstraße (geteert). Noch bleibt man linksseitig im Tal, bis der Weg endlich ansteigt. Bald hinein in den Nebel nun in Kehren bis zur Petersalp (1296 m), wo ein Brunnen mit Getränken uns zu einer ersten Rast einlud.
Auf der Petersalp holt man einige Meter nach rechts aus, um wieder die Spur aufzunehmen, die nun deutlicher die Höhe sucht. Auf knapp über 1400 m durchbrachen wir die Nebelschicht und obwohl weiterhin oft im Schatten des Berges wurde uns zunehmend wärmer. Man quert nun zurück nach links aufwärts und erreicht nach einer weiteren Kehrtwende die sonnige Enzianhütte (ca. 1780 m). Dort kehrten wir gerne ein. T2-3, 2 h 30 min.

Von der Enzianhütte quert der Weg zunächst sehr flach den Hang nach rechts, bis er schließlich in einen wenig definierten Sattel aufsteigt. Hier nimmt man den linken Rücken auf und steigt in einen Hang, an derem Ende die Rappenseehütte unmittelbar vor einem auftaucht, wenn man praktisch schon da ist. T3, 1 h 00 min.

Vor der Hütte findet sich ein Brunnen mit grober Bürste für die verdreckten Schuhe. Eine ebenso nützliche, wie auch notwendige Einrichtung. Selten hatte ich so dreckige Schuhe an einem Tag, an dem es nicht mal geregnet hatte.

Die Hütte selbst war (geschätzt) nicht mal zu 1/4 voll, was ein wahrer Segen war. So genossen wir die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse und schliefen zu zweit im Vierbettzimmer sehr gut.

Haupttour:
Am nächsten Morgen (Tag der deutschen Einheit) überraschten uns erfreulich milde Temperaturen trotz klarer Nacht. Wir begannen den Aufstieg um 7.45 Uhr.
Zunächst geht es in logischer Routenführung einen der vielen Spuren folgend hinauf zu einem weiten Sattel namens große Steinscharte (2262 m). T3-, 0 h 30 min.
Da hinter geht man in einer Querung in leichtem Auf und Ab dem Aufschwung zum hohen Licht entgegen. Schließlich führt eine Art Moränenrampe an den Fuß der Felsen. Der Weg geht von Schotter in festen Untergrund über und man trifft auf die ersten Stahlseile. In einem kurzweiligen Zickzack steigt man durch die Felsbarriere zu einem Wegweiser (ca. 2450 m). T3, 0 h 50 min.
Hier deponierten wir unsere Rucksäcke und querten erleichtert nach rechts zunächst nur wenig ansteigend, dann steiler und über mit Geröll übersähte Felsbänke hinauf. Eine Wegspur verführt einmal zu einem zu tiefen Gang. Man folge lieber konsequent den roten Klecksen. Wir erreichten die Schulter des Südwestgrates und stiegen jenseits weiter hinauf, um bald möglichst den Grat selbst zu gewinnen und über selbigen diesen super schönen Aussichtspunkt und höchsten Punkt der Etappe zu erreichen (2651 m). T3+, je 25 min im Auf- und Abstieg.

Zurück am Rucksackdepot wählt man nun den (im Aufstieg) linken Weg, der bald in die Felsen führt. Hier beginnt der wegtechnisch schönste Abschnitt. Über Bänder und Rampen gewinnt man an Höhe, begleitet durch das eine oder andere mehr oder weniger sinnvolle Stahlseil. Mit dem Heilbronner Thörle erreicht man ein erstes Highlight. Durch den Spalt passt man aber auch mit Tourenrucksack gut durch. Dahinter geht es noch einmal kurz hinab, bevor man zu einer Scharte aufsteigt, welche einen das erste Mal (mit Ausnahme des Abstechers auf das Hohe Licht) auf die Sonnenseite führt.
Der Weg führt über eine Leiste an einer Felsplatte entlang, kehrt dahinter und führt bequem an die Leiter. Diese führt mit 26 Sprossen hinauf auf den Steinschartenkopf (2616 m), dem eigentlichen Höhenpunkt des Heilbronner Wegs (Hohes Licht und Mädelegabel gehören ja nicht dazu). Hier findet sich auch die Brücke, die einen problemlos und bequem von einem Felsköpfchen auf das nächste führt. T4-, 0 h 45 min.

Man folgt nun dem Grat noch ein Stückchen weiter, bevor man in seine rechte (sonnige) Flanke und unterhalb des Gratverlaufes bis in die kommende Socktalscharte (ca. 2430 m) absteigt. T3+, 0 h 30 min.

Dahinter geht es knackig hinauf. In eine breite Platte ist der Weg geradezu hineingehauen worden. Man erreicht auf ca. 2500 m eine erste Erhebung, hinter der der Grat unzugänglich ist. Also steigt man durch eine schiefe Rinne nach links hinab, umgeht die Steilaufschwünge entsprechend und quert auf der Schattenseite eine Weile aufwärts bis man den Bockkarkopf (2609 m) erreicht. T4-, 0 h 40 min.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit herrlicher Sicht aus der Mitte der Tour heraus, geht es nun über einen leichten Zickzackweg links der Gratkante hinab. Weiter unten quert man zurück auf die Sonnenseite, wo die letzte Engstelle der Tour wartet. Nun in leichten Auf und Ab zur Abzweigung an der Bockkarscharte (hier zum Waltenberger Haus, wenn man will) und etwas weiter zu einer kleinen Schulter. Jenseits im Geröll hinab an den Fuß des flachen Firnfeldes, das ehemals ein Gletscher war. Dieses horizontal überqueren und schon mal im Geiste entscheiden, ob man die Mädelegabel mitnehmen möchte.
Wir querten nicht leicht fallend, sondern stiegen leicht ansteigend an den Fuß einer sehr feingerölligen Rinne, welche mühsam bis an den Fuß der Felsen (ca. 2490 m) führt. Hier deponierten wir die Rucksäcke ein zweites Mal. T3+, 0 h 50 min.

Die Mädelegabel (2645 m) ersteigt man mit derselben Philosophie wie das hohe Licht, am besten immer den roten Tupfen folgen. So steigt man unten von links nach rechts wenige Meter in einer Rinne auf, quert dann horizontal eine Platte nach links und steigt 2 Meter auf, um in leichteres Gelände zu gelangen. Die kurze Querung kann mit II angegeben werden. Darüber findet sich anspruchsvolles Gehgelände und noch 3-4 Stellen, die man mit I angeben mag. T4+, I, eine Stelle II, je 25 min im Auf- und Abstieg.

Nach diesem schönen Abstecher wartet nur noch der Abstieg zur Kemptner Hütte. Nur noch, heißt zunächst einmal vom Rucksackdepot auf den eigentlichen Weg zurückkehren. In diesem Bereich gibt es viele Spuren und viele alte Wegzeichen. Irgendwann taucht unter einem der klar markierte Hauptweg auf, den man aufnimmt und noch für 15 Minuten durch felsig, geröllige Landschaft folgt. Schließlich taucht in der Ferne ein kleiner See auf und das Gelände ändert sich grundlegend. Grüne Wiesen und fast schwarze Erde dominiert das Bild, die schwarze Milz ist erreicht.
Auf ca. 2230 m geht der Weg in eine 20-minütige Querung über, in der man keine Höhe verliert. Dahinter kehren die weißen Felsen wieder zurück und der Weg windet sich allmählich hinab. Vis-a-vis einer breiten Schulter machten wir nochmals Rast, der Weg knickt hier leicht nach links ab und verliert deutlicher an Höhe. T3, 1 h 05 min.

Wir machten dann den kleinen Fehler, dass wir im Abstieg über den folgenden breiten Rücken, einer Spur nach links folgten, die zwar eine wirkliche Abkürzung darstellt, aber doch sehr steil und teilweise durch rutschiges Geröll hinabführt. So erreichten wir aber schließlich die weiten Wiesen durch die man zur nahegelegenen Kemptner Hütte (1844 m) schreitet. T3+, 0 h 45 min.

Insgesamt gut 8 Stunden Gehzeit, 9 h 50 min inklusive Pausen, eine herausragende Tour bei herrlichem Wetter und mit vergleichbar wenigen Leuten auf dem sehr beliebten Steig.

Was mir nicht so ganz einzuleuchten vermochte, war, dass am Abend des 3. Oktobers auf der Kemptnerhütte ca. 250 Menschen übernachteten (auf der Rappenseehütte und Fiderepasshütte war sogar "ausgebucht" gemeldet), obwohl am nächsten Tag Regen angesagt war.

Wir nahmen die zwei Stunden Abstieg, davon 90 Minuten im Regen, gerne für die tolle Tour am Vortag auf uns. Viele übernachteten aber ohne den entsprechenden Lohn. Wahrscheinlich alles Optimisten.

Epilog:
Der Weg von der Kemptner Hütte das schluchtartige Tal hinab, bis 1370 m rechtseitig, dann bis ca. 1240 m linksseitig des Baches, war dann beinahe herausfordernder als der Heilbronner Weg selbst. Es endete wie es begann, rutschig, lehmig, matschig, die vielen glitschigen Steine erfordeten ein hohes Maß an Konzentration und waren gar nicht so einfach zu begehen. Nach der zweiten Bachüberquerung beruhigte sich der Weg dann sehr und wurde richtig angenehm, mal abgesehen vom Regen selbst. So erreichten wir eine gute Viertelstunde vor der Spielmannsau die Straße und kurze Zeit später den Bus. T3, 2 h 00 min.

Um 10.30 Uhr waren wir wieder in Oberstdorf. Für uns eine perfekt 2-Tages-Tour (= 47 Stunden).

Nochmals kurz die Zeiten:
Aufstieg zur Rappenseehütte = 3,5 Std. (T2-3)
Hohes Licht = 1 Std. (T3+)
Heilbronner Weg = 6 Std. (T4-)
Mädelegabel = 1 Std. (T4+, II, I)
Abstieg von der Kemptnerhütte = 2 Std.

Ciao, Marion!
Danke, dass Du dafür gesorgt hast, dass der Heilbronner Weg bereits vor 10 Jahren auf meine to-do-Liste kam. Endlich ist es gelungen!

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (1)


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Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 23. Juli 2014 um 20:33
Sehr schön beschrieben und feine Fotos! Kompliment!


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