Heilbronner Weg 2. Etappe - von der Rappenseehütte über Hohes Licht und Heilbronner Weg zur Kemptner


Publiziert von Simon_B , 4. Oktober 2023 um 22:28.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:30 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:11,5 Kilometer

Aufstieg zum Hohen Licht (Klettersteigpassagen A, T4, I)
Nach einer relativ guten Nacht in der Rappenseehütte starteten wir nach dem Durchzug eines kleinen Regengebietes in der Nacht bei Bewölkung gegen 09:15 Uhr in Richtung Hohes Licht. Da das Wetter tendenziell besser werden sollte, ließen wir den Anderen den Vortritt und starteten bewusst spät. Das sollte uns später sonnige Momente bescheren und verhinderte Schlange stehen am Heilbronner Weg. Der markierte Weg führte uns zuerst durch ein Kar zum Fuß des Hohen Lichts. Im Kar sahen wir bereits die ersten Steinböcke des Tages. Eine Steilstufe mit Drahtseilsicherungen (A) führte zum Abzweig "Hohes Licht". Im Wechsel von Sonne und Wolken stiegen wir über ausgesetzte Bänder (kurze Drahtseilpassagen A) und über einen recht steilen Schrofenrücken in etwa 45 Minuten vom Abzweig aus zum Gipfel, welchen wir gegen 11 Uhr erreichten. Wolkenlücken ließen hier Blicke in die Umgebung zu, für Fernblicke reichte es jedoch nicht aus. Da der Wind hier ungemütlich kalt blies, machten wir uns nach kurzer Pause auf den Rückweg zum Abzweig.

Heilbronner Weg bis Steinschartenkopf (Klettersteigpassagen A, T4+, I)
Da ich immer noch Probleme mit meinem Gleichgewicht hatte (verstärkter Höhenschwindel nach Verdacht Lagerungsschwindel im Mai 23), legte ich hier mein Klettersteigset an, was angesichts der folgenden eher einfachen Klettersteigpassagen bei einigen anderen Bergsteigern für etwas verwunderte Blicke sorgte. Aber was soll´s: Sicherheit geht vor! Ich konnte mich so gerade an den gesicherten Passagen mental etwas erholen - die Schwierigkeit der folgenden Wegabschnitte lag für mich eher in den ungesicherten Passagen - nie schwerer als Kletterei im ersten Grad, aber beinahe ständig ausgesetzt und absturzgefährdet - Fehler durfte man sich die nächsten Stunden nicht erlauben! Über schmale Bänder erreichten wir schnell das Heilbronner Thörle, einem Felsdurchschlupf. Nach Passieren weiterer Bänder leicht bergauf wechselten wir über eine kleine Scharte auf die sonnige Südostseite des Grates. Hier folgte nun die oft fotografierte bekannte Passage mit der Leiter auf den Steinschartenkopf und der anschließenden Brücke. Da der Steinschartenkopf kein Gipfelzeichen aufweist, waren wir uns gar nicht gleich bewusst, was der Gipfel war, es dürfte aber der Zacken zwischen Leiter und Brücke sein. Hier waren wir gegen 12:45 Uhr. Wir hatten das Glück, dass gerade hier bei diesem herrlichen Gratstück bei uns die Sonne schien und wir Blicke in die Umgebung genießen durften. Allerdings war der schmale Grat für mein angeschlagenes Gleichgewichtssystem auch eine gewisse Herausforderung...

Heilbronner Weg - Socktalscharte - Bockkarkopf - Bockkarscharte (Klettersteigpassagen A-B, T4+, I)
Nach Passieren des Steinschartenkopfes ging es über meist ausgesetztes und teilweise versichertes Gelände bergab zur Socktalscharte. Nach Queren einer seilversicherten Platte (sieht von weitem schwerer aus, als es dann ist) und versicherter Schrofenkletterei bergauf folgte zuerst etwas leichteres Gehgelände, bevor es eine seilversicherte eine Rinne bergab ging - vielleicht das anspruchsvollste versicherte Stück (B-) - über weitere ausgesetzte Bänder und Schrofen ging es nun zum Gipfel des Bockkarkopfs, welchen wir kurz nach 14:00 Uhr erreichten und welcher ein Gipfelkreuz trägt. Bei recht guter Sicht machten wir hier nun eine längere Gipfelrast und stärkten uns etwas. Es zahlte sich nun aus, dass wir spät gestartet waren - wir genossen das sonnige Wetter mit nur zwei anderen Bergsteigerinnen. Beim anschließenden Abstieg war nochmal erhöhte Konzentration gefragt - steil, abschüssig und nur an wenigen Stellen drahtseilgesichert ging es bergab zur Bockkarscharte.

Heilbronner Weg - Bockkarscharte - Schwarzmilzferner - Kemptner Hütte (T3)
An der Bockkarscharte war ich aufgrund meiner Schwindelprobleme durchaus erleichtert, da ich wusste, hier war der schwierigste Teil der Tour geschafft. Unter den Felsen der Hochfrottspitze querten wir auf gutem Pfad zum Gletscherrest des Schwarzmilzferners. Diesen erreichten wir nach kurzem Abstieg und querten Ihn ohne Probleme. Deutliche Farbmarkierungen zeigten auf der anderen Seite den Weiterweg.  Kurz ging es nochmal hoch, bevor der Pfad nun stetig bergab ging. Anfangs konnten wir noch sonnige Blicke in die Lechtaler Alpen genießen, bevor wir jedoch in den Nebel einer Wolke eintauchten. Gottseidank war der Pfad immer deutlich und dicht mit Farbklecksen markiert, so dass wir immer wussten, wo es lang ging. Mitten im Nebel tauchten vor uns prächtige Steinböcke auf. Ohne Orientierung anhand der Umgebung erreichten wir nach langem Fußmarsch schließlich im dichten Wolkennebel gegen 17:30 Uhr geschafft die Kemptner Hütte. Trotz vieler Gäste war hier alles perfekt organisiert und das Essen äußerst lecker. Nach geselligem Hüttenabend vielen wir todmüde gegen 21:00 Uhr ins Bett.

Fazit:
Nicht umsonst wird der Heilbronner Weg hochgelobt! Führt der Steig doch eindrucksvoll luftig über einige der hohen Gipfel des Allgäuer Hauptkammes. Bereits 1899 angelegt handelt es sich bei dem versicherten Steig um einen Klassiker der Höhenwege der Alpen. Die Anforderungen sind neben der benötigten guten Kondition absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit (ich hatte sie leider nicht...). Vor allem das ungesicherte Gelände sollte nicht unterschätzt werden! Zwischen Hohen Licht (dessen Gipfel man auch weglassen könnte - fakultativer Abstecher) und Bockkarscharte war fast permanent höchste Konzentration gefragt. Für mich waren die Drahtseilpassagen bei Benutzung meines Klettersteigsets die Momente kurzem Durchatmens, da diese eher einfach waren. Die ungesicherten Passagen waren hingegen fast immer ausgesetzt und absturzgefährdet - technisch nie schwierig, aber Stolpern sollte man dort wirklich nicht! Ab der Bockkarscharte wurde es dann deutlich einfacher. Die Überquerung des kleinen Schwarzmilzferners war für mich noch ein weiterer Höhepunkt - wer weiß wie lange es den kleinen Gletscher noch geben wird. Der letzte Teil bis zur Kemptner Hütte verlief für uns im Wolkennebel, so dass ich hier nichts zu den sicherlich schönen Ausblick sagen kann. Aber die Steinböcke dort waren ein weiteres Highlight der Tour!

Tourengänger: Simon_B


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3+ I K2-
23 Aug 11
Heilbronner Weg · frmat
T4 L I L
T4+ II
3 Okt 13
Heilbronner Weg plus 2 · basodino
T5- I
18 Aug 13
5. Allgäuer Hüttentour · Kauk0r
T4+ L I K2-
24 Sep 11
Vier Tage am Heilbronner Weg · Nik Brückner
T3+ K1
3 Aug 11
Heilbronner Weg · schimi

Kommentar hinzufügen»