Alpstein-Traverse Süd-Nord


Publiziert von Bergamotte , 5. September 2014 um 22:53.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 2270 m
Abstieg: 2020 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Schwägalp
Kartennummer:1115 Säntis

Trotz verwandschaftlicher Vorbelastung schaffe ich es nur sehr selten in den Alpstein. Umso grösser dann der Nachholbedarf, was sich jeweils in zünftigen Tagespensen niederschlägt. Gerne erinnere ich mich beispielsweise an meine Alpstein-Traverse auf Ski von Unterwasser nach Wasserauen (*klick).

Auch heute durchquere ich das vermutlich schönste Gebirge der Schweiz komplett, und zwar von Süden nach Norden. Je nach Routenwahl kann das eine wenig aufregende Wanderung sein. Nimmt man aber den Tristen, den Girenspitz und den Altmann Südkamin ins Programm auf, dann ist Spektakel garantiert.


Kurz vor 7:00 starte ich bei der Post in Wildhaus (1090m), die Temperatur bereits angenehm warm. Der Aufstieg durchs Flürentobel und weiter zum Wildhuser Schafboden erfolgt auf besten Wanderwegen. Man steht hier bereits zu Füssen vom Tristen (1922m), meinem ersten Gipfelziel. Weglos steige ich fast bis zu dessen Nordsattel auf. Von hier quert man über ein schmales Grasband in die Rinne mit dem Drahtseil und steht wenig später auf der Gipfelwiese. Die letzten Kraxelmeter am Gipfelaufbau sind luftiger als ich es um diese Uhrzeit eigentlich gewohnt bin (T5/II). Zurück im Nordsattel steige ich - wiederum weglos - auf die andere Seite Richtung Chreialp ab. Auf ca. 1820m beginne ich mühsam an den Südfuss des Girenspitz zu queren, die Nervosität sichtlich im Steigen begriffen.

Der Aufstieg ans untere Ende der Plattenflucht lässt viele Möglichkeiten offen, bei einigermassen geschickter Routenwahl kommt man im vergnüglichen Gras-Fels-Gemisch gut mit T5 durch. Nun verbleiben die berüchtigten 150Hm über den Nordostgrat. Zunächst bin ich positiv überrascht, denn bis knapp in die Hälfte bewegt man sich ausschliesslich in bestens gestuftem Steilgras. Solange man sich nicht direkt an der Gratkante bewegt, halten sich auch die Tiefblicke in Grenzen. Ich würde in diesem Bereich nicht mal eine T6 vergeben. Das ändert sich schlagartig dort, wo sich der Grat zuspitzt und in Schrofengelände übergeht. Die erste Felspassage kann rechtsseitig umgangen werden (was ich im Abstieg mache, aber ebenfalls klar T6) oder man übersteigt sie direkt. Anschliessend bewegt man sich fast zwingend in Gratnähe. Dadurch sind belastende Tiefblicke unvermeidbar. Das Gestein ist meist passabel, mancherorts aber leicht brüchig. Etwas durchtamen kann ich jeweils in den grasigen Abschnitten, die mir persönlich viel besser liegen. Zuobert verbleibt der abschliessende Balanceakt zum Hauptgipfel des Girenspitz (2253m). Das Gipfelbuch ist leider bereits wieder durchnässt und nicht mehr zu gebrauchen.

Die kurze Gipfelpause mag ich nicht recht geniessen, denn nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg. Technisch wäre das nicht schwieriger als an manch anderem Gipfel, doch die Exponiertheit ist enorm. Die obersten Abstiegsmeter klassifiziere ich als Grenzerfahrung der unnötigen Sorte. Anschliessend wieder angenehmer - grösstenteils in der bewährten Hosenbodentechnik - runter zum Grasabschnitt, wo das Gröbste geschafft ist. Somit fehlen mir noch Sächsmoor und Schiff für den T6-Master, aber da lasse ich mir gerne Zeit für...

Im Altmann Südkamin hingegen steht ausschliesslich der Genuss im Vordergrund. In der Tat findet man in der Rinne schönstes Plaisirgekraxel in Hülle und Fülle (I). Praktischerweise befindet sich die schwierigste Stelle - wie auch beim nahen Schaffhauser Kamin - gleich beim Einstieg: Das ca. 10m hohe Wändchen verlangt doch ein paar überlegte Klettergriffe (II+, evtl. III-). Ein paar Bohrhaken wären vorhanden. Im Gegensatz zum Schaffhauser Kamin fehlen hier aber jegliche Markierungen. So verpasse ich wohl den idealen Ausstieg aus dem Kamin nach links, trotz den detaillierten Beschreibungen von ossi und marmotta. Ich probiere mehrere Rinnen aus, breche aber jeweils ab, nachdem ich IIIer Gelände erreicht habe. Naja, mit etwas Geknorze stehe ich irgendwann dann doch im weiten Kessel unterhalb des Westgrats. Letzteren erreicht man unschwierig in freier Linienwahl. Zuletzt in zwei Minuten über den Grat und den Normalweg zum Gipfel des Altmann (2436m).

Nach der Kür verbleibt die Pflicht, der Rückweg über ausgelatschte Wanderwege. Das beginnt mit dem speckigen Normalabstieg. Müsste ich zurück nach Wildhaus, würde ich auf jeden Fall den Schaffhauser Kamin vorziehen. Auf dem Rotsteinpass (2120m) gibt's erstmal ein Bier, leider keinen hausgemachten Kuchen. Über den Lisengrat erreiche ich den Säntis (2502m), wo's mit einem Hauskaffee weitergeht. Da ich gut in der Zeit bin, besuche ich nach dem Stollen noch den Girenspitz (2448m), ein Umweg von gerademal fünf Minuten. Der weitere Abstieg via Tierwies - nun grösstenteils im Nebel - verläuft wie erwartet: unaufgeregt.


Zeiten
1:45  Tristen
1:25  Girenspitz
2:45  Altmann
1:30  Säntis
1:45  Schwägalp

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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