Ochs Nordgrat
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Schon lange ist der Nordgrat auf den Ochs eine meiner absoluten Traumtouren im Berner Oberland. Nachdem mir im bisherigen Tourenjahr bereits einige anspruchsvollere Hoch- und Voralpine Touren geglückt waren, fühlte ich mich bereit diesen Traum in die Realität umzusetzen. Mit

Route
>>>TOPO OCHS NORDGRAT I
>>>TOPO OCHS NORDGRAT II
Die Hauptschwierigkeiten der Tour liegen im brüchigen Mixedbereich des Steilaufschwungs zu P.3578 und im Oberen Gipfelgrat. Dazwischen bietet das kleine Firnplateau Zeit zur Erholung. Sobald man sich in den Felsen des Steilaufschwungs befindet ist ein Rückzug zur Schreckhornhütte problematisch und mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die kürzeste Rückzugsmöglichkeit bietet ab hier das Fiescherjoch von welchem in die Finsteraarhornhütte abgestiegen werden kann.
Nach Auskunft des Hüttenwarts der Schreckhornhütte waren wir seit über eineinhalb Jahren die erste Seilschaft die in der Route unterwegs war. Die spärlichen Begeher vor uns wären zudem wegen der aperen Felsen im Steilaufschwung meist erst gegen Ende Saison gestartet. Bester Zeitpunkt für die Tour ist aus unserer Sicht trotzdem im Frühsommer, wenn der spaltenreiche Gletscherarm des Oberen Ischmeers noch gut eingeschneit ist und die Schlüsselpassagen eine gute Firnlage aufweisen. Da die Felspassage nicht wirklich schwierige Kletterstellen bietet aber aus ziemlich brüchigem Gestein besteht, ist eine Begehung bei guter Firnlage die alles etwas zusammenhält sicherer als in aperem Zustand. Alles in allem handelt es sich hier ja auch um eine ausgesprochene Firntour.
Die im Alpinführer Berneralpen (2.Auflage) veranschlagten 8 Stunden von der Schreckhornhütte bis zum Gipfel sind bei guten Verhältnissen ein realistischer Richtwert. Bei starker Vereisung ist man schnell noch länger unterwegs.
Material
Zusätzlich der normalen Hochtourenausrüstung waren wir mit folgendem unterwegs:
- 60m Einfachseil
- 2. Pickel/Eisgerät
- Steileissteigeisen
- 7 Eisschrauben (bei den angetroffenen Verhältnissen etwas knapp)
- 2 kleine Friends
- 2 kleine Keilsets (eines hätte gereicht)
Zur Tour
Da wir in den Eispassagen nahezu durchwegs nur eine dünne Firnauflage auf Blankeis hatten und uns so über weite Strecken "hochschrauben" mussten, benötigten wir etwas über 10 Stunden von der Hütte bis zum Gipfel.
Der aufgeweichte Firn, eine nicht mehr all zu ferne Gewitterfront, unsere bereits etwas müden Beine (ich hatte am Gipfeltag leider von Beginn weg nicht die frischsten Beine) und die Tatsache dass wir mit dem Ochs Nordgrat bereits das Hauptziel erreicht hatten, bewogen uns vom ursprünglichen Plan über das Gross Fiescherhorn in die Berglihütte abzusteigen abzurücken und stattdessen den zwar etwas längeren aber unter diesen Umständen sichereren Weg über den Fieschersattel in die Mönchsjochhütte einzuschlagen. Obwohl wir im Abstieg vom Sattel und auf dem Ewigschneefäld teilweise Knietief einsanken, die absolut richtige Entscheidung: Zwar wurden wir auf den letzten Metern zur Hütte bereits vom Donnergrollen und Nieselregen begleitet, das Fiescherhorn war aber bereits früher in dunkle Wolken gehüllt. Am nächsten Morgen kam zudem die Kaltfront früher als angekündigt und so waren wir froh, nicht mehr von der Berglihütte ins Jungfraujoch stapfen zu müssen.
Zu den Hütten
Da ich vor der Tour sowohl die Mönchsjoch- als auch die Schreckhornhütte nur vom Hörensagen kannte und das Gehörte bei beiden nicht allzu positiv war, noch ein paar Worte dazu:
Schreckhornhütte: Grummlig, militärisch und eigenwillig sei der "Schreck Hans"(wie Hans Balmer, der Hüttenwart, auch genannt wird). Das Telefonat zur Reservation und mit der Frage ob wir, da wir noch arbeiten mussten, auch noch um 20 Uhr etwas zwischen die Zähne bekommen würden, schien diese Vorurteile erst einmal zu bestätigen.
Umso grösser dann die Überraschung auf der Hütte als wir mit einem Gläschen Tee herzlich begrüsst wurden und einen feinen, kompletten Hüttendreigänger aufgetischt bekamen. Hans nahm sich danach viel Zeit mit uns die Route zu besprechen und auch sonst gab's noch einiges zu erfahren. Am nächsten morgen wurde uns um 1:30 als Zugabe noch ein herrvorragendes frisches Müesli aufgetischt!
Ich werde die Hütte auf jedenfall in bester Erinnerung behalten und sicher wiedereinmal zurückkehren!
Mönchsjochhütte: Kaum eine andere Hütte in der Schweiz hat einen so schlechten Ruf wie die Mönchsjochhütte. Aber auch hier wurden wir äusserst positiv überrascht. Obwohl wir erst relativ spät kamen, nicht reserviert hatten und sicherlich nicht die besten Kunden waren (wir wollten nur übernachten, keine Halbpansion), wurden wir von der Hüttenwartin Heidi warm und freundlich empfangen. Sie wollte alles über unsere Tour wissen und zum Schluss meinte sie, das wir uns nach dieser Tour ein Einzelzimmer verdient hätten und so hatten wir einen ganzen Schlag für uns alleine. Auch sie zählt so wie die Schreckhornhütte zu meinen positivsten und schönsten Hüttenerlebnissen!


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