Halserspitze (1862 m) - walk the line!
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Die Blauberge ganz im Süden der Tegernseer Berge schieben sich als mächtiges Bollwerk zwischen Tegernsee und Achensee. Ihr höchster Gipfel ist die Halserspitze, ein wunderschöner Aussichtsberg, der aber im Winter nur recht selten Besuch erhält, denn es handelt sich hierbei nicht um einen typischen Winterberg: Im Norden recht steile Abbrüche, nach Osten und Westen ziehen häufig überwächtete Grate und im Süden "lockt" eine steile Latschenflanke. Aber bei guten Bedingungen lohnt ein Besuch im Winter umso mehr, denn wo im Sommer die Hölle los ist, herrscht nun Einsamkeit und Ruhe. Und wenn alles passt, dann kann man auf der klassischen Blaubergüberschreitung dem langen Westgrat folgen - walk the line!
Aber auch die beiden anderen hier beschriebenen Ziele - Schneidjoch und Wilder Lochberg - sind erstaunlich lohnend! Mit einer Übernachtung im schönen Winterraum der Gufferthütte hat man genug Zeit, um allen Zielen einen Besuch abzustatten. Während des Abstiegs kann man dann zufrieden singen "aus den blauen Bergen kommen wir...".
Am Parkplatz der Gufferthütte an der Straße zwischen Achental und Steinberg startet die Tour. Man folgt dem Fahrweg im langen Tal am Bach entlang, im Winter ist das Sträßchen in der Regel durch einen Motorschlitten gespurt. Lange geht es so dahin, bis der Fahrweg den Talgrund scharf nach links verlässt und in einer weiten Kehre ausholt, um hinüber zur freien Fläche zu leiten, wo die Gufferthütte steht. Man könnte auch weiter im Talgrund dem Steig zur Hütte folgen, aber im Winter ist der Fahrweg bequemer zu begehen. Der ausgezeichnet ausgestattete Winterraum ist direkt im Hauptgebäude untergebracht und lässt sich mit einem AV-Schlüssel öffnen.
Ein Abstecher zum aussichtsreichen Schneidjoch ist eine lohnende Unternehmung. Es gehört zwar nach der aktuellen Alpenvereinseinteilung schon den Brandenberger Alpen und nicht mehr den Bayerischen Voralpen an, aber nirgendwo verläuft der Übergang zwischen zwei Gebirgsgruppen unspektakulärer. Man folgt dem Rücken, auf dem die Gufferthütte steht, hinunter zum tiefsten Punkt, der die beiden Gebirgsgruppen scheidet. Jenseits dann auf dem breiten Rücken hinauf, bis dieser am Sattel zwischen Haupt- und Ostgipfel des Scheidjochs an den Höhenzug anschließt. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung nach rechts hinauf zum höchsten Punkt des Schneidjochs. Ein Gipfelkreuz such man hier vergebens, aber die Schau zum mächtigen Guffert brilliert und auch das Karwendelgebirge macht richtig was her. Vom Schneidjoch lässt sich übrigens gut der Blaubergkamm - Ziel des nächsten Tags - überblicken. Der Rückweg zur Gufferthütte verläuft auf dem Anstiegsweg.
Darf's noch ein zweiter Ausflug sein? Dann ist der Wilde Lochberg (Schattlahnerkopf) ein interessantes Ziel. Er wird nur ganz selten bestiegen, denn er ist eher eine unbedeutende Erscheinung. Immerhin ist er der höchste Berg im Kamm östlich der Bayerischen Wildalm und auch die Aussicht ist - trotz der Bäume - überraschend gut. Von der Hütte in östlicher Richtung ein paar Meter hinunter. Man trifft dort auf eine Fahrspur, die in den Südhang des Wilden Lochbergs hinein führt und bald endet. Man steigt im Wald weglos in nordöstlicher Richtung weiter an, Ziel ist die bereits von der Hütte gut sichtbaren Freifläche. Von dort direkt hinauf zum Kamm, den Latschen rechts ausweichend. Auf dem breiten Kamm geht's die letzten Meter zum höchsten Punkt, den nur ein Grenzstein (nicht wie im AV-Führer erwähnt ein Kreuz) ziert. Um zur Hütte zurückzukehren, kann man dem Westkamm über zwei Zwischenerhebungen bergab folgen, bis am tiefsten Punkt zwischen Wildem Lochberg und Halserspitze der Steig erreicht wird, der vom Steinernen Kreuz zur Gufferthütte führt. Ihm folgt man nach Süden hinunter zur Almfläche der Bayerischen Wildalm und weiter zur Hütte.
Am nächsten Tag folgt die Königsetappe der Tour - die Überschreitung des Blaubergkamms ist eine der aussichtsreichsten Unternehmungen der gesamten Bayerischen Voralpen! Auf bekanntem Weg geht's wieder hinauf zur Bayerischen Wildalm und über die Almfläche in westlicher Richtung an den Fuß der Südflanke der Halserspitze. Im Sommer ist dieser Weg durch Schlamm und Morast kaum noch begehbar, im Winter bereitet er dagegen keinerlei Probleme. Der Steig leitet zunächst durch Wald, später durch Latschen durch die Südflanke hinauf zum Blaubergkamm. Ihm folgt man nach rechts hinauf zum Gipfel der Halserspitze (Gipfelkreuz und -buch), die sich als phänomenaler Aussichtsberg präsentiert. Wer hier oben im Nebel sitzt, der verpasst definitiv etwas! Schaustück ist natürlich der mächtige Guffert, im Westen sieht man bis zur Zugspitze und im Osten bis zu den Berchtesgadener Alpen.
Jetzt beginnt die stets aussichtsreiche Überschreitung des Blaubergkamms. Auf dem Kamm geht es zurück, man verlässt ihn aber nicht auf dem Anstiegsweg, sondern folgt ihm über Blaubergkopf und Wichtlplatte, bis er sich an der Blaubergalm absenkt. Meist geht's direkt auf Kammhöhe entlang, oft kann man bei Bedarf in die Flanken ausweichen, richtig ausgesetzt ist es nie. Schließlich geht's auf der Südseite hinunter zur Blaubergalm, wo der unspektakuläre Teil der Tour beginnt.
Dem breiten Versorgungsweg folgt man in Richtung Achenwald in schier endlosen Schleifen bergab, bis endlich der mit "Gufferthütte" ausgeschriebene Fahrweg nach links abzweigt und auf einer Brücke einen Bach überquert. Nahezu ständig ansteigend, leitet er hinauf zum Sattel zwischen Natterwand und Wichtlplatte und anschließend durch die Südseite des Blaubergkamms weiter aufwärts, bis er nahe der Gufferthütte wieder auf den Anstiegsweg trifft - was für ein endloser Hatscher! Der restliche Abstieg verläuft auf dem bereits bekannten Hüttenweg und man ist froh, wenn der Parkplatz endlich wieder erreicht ist.
Schwierigkeiten:
Anstieg zur Gufferthütte: T1 (normalerweise durch Schneemobil gespurt; alternativ WT1).
Abstecher zum Schneidjoch: WT2 (nur am Gipfelaufschwung, sonst WT1).
Rundtour zum Wilden Lochberg: WT2 (über Stock und Stein, aber unschwierig).
Südanstieg zur Halserspitze: WT2 (oberes Level; in Kammnähe etwas steiler; wenn aper T2).
Blaubergüberschreitung: WT3 (unteres Level; technisch unschwierig, aber bei Überwächtung steigen die Ansprüche signifikant; wenn aper T2).
Abstieg von der Blaubergalm: WT1 (Forststraßenhatsch).
Fazit:
Eine sehr aussichtsreiche und abwechslungsreiche 4*-Rundtour - während die Nordseite des Schneidjochs den Eindruck tiefen Winters vermittelt, beginnt am Südhang des Blaubergkamms bereits häufig schon der Frühling. Lästig an dieser Tour ist lediglich der elend lange, monotone Abstiegsweg von der Blaubergalm. Besser spart man ihn sich, indem man direkt nach Achental absteigt und im Tal zurück zum Parkplatz geht. Der Winterraum der Gufferthütte lohnt einen Besuch!
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkung:
Das Schneidjoch gehört bereits den Brandenberger Alpen an.
Epilog:
JA, schon wieder ein Epilog... und NEIN, dies wird nicht zur Gewohnheit werden ;-) ! Aus aktuellem Anlass aber ein paar Hinweise zur Benutzung eines Winterraums:
Eine Übernachtung in einem Winterraum birgt zahlreiche Gefahren. Eine besonders gefürchtete ist, dort keinen Platz mehr zum Schlafen zu bekommen und daher greift so manch gerissener Bergkamerad zu einer raffiniert ausgetüftelten Taktik: Wer zuerst dran ist, der hat seinen Platz sicher, also startet man besonders früh. Der Schlaue kennt dafür diverse Sprüche wie "der frühe Vogel fängt den Wurm" oder "wer zuerst kommt, mahlt zuerst", die zwar allesamt unheimlich weise klingen, aber eben auch nichts anderes aussagen. Die Umsetzung des Plans gestaltet sich allerdings tendenziell schwierig, wenn man aus einem Teil Deutschlands anreist, der mehr mit Karnevals- als mit Gebirgszügen gesegnet ist und am ersten Tag der Faschingsferien die Autobahnen dicht sind. Normalerweise macht das ja alles nichts, denn im Winterraum ist man Kamerad, teilt seine Matratze gerne mit seinem Nächsten, ratscht über Bergtouren und hilft sich gegenseitig bei den anfallenden Arbeiten. Normalerweise!
Nun ist es in Bezug auf die eigene Situation allerdings nicht unbedingt günstig, wenn man während des mittäglichen Anstiegs zu einem Winterraum die mögliche Konkurrenz, die wir hier aus Gründen der Anonymität Uwe und
83_Stefan nennen, blick- und grußlos überholt. Sie könnte sich angestachelt fühlen und - noch viel wichtiger! - sie könnte schneller sein als man selbst. So kommt es denn auch, denn Uwe und
83_Stefan justieren ein wenig an der Geschwindigkeitsschraube und mit einem diebischen Grinsen im Gesicht düsen sie mit einem fröhlichen "Servus" auf den Lippen vorbei... da kann auch das Mammut nicht helfen, das sämtliche Kleidungsstücke ziert. Merkregel Nummer 1: Ein freundlicher Gruß hat noch keinem geschadet!
Merkregel Nummer 2 wird klar, wenn die unerwartet schnelle Konkurrenz vor dem Winterraum wartet und diesen noch nicht betreten zu haben scheint. Möglichst rasch blick- und wortlos hinein in der Hoffnung, die besten Plätze zu besetzen, kann sich nämlich dann als die falsche Taktik herausstellen, wenn die Konkurrenz dies bereits vor vier Stunden getan hat und gerade nur von einem "kleinen" Ausflug zurückgekommen ist. Kommen wir also zu Merkregel Nummer 2: Miteinander ist mehr wert als gegeneinander!
Vier Matratzen gibt's für insgesamt sechs Personen, blöd! Wie gut, dass die Konkurrenz nochmal einen "kleinen" Ausflug macht, denn so kann man in der Zwischenzeit wenigstens schon mal die Sitzbank durch geschickte Platzierung der Rucksäcke und den Tisch mithilfe der dreckigen Bergschuhe (!) besetzen. Was man hat, das hat man... dazu natürlich noch alle Kleiderhaken, denn ein Haken hält bestimmt nur ein Mammut aus. Auch den Ofen kann man schon mal mit drei (!) Töpfen belegen... sicher ist schließlich sicher. Als blöd stellt sich nur heraus, wenn die Gier größer als der Verstand war: Der Inhalt der drei riesigen Töpfe kocht halt nicht, wenn es zu diesen keine Deckel gibt und wenn sie wegen des hausgemachten Platzproblems nicht zentral auf dem Herd stehen können. Zwischenzeitlich ist die Konkurrenz übrigens von ihrem "kleinen" Ausflug wieder da, hat sich schnell am Gaskocher ihr Essen gemacht und verspeist es genüsslich. Merkregel Nummer 3: Weniger ist manchmal mehr!
Bleibt noch der Vorteil mit den besetzten Haken... von wegen! Wegen der riesigen, deckellosen Töpfe, deren Inhalt auf dem Ofen vor sich hin verdunstet, tropft das Wasser von den Wänden, somit ist der Erfolg des Trockenvorgangs ein recht bescheidener... aber Mammuts mögen es ja bekanntlich feucht. Um des Raumklimas willen kann man ja zwischenzeitlich alle Fenster aufreissen, denn es ist ja genug Holz da. Allerdings sollte man bei dieser ausgeklügelten Taktik daran denken, die drei Töpfe vom Ofen zu nehmen und deren Inhalt nicht weiter einzudunsten. Merkregel Nummer 4: Die Physik ist so lange dein Feind, wie du sie nicht verstehst.
Die Tatsache, dass die Konkurrenz sich gegenseitig wohlgelaunt bei einer Flasche Wein (die sicher auch für sechs Personen gereicht hätte) von vergangenen Bergtouren erzählt, während am schuhbesetzten Kartentisch schlechte Stimmung herrscht, ist nochmal einen Verweis auf Merkregel Nummer 2 wert. Ihre Richtigkeit zeigt sich auch nachts, wenn's einen wie einen Schneider friert, weil man nicht mal einen Hüttenschlafsack dabei hat. Merkregel Nummer 5: Ein Hüttenschlafsack ist Pflicht bei einer Übernachtung auf einer Alpenvereinshütte.
Der Konkurrenz eine Decke zu klauen, mag eine gute Taktik sein, aber eben nur dann, wenn diese auch wirklich schläft. Denn wenn sowohl Uwe als auch
83_Stefan bereits darauf warten, dann treten die Nachteile dieser Vorgehensweise recht abrupt zutage. Merkregel Nummer 6: Wie heißt das Zauberwort?!?
Und noch was: Sollte die Konkurrenz aus Rücksichtnahme am frühen Morgen extra draußen vor dem Winterraum packen, wobei sie diesen natürlich noch ein paar Mal betreten muss um die restlichen Ausrüstungsgegenstände zu holen, dann ist es wenig zweckmäßig, mit Ausrufen wie "rein, raus, rein, raus" seinen Unmut kund zu tun, denn das könnte sie dazu veranlassen, doch drinnen zu packen... ebenso könnte es zu einem Epilog auf HIKR.org führen. Darum Merkregel Nummer 7: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Fazit: Die Pubertät, also die Zeit, wenn im heimischen Kinderbett noch Cotton Eye Joe und Wärmflasche warten, zugleich aber das Verlangen exponentiell wächst, sich von den Klassenkameradinnen eine Abfuhr zu holen, mag zwar eine schwierige Zeit sein, ist aber keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen. Wenn die Eltern ihren beiden "Outdoor-Jungs" aber dieselbe rücksichtslose und unfreundliche Art vorleben, verwundert dieses Verhalten nicht. Unterm Strich haben sich Uwe und
83_Stefan an diesem Wochenende köstlich amüsiert, denn es ist sehr unterhaltsam, dabei zuzusehen, wie andere beim Versuch, ihren Mitmenschen das Leben möglichst schwer zu machen, in ein Fettnäpfchen nach dem anderen treten und dabei Sätze wie "ich will meine Milch aber nicht lauwarm sondern heiß" zum Besten geben. Wir hätten wirklich gerne geteilt und bei Problemen geholfen, aber eben nicht, wenn man vom ersten Moment an nur wie ein lästiger Störenfried behandelt wird.
Und wenn dem geneigten Leser jetzt auffällt, dass die Epiloge immer länger werden, so muss ich ihm recht geben. Ich hoffe, sie werden wenigstens nicht langweiliger!
Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Biwak, Schneeschuhtour, 4*-Tour, 1800er, WT3.
Aber auch die beiden anderen hier beschriebenen Ziele - Schneidjoch und Wilder Lochberg - sind erstaunlich lohnend! Mit einer Übernachtung im schönen Winterraum der Gufferthütte hat man genug Zeit, um allen Zielen einen Besuch abzustatten. Während des Abstiegs kann man dann zufrieden singen "aus den blauen Bergen kommen wir...".
Am Parkplatz der Gufferthütte an der Straße zwischen Achental und Steinberg startet die Tour. Man folgt dem Fahrweg im langen Tal am Bach entlang, im Winter ist das Sträßchen in der Regel durch einen Motorschlitten gespurt. Lange geht es so dahin, bis der Fahrweg den Talgrund scharf nach links verlässt und in einer weiten Kehre ausholt, um hinüber zur freien Fläche zu leiten, wo die Gufferthütte steht. Man könnte auch weiter im Talgrund dem Steig zur Hütte folgen, aber im Winter ist der Fahrweg bequemer zu begehen. Der ausgezeichnet ausgestattete Winterraum ist direkt im Hauptgebäude untergebracht und lässt sich mit einem AV-Schlüssel öffnen.
Ein Abstecher zum aussichtsreichen Schneidjoch ist eine lohnende Unternehmung. Es gehört zwar nach der aktuellen Alpenvereinseinteilung schon den Brandenberger Alpen und nicht mehr den Bayerischen Voralpen an, aber nirgendwo verläuft der Übergang zwischen zwei Gebirgsgruppen unspektakulärer. Man folgt dem Rücken, auf dem die Gufferthütte steht, hinunter zum tiefsten Punkt, der die beiden Gebirgsgruppen scheidet. Jenseits dann auf dem breiten Rücken hinauf, bis dieser am Sattel zwischen Haupt- und Ostgipfel des Scheidjochs an den Höhenzug anschließt. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung nach rechts hinauf zum höchsten Punkt des Schneidjochs. Ein Gipfelkreuz such man hier vergebens, aber die Schau zum mächtigen Guffert brilliert und auch das Karwendelgebirge macht richtig was her. Vom Schneidjoch lässt sich übrigens gut der Blaubergkamm - Ziel des nächsten Tags - überblicken. Der Rückweg zur Gufferthütte verläuft auf dem Anstiegsweg.
Darf's noch ein zweiter Ausflug sein? Dann ist der Wilde Lochberg (Schattlahnerkopf) ein interessantes Ziel. Er wird nur ganz selten bestiegen, denn er ist eher eine unbedeutende Erscheinung. Immerhin ist er der höchste Berg im Kamm östlich der Bayerischen Wildalm und auch die Aussicht ist - trotz der Bäume - überraschend gut. Von der Hütte in östlicher Richtung ein paar Meter hinunter. Man trifft dort auf eine Fahrspur, die in den Südhang des Wilden Lochbergs hinein führt und bald endet. Man steigt im Wald weglos in nordöstlicher Richtung weiter an, Ziel ist die bereits von der Hütte gut sichtbaren Freifläche. Von dort direkt hinauf zum Kamm, den Latschen rechts ausweichend. Auf dem breiten Kamm geht's die letzten Meter zum höchsten Punkt, den nur ein Grenzstein (nicht wie im AV-Führer erwähnt ein Kreuz) ziert. Um zur Hütte zurückzukehren, kann man dem Westkamm über zwei Zwischenerhebungen bergab folgen, bis am tiefsten Punkt zwischen Wildem Lochberg und Halserspitze der Steig erreicht wird, der vom Steinernen Kreuz zur Gufferthütte führt. Ihm folgt man nach Süden hinunter zur Almfläche der Bayerischen Wildalm und weiter zur Hütte.
Am nächsten Tag folgt die Königsetappe der Tour - die Überschreitung des Blaubergkamms ist eine der aussichtsreichsten Unternehmungen der gesamten Bayerischen Voralpen! Auf bekanntem Weg geht's wieder hinauf zur Bayerischen Wildalm und über die Almfläche in westlicher Richtung an den Fuß der Südflanke der Halserspitze. Im Sommer ist dieser Weg durch Schlamm und Morast kaum noch begehbar, im Winter bereitet er dagegen keinerlei Probleme. Der Steig leitet zunächst durch Wald, später durch Latschen durch die Südflanke hinauf zum Blaubergkamm. Ihm folgt man nach rechts hinauf zum Gipfel der Halserspitze (Gipfelkreuz und -buch), die sich als phänomenaler Aussichtsberg präsentiert. Wer hier oben im Nebel sitzt, der verpasst definitiv etwas! Schaustück ist natürlich der mächtige Guffert, im Westen sieht man bis zur Zugspitze und im Osten bis zu den Berchtesgadener Alpen.
Jetzt beginnt die stets aussichtsreiche Überschreitung des Blaubergkamms. Auf dem Kamm geht es zurück, man verlässt ihn aber nicht auf dem Anstiegsweg, sondern folgt ihm über Blaubergkopf und Wichtlplatte, bis er sich an der Blaubergalm absenkt. Meist geht's direkt auf Kammhöhe entlang, oft kann man bei Bedarf in die Flanken ausweichen, richtig ausgesetzt ist es nie. Schließlich geht's auf der Südseite hinunter zur Blaubergalm, wo der unspektakuläre Teil der Tour beginnt.
Dem breiten Versorgungsweg folgt man in Richtung Achenwald in schier endlosen Schleifen bergab, bis endlich der mit "Gufferthütte" ausgeschriebene Fahrweg nach links abzweigt und auf einer Brücke einen Bach überquert. Nahezu ständig ansteigend, leitet er hinauf zum Sattel zwischen Natterwand und Wichtlplatte und anschließend durch die Südseite des Blaubergkamms weiter aufwärts, bis er nahe der Gufferthütte wieder auf den Anstiegsweg trifft - was für ein endloser Hatscher! Der restliche Abstieg verläuft auf dem bereits bekannten Hüttenweg und man ist froh, wenn der Parkplatz endlich wieder erreicht ist.
Schwierigkeiten:
Anstieg zur Gufferthütte: T1 (normalerweise durch Schneemobil gespurt; alternativ WT1).
Abstecher zum Schneidjoch: WT2 (nur am Gipfelaufschwung, sonst WT1).
Rundtour zum Wilden Lochberg: WT2 (über Stock und Stein, aber unschwierig).
Südanstieg zur Halserspitze: WT2 (oberes Level; in Kammnähe etwas steiler; wenn aper T2).
Blaubergüberschreitung: WT3 (unteres Level; technisch unschwierig, aber bei Überwächtung steigen die Ansprüche signifikant; wenn aper T2).
Abstieg von der Blaubergalm: WT1 (Forststraßenhatsch).
Fazit:
Eine sehr aussichtsreiche und abwechslungsreiche 4*-Rundtour - während die Nordseite des Schneidjochs den Eindruck tiefen Winters vermittelt, beginnt am Südhang des Blaubergkamms bereits häufig schon der Frühling. Lästig an dieser Tour ist lediglich der elend lange, monotone Abstiegsweg von der Blaubergalm. Besser spart man ihn sich, indem man direkt nach Achental absteigt und im Tal zurück zum Parkplatz geht. Der Winterraum der Gufferthütte lohnt einen Besuch!
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkung:
Das Schneidjoch gehört bereits den Brandenberger Alpen an.
Epilog:
JA, schon wieder ein Epilog... und NEIN, dies wird nicht zur Gewohnheit werden ;-) ! Aus aktuellem Anlass aber ein paar Hinweise zur Benutzung eines Winterraums:
Eine Übernachtung in einem Winterraum birgt zahlreiche Gefahren. Eine besonders gefürchtete ist, dort keinen Platz mehr zum Schlafen zu bekommen und daher greift so manch gerissener Bergkamerad zu einer raffiniert ausgetüftelten Taktik: Wer zuerst dran ist, der hat seinen Platz sicher, also startet man besonders früh. Der Schlaue kennt dafür diverse Sprüche wie "der frühe Vogel fängt den Wurm" oder "wer zuerst kommt, mahlt zuerst", die zwar allesamt unheimlich weise klingen, aber eben auch nichts anderes aussagen. Die Umsetzung des Plans gestaltet sich allerdings tendenziell schwierig, wenn man aus einem Teil Deutschlands anreist, der mehr mit Karnevals- als mit Gebirgszügen gesegnet ist und am ersten Tag der Faschingsferien die Autobahnen dicht sind. Normalerweise macht das ja alles nichts, denn im Winterraum ist man Kamerad, teilt seine Matratze gerne mit seinem Nächsten, ratscht über Bergtouren und hilft sich gegenseitig bei den anfallenden Arbeiten. Normalerweise!
Nun ist es in Bezug auf die eigene Situation allerdings nicht unbedingt günstig, wenn man während des mittäglichen Anstiegs zu einem Winterraum die mögliche Konkurrenz, die wir hier aus Gründen der Anonymität Uwe und


Merkregel Nummer 2 wird klar, wenn die unerwartet schnelle Konkurrenz vor dem Winterraum wartet und diesen noch nicht betreten zu haben scheint. Möglichst rasch blick- und wortlos hinein in der Hoffnung, die besten Plätze zu besetzen, kann sich nämlich dann als die falsche Taktik herausstellen, wenn die Konkurrenz dies bereits vor vier Stunden getan hat und gerade nur von einem "kleinen" Ausflug zurückgekommen ist. Kommen wir also zu Merkregel Nummer 2: Miteinander ist mehr wert als gegeneinander!
Vier Matratzen gibt's für insgesamt sechs Personen, blöd! Wie gut, dass die Konkurrenz nochmal einen "kleinen" Ausflug macht, denn so kann man in der Zwischenzeit wenigstens schon mal die Sitzbank durch geschickte Platzierung der Rucksäcke und den Tisch mithilfe der dreckigen Bergschuhe (!) besetzen. Was man hat, das hat man... dazu natürlich noch alle Kleiderhaken, denn ein Haken hält bestimmt nur ein Mammut aus. Auch den Ofen kann man schon mal mit drei (!) Töpfen belegen... sicher ist schließlich sicher. Als blöd stellt sich nur heraus, wenn die Gier größer als der Verstand war: Der Inhalt der drei riesigen Töpfe kocht halt nicht, wenn es zu diesen keine Deckel gibt und wenn sie wegen des hausgemachten Platzproblems nicht zentral auf dem Herd stehen können. Zwischenzeitlich ist die Konkurrenz übrigens von ihrem "kleinen" Ausflug wieder da, hat sich schnell am Gaskocher ihr Essen gemacht und verspeist es genüsslich. Merkregel Nummer 3: Weniger ist manchmal mehr!
Bleibt noch der Vorteil mit den besetzten Haken... von wegen! Wegen der riesigen, deckellosen Töpfe, deren Inhalt auf dem Ofen vor sich hin verdunstet, tropft das Wasser von den Wänden, somit ist der Erfolg des Trockenvorgangs ein recht bescheidener... aber Mammuts mögen es ja bekanntlich feucht. Um des Raumklimas willen kann man ja zwischenzeitlich alle Fenster aufreissen, denn es ist ja genug Holz da. Allerdings sollte man bei dieser ausgeklügelten Taktik daran denken, die drei Töpfe vom Ofen zu nehmen und deren Inhalt nicht weiter einzudunsten. Merkregel Nummer 4: Die Physik ist so lange dein Feind, wie du sie nicht verstehst.
Die Tatsache, dass die Konkurrenz sich gegenseitig wohlgelaunt bei einer Flasche Wein (die sicher auch für sechs Personen gereicht hätte) von vergangenen Bergtouren erzählt, während am schuhbesetzten Kartentisch schlechte Stimmung herrscht, ist nochmal einen Verweis auf Merkregel Nummer 2 wert. Ihre Richtigkeit zeigt sich auch nachts, wenn's einen wie einen Schneider friert, weil man nicht mal einen Hüttenschlafsack dabei hat. Merkregel Nummer 5: Ein Hüttenschlafsack ist Pflicht bei einer Übernachtung auf einer Alpenvereinshütte.
Der Konkurrenz eine Decke zu klauen, mag eine gute Taktik sein, aber eben nur dann, wenn diese auch wirklich schläft. Denn wenn sowohl Uwe als auch

Und noch was: Sollte die Konkurrenz aus Rücksichtnahme am frühen Morgen extra draußen vor dem Winterraum packen, wobei sie diesen natürlich noch ein paar Mal betreten muss um die restlichen Ausrüstungsgegenstände zu holen, dann ist es wenig zweckmäßig, mit Ausrufen wie "rein, raus, rein, raus" seinen Unmut kund zu tun, denn das könnte sie dazu veranlassen, doch drinnen zu packen... ebenso könnte es zu einem Epilog auf HIKR.org führen. Darum Merkregel Nummer 7: Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Fazit: Die Pubertät, also die Zeit, wenn im heimischen Kinderbett noch Cotton Eye Joe und Wärmflasche warten, zugleich aber das Verlangen exponentiell wächst, sich von den Klassenkameradinnen eine Abfuhr zu holen, mag zwar eine schwierige Zeit sein, ist aber keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen. Wenn die Eltern ihren beiden "Outdoor-Jungs" aber dieselbe rücksichtslose und unfreundliche Art vorleben, verwundert dieses Verhalten nicht. Unterm Strich haben sich Uwe und

Und wenn dem geneigten Leser jetzt auffällt, dass die Epiloge immer länger werden, so muss ich ihm recht geben. Ich hoffe, sie werden wenigstens nicht langweiliger!
Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Biwak, Schneeschuhtour, 4*-Tour, 1800er, WT3.
Tourengänger:
83_Stefan

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