Sihltal Ost - Abschluss der Schwyzer Voralpen


Publiziert von Bergamotte , 27. Oktober 2013 um 17:45.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:25 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Schwyzerblätz
Unterkunftmöglichkeiten:Sonstiges: Unter der Woche sich unbedingt vorab beim Erprobungszentrum Ochsenboden über den Schiessplan informieren: 055 414 64 44.
Kartennummer:1152 / 1153

Es ist vollbracht! Nach zwei Sommersaisons findet ein ambitioniertes Projekt einen erfolgreichen Abschluss: die Begehung der Schwyzer Voralpen. Das Gebiet, welches gemäss Clubführer 64 Gipfel und 16 Pässe umfasst, ist ein wahres Eldorado für Genusswanderer. Die sanften Hügelzüge lassen sich meist ohne technischen Schwierigkeiten und grössere Höhendifferenzen erwandern, auch dank zahlreicher Seilbahnen. Dementsprechend hoch ist der Andrang auf Gipfeln wie Etzel, Grosser Mythen, Rigi Kulm, Fronalpstock, Forstberg oder Wildspitz.

Doch der ambitionierte Bergsportler muss nicht zu kurz kommen, denn die einzelnen Teilgebiete bieten sich für lange Überschreitungen geradezu an. Namentlich die Etzel-Aubrig-Kette, die Alpthaler Berge, die Fronalpstock-Kette, das Rigigebiet, der Rossberg und die westlichen Sihltaler Alpen lassen sich - entsprechende Kondition vorausgesetzt - in einem Tag komplett durchschreiten. Weitere Herausforderungen findet der Alpinwanderer abseits der Normalrouten, sei's an der Hochflue, den Mythen oder dem Druesberg.

Die grosse Ausnahme bilden die östlichen Sihltaler Alpen, sprich die lange Kette zwischen Fluebrig (Nord) und Chläbdächern (Süd). Man findet hier wenig vom sanften, voralpinen Charakter der übrigen Gruppe. Scharfe Grate und steile Flanken dominieren die Szenerie, zahlreiche Gipfel bleiben dem erfahrenen Alpinwanderer vorbehalten. Hinzu kommen lange Zustiege und die ungewohnte Einsamkeit. Auf die Gipfel der "Hinteren Gräte" im Süden verirren sich pro Saison bloss ein paar Handvoll Berggänger.

Für uns Alpinwanderer bildet "Sihltal Ost" somit das unbestrittene Prunkstück der Schwyzer Voralpen. Wer scharfe Grate so liebt wie ich, kommt stundenlang auf seine Rechnung. Nur logisch deshalb, dass mein Projekt hier zum Abschluss gebracht werden soll. Da bereits zwei Mal begangen lass ich den vordersten (nördlichsten) Teil heute weg, namentlich die Strecke zwischen Fluebrig und Ganthöchi. Das Pensum bleibt auch so beträchtlich.



Auf einen detaillierten Routenbeschrieb verzichte ich dieses Mal. Gerne verweise ich aber auf die Schlüsselstellen der Gratbegehung.

Wänifirst (T6-): Nach der Ganthöchi bleibt der Grasgrat zunächst angenehm breit. Erst kurz vor dem Gipfelgrat wird es schmal und brüchiger Fels kommt zum Vorschein. An den heikelsten Stellen wechsle ich in den Reitersitz und muss die Komfortzone deshalb nie verlassen. Diese Passage könnte auf Trittspuren in der Westflanke gut umgangen werden (T5). Der heikle Abschwung auf der Südseite ist glücklicherweise kettengesichert.

Fläschenspitz (T5): Den markanten Felskopf P. 2034 umgeht man westlich durch eine Rinne (T4). Wer mag, besucht nun den nahen Fulberg (T2), welcher seiner vorgeschobenen Lage wegen einen lohnenden Tiefblick aufs Sihltal bietet. Zuletzt etwas exponiert (aber kurz) über den Nordgrat auf den Fläschenspitz. Gedankenverloren ziehe ich im Abstieg direkt der Felswand Richtung Usser Wasser entlang. Weglos, mühsam und unnötig, denn eine Wegspur führt geschickt durchs Felsband in die Mulde nordöstlich von Nöllen.

Aufstieg Mieserenstock (T5+): Grasgrate dominieren weitere Teile der östlichen Sihltaler Alpen. Erst im hintersten Teil wird's zunehmend felsig (und brüchig). Einen ersten Eindruck vermittelt der Nordgrat auf den Mieserenstock. Gras und Fels wechseln hier ab, der exponierte Aufstieg zieht sich ziemlich in die Länge. Am besten hält man sich direkt an den Grat, auch wenn man vom Gelände immer wieder in die Ostflanke "gedrängt" wird.

Mieserenstock - Höch Hund (T6-): Die Passage bereitet mir überraschend viel Mühe, inbesondere die südliche Umgehung der ersten Graterhebung (Westgipfel) durch steiles Fels-Gras-Gelände. Der Aufstieg durch Steilgras ist eine Sache, die Querung eine ganz andere. Die dürftigen Trittspuren sind hier kaum fussbreit, Finger weg bei Nässe! Interessanterweise schweigen sich die übrigen Begeher zu dieser Passage aus - ob ich hier richtig gegangen bin? Einen zweiten, kleineren Aufschwung könnte man ebenfalls südlich umgehen, doch hier ziehe ich den Direktaufstieg über Schieferplatten vor. Anschliessend einfacher, alles dem felsigen Grat entlang auf den Höch Hund.

Chläbdächer (T6-/II): Der Abstieg vom Höch Hund in die Scharte bietet keine grösseren Schwierigkeiten (T4). Der Teuf Hund kann südlich auf schiefrigen Felsbändern umgangen werden. Diesen folge ich weiter, bis an günstiger Stelle wieder zum Grat der Chläbdächer hochgestiegen wird (T5). Aufpassen, dass man nicht zu lange zuwartet. Die Bänder werden zunehmend heikel. Die letzten Meter auf den Pilz der Chläbdächer sind sehr luftig, aber gutgriffig. Das trifft auch für die Traverse zum Westgipfel zu. Trotz Exponiertheit ziehe ich den Grat den brüchigen Felsbänder auf der Südseite vor. Irgendwann muss man sowieso dort hoch.

Zeiten
2:25  Wänifirst
1:05  Fulberg - Fläschenspitz
1:00  Lauiberg
1:40  Mieserenstock - Höch Hund - Chläbdächer
1:50  Schwyzerblätz


Überschreitungen
*Überschreitung der Etzel-Aubrig-Kette
*Mythen-Trilogie
*Alpthal West
*Alpthal Ost
*Rigi-Gesamtüberschreitung
*Überschreitung der Fronalpstock-Kette
*Von Muotathal auf die Ibergeregg "obendurch"

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (2)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 27. Oktober 2013 um 20:03
Gratuliere zum erfolgreichen Abschluss des Projekts. Da sind einige Touren-Leckerbissen zusammengekommen, die ich für zukünftige Wandersaisons gerne als Inspirationsquelle verwende ;-)

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Oktober 2013 um 12:35
Herzlichen Dank.

Die Schwyzer Voralpen kann ich vor allem für die Nebensaison empfehlen, wenn oben noch/bereits Schnee liegt. Und für uns Zürcher liegen sie halt wirklich praktisch.

Gruss


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