Sihltal-Rundtour als Trailrun


Publiziert von Delta Pro , 24. Juli 2019 um 20:39.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:24 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Westliche Sihltaler Alpen   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 3030 m
Strecke:30 km

Ein Morgen in einer der schönsten Ecken der Ostschweizer Voralpen

Früher war ich immer wieder im Hinteren Sihltal unterwegs. Ja, das war fast schon meine Muttermilch in Sachen Alpinwandern. Doch die Frequenz meiner Besuch in dieser wunderschönen Region hat nachgelassen, das wurde mir spätestens mit den letzten Berichten auf Hikr bewusst (siehe z.B. hier). Die Sihltal-Rundtour, welche die Vorderen und Hinteren Gräte am Fluebrig kombiniert, ist die Königs-Tour der Region. In grauer Vorzeit (2005) konnte ich sie schon unter die Sohlen nehmen. Auf Hikr sind mittlerweile noch Berichte von Tobi und tricky dazugekommen, beide jedoch ohne den Druesberg und nicht als Rundtour (also den Rückweg über die westliche Kette). Das letzte Mal brauchte ich geschlagene 14 Stunden für die Runde - recht viel für einen Oktobertag mit knappem Licht. Wieso nicht nochmals mit Trailrunnern und leichtem Gepäck hin? Wie immer war mein Zeitplan eng gesteckt: Um 12 Uhr wollte ich wieder zu Hause bei der Familie sein. Also früh los, schnell gehen, wenig Pausen. Ich erwischte einen Traumtag mit super Verhältnissen auf den ausgesetzten Grasgraten, einfach genial! In etwas mehr als 7 Stunden konnte ich die Runde abschliessen, obwohl gesagt werden muss, dass im ersten Teil nicht viel "gerannt" werden kann (zumindest ich nicht), und dass ich den umfangreichen Abstecher zum Druesberg (der nicht strikt auf der Rundtour liegt) nicht machte, wie bei meiner letzten Runde vor 14 Jahren.

Um 4.20 geht's beim Ochsenboden los. Es ist noch stockdunkel, doch die Stirnlampe will ich nicht mittragen. Im Mondlicht geht's gerade knapp, da sich die ersten 25 Minuten auf einem Forstweg abspielen. Obwohl man zum Fluebrig noch mehr Stoff geben könnte, gehe ich den ersten Aufstieg der langen Tour recht gemütlich an. Nach 1h 19 min bin ich beim Gipfelkreuz und bewundere die Dämmerungsstimmung. Nun geht's los auf die Vorderen Gräte, vor bald 20 Jahren eine meiner ersten richtigen Voralpen-Alpinwanderungen. Nach dem Turner geht die Sonne auf. Der Grat zum Gantspitz ist abwechslungsreich und stellenweise exponiert (Stellen bis knapp T6). Es gibt aber durchgehend erstaunlich gute Trittspuren, die zeigen, dass die Route ab und zu gemacht wird. Obwohl das Gelände meist trocken ist, reicht es doch um nasse Füsse zu kriegen. Aber natürlich könnte man im hohen Gras noch viel unangenehmere, feuchte Bedingungen antreffen. Die Überschreitung des Wänifirst ist wie immer ein Hoch-Genuss (einige Stellen ausgesetzt). Obwohl man in diesem Gelände per Definition hohe, feste Schuhe braucht, würde ich die Trailrunners (mit den gewetzten Krallen) um nichts mehr hergeben - ich fühlte sich flinker und sicherer als mit Bergschuhen. Am Fläschenspitz ist eine Passage in der steilen Ostflanke kurz etwas unangenehm, sonst ist aber auch dieser Abschnitt problemlos. Nach gut anderthalb Stunden vom Fluebrig ist der erste Abschnitt der Tour abgeschlossen.

Da ich sowieso zum Sihlseeli runter will um Wasser zu tanken, verzichte ich auf den schmalen Grat nach Süden, und steige auf dem Weglein (provisorisch markiert, Stelle mit Fixseil) ab. Das lohnt sich nur bedingt, da ich den Pfad verliere und dann eine mühsame Querung in Gras und Geröll machen muss. Auch mit Durst löschen ist beim Sihlseeli nicht viel zu wollen: Nicht erstaunlich haben die Kühe, den See schon eingenommen und fliessende Gewässer gibt's keine. Ich fülle also nur für den Notfall einen halben Liter ab, da ich nichts dabei habe um das Wasser zu entkeimen. Auf den Wegen zum Lauiberg und weiter auf den wohl schönsten Abschnitt der Rundtour: Das Auf und Ab auf dem Grat zum Mieserenstock ist wunderschön und der Blick auf den Aufschwung zum Vorgipfel ist eindrücklich. Auch hier sind deutliche Trittspuren auszumachen, so dass trotz des sehr steilen Geländes nie das Gefühl von viel Ausgesetztheit aufkommt. In spannender Routenführung geht es über mehrere Erhebungen weiter zum Höch Hund. Mein Gipfelbuch ist mittlerweile ersetzt, doch die alte, vom Blitz gebeutelte Gamelle ist noch dort. Ohne grosse Pausen ziehe ich weiter über den Teuf Hund zu den Chläbdächern. Immer wieder sind kurze, aber einfache Kletterpassagen nötig. T5/6-Wandern im Plaisirmodus! Der Blick vom Felsturm, sowie der anschiessende, schmale Grat sind absolut genial - für mich immer wieder ein Highlight! Nach 3h und 20min ist die Route vom Fluebrig an den Fuss des Druesbergs abgeschlossen (Vordere+Hintere Gräte). Die verlockende Weiterführung wäre nun natürlich die Südkante zum Druesberg, so wie ich es 2005 bei meiner Rundtour gemacht hatte. Dafür reicht mir heute die Zeit aber leider nicht.

Weiter geht's auf dem ehemaligen blau-weissen Wanderweg zum Twäriberg (Stellen T4-T5). Anschliessend steil und weglos durch die Nordostflanke und über den Grat zum Rütistein. Nun beginnt das lange und eher weniger spannende Auslaufen über die Westseite des Hinteren Sihltals. Über viel zu weite Strecken geht es über unangenehme Kuhweiden, die kaum schnelles Gehen zulassen. Leider finde ich auch bei der Alp Hinterofen kein zugängliches sauberes Wasser, weshalb ich nach dem letzten, nun sehr heissen Aufstieg auf das Biet, meine eisernen Wasser-Reserven anbrauchen muss. Erst bei der Holzhütte (Farenstock) finden sich dann ein paar Tropfen Nass - endlich! Dann zieht es sich in die Länge, aber man kann endlich etwas ausschreiten. Der Hammer kommt schliesslich auf den 3km Asphalt-Strasse von Studen zurück zum Golfplatz, wo die Mittagshitze echt unbarmherzig ist.


Durchgangszeiten:
Ochsenboden: 4.21
Fluebrig: 5.40
Gantspitz: 6.30
Fläschenspitz: 7.14
Mieserenstock: 8.26
Twäriberg: 9.17
Biet: 10.13
Ochsenboden: 11.35

Vordere + Hintere Gräte (Fluebrig bis Chläbdächer West): 3h 20min


Ausrüstung:
- kein Rucksack, sondern nur Weste mit ca. 4l Laderaum
- Mini-Windjacke zur Sicherheit (90g, nicht gebraucht)
- 3x 500 ml Wasser
- 3 Riegel, 1 Biberli


Tourengänger: Delta


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Kommentare (3)


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3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2019 um 22:18
Gratulation! Ja, meine Ansichten zum den klobigen Bergschuhen haben sich auch geändert.
Rennen macht Spass, aber nicht mit Bergschuhen aber Kraxeln geht auch mit Trailrunnern...

sglider hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2019 um 13:03
ach wiä schön

Djenoun hat gesagt: Gratulation ...
Gesendet am 27. Juli 2019 um 08:06
… zu dieser tollen, schnellen Tour!
Und wie immer schöne Bilder inklusive :-)

Gruss, Dje


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