Von Muotathal auf die Ibergeregg "obendurch"


Publiziert von Bergamotte , 21. Oktober 2013 um 07:59.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:19 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Nördliche Muotataler Alpen 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1875 m
Abstieg: 1075 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Muotathal, Hölloch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Ibergeregg, Passhöhe Nur, im Winterhalbjahr ist die Ibergeregg ÖV-Niemandsland. Deshalb per PW zur Passhöhe, Veloabfahrt nach Schwyz, per Bus nach Muotathal, auf dem Heimweg das Velo in Schwyz wieder aufladen.
Kartennummer:1152 / 1172 (R. 409, 420)

Die heutige Tour weist zwei ganz unterschiedliche Gesichter auf. Es beginnt mit dem Aufstieg durch die Wildheuergebiete von Hinter Heubrig auf den First. Die Route durch die steilen Südabbrüche ist anspruchsvoll, aber wildromantisch und einsam. Selbst abgesehen vom spektakulären Mürlenloch jagt ein landschaftlicher Höhepunkt den nächsten. Wer eine der Routen über Hinter Heubrig begeht, dem empfehle ich zur Einstimmung Erich Langjahrs "Das Erbe der Bergler". Der stille, wunderschöne Dokumentarfilm gibt Zeugnis über die gelebte Tradition des Wildheuens im Muotathal. Ich könnte ihn immer wieder schauen.

Hat man den Firstkamm erreicht, öffnet sich der Blick auf den touristisch bestens erschlossenen Hoch-Ybrig. Das Gelände hier ist sanft und die zahlreichen Kleingipfel können meist ohne Schwierigkeiten erwandert werden. Abseits der überlaufenen Hauptachse Klein Sternen - Spirstock - Ibergeregg finden sich dennoch ruhigere Plätzchen, beispielsweise den Firstspitz. Und zu guter letzt wartet mit der Schijen-Trilogie doch noch ein Leckerbissen auf den Alpinwanderer.


Der Bus spuckt mich bei der Endstation aus. Ab Stalden (664m) folge ich dem markierten Wanderweg nach Horgrasen (1050m), vorbei an Heimwesen. Das scharfe Auge erkennt bereits früh die Wildheuerhütten bei P. 1535. Doch um nach Hinter Heubrig zu gelangen, gilt es erst das Felsband zu überwinden. Bis vor kurzem führte die offizielle Route durch ein steinschlägiges, abrutschgefährdetes Tobel. Sie ist nach wie vor auf der LK eingezeichnet. Doch dank MaeNi weiss ich um die neue Variante, welche erst dieses Jahr erschlossen wurde und über einen Grassporn rechts vom Tobel führt. Der Abzweiger zum sogenannten "Sprengzugweg" ist deutlich markiert und nicht zu verfehlen.

Müsste man den steilen Sporn frei begehen, wäre das eine klassische T6. Doch die durchgehenden Drahtseile drücken die Schwierigkeit markant. Den Abschluss bildet eine 20m hohe Leiter, welche direkt auf Hinter Heubrig führt. Hier schliesse ich zu zwei Einheimischen auf. Die beiden sind Kollegen von Alpinist und auch MaeNi sind ihnen ein Begriff. Ist halt nicht wie in Zürich... Von den Hütten gilt es nun Vorder Mären anzupeilen, gut zu erkennen an der Felsnase. Gemäss Foto im SAC-Clubführer traversiert man das Wildheuergelände im unteren Bereich, um erst dann hochzusteigen. Ich mach's umgekehrt: Aufstieg an den Wandfuss und anschliessend Querung dem First Südabbruch entlang. Teils sind Wegspuren vorhanden (max. T4). Bei nassen Verhältnissen dürfte es hier schnell heikel werden, doch dank Südexposition finde ich perfekte Verhältnisse vor.

Nach der Felsnase bei Vorder Mären heisst es aufpassen, dass man nicht kopflos einfach weiter traversiert Richtung Forstberg (was möglich wäre). Denn nach ca. 30 Metern heisst es scharf links hochziehen durch diese Rinne. Die weitere Orientierung zum Mürlenloch bietet dann keine Probleme mehr. Im Kraxelgelände erreicht man stellenweise bereits eine T5-. Nach Durchquerung des Mürlenlochs - ein routentechnischer Glücksfall sondergleichen - folgt die meines Erachtens anspruchvollste Stelle. Im steilen, aber gut griffigen Schrofengelände muss man nicht unbedingt zurückblicken (T5). Die Chose entschärft sich aber rasch wieder und über gut gestuftes Steilgras erreicht man den First-Grat.

Auf dem nahen Gross Sternen (1969m) geniesse ich eine ausgiebige Mittagsrast, das herrliche Herbstwetter und Rundumpanorama. Das Gros der Höhenmeter hab ich hinter mir. Es folgt nun das sanfte Auf und Ab über die zahlreichen Kleingipfel bis zur Ibergeregg. Die Autobahn Klein Sternen - Spirstock macht wenig Freude. So bin ich froh, diese vor P. 1793 (mit Kreuz) verlassen zu können und über den Grat Richtung Firstspitz (1624m) zu ziehen. Es empfiehlt sich, tatsächlich immer auf dem Grat zu verbleiben, schwache Wegspuren sind durchgehend vorhanden. Über die Ilgisalp erreiche ich wieder die Autobahn und stehe wenig später auf dem Spirstock (1771m): Wanderer, Biker und Sonnenhungrige tummeln sich hier en masse. Das nahe Laucherenstöckli (1756m) kann im Vorbeigehen eingesackt werden. Die Sternenegg (1499m) erreiche ich in direkter Linie auf schwachen Wegspuren über die Windegg.

Nun wird's aber höchste Zeit für die Schijen-Trilogie. Ein Weglein führt an den Fuss des Hudelschijen (1590m), welcher tatsächlich ohne grösseren Schwierigkeiten überschritten werden kann (ganz kurz T4). Also nur Mut, einfach drauf los halten! Kommt man (wie ich) von Süden ergibt sich der Weg durch den Gipfelaufschwung erst im letzten Moment. Nach dem kurzen Abstieg auf der Nordseite folge ich dem Weglein (s. LK), welches über den Rücken an den Südfuss des Gross Schijen (1572m) führt. Der Aufstieg erinnert mich an den Schär Südgipfel: zuerst einige Kletterzüge in griffigem Fels, dann genussvoll über Wegspuren durch das mediterrane Gewirr aus Nadelbäumen (T5/II). Bohrhaken wären vorhanden. Auf gleichem Weg zurück bis P. 1516 vor dem Chli Schijen (1557m). Von hier führen schwache Wegspuren (nicht auf LK) bis zum Felsaufschwung des Hauptgipfels. Die kurze Kletterei auf der Nordseite zum Kreuz hoch erachte ich als einen Tick anspruchsvoller als am grossen Bruder, vor allem aber ausgesetzter (T5/II). Auch hier wären Bohrhaken vorhanden.

Anschliessend auf gleichem Weg zurück zu P. 1516 und über den Wanderweg in wenigen Minuten auf die Ibergeregg (1406m).


Zeiten
3:00  Mürlenloch -  Tisch (First)
1:00  Sternen - Firstspitz
1:00  Spirstock - Laucherenstöckli
2:00  Schijen-Trilogie - Ibergeregg

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (3)


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MaeNi hat gesagt: Einfach schön...
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 08:19
...die wilden Touren am Heuberig! Müssen auch wieder mal hoch..

LG
Nicole und Marcel

Mueri hat gesagt: Traumhafte Tour...
Gesendet am 21. Oktober 2013 um 22:00
die ich mir unbedingt vormerken muss, zumindest den ersten Teil vom Muotathal hoch! Die Fortsetzung deiner Tour ist definitiv auch nicht zu verachten, doch kenne ich diesen Teil bereits bestens.

Gruess - und danke für den Tipp und die gute Dokumentation!

Mueri

Bergamotte hat gesagt: RE:Traumhafte Tour...
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 11:02
Vielen Dank. In der Tat ist der erste Teil sehr lohnend. Tipp: Man kann auch per PW nach Horgrasen gelangen. Mit der alternativen Abstiegsroute über den Tritt ergibt das eine schöne (eher kleine) Runde.


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