Paglia Orba (2525m)


Publiziert von أجنبي , 8. Oktober 2012 um 17:05.

Region: Welt » Frankreich » Korsika » Haute Corse
Tour Datum: 2 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Fer à Cheval – Bergerie Radule – P. 1544 – P. 1601 – Bergerie de Tula – Refuge Cittulu di i Mori – Col des Maures – Paglia Orba – Col des Maures – Refuge Cittulu di i Mori – P. 1951 – P. 1881 – P. 1601 – P. 1544 – Bergerie Radule – Fer à Cheval
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Fer à Cheval
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Fer à Cheval
Unterkunftmöglichkeiten:Gîte des Hotel Castel Vergio unterhalb der Bocca di Verghiu. Nicht wirklich empfehlenswert, aber halt die am Besten gelegene Unterkunft. Kritik siehe Text.
Kartennummer:LK 1:25.000: IGN 4250 OT Corte – Monte Cinto

Auf die Paglia Orba wurden wir dank *eines Berichts von Aendu aufmerksam und als wir auf unserer *Monte-Cinto-Tour hinüberschauten und diesen schönen Gipfel am Horizont entdeckten war klar: Da wollen wir unbedingt hoch!

Da die Paglia Orba recht abgelegen und am Besten von der Bocca di Verghiu aus erreichbar ist, planten wir den Gipfel für unseren Transfer von Francardu nach Porto ein. Das Problem dabei: die Wetterprognosen. Im korsischen Oktober regnet es statistisch gesehen doppelt so viel wie im Vormonat. Und die scheinen das auf der Insel ziemlich exakt zu nehmen: Kaum zeigte der Kalender den ersten Oktobertag an, wurde es nass – und zwar richtig.

Montag wollten wir eigentlich in Cuccia noch ein paar Routen klettern, doch als wir den Fels erreichten, begann es zu regnen. Also fuhren wir hoch zum Pass und liessen uns zwei Plätze im Gîte des Hotel Castel Vergio zuweisen. Eigentlich wollten wir zelten, doch bei heftigem korsischen Dauerregen wäre das wohl nicht wirklich lustig geworden.

Als der Regen nachliess, entschlossen wir uns zu einem Spaziergang zur Bergerie Radule, die wir am Folgetag auch passieren würden. Auf dem Rückweg von dort zur Bocca di Verghiu wurde es dann leider so richtig nass. Derart „verschifft“ wurde ich jedenfalls schon lange nicht mehr. Die Aktion war etwas unnötig, denn das Wasser lief in die Schuhe und so startete ich am Dienstag mit pflotschnassen Schuhen zur Tour auf die Paglia Orba. Doch ähnlich wie am Wochenende zuvor *auf dem Krönten, war spätestens auf dem Gipfel der Paglia Orba die Nässe des Vortags vergessen.

Ebenfalls in den Hintergrund getreten war die Übernachtung im Gîte des Hotel Castel Vergio. Der Wirt dort ist etwas seltsam und scheint sich bewusst zu sein, dass die vielen GR20-Wanderer, die bei ihm übernachten, keine Alternative zum Gîte haben... Der Übernachtungspreis im Gîte ist mit 15 Euro ok, weder das Nachtessen, noch das Morgenessen lohnen sich aber. Zum Frühstück kriegten wir verschimmeltes Baguette, das wohl x mal aufgetaut und wieder eingefroren wurde. Als wir ein anderes verlangten, kriegten wir dies zwar, doch auch dieses war verschimmelt. Und das nicht in einer abgelegenen Hütte auf 3000m, sondern direkt an der Passstrasse...!

Die Zimmer des Gîte sind einigermassen geräumig, jedoch fensterlos. Lüften kann man nur, wenn man nachts die Tür offen lässt. Angesichts des neugierigen Fuchses, der allabendlich nach dem Nachtessen vorbeischaut und mir gegenüber jedenfalls kaum Scheu zeigte, sollte der Spalt aber recht schmal sein. Die Betten sind doppelstöckig und schön breit und daher auch für grössere Menschen wie mich in Ordnung. Praktisch eingerichtet sind die Zimmer aber nicht. Es hat bspw. kaum Ablageflächen. Mir wurde jedenfalls mal wieder bewusst, was wir hierzulande an unseren SAC-Hütten haben. Als gut hingegen würde ich die Selbstversorger-Küche und die sanitäre Einrichtung beurteilen.

Genug der Gîte-Kritik, nun zur Besteigung des Paglia Orba. Für Dienstag war gutes Wetter angesagt, doch der frühe Morgen war noch etwas durchzogen und es schien nicht ganz sicher, ob da nur Nebel herum hing oder ob's allenfalls nochmals regnen kommen würde. Nun, wir gaben auch diesem Tag eine Chance und versuchten's einfach mal.

Wir fuhren hinunter zur Kurve namens Fer à Cheval, wo wir parkierten und um 8 Uhr los liefen. Neben der Strasse beginnt der Wanderweg, der sich kurz darauf verzweigt. Man wählt den linken Weg und erreicht kurze Zeit später den rot-weiss markierten Weg, der vom Castellu di Vergio herkommt. Der Wald in dieser Gegend sieht recht übel aus. Grund dafür sind die zahlreichen wilden Hausschweine, die man in dieser Gegend überall antrifft. Die wühlen einfach alles um. Ja, ALLES! Erosion etc. sind die Folgen...

Da wir abends noch nach Porto weiterfahren und uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen mussten, drückten wir ziemlich auf's Tempo. Nach 20min erreichten wir die schön gelegene Bergerie Radule, worauf wir den Bach überquerten und auf dessen rechten Seite zur nächsten Brücke bei P. 1544 hoch liefen. Das Golo-Tal, durch welches man schreitet, ist übrigens alleine schon einen Besuch wert.

Der neue GR20-Weg führte uns über die Brücke und via P. 1601 zu einer Abzweigung kurz vor der zerfallenen Bergerie de Tula. Nun gingen wir, stets auf der linken Bachseite, gerade aus weiter. Zunächst liefen wir noch auf unmarkierten Pfaden, unterhalb der Hütte verloren sich diese dann. Möglicherweise geht's im letzten, steileren Teil des Anstiegs zur Hütte auf der rechten Bachseite etwas besser. Noch vor 10 Uhr erreichten wir das schön gelegene Refuge Cittulu di i Mori.


Hinter dem Refuge führt ein weiss markierter Weg durch viel Geröll hoch zum Col des Maures. Auf einem Plateau kurz vor dem Pass hielten wir an, denn nun ging's endlich so richtig los. Für den Aufstieg ist der Rother Wanderführer „Korsika“ von Klaus Wolfsperger (2009-Ausgabe) nur begrenzt hilfreich. Er erwähnt zwar Verschneidungen, Rinnen und Kletterstellen, dies jedoch nicht detailliert genug bzw. lokalisiert diese nicht, so dass es auch etwas nützen würde.

Viel besser ist daher Daenu's *Bericht, den wir im Aufstieg immer wieder konsultierten. Meist ist die Route anhand der vielen Steinmänner zwar einigermassen klar und wer sich nicht das erste Mal in anspruchsvollem T5-Gelände befindet, sollte auch so zum Gipfel finden. Die erwähnte Beschreibung gibt einem aber immer wieder die Sicherheit, sich tatsächlich auf der Route und nicht irgendwo sonst zu befinden und hilft einem, wenn eine Wahl zwischen verschiedenen Aufstiegsoptionen getroffen werden muss. Neben Steinmännern gibt es keinerlei Markierungen am Berg, ebenso abwesend sind Fixseile und andere Hilfsmittel – und das ist auch gut so.

Ich verzichte auf eine genaue Wegbeschreibung, möchte aber vier Ergänzungen zu Daenu's *Bericht anbringen und empfehle einen Blick auf seine und meine Fotos.

1. Wir haben zunächst weit nach rechts ausgeholt und so die erste Felsstufe umgangen. Unser Einstieg war somit [link http://www.hikr.org/gallery/photo936127.html?post_id=57087#1]. Allerdings sind zahlreiche weitere Optionen möglich. Direktere Einstiegsvarianten sind etwas happiger und man könnte auch vom Col des Maures auch starten. Meine Freundin ist jedenfalls im letzten Teil des Abstiegs dem Grat (Steinmännchen) gefolgt und am Schluss auf dem Pass gelandet.

2. Beim verkeilten Stein kurz nach dem Einstieg gibt es zwei Möglichkeiten, wie auf meinem Foto zu sehen ist. Entweder kriecht/kraxelt man unter dem Stein hindurch und dahinter dann in linker Richtung weiter, oder man zweigt darunter nach links in eine schmale Felsspalte ab, aus der man am Schluss nach rechts oben hinaus klettert. Weiter oben vereinigen sich beide Routen wieder.

3. Unsere Schlüsselstelle war die von Daenu erwähnte gespaltene Rinne. Im Aufstieg kletterten wir genau auf seiner Linie. Die ersten Kletterzüge waren aber recht heikel, da die Rinne vom starken Regen am Vortag noch nass war. Im Abstieg stiegen wir daher nur etwa bis zur Hälfte in der kleinen Rinne ab und wechselten dann in die grosse hinüber (siehe Foto). Bei Regen möchte ich aber weder die eine, noch die andere Rinne abklettern müssen. Ich denke, diese Passage kann bei Wetterumsturz recht schnell zur Falle werden und den Einsatz eines Seils nötig machen. Wir haben uns übrigens erst kurz vor Abmarsch definitiv gegen ein Seil entschieden und das ging auch ganz gut so. Bei anderen Bedingungen könnte dessen Mitnahme aber durchaus sinnvoll sein. Helme sind übrigens an der Paglia Orba wie auch an anderen Gipfeln Korsikas durchaus eine gute Idee, denn irgendwie klettert man auf dieser Insel oft durch irgendwelche Rinnen mit lockerem Geröll.

4. Beim von Daenu erwähnten kleinen Pass zwischen Felskopf und Vorgipfel gibt es übrigens nicht nur zwei, sondern drei Optionen. Zwei Varianten starten direkt auf dem Pass. Zum einen ist da die von Daenu erwähnte Felsspalte, die von rechts unten nach links oben zieht. Meine Freundin benutzte diese im Aufstieg. Ich hingegen folgte ausnahmsweise dem Rother Wanderführer und wählte die erwähnte „kurze, ausgesetzte Simsquerung mit anschliessendem Anstieg durch eine Verschneidung“, was auch recht gut ging. Im Abstieg jedoch machten wir weder das eine, noch das andere. Von oben entdeckten wir Steinmännchen, die (aus dieser Perspektive gesehen) durch eine steile Rinne links vom Pass herunter führten (stellenweise II). Wir kamen so etwas unterhalb des kleinen Passes heraus, wie man auf meinem Foto sieht.

Nach dem ersten Vorgipfel wird das Gelände definitiv einfacher. Zwar wird noch oft gekraxelt, heikel ist's aber nirgends. Es dauert aber noch ein Weilchen, bis man endlich den Gipfel sieht, denn diverse Vorgipfel verdecken diesen immer wieder. Nach 3h 20min erreichten wir schliesslich den Gipfel-Steinmann. Weit und breit war niemand ausser uns. Wie so oft wehte starker, etwas kalter Wind. Die Bewölkung war noch nicht verschwunden, doch lag deren Obergrenze weit unter uns...

Für den Abstieg zum Col des Maures benötigten wir eine Viertelstunde weniger als im Aufstieg, nämlich ca. 1h. Vom Refuge Cittulu di i Mori aus wählten wir die GR20-Route via P. 1954 und P. 1881. Wirklich angenehm zu laufen war diese nur im oberen, flacheren Teil. Danach folgte einmal mehr Fussbrecher-Geröll. Um 15 Uhr, also nach 7h, erreichten wir den Parkplatz in der Kurve Fer à Cheval. Vor uns lag noch die einstündige Fahrt nach Porto und zwei weitere deluxe-Kraxeltouren an den Folgetagen auf den Capu d'Orto und den Monte Senino.


Tourengänger: أجنبي


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