Korsika 7 | 11 - Paglia Orba; wuchtig, phänomenal!


Publiziert von Felix , 13. Oktober 2014 um 09:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Korsika » Haute Corse
Tour Datum:30 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Aufstieg: 1440 m
Abstieg: 1440 m
Strecke:le Fer à Cheval - Bergerie de Radule - Passerelle - P. 1544 - P. 1601 - Bergerie de Tula (Ruines) - Refuge Ciuttulu di i Mori - Paglia Orba, SW-Gipfel - Paglia Orba
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW von Calacuccia via Albertacce nach le Fer à Cheval
Unterkunftmöglichkeiten:www.booking.com/hotel/fr/acqua-viva.fr.html in Calacuccia
Kartennummer:IGN 4250 OT (1 : 25'000) Corte Monte Cinto

Nach der gestrigen etwas kürzeren und leichteren Runde über die drei Pässe machen wir uns heute auf, wieder eines der „Highlights“ von Korsika anzugehen - wieder ist uns das Wetter hold; bis auf wenige aufziehende Nebelschwaden im Abstieg dürfen wir uns über schönstes Wetter, blauen Himmel und recht angenehme Temperaturen erfreuen: das „Matterhorn“ Korsikas beschert uns insgesamt ein denkwürdiges, eindrückliches Bergerlebnis.

 

Auf der (zum Col de Vergio führenden) D84 fahren wir bis zum Parkplatz le Fer à Cheval; hier sind bereits einige Autos abgestellt - und machen sich auch weitere Berggänger auf, um im hübschen Wald die erste, meist noch sanftere Stufe und den Wegabschnitt zur Bergerie de Radule zurückzulegen. Auf den letzten Metern, nun im offenen Gelände, bereits vor einer beachtlichen, markant aufragenden Bergkuppenwelt marschierend, ist das bewartete „Bistro“ mit seinen hellblauen Tischen und Stühlen erkennbar. Einen weiten Weg - und hohes Ziel - vor uns habend, lassen wir die einladende Imbissstube unberücksichtigt, und wandern entlang der steilen Bergflanke auf schönem Bergwanderweg zum engen Taleinschnitt, welcher le Golo hier geschaffen hat, und zur Passerelle, über welche wir auf die andere Talseite wechseln. (Wir sind hier notabene auf den GR20 unterwegs.)

 

Das hier engere Tal besticht mit einigen mächtigen Föhren, dem teilweise einsichtbaren malerischen Flussverlauf mit kleinen „Gumpen“ und den beidseitig höher aufragenden Bergflanken.

Ungefähr bei P. 1544 weitet sich das Tal, wird grüner - und zeigt uns einige fabelhafte kleine Wasserbecken, die der Bach im flachen Bereich gebildet hat; verweilen möchte man hier gern J

Etwas später eröffnet sich uns der Blick auf die Massive von Capu Tafunatu und Paglia Orba; nach einer Kurzpause nach P. 1601, auf ungefähr 1650 m.ü.M., schreiten wir weiter ins Tal hinein. Wir verlassen nun jedoch den offiziellen Bergwanderweg (und GR20), und folgen einer deutlichen Spur nahe entlang des Golo  zu den Ruines Bergerie de Tula.

 

Erst führt uns der deutliche Weg sanft, zuletzt mehr und mehr steiler, auf gut begehbaren Weidegelände hoch zum Refuge Ciuttulu di i Mori. Hier gönnen wir uns eine Verschnaufpause mit Kaffee und Bier - und machen eine erste kurze Bekanntschaft mit der (wie sich später zeigen wird) fantastisch berggängigen Familie Reinhold aus Stuttgart …

 

Nun folgen wir dem gut ausgetretenen Bergweg ins Kar hoch Richtung Col des Maures - die rötliche Farbe der nun stets imposanter aufragenden Capu Tafunatu und des Vorbaues des Vorgipfels der Paglia Orba beeindrucken; wir fragen uns, wo denn der „Weg“ in diesem wohl hinaufführen mag. Noch vor dem Pass biegen wir rechts, einigen Steinmännern und Spuren folgend, ab, und gewinnen noch leicht an Höhe. Die Vielzahl der aufgeschichteten Wegzeichen verwirrt - so weisen einige davon auch nach weiter rechts unter den hier aufsteilenden massiven Felstürmen hindurch. Wir folgen jedoch einem schnellen Berggänger direkt hoch in Richtung des grossen Einschnittes, welcher von hier aus in seiner Grösse und Länge erst zu erahnen ist. Bald einmal stehen wir, mit einem anderen deutschen Paar vor einer ersten Schlüsselstelle, bei welcher doch einige Meter des schlechtgriffigen steilen Felsens etwas unangenehm zu überwinden sind. Einmal diese Passage gemeistert, wird der weitere Routenverlauf - meistens - deutlich; einige Steinmänner leiten uns immer steiler hoch.

Die abwechslungsreiche, beinahe atemberaubende, lange „Verschneidung“ birgt jedoch mehrere etwas knifflige Stellen, an welchen doch schon etwas Erfahrung im IIer-Bereich von Vorteil ist (im Abstieg nicht einfacher …). Wir treffen in diesen, weil meist im Schatten liegenden, eher abweisend wirkenden Passagen, wieder auf die deutsche Familie, welche direkt vom Col des Maures her aufgestiegen ist. Je weiter wir nun nach oben steigen, desto mehr erhellt nun die Sonne die Szenerie, und der Blick öffnet sich nun erstmals gegen das mächtige Felsloch des Capu Tafunatu. Das Terrain flacht nun etwas ab - und beschert uns die nächste Schlüsselstelle: nach einem Blick in die nördlichen Abstürze gilt es, nach der Traverse einer kurzen, beinahe horizontalen, exponierten Rinne den letzten Steilaufschwung zum Vorgipfel, Paglia Orba, SW-Gipfel zu bewältigen.

 

Eine riesige Scharte verhindert nun den einfachen Weiterweg zum nun sichtbaren Hauptgipfel; es gilt nun ungefähr 50 m - auch nicht trivial, sondern angereichert mit „anregenden“ leichteren Abkletterstellen - abzusteigen. Danach wird der weitere Verlauf und Schluss des „Gipfelsturms“ einfacher: erst sind einige wenige Stellen noch kraxelmässig zu begehen, danach wandert man auf dem überraschend flachen Gipfelplateau den letzten wiederum etwas steileren unproblematischen Metern zum höchsten Punkt der Paglia Orba zu - Freude herrscht!

 

Nach der verdienten Mittagsrast - etwas abseitig, windgeschützter - und Austausch mit der deutschen Familie, machen wir uns, mit dieser und dem deutschen Paar auf den Rückweg. Dabei versuchen wir - wie auch das weitere Paar - auf Anregung der Familie, welche vor Jahren einen direkten Aufstieg noch vor der Scharte bewältigt hat, diese Route im Abstieg anzugehen. Nachdem wir jedoch erkennen, das sowohl die beiden Deutschen, wie auch die ältere Tochter, welche die für uns nicht einsehbare Schlüsselstelle als problematisch einschätzt, und im Gefolge die gesamte Familie umkehren (das vor Jahren befestigte Fixseil sei nicht mehr vorhanden, erklären sie uns später), machen wir uns vorzeitig auf einen Alternativaufstieg Richtung Scharte. Dabei gelangen wir in immer anspruchsvolleres Klettergelände, so dass wir dieses Unterfangen aufgeben und in etwa auf der ehemaligen Abstiegsroute wieder zur Paglia Orba, SW-Gipfel hochkraxeln.

 

Überraschend finden wir danach eine Spur, welche uns im Anschluss relativ einfach den steilen Schlussaufstieg und die exponierte Rinne umgehen lässt, so dass wir rassig wieder in die lange und steile Verschneidung finden.

Auch wenn der Abstieg nun bekannt ist - ist er nicht einfacher; wenige steile, hochtrittige Felspassagen erfordern doch einige Gewandtheit und Spürsinn für die richtige Trittfindung. Nach der erfolgreichen Begehung der langen, stellenweise schluchtähnlich zwischen den Felstürmen erscheinenden Passage öffnet sich das Gelände wieder etwas - verschiedene Varianten für den weiteren Abstieg bieten sich an. Wir wählen dafür eine „interessante“, nicht ganz einfache Variante unter einem mächtigen Klemmbock hindurch, bevor wir definitiv in leichter zu beschreitendes Gelände gelangen. So finden wir, wieder auf dem Weg vom Col des Maures zum Refuge Ciuttulu di i Mori dahin zurück; hier unterhalten wir uns - nachdem kurz im Abstieg Wolken aufgezogen waren, längst wieder an der Sonne - angenehm mit der deutschen Familie.

 

Endlich machen wir uns auf den längeren Abstieg ins hübsche Tal des Golo; vorbei an der Bergerie du Tula (Ruines) und an den nun im Schatten liegenden hübschen Wasserbecken, und im danach sich etwas verengenden Tal, zur Passerelle.

 

Kurz nach dieser wandern wir wieder an der Bergerie de Radule, wo einige Berggänger ihre Zelte aufgestellt haben, vorbei, zum finalen, angenehmen Gang durch den Wald hinab zum Ausgangspunkt auf le Fer à Cheval - eine fantastische Tour findet hier ihren Abschluss.


ñ 2 h 10 min (le Fer à Cheval - Refuge Ciuttulu di i Mori)

 

ñ 1 h 55 min ( Refuge Ciuttulu di i Mori - Paglia Orba) 



 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (3)


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schalb hat gesagt: da werden Erinnerungen wach
Gesendet am 14. Oktober 2014 um 09:27
an Sommer 1972

Felix hat gesagt: RE: da werden Erinnerungen wach
Gesendet am 14. Oktober 2014 um 11:17
hat dir dieser Berg auch so Eindruck gemacht, warst auch so fasziniert?

lg Felix

schalb hat gesagt: RE: da werden Erinnerungen wach
Gesendet am 17. Oktober 2014 um 07:42
ja, die roten Felsen, Eidechsen und Wassertümpel.


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