Krönten (3108m)


Publiziert von أجنبي , 7. Oktober 2012 um 01:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:23 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:Bodenberg P. 1002 – Mettlen – Hutzi – Geissfad – P. 1855 – Kröntenhütte SAC – Mändliteifi – Graw Stock – Glatt Firn – Kröntenlücke – Krönten – Kröntenlücke – Glatt Firn – Graw Stock – Mändliteifi – Kröntenhütte SAC – P. 1855 – Stäfeli – Chüeplangg – Schattig Boden – P. 1263 – Sulzwald – Mettlen – Bodenberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Bodenberg (Bewilligung für Fr. 20.- am Bahnhofkiosk in Erstfeld erhältlich)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Bodenberg
Kartennummer:LK 1:25.000: 1191 Engelberg, 1211 Meiental

Zwei Wochen Ferien, grosse Pläne, doch die Wetterprognosen sind mies bzw. das Wetter ändert täglich. Aber...: Aha, der Sonntag kommt gut, Föhn sei dank! Nur: als wir uns gegen Samstagmittag für die Tour entschieden, regnete es draussen noch in Strömen. Das Gute daran: Nicht viele tun sich einen solchen Hüttenzustieg an, viel würde dort oben wohl also nicht los sein. Das Schlechte: Wir würden wohl recht nass...

Nun, mit Blick auf den Niederschlagsradar zögerten wir unsere Abfahrt soweit hinaus wie möglich. Nachdem wir die oft recht schmale Strasse zum Bodenberg (bewilligungspflichtig!) hochgefahren waren, verbrachten wir erst Mal geschlagene 40 Minuten mit Warten im Auto. Es regnete etwas zu stark für unsere sanften Gemüter. Als der Regen gegen 16 Uhr langsam nachliess, machten wir uns auf die Socken. Für den Aufstieg wählten wir die schnelle, doch steile Variante über Geissfad.

Der Hüttenzustieg präsentierte sich als eine Art Flusswanderung. Allerdings nicht entlang eines Flusses, sondern mittendrin. Nun gut, unsere Hochtouren-Ausrüstung und Kleider für Sonntag waren ja regendicht im Rucksack verpackt, da machte es eigentlich nicht allzu viel aus, dass wir „pflotschnass“ gegen 17.45 Uhr in der Kröntenhütte eintrafen. Geregnet hatte es im Aufstieg nur einmal... Immerhin war die Lufttemperatur recht angenehm.

Das Nachtessen in der Kröntenhütte war lecker und ausgiebig, der Aufenthaltsraum schön warm, die Nacht angenehm (wir hatten ein ganzes Zimmer für uns) und das bereit gestellte Frühstücksbuffet super. Insbesondere das feine Brot und der Zopf müssen an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden. Tiptop, ergo: danke!

Im Schein der Stirnlampen trotteten wir um 6 Uhr los. Dies auf dem direkt vor der Hütte ausgeschilderten Weg Richtung Spannorthütte. Etwas unterhalb des Obersees erwischten wir gerade noch die Abzweigung (Steimandli/Pfadspuren) hinüber zur Brücke. Danach war die Route eigentlich klar und bald hellte es auf. Der Aufstieg von der Mändliteifi zum Graw Stock war interessanter als ich's mir vorgestellt hatte: die Hände kamen jedenfalls an diversen Stellen zum Einsatz. An einer etwas ausgesetzten Stelle konnte man sich an Fixseilen festhalten.

Nach dem Graw Stock geht's über ein paar steile, geschliffene Platten hoch. Wer der weiss-blau-weissen Markierung folgt, stösst auf ein paar Tritte und Griffe im Fels und auf ein paar Eisenbügel. Da frühmorgens der Fels vom vorgängigen Regentag noch nass war, galt hier etwas Vorsicht. Bald erreichten wir die Anseilstelle, erblickten aber auf dem Fels weiter oben noch weitere Steimandli. Wir kraxelten also noch etwas weiter, überschritten einen schmalen Gletscherarm (Blankeis) und kraxelten nochmals ein Stück, bevor wir schliesslich anseilten. In den nächsten paar Dekaden kann wohl ein Wanderweg auf den Krönten eingerichtet bzw. die Gletscherausrüstung zu Hause gelassen werden, fürchte ich.

Der Glatt Firn war grösstenteils blank, mit Steigeisen aber gut begehbar. Wir hatten das so erwartet und waren erleichtert darüber, denn ein frisch eingeschneiter Gletscher war nicht gerade das, was wir uns wünschten. Die Spalten auf der Strecke zur Kröntenlücke – darunter ein paar ziemlich breite – waren recht gut sichtbar.

Etwas östlich von P. 2824 wechselten wir auf Fels. Wir liessen uns aber von einem grossen Steimandli auf der linken Seite der Westflanke verleiten und kraxelten folglich die Flanke hoch. Der Fels war hier noch nass und teils mit Reif überzogen, die Kraxlerei daher nicht sonderlich genussvoll. Wie wir im Abstieg erst bemerkten, gäbe es bereits hier auf dem Westgrat eine Art Weg. Gleich nach rechts zu diesem hinüber zu queren wäre also angenehmer gewesen.

Am oberen Ende der Westflanke erreichten wir den Westgrat, welcher hier noch recht einfach und breit ist. Dies ändert sich kurz vor dem Vorgipfel, wo es eine ziemlich luftige, schmale Gratpassage zu meistern gilt. Diese war einfach zu begehen, doch galt für mich: einfach nicht zu sehr links hinunter schauen...

Auf dem Vorgipfel angekommen sprühte meine Freundin vor Tatendrang, während mir die unmittelbar anstehende Gipfelkletterei einigen Respekt einflösste. Ich da hoch?! Hmm... Wirklich überzeugt war ich nicht von der Sache, sicherte aber vorerst mal meine Freundin. Von der Scharte zwischen Haupt- und Vorgipfel geht's zunächst recht einfach ein paar Meter in die Höhe. Die Variante durch die Lücke, links um den Gipfel herum und von hinten hoch (gemäss SAC-Führer 2c) ist recht luftig (doch 2 BH), also knöpften wir uns den Kamin (3a) vor, den man direkt vor sich hat. Unterhalb des Kamins hat's einen Bohrhaken mit einer hilfreichen Reepschnur.

Der Kamin hat's in sich: Platz für einen Rucksack gibt's da nicht, den lässt man am Besten auf dem Vorgipfel. Meine Freundin zwängte sich als Erste hoch und sicherte mich von oben. Als ich einmal im Kamin drin war, fühlte ich mich recht sicher: Man ist derart eingeklemmt, dass man eigentlich gar nicht raus und runter fallen kann... Die Luft anhalten und den Bauch einziehen kann auch nicht schaden. Wer etwas zu viel gefrühstückt hat, wird's spätestens hier bereuen... Kurz: es ist sehr, sehr eng und man würgt sich einfach irgendwie auf den Gipfel hoch.

Gross war meine Freude, als ich den Gipfel erreichte, denn 10 Minuten zuvor hegte ich ja noch starke Zweifel, ob ich's überhaupt wagen sollte. Für den Aufstieg ab Kröntenhütte benötigten wir bei gemütlichem Tempo insgesamt 4h 15min. Der Gipfel war – zu meiner Freude – recht geräumig und ich fühlte mich gut. Da nach uns noch eine 3er-Seilschaft folgte, hatten wir genug Zeit, um die wunderbare Aussicht zu geniessen und festzustellen, dass wir wettermässig exakt den richtigen Gipfel ausgewählt hatten.

Aufgrund der Warterei kühlten wir etwas aus, so dass wir nach Ankunft des letzten Bergsteigers mit dem Abseilmanöver begannen. Wir hatten ein 40m-Seil dabei, was gut gereicht hätte. Die andere Seilschaft offerierte jedoch gleich ihr 50m-Seil, an dem sich schliesslich alle in die Scharte abseilten. Auf dem Vorgipfel gab's dann endlich was zu essen.

Erst um 11.30 Uhr, als die ersten Nebelschwaden vom Sassfirn hoch kamen, begaben wir uns in den Abstieg. Diesmal folgten wir dem Westgrat bis kurz vor der Kröntenlücke, wo wir – dem Pfad bzw. Steimandli folgend – Richtung P. 2824 hinüber querten. Der Abstieg über den Glatt Firn verlief reibungslos, doch verliessen wir den Gletscher nun weiter unten als wir ihn im Aufstieg betraten. Nach ca. 3h (erneut gemütliches Tempo) trafen wir bei der Kröntenhütte ein.

Zurück zum Bodenberg wollten wir über die Chüeplanggen-Route. Diese ist etwas weniger steil, doch weiter als die Variante über Geissfad. Allerdings wäre die Geissfad-Route wohl noch recht nass und daher ziemlich mühsam geworden. Unser Abstieg hatte zudem den Vorteil, dass wir das wunderschöne Hochmoor entlang des Fulenbachs bzw. -sees passieren konnten. Auch weiter unten erwies sich dieser Weg als abwechslungsreich und schön. Für den Abstieg nach Bodenberg benötigten wir knapp 2h.

Fazit: 1. Auf Schönwetterfenster zu spekulieren lohnte sich, auch wenn wir dafür einen sehr ungemütlichen Hüttenzustieg auf uns nehmen mussten. Dieser war – erwartungsgemäss – spätestens auf dem Krönten-Gipfel wieder vergessen. 2. Der Föhn war *auch schon unser Feind, heute aber unser Freund. 3. Und ähm... auf dem Zwächten *war ich schon und auf dem Bächenstock *ebenso. Da ich nun auch den Krönten endlich mal bestiegen habe, drängt sich eine Besteigung des  Gross Spannort nun definitiv auf. Habe zwar noch reichlich Respekt davor, kann mir aber vorstellen, es nächstes Jahr mal zu versuchen. Mal sehen ob's klappt...


Tourengänger: أجنبي


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