Flüstert der Berg?
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«Flüstert der Berg?
Schläft er?
Hört der Berg?
Weint er?
Singt der Berg?
Träumt er?»
... im ICE 371 gleite ich nach Zürich, bevorzugt achte ich auf den Wagen Nummer Neun, dessen Sitz- und Coupéaufteilung nicht identisch ist mit den der andern Waggons: im ICE 1 Avm 73 [DB] 9 gibt es eine Sitzplatzformation, die meinen langen Beinen gerecht wird, inkl. grossem Klapptisch. Sollte man die eigene Schmalspurzeitung zu Hause liegen gelassen haben oder sie weit öfter als Dilettanten-Blatt ansehen, hängen an der Seitenwand in einem ansehnlichen Stoffschieber die neuesten Blätter der deutschen und internationalen Welt, an Wochenenden oft auch als Mitlaufware eingepackt gesehen. Auf Wunsch wird auch am Platz Essen und Getränke serviert. Wer wissen will, wie schnell auch in der CH der ICE unterwegs sein kann, erhält diese Informationen hin und wieder auf dem Display zwischen den Wagen. Auch Ruhezonen sind nun beim ICE Standard (nur in der 1. Klasse). Besonders praktisch, da verschiebbar, sind die Doppelhaken für Mäntel und kleine Taschen, die in einer Schiene oberhalb der Fenster laufen können. Fürs Gepäck stehen zusätzlich Packbuchten in regelmässigen Abständen zur Verfügung. Für Kinderwagen ist auch genügend Platz vorhanden – sogar Doppel-WCs sind in einzelnen Waggon verfügbar. Nirgends kommt Enge auf im ICE. Noch habe ich nicht was Störendes oder Mangelndes in den verg. Jahren gefunden – aktuell bin ich ja nur in der CH mit dem ICE unterwegs, zuletzt im 2009 bundesweit, auch erstklassig. Die Rollgeräusche kommen aber nicht an den ICN heran. Wie sich der ICN in Deutschland machen würde, wäre ich neugierig.
... der Zug fährt in Zürich auf Gleis 10 ein – die halbe Stunde nutze ich dazu, mich lokal upzudaten, einiges sieht anders aus bzw. wurde umgestellt oder erweitert. Die Anstehzone vor der Schaltern ist noch prekärer als zuvor – ob die in Basel in der grossen Halle das Los gezogen haben, in einigen Tagen wird der Bereich fürs „Sälbermache“ angeblich aufgewertet sein – ich staune trotzdem: da ist weibiglich und männiglich digital ausgerüstet von Kopf bis Fuss, digital ummantelt scheint es geradezu (jeder sein eigener USB) und doch wirken die Zeitgenossen in der Schalterschlange ziemlich hilflos!
... auch andernorts versprechen die SBB für Basel SBB Umbauten bzw. Vereinfachungen. Das Kernproblem Passarelle scheint ein Tabu zu bleiben.
... mit der S-Bahn gelange ich nach Zürich-Oerlikon, mit Ankunft auf Gleis 6. Dort ist seit über einem Jahr auch eine Baustelle – Baustellen habe es ja an sich: sie vermitteln den Glauben, oft jedenfalls, was wenn fertig, es besser kommen dürfte. Am Gotthard bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher! Zuerst habe ich hier noch ein Bewerbungsgespräch vor mir – nochmals hinaus, nochmals mich bewegen, im Flachland der Pflege. Ich verlasse den Funktionsbau hinter der Züspa mit einem guten Gefühl. Beschwingt spaziere ich zurück zum Bahnhof und lasse mich zum HB zurückbringen. Auf Gleis 4 steht der IR ins Tessin mit Abfahrt um 12.09 – hoffte ich auf einen revidierten Apm SBB, fand ich den betagten, aber sauberen Waggon. Zupfte die wenigen Weltblätter noch hervor, die in den Tiefen des Rucksack nach unten gerutscht sind und überlasse den Rest der SBB bis nach Arth-Goldau.
...in den Lokalen der SV kann je nach Restaurationstyp fast jedermann zu einem preisgünstigen Menu kommen (in Erstfeld ist es die frühere „Milchküche“) – ich habe diese Möglichkeit der Verpflegung in einem früheren Bericht gewürdigt. Das Menü und die Preise sind eine Glanzleistung. Das Lokal besticht durch Reduktion und Holz (und durch den Verkauf von Molke der Marke Sittlisalp) – das in Bellinzona übrigens auch. Auch dort kann diniert werden – Zugang über die Brücke am Nordteil des Bahnhofs! Auf dem Weg dorthin ist augenfällig, dass alle Züge zwischen Flüelen und Erstfeld auf ihrem Trassee zurzeit behutsam entlang rollen. Da hat mit den Abschlussarbeiten vor dem NEAT-Zugang zu tun – man achte auf die Geleiseführungen und Bahnbauten. Bald ist dort das Ende der Tätigkeiten zu sehen.
... eine Stunde später rumpelt der nächste IR Richtung Gotthard heran – zuvor ein paar Minuten Zeit, sich des „fliehenden“ und stehenden Mobiliars anzunehmen. Seien es die Bluemechischtli oder der Löschzug, die BLS-Loks mit ihren grellen Bemalungen, dieses intensive Grün und dem Leistungs-ausweis in Form eines „Alpinisti“. In Erstfeld ist eine friedliche Koexistenz von BLS und SBB zu beobachten.
... das Gotthardmassiv ist in Reichweite – seit Jahrtausenden ist es eine Herausforderung – ob es schläft oder weint, ob es flüstert oder singt? Der Lärm ist beachtlich, wer hier trotzdem wohnen bleibt, müsste entschädigt werden. Wahrscheinlich gibt es durchaus Plätze, die den Lärm nicht ganztags zu hören bekommen. So wie dieser Korridor belastet ist, von Massen, von Staub (Strasse und Schiene, und da nehme ich die Schiene NICHT in Schutz), von Spannungsleitungen durchzogen, gebohrt, gelöchert, getreten, misshandelt, versenkt, gestoßen, geschlagen, geschubst– der Misshandlungskatalog betrifft alles, was wir gewohnt sind aussen vor zu lassen, nicht bei uns oder es gipfelt in der Aussage exemplarisch „...hier würde/könnte ich nie leben?“. Der Bund hat 2011 einen Folder über das Leben im Transitkorridor herausgebracht. Das was für den Gotthard exemplarisch gilt, ist anwendbar auf einen grossen Teil der Arena BERG in Mitteleuropa. Wir sind irritiert und ungeduldig, wenn der Berg sich meldet, wenn er ausbüxt und Steine loslässt. Steine sprechen, nicht nur wenn sie herunterfallen und uns bedrängen und weit mehr. So gibt es diesen Anachronismus am Gotthard, die Ruhe, dafür muss ein wenig gearbeitet werden – nicht alle Seitentäler offerieren das in gleichem Masse, eben weil „Action inklusive“ oft verwechselt wird...weniger ist eindeutig mehr! Z. B. das Gornerental, unspektakulär erreichbar, ist es eine Ruhe-Insel für mich geworden.
.....noch eine kleine Betrachtung zum Verb: Machen. Berge werden nicht gemacht, sie sind schon da. Man/frau entdeckt, steigt hoch, unternimmt eine Fahrt in die Berge, besucht sie oder widmet sich ihnen. Im Verb MACHEN steckt einiges Verwerfliches, denn MACHEN hat auch was zu tun mit Macht, oft ist die Macht des zu bezwingenden Berges schnell ausserhalb unserer Kontrolle – ich mache auch nicht Amerika oder sonst ein Land, eine Landschaft.
... Ausserdem müssen die noch ruhigen Gebiete in der Natur besser geschützt werden. Denn in der Hoffnung auf Erholung, flieht die lärmmüde Bevölkerung oft dorthin und verschleppt damit den Lärm in diese bisher unberührten Gebiete (Alpeninitiative). Die Berge brauchen Ruhe – dauermisshandelte Berge und ihre Zonen werden antworten, ihre Sprache verstehen wir auch dann nicht, wenn wir 1000 Studien auf sie loslassen! Schwingt der Berg, ist er uns bedrohlich, stösst er auf, sind wir misstrauisch, vibriert er, ist er uns unheimlich. Flüstert er, holen wir einen Sachverständigen, singt er, ab ins Studio!
... was für ein Szenario: dem Berg am Gotthard eine Woche Ruhe schenken – kein Zug, kein Auto, auch kein Armeeflieger, eine Woche stillgelegte Strommasten ... zu Fuss und das Wasser der Reuss fliessen lassen?
Schläft er?
Hört der Berg?
Weint er?
Singt der Berg?
Träumt er?»
... im ICE 371 gleite ich nach Zürich, bevorzugt achte ich auf den Wagen Nummer Neun, dessen Sitz- und Coupéaufteilung nicht identisch ist mit den der andern Waggons: im ICE 1 Avm 73 [DB] 9 gibt es eine Sitzplatzformation, die meinen langen Beinen gerecht wird, inkl. grossem Klapptisch. Sollte man die eigene Schmalspurzeitung zu Hause liegen gelassen haben oder sie weit öfter als Dilettanten-Blatt ansehen, hängen an der Seitenwand in einem ansehnlichen Stoffschieber die neuesten Blätter der deutschen und internationalen Welt, an Wochenenden oft auch als Mitlaufware eingepackt gesehen. Auf Wunsch wird auch am Platz Essen und Getränke serviert. Wer wissen will, wie schnell auch in der CH der ICE unterwegs sein kann, erhält diese Informationen hin und wieder auf dem Display zwischen den Wagen. Auch Ruhezonen sind nun beim ICE Standard (nur in der 1. Klasse). Besonders praktisch, da verschiebbar, sind die Doppelhaken für Mäntel und kleine Taschen, die in einer Schiene oberhalb der Fenster laufen können. Fürs Gepäck stehen zusätzlich Packbuchten in regelmässigen Abständen zur Verfügung. Für Kinderwagen ist auch genügend Platz vorhanden – sogar Doppel-WCs sind in einzelnen Waggon verfügbar. Nirgends kommt Enge auf im ICE. Noch habe ich nicht was Störendes oder Mangelndes in den verg. Jahren gefunden – aktuell bin ich ja nur in der CH mit dem ICE unterwegs, zuletzt im 2009 bundesweit, auch erstklassig. Die Rollgeräusche kommen aber nicht an den ICN heran. Wie sich der ICN in Deutschland machen würde, wäre ich neugierig.
... der Zug fährt in Zürich auf Gleis 10 ein – die halbe Stunde nutze ich dazu, mich lokal upzudaten, einiges sieht anders aus bzw. wurde umgestellt oder erweitert. Die Anstehzone vor der Schaltern ist noch prekärer als zuvor – ob die in Basel in der grossen Halle das Los gezogen haben, in einigen Tagen wird der Bereich fürs „Sälbermache“ angeblich aufgewertet sein – ich staune trotzdem: da ist weibiglich und männiglich digital ausgerüstet von Kopf bis Fuss, digital ummantelt scheint es geradezu (jeder sein eigener USB) und doch wirken die Zeitgenossen in der Schalterschlange ziemlich hilflos!
... auch andernorts versprechen die SBB für Basel SBB Umbauten bzw. Vereinfachungen. Das Kernproblem Passarelle scheint ein Tabu zu bleiben.
... mit der S-Bahn gelange ich nach Zürich-Oerlikon, mit Ankunft auf Gleis 6. Dort ist seit über einem Jahr auch eine Baustelle – Baustellen habe es ja an sich: sie vermitteln den Glauben, oft jedenfalls, was wenn fertig, es besser kommen dürfte. Am Gotthard bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher! Zuerst habe ich hier noch ein Bewerbungsgespräch vor mir – nochmals hinaus, nochmals mich bewegen, im Flachland der Pflege. Ich verlasse den Funktionsbau hinter der Züspa mit einem guten Gefühl. Beschwingt spaziere ich zurück zum Bahnhof und lasse mich zum HB zurückbringen. Auf Gleis 4 steht der IR ins Tessin mit Abfahrt um 12.09 – hoffte ich auf einen revidierten Apm SBB, fand ich den betagten, aber sauberen Waggon. Zupfte die wenigen Weltblätter noch hervor, die in den Tiefen des Rucksack nach unten gerutscht sind und überlasse den Rest der SBB bis nach Arth-Goldau.
...in den Lokalen der SV kann je nach Restaurationstyp fast jedermann zu einem preisgünstigen Menu kommen (in Erstfeld ist es die frühere „Milchküche“) – ich habe diese Möglichkeit der Verpflegung in einem früheren Bericht gewürdigt. Das Menü und die Preise sind eine Glanzleistung. Das Lokal besticht durch Reduktion und Holz (und durch den Verkauf von Molke der Marke Sittlisalp) – das in Bellinzona übrigens auch. Auch dort kann diniert werden – Zugang über die Brücke am Nordteil des Bahnhofs! Auf dem Weg dorthin ist augenfällig, dass alle Züge zwischen Flüelen und Erstfeld auf ihrem Trassee zurzeit behutsam entlang rollen. Da hat mit den Abschlussarbeiten vor dem NEAT-Zugang zu tun – man achte auf die Geleiseführungen und Bahnbauten. Bald ist dort das Ende der Tätigkeiten zu sehen.
... eine Stunde später rumpelt der nächste IR Richtung Gotthard heran – zuvor ein paar Minuten Zeit, sich des „fliehenden“ und stehenden Mobiliars anzunehmen. Seien es die Bluemechischtli oder der Löschzug, die BLS-Loks mit ihren grellen Bemalungen, dieses intensive Grün und dem Leistungs-ausweis in Form eines „Alpinisti“. In Erstfeld ist eine friedliche Koexistenz von BLS und SBB zu beobachten.
... das Gotthardmassiv ist in Reichweite – seit Jahrtausenden ist es eine Herausforderung – ob es schläft oder weint, ob es flüstert oder singt? Der Lärm ist beachtlich, wer hier trotzdem wohnen bleibt, müsste entschädigt werden. Wahrscheinlich gibt es durchaus Plätze, die den Lärm nicht ganztags zu hören bekommen. So wie dieser Korridor belastet ist, von Massen, von Staub (Strasse und Schiene, und da nehme ich die Schiene NICHT in Schutz), von Spannungsleitungen durchzogen, gebohrt, gelöchert, getreten, misshandelt, versenkt, gestoßen, geschlagen, geschubst– der Misshandlungskatalog betrifft alles, was wir gewohnt sind aussen vor zu lassen, nicht bei uns oder es gipfelt in der Aussage exemplarisch „...hier würde/könnte ich nie leben?“. Der Bund hat 2011 einen Folder über das Leben im Transitkorridor herausgebracht. Das was für den Gotthard exemplarisch gilt, ist anwendbar auf einen grossen Teil der Arena BERG in Mitteleuropa. Wir sind irritiert und ungeduldig, wenn der Berg sich meldet, wenn er ausbüxt und Steine loslässt. Steine sprechen, nicht nur wenn sie herunterfallen und uns bedrängen und weit mehr. So gibt es diesen Anachronismus am Gotthard, die Ruhe, dafür muss ein wenig gearbeitet werden – nicht alle Seitentäler offerieren das in gleichem Masse, eben weil „Action inklusive“ oft verwechselt wird...weniger ist eindeutig mehr! Z. B. das Gornerental, unspektakulär erreichbar, ist es eine Ruhe-Insel für mich geworden.
.....noch eine kleine Betrachtung zum Verb: Machen. Berge werden nicht gemacht, sie sind schon da. Man/frau entdeckt, steigt hoch, unternimmt eine Fahrt in die Berge, besucht sie oder widmet sich ihnen. Im Verb MACHEN steckt einiges Verwerfliches, denn MACHEN hat auch was zu tun mit Macht, oft ist die Macht des zu bezwingenden Berges schnell ausserhalb unserer Kontrolle – ich mache auch nicht Amerika oder sonst ein Land, eine Landschaft.
... Ausserdem müssen die noch ruhigen Gebiete in der Natur besser geschützt werden. Denn in der Hoffnung auf Erholung, flieht die lärmmüde Bevölkerung oft dorthin und verschleppt damit den Lärm in diese bisher unberührten Gebiete (Alpeninitiative). Die Berge brauchen Ruhe – dauermisshandelte Berge und ihre Zonen werden antworten, ihre Sprache verstehen wir auch dann nicht, wenn wir 1000 Studien auf sie loslassen! Schwingt der Berg, ist er uns bedrohlich, stösst er auf, sind wir misstrauisch, vibriert er, ist er uns unheimlich. Flüstert er, holen wir einen Sachverständigen, singt er, ab ins Studio!
... was für ein Szenario: dem Berg am Gotthard eine Woche Ruhe schenken – kein Zug, kein Auto, auch kein Armeeflieger, eine Woche stillgelegte Strommasten ... zu Fuss und das Wasser der Reuss fliessen lassen?
Tourengänger:
Henrik

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