Lange Bergtour aufs Balmhorn (3698 m) von Kandersteg über den Zackengrat


Publiziert von morphine , 6. Juni 2012 um 22:21.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:30 Oktober 2002
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 15:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Kandersteg (Eggeschwand) - Sunnbüel - Spittelmatte - Zackenpass - Zackengrat - Balmhorn
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels und Gasthäuser in Kandersteg oder im Hotel Schwarenbach (2060 m) am Gemmipassweg.
Kartennummer:1267 Gemmi 1:25000

Wünsche

Ein schöner hoher Dreitausender bei klarer Atmosphäre sollte es im Herbst mal wieder sein. Aber das Wetter in jenem Oktober präsentierte sich recht wechselhaft. Zum Monatsende war jedoch wieder  stabiles Schönwetter prognostiziert. Das war mein Startschuss Richtung Balmhorn.


Einlaufen

Zwei Tage vor der Tour lief ich mich erst mal ein wenig ein. Ich besuchte die schön gelegene Balmhornhütte und kundschaftete das Gebiet der Spittelmatte aus um herauszufinden, wo es galt, bei meiner Balmhorntour in Richtung Sagiwald und Schwarzgletscher abzuzweigen.


Beginn des langen Aufsgtiegs

Am vorletzten Oktobertag um ca. 5.00 Uhr morgens startete ich in Eggeschwand meinen langen Aufstgieg zum Balmhorngipfel. Auf dem Programm standen 2500 m Auf- und Abstieg. Mit der notwendigsten Ausrüstung, genügend zu trinken und meiner schweren SLR-Kamera war der Rucksack auch nicht gerade leicht gepackt.

Im ersten Licht des Tages erreichte ich die Spittelmatte und machte erst mal eine kleine Pause. Danach stieg ich ohne Orientierungsprobleme südlich am Sagiwald vorbei in südöstlicher Richtung das Seitental des Schwarzgletschers hinauf.

Der Weg war fast durchgängig sehr steil und verlief teilweise direkt auf der Gletschermoräne vorbei an einer Gedenktafel. Diese und die sehr ernste hochalpine Umgebung mahnten mich zur Eile. Der bedrohliche Hängegletscher gegenüber am Rinderhorn sorgt beim Zustieg zum Zackengrat immer für Gefahr.

Ich erreichte das Eis des Schwarzgletschers und legte erst mal meine Steigeisen an. Von hier stocherte ich mit meinem Eispickel Schritt für Schritt an den finalen Steilaufschwung zum Zackenpass heran. Ich überlegte kurz, ob ich nicht wegen des vielen -aber gut zu begehenden- Schnees linkerhand den steilen nach Osten direkt in Richtung Gipfel hinaufziehenden Gletscherflügel hochsteigen sollte. Aber die Anglegenheit war mir vor allem weiter oben dann doch zu steil. So stieg ich in perfektem Firn weiter Richtung Zackenpass. Die Spaltengefahr ist zwar gegeben, hält sich aber einigermaßen in Grenzen. Ich selbst wich in der steilen Passage unterm Pass ein paar Schründen nach links im Aufstiegssinn aus. Aber die Situation muss natürlich vor Ort immer wieder neu beurteilt werden.


Traumhafter Zackengrat

Nach dem langen Aufstieg im Schatten stand ich beim Erreichen des Passes mit einem mal im morgendlichen Sonnenschein.

Hier oben wirkte alles schon recht winterlich. Die Aussicht war jetzt schon grandios. Im Rücken die Walliser Gipfel sowie das nahe Rinderhorn. Vor mir der heute sehr schön verschneite Zackengrat. Der Schnee wies glücklicherweise einen überwiegend tragfähigen Deckel auf. Nur hin und wieder bin ich etwas tiefer eingesackt. Dazu herrschten angenehme Temperaturen und kaum Wind. Dem ultimativen Genuss beim Aufstieg über dem Grat stand somit nichts mehr im Wege.

Vom Pass weg achtete ich stets auf genügend Abstand zur Gratkante, die mit teilweise großen Wächten geschmückt war. Je höher ich stieg um so spektakulärer wurde die Aussicht und zwar in alle Richtungen.


Der Gipfel

Schneller als gedacht erreichte ich den Vorgipfel. Beim kurzen Ab- und wieder Aufstieg zum Hauptgipfel schaute ich mich nach versteckten Querspalten auf dem Gletscher um von denen ich gelesen hatte. Ich prüfte daher jeden Schritt zweimal und erreicht kurz darauf überglücklich das Gipflelkreuz, welches sich etwas unterhalb des höchsten Punktes befindet.

Das Gipfelpanorama gehört mit zu den umfassendsten und schönsten die ich bis heute zu Gesicht bekommen habe. Das recht freistehende Balmhorn ist halt auch ein berühmter Aussichtsberg. Ich spare mir hier einfach Einzelheiten und verweise auf die Bilder, die ich an diesem klaren Herbsttag machen konnte.

Nachdem ich den Nachmittag am Gipfel in vollen Zügen genossen hatte, machte ich mich wieder auf  in Richtung Kandersteg.


Abstieg wie Aufstieg

Oben am Zackengrat kostete ich nochmals die Lichtstimmungen der tief stehenden Sonne und die freie Aussicht ins Wallis und zum Mont-Blanc aus.

Nach dem Zackenpass empfing mich dann -zumindest für heute- endloser Schatten. Auf der Spittelmatte war es dann auch schon wieder pechschwarze Nacht.

Unter einem schönen Sternenhimmel lief ich den breiten Alpweg hinunter nach Eggeschwand. Aber mit meinen Gedanken war ich noch immer auf dem strahlenden Schneegipfel des Balmhorns.


Hinweis

Die Tour von Eggeschwand auf den Gipfel und wieder zurück ist natürlich sehr lang. Aber beim Durchstöbern der hier publizierten Touren auf´s Balmhorn werden auch Alternativen, wie z.B. eine Übernachtung im günstig gelegenen Hotel Schwarenbach, aufgezeigt.
 



Tourengänger: morphine


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Alpenorni hat gesagt: Balmhorn - ein Top-Gipfel !
Gesendet am 7. Juni 2012 um 10:59
Danke für den schönen Bericht und die eindrücklichen Fotos.
Ganz von Eggeschwand aus ist das in der Tat eine laaange Tour. Ich bin vor 26 Jahren von Schwarenbach aus aufs Balmhorn gestiegen - selbst das ist eine ganz erhebliche Strecke und war durchaus ermüdend.
Vielleicht nehme ich diesen herrlichen Berg eines Tages auch nochmal ins Programm - allerdings sollte der Hang zum Zackenpass hoch gute Verhältnisse aufweisen, sonst muss man sich während des Aufstiegs ja schon vor dem Abstieg fürchten...
Gruß
Martin

morphine hat gesagt: RE:Balmhorn - ein Top-Gipfel !
Gesendet am 7. Juni 2012 um 13:28
Hallo Alpenorni,

merci für den Kommentar!
Interessant, Dein Hinweis auf den Hang unterm Zackenpass. Hast Du da vor 26 Jahren schlechte Erfahrungen gemacht (Blankeis)? Ich selbst konnte diese Passage bei guter Schneelage problemlos rauf- und wieder runtersteigen.

Gruß
morphine

Alpenorni hat gesagt:
Gesendet am 7. Juni 2012 um 13:48
Hallo morphine,
Am 8.Juli war`s - es hatte tags zuvor Neuschnee gegeben, und dann eine kalte Nacht, der Firn war griffig und gut zu begehen, der Zackengrat allerdings tief verschneit. Wir waren (zu zweit) die einzigen am Berg und haben alles spuren müssen.
Beim Bericht von gero ist einiges dazu besprochen worden : www.hikr.org/tour/post50474.html
Zwischen gruselig und easy going ist wohl im Verlaufe einer Saison so ziemlich alles drin.

Gruß
Martin

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juni 2012 um 12:18
Wow, mein bescheidener Bericht scheint ja tatsächlich mächtig zu animieren !
Ja, die Bandbreite der Verhältnisse am Balmhorn ist wirklich groß - ich wünschte, ich hätte auch so freundliches Wetter gehabt, dann wäre die Motiviation zum Weitergehen größer gewesen.
Next time, same place - maybe!

Beste Berggrüße vom Georg

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juni 2012 um 13:21
Hallo gero,

ich habe meine alte Balmhorntour (Farbnegative vor kurzem digitalisieren lassen) nur zufällig kurz nach Deinem aktuellen Bericht hier gepostet. Hatte Deine Tour noch nicht entdeckt und musste erst von Alpenorni per Kommentar darauf aufmerksam gemacht werden.

Bezüglich größerer Motivation bei schönem Wetter weiterzugehen habe ich just ein Jahr zuvor (2001) am Balmhorn auch so meine ganz speziellen Erfahrungen gemacht.

Obwohl konditionell am Ende, bin ich bei schönstem Herbstwetter -aber knietief aufgeweichtem Schnee- die letzten gut 300 Höhenmeter nur noch mit purem Willen weiter rauf zum Balmhorn. Oben angekommen hatte ich -völlig ausgepumpt mit höllischen Kopfschmerzen- nichts vom Gipfel.

Die Tour ist mir so als Negativerlebnis im Gedächtnis geblieben. Ein Jahr später hatte ich dann alles Glück beisammen. Wetter, Verhältnisse und Kondition passten.

Ich glaube daher, Du hast vor kurzem am Balmhorn eine sehr weise Entscheidung gefällt und alles richtig gemacht.

Gruß
morphine


gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juni 2012 um 17:04
Servus morphine,

danke für Deine aufmunternden Worte an mich ... der Balmklapfen liegt mir schwer im Magen, und ich packe gedanklich ständig meinen Rucksack mit NUR dem Notwendigsten, um es nochmal zu probieren. So wie Du, by fair means als Kondischocker ab Eggeschwand.

Bei dieser Gelegenheit: Hut ab und mein größter Respekt vor Deiner Leistung, am Stück die 2500 Hm hinaufzusteigen ! Gratulation !

Gruß zurück vom Georg

erwan hat gesagt: die berg
Gesendet am 15. Juni 2017 um 00:40
lasse die berg in ruhe ich hasse

berg steigern


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